Kaiser-Franz-Josef-Museum

Baden, Mai 2023

Tauchen Sie in eine Zeit ein, in der Baden eine der mondänsten Kurmetropolen der großen Habsburger-Monarchie war. Erleben Sie den Einfluss dieser einst mächtigsten Familie der Welt auf die Thermenstadt anhand von Objekten und der atmosphärischen Gestaltung der Säle. Hier wird der Alltag des Bürgertums, aber auch der einfachen Leute, wie in vielen Kleinstädten des „alten“ Österreich, vermittelt.

 Kaiser-Franz-Josef-Museum in Baden, Mai 2023

Das Kaiser-Franz-Josef-Museum ist ein Museum am Rande des Wienerwaldes in Baden bei Wien in Niederösterreich. Die historischen Sammlungen des Museums bestehen vorwiegend aus volkskundlichen Objekten und Handwerkserzeugnissen sowie Objekten der Alltagskultur, die zum Großteil in Niederösterreich entstanden sind. Zudem gibt es eine ansehnliche historische Essbestecksammlung, eine Sammlung religiöser Volkskunst, eine Sammlung historischer Waffen und Uniformen sowie eine kleine Sammlung von Objekten vorindustrieller Strafjustiz.

 Kaiser-Franz-Josef-Museum in Baden, Mai 2023

Schmiedeeisenes Fahrrad um 1880 - wunderschöne Schmiedearbeit (das Schweißen kam erst in den Dreißigerjahren auf), Pedale verstellbar, gefederter Sitz, Seilzugbremse auf Rückrad wirkend durch Verdrehen es Lenkers, bei der Lenkstange Gabel zur Gepäckaufnahme

 Kaiser-Franz-Josef-Museum in Baden, Mai 2023

WAFFELEISEN
Die Erzeugung von Oblaten geht auf die Jahre um 1500 zurück. Diese wurden meist in Ybbsitz hergestellt.
Runde finden sich häufer als Viereckige. Hier finden Sie eines davon mit Rautenmuster ausgestellt. Dieses Waffeleisen bietet schon seines Ornamentes wegen eine Besonderheit, da sich sonst meist in der Innenfläche figürliche Darstellungen, wie z. B. Themen aus den Osterfestkreis, Adam und Eva usw. finden lassen.

Was ist der Unterschied zwischen Oblate und Hostie?
Die Oblate ist ein Gebäck uralter Tradition - ("Oblatum" übersetzt "darbieten, opfern") sie wird mit Sauerteig, Hefe, Backpulver etc.,- hergestellt. Oblaten finden beim christlichen Abendmahl in der Kirche Verwendung und werden hierbei als "Hostien" (lat. "Hostia" übersetzt "Opfertier") bezeichnet. Hostien werden hingegen nur aus Mehl und Wasser hergestellt. Dieser Teig wird möglichst ohne Luftblasen auf die Waffeleisen verteilt und kommt in den Feuchtofen. Meist werden sie in Klosterbäckereien oder Hostienbäckereie gefertigt. Zur Hostie wird solche Oblate aber erst durch das Konsekrieren, (lat. Consecrare), die Weihe durch den Pfarrer.

 Kaiser-Franz-Josef-Museum in Baden, Mai 2023

Reisepass, ausgestellt im Namen des Kaisers

 Kaiser-Franz-Josef-Museum in Baden, Mai 2023

Als es den Bravo-Starschnitt noch nicht gab: Devotionalien für Fanboys (und Fangirls).

 Kaiser-Franz-Josef-Museum in Baden, Mai 2023

Sowjet-Russisches Selbstladegewehr (System Tokarev Modell 1940) als Scharfschützengewehr
Sowjet-Russisches Selbstladegewehr (System Tokarev Modell 1938) als Scharfschützengewehr

 Kaiser-Franz-Josef-Museum in Baden, Mai 2023

Uniformen- und Waffensaal
Sie finden hier eine Vielzahl von Uniformen, die deren Entwicklung bis in die Gegenwart ausgezeichnet dokumentieren. Vom „bunten kaiserlichen Rock“ der aus 12 Nationen zusammengesetzten österreichisch-ungarischen Armee, über deren Verwandlung in einheitlichen Erdfarben während des Ersten Weltkriegs, solchen aus dem Zweiten Weltkrieg, bis hin zu aktuellen Offiziersuniformen des österreichischen Bundesheeres. Der Garnisonsstadt Baden wird mit Erinnerungen an die Martinekkaserne, die von 1941 bis 2013 militärisch genutzt wurde, gedacht. Pistolen, Revolver und Waffen aus beiden Weltkriegen, sowie Sport- und kunstvolle Jagdgewehre aus mehreren Jahrhunderten und die dazugehörigen Schießscheiben runden die Atmosphäre des diesem Sammelgebiet gewidmeten Saales, ab.

 Kaiser-Franz-Josef-Museum in Baden, Mai 2023

Wir Franz Joseph der Erste
VON GOTTES GNADEN KAISER VON OESTERREICH,
Apostolischer König von Ungarn, König von Böhmen, von Dalmatien. Croatien, Slavonien, Galizien, Lodomerien und Illyrien, Erzherzog von Oesterreich, Grossherzog von Krakau, Herzog von Lothringen, Salzburg, Steyer, Kärnthen, Krain, Bukowina, Ober-und Nieder-Schlesien, Grossfürst von Siebenbürgen, Markgraf von Mähren, gefürsteter Graf von Habsburg und Tirol, etc.
entbieten allen und jeden Unseren Oberstleutnanten, Majoren, Haupleuten, Rittmeistern, Leutnanten, Unteroffizieren und insgemein allen Kriegsleuten zu Fuß und zu Pferd, wessen Nation, Würde, Standes oder Wesens die sind, so sich in unseren Kriegsdiensten befinden, Unsere kaiserliche und königliche Gnade, alles Gute und geben Euch hiermit gnädigst zu vernehmen, daß Wir
Unsern Oberstleutnant des Infanterieregiments Ritter von Auffenberg No. 64, Besitzer des Militärverdienstkreuzes,
lieben getreuen
Wladimir Verhovac
in huldreichster Erwägung der von Demselben Aus und Unserem Durchlauchtigsten Kaiserhause bisher geleisteten und noch ferner zu erwartenden guten Dienste, sowie zum Beweise Unseres höchsten Vertrauens zu seinen Einsichten und seiner Diensterfahrung, zu Unserem wirklichen kaiserlichen und königlichen
OBERSTEN zu Fuß mit dem Range vom neunzehnten Dezember 1910
gnädigst ernannt, bestellt und erhoben haben. Befehlen daher allen und jeden Obbenannten gnädigst und ernstlich, daß Ihr dasjenige,
was in Unserem Namen ermeldeler Oberst Wladimir Verhovac mit Euch sämtlich oder Jedem insbesondere dieses bekleidenden Charakters wegen anordnen und gebieten wird, jederzeit ohne einige Weigerung gehorsam und richtig vollziehen und Euch also gegen denselben erzeigen sollet, wie es Euch gemäß aufhabender Plicht zu verhalten geziemet, hieran vollziehet Ihr Unseren gnädigsten Befehl, Willen und Meinung. Gegeben in Unserer Haupt- und Residenzstadt Wien, am fünf und zwanzigsten Tage des Monates Oktober, im neunzehnhundert und zehnten - Unserer Reiche im zwei und sechzigsten Jahre.

Der k. und k. Reichskriegsminister.

 Kaiser-Franz-Josef-Museum in Baden, Mai 2023

Adjustierungswandtafeln der österr.-ung. Armee.
Gezeichnet von Oberleutnant Camillo Righetti des k. u. k. Infanterieregiments No. 27.

Feldmarschalleutnant, Parade.
Major des Generalstabskorps, Parade.
Hauptmann des Geniestabes
Oberleutnant des Eisenbahn- und Telegrafenregimentes, zugeteilt dem Generalstabe, feldmässig.
Pionier.

 Kaiser-Franz-Josef-Museum in Baden, Mai 2023

Spielzeugkanone des Erzherzog Albrecht

 Kaiser-Franz-Josef-Museum in Baden, Mai 2023

WALLBÜCHSE
Meist Vorderlader, verwendet im Festungskrieg mit großem Kaliber und entsprechend hoher Durchschlagsleistung; aufgrund des hohen Gewichts wurde es auf der Brustwehr (oder Wall) aufgelegt.

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Teuer, unbequem und weit gereist...
Im Neoabsolutismus des jungen Kaiser Franz Josefs wurden Staatsbeamte ab einem gewissen Dienstrang dazu verpflichtet nicht nur eine Beamtenuniform zu tragen, sondern genauso einen Beamtensäbel. Das Militärische griff damit massiv in den zivilen Bereich ein. Was als Zeichen der Autorität und Hierarchie angesehen wurde, fand jedoch nicht bei allen Beamten erfreulichen Widerhall. Einerseits mussten die Uniformen und Säbel aus eigener Kasse bezahlt werden - was sich vor allem niedere Beamte nicht leisten konnten - und anderseits erwiesen sich die Uniformen oftmals als unpraktisch und die Säbel als störend.

Die Waffentechnik schritt rasend schnell voran, erkennbar an den Bezeichnungen wie „Kavallerieoffizierssäbel M1858" was bedeutete, dass dieses Model 1858 eingeführt wurde. Nur drei Jahre später wurde es bereits durch das Modell M1861 ersetzt. Und dabei stellte sich jedes Mal die Frage, was macht man mit dem Vorgängermodell, dem „alten Eisen"? In diesem Fall hatte man Glück, als gerade zur jener Zeit ein Oberst der Konföderierten aus den USA durch Europa tourte, auf der Suche nach passenden Blankwaffen. So kamen die ausrangierten Österreichischen Kavalleriesäbel im amerikanischen Bürgerkrieg (1861-1865) noch zum Einsatz, um später wieder zurück gekauft, um im KFJ-Museum ausgestellt zu werden.

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1. Hofdegen eines hohen Militärs unter Kaiser Franz I. (ca. 1810-1830), gebläut und vergoldete Dreikantigeklinge
2. Degen für Staatsbeamte der österreichischen Länder M(uster)1849
3. Österreichischer Bahnbeamtendegen
4. Infanterieoffizierssäbel M1849; Seltenes Muster (da nur ein Jahr produziert) versehen mit einem ausklappbaren Bügel
5. Kavallerieoffizierssäbel M1869; Normiert bis 1907

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Französische MP - MAS
Österreichische MP M-34 (Steyr-Solothurn)
Ungarische MP M-43
Italienische MP BERETTA

 Kaiser-Franz-Josef-Museum in Baden, Mai 2023

Waffen- u. Uniformensaal
Die hier ausgestellten Waffen und Uniformen waren nicht Teil der ursprünglichen Sammlungen des KFJ-Museum. Der Raum war für die Prähistorie und die Antike vorgesehen und war dem Ehepaar Karoline u. Fridolin Keller gewidmet. Er war Besitzer einer Geschosszünder- und Metallwarenfabrik in Hirtenberg und Villenbesitzer in Baden. Sie trat als Wohltäterin auf. Die Waffensammlung geht auf Julius Schopf zurück, dem Verwalter des ehemaligen Schloss Weilburg. Nach dem Tod seines Sohne Wolfgang Schopf, der an Kinderlähmung verstarb, spendete der Vater 1938 seine Waffen- und Uniformsammlung dem KFJ-Museum. Bei ihrer Ausstellung umfasste die Sammlung das gesamte obere Stockwerk. Nach den Plünderungen 1945 umfasste der Bestand nur mehr ca. ein Zehntel.

Die heutige Aufstellung begann in den 60er Jahren unter dem damals noch jugendlichen und noch-nicht-Vereinsmitglied Dr. Ingo Wieser, der später zum Bereichsleiter der Waffen- und Munitionstechnik des österreichischen Bundesheeres und zum Gerichtssachverständigen avancierte. Schwerpunkte sind die Entwicklung der Schießpulverwaffen von den Arkebusen des 15. Jahrhunderts bis zu den Gasdrucklader des 20. Jahrhunderts, vereinzelte Blankwaffen, die Wandlung österreichsicher Uniformen im Laufe der letzten 200 Jahre sowie die Geschichte der Martinek-Kaserne.

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Kavallerie Pistoie M-1798, Batterie Schloss
Kavallerie Pistole M-1842 (Zündschloss System Augustin)
Kavallerie Pistole M-1859 (Perkussionsschloss, Laufkonstruktion nach System Lorenz)
Kavallerie Pistole M-1851 (perkussionierte M-1798)

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Lefaucheux-Revolver
Revolver 38 cal. Enfield No.: 2 Mark I Royal Small Arms Factory-Enfield England

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Eisensaal (Zeno Gögl-Saal)
Hier begrüßt Sie rechter Hand eines der ältestes Stücke des Museums, die Honigpresse. Zwar sieht sie auf den ersten Blick wie eine Mostpresse aus, war jedoch stets Ausgangspunkt für die handwerkliche Arbeit der Lebzelter.

Honigpresse
Honiggewinnung mittels Druckkraft: Honigwaben werden zusammengedrückt, der Honig fließt durch den Kanal hinaus. Dieses Verfahren wurde bis Mitte des 19. Jahrhunderts angewandt und anschließend durch die Honigschleudern (siehe Objekt links) ersetzt. Vorteil: Die Waben bleiben ganz, die Bienen mussten jene nicht erneut herstellen um damit Energie verschwenden.
Letzter Standort war Wiesen im Burgenland, Schenkung Ende der 1970er oder Anfang der 1980er.

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Ein aus heutiger Sicht pittoresk anmutendes Werkzeug ist die Lichtputzschere respektive Dochtschere, die im Badener Kaiser-Franz-Josef-Museum in unterschiedlichen Formen zu besichtigen ist. In Österreich wurde sie vielerorts auch als „Kerzenschneuzer" (mundartlich „Kiaznschneiza") bezeichnet. Jahrhundertelang hatte man die gewöhnlichen Kerzen aus Talg (Unschlitt) hergestellt. Der Talg wurde aus dem Körperfett von Wiederkäuern gewonnen. Im Unterschied zu Bienenwachskerzen, die zu den Luxusgütern zählten, musste bei den Unschlittkerzen der Docht immer wieder „geputzt" werden, weil diese umso mehr zu rußen und zu tropfen begannen, je länger der Docht wurde. Mit der Lichtputzschere wurde die Kerze regelmäßig „geschneuzt", wobei der Docht in der am Oberteil der Schere befindlichen Kammer aufgefangen wurde.

„Krankheit des Lichts"
Das Auffangen des Dochtes in dieser Kammer war vonnöten, weil ein Hinunterfallen desselbigen die Kerze womöglich zum Erlöschen gebracht hätte. Auch die Beschaffenheit des Dochtes selbst erforderte ein ständiges Lichtputzen. Eine spezielle „Krankheit des Lichts" war vor allem der „Rauber". Dabei handelte es sich um einen ausgefransten brennenden Nebenstamm des Dochts, der ein starkes Hinunterlaufen des Talges zur Folge hatte. Bildete sich an der Spitze des Dochtes eine Verkrustung, so hieß es seinerzeit: „Das Licht brennt Rosen" (nach altem Aberglauben verhieß dies Geldsegen oder sonstiges Glück). Jedenfalls mussten auch solche „Rosen" mit der Lichtputzschere abgezwackt werden, wollte man sich eines hellen Kerzenscheins erfreuen.

Waldviertler Tabernakelschwalben
In Adelshäusern und Theatern, wo viele Kerzen brannten, gab es früher spezialisierte Bedienstete für das Lichtputzen. Frauen, die sich gerne im Umkreis des Pfarrers aufhielten (und dort wohl auch das Lichtputzen besorgten), wurden in manchen Gegenden Österreichs zweideutig als „Lichtputze" verunglimpft (im Waldviertel gibt es für diese übrigens heute noch die Bezeichnung „Tabernakelschwalben", und im Burgenland spricht man in diesem Zusammenhang von „Sakristeiwanzen").

Das Erfordernis des permanenten Lichtputzens ging früher manch einem gehörig auf die Nerven, besonders dann, wenn er abends noch schreiben wollte. Johann Wolfgang von Goethe (1749 bis 1832) schrieb 1779 an Charlotte von Stein: „Wüßte nicht, was sie Besseres erfinden könnten, als wenn die Lichter ohne Putzen brennten." Goethes Wunsch sollte noch zu dessen Lebzeiten in Erfüllung gehen. Ab 1818 bekam man das Problem infolge der Entdeckung von Stearin und Paraffin als Kerzenrohstoffe in den Griff.

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Kerzenherstellung
Die Hauptverbraucher von Wachskerzen waren seit dem frühen Mittelalter die Kirchen und Klöster. Die Kerzen dürften zunächst von den Klöstern selbst gefertigt worden sein, denn das Kerzenmachergewerbe scheint sich erst im 11. Jahrhundert langsam und vereinzelt herausgebildet zu haben. Die Wachskerze begleitete die Menschen von der Geburt bis zum Tode. Sie enthält einen hohen Anteil an Bienenwachs, das aus Blütennektar und Blütenstaub besteht. Zur Gewinnung des Bienenwachses musste das Wabenrohwachs mehrfach umgeschmolzen, durch Seihen von Verunreinigungen befreit und über kochendem Wasser raffinieriert werden. Man erhielt gelbliches Wachs.

Kerzentauchen
Beim Tauchen werden an einem Hakenkranz befestigte Dochte in das erhitzte Wachsbad mehrfach eingesenkt, wobei sich Wachsschicht auf Wachsschicht legt. Beim Angießen werden die am Hakenkranz hängenden Dochte mit flüssigem Wachs übergossen. Gegossen wird mit einer Schöffelkelle unter ständigem Drehen der Kerze. Unter der Gießstelle befindet sich der Kessel mit dem flüssigen Wachs. Nach dem Angießen werden die Kerzen gerollt, geschnitten und geköpfelt. Das Verfahren dient zur Herstellung der Rohlinge. Zur Herstellung der fertigen Kerze bedarf es in der Regel noch eine Reihe weiterer Bearbeitungsvorgänge.

Überwiegend werden hier jedoch außergewöhnliche Eisenwaren gezeigt. Geschmiedete Grabkreuze, Hostieneisen, kunstvolle Schlösser und Schlüssel, Hufeisen sowie eine originalgetreu nachgebaute Schmiede ehemals im noch heute existenten Schlossergässchen in Baden gelegen. Darüber hinaus sind gegen Saalende Beleuchtungskörper der unterschiedlichsten Arten und Zeiten ausgestellt. Besondere Objekte sind einerseits die überaus kunstvoll geschmiedeten Zunftzeichen, wie z. B. ein überdimensionaler Schlüssel, aber ebenso das Parade-Kummetgeschirr des serbischen Königs PeterI.

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Neueste VÖLKER- TELEGRAFEN- UND EISENBAHN-KARTE des Kaiserthumes ÖSTERREICH,
mit der neuen politischen Eintheilung, und Angabe der Handels- und Gewerbs-Kammern.
VOM GEOGRAFEN RAFFELSPERGER.
Typographisch ausgeführt in der ersten k. k. n. p. Kunst-Anstalt WIEN. Rossau Nr. 129.
Dreizehnte Auflage. 1831.

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Vom Trinken
Als per Erlass am 17. August 1784 durch Kaiser Josef II. der öffentliche Weinausschank nicht nur an Weinaufkäufer, sondern nun auch an „sitzende Gäste" erfolgen durfte, war der Heurige als äußerst beliebte Einkehrstätte geboren. Für die Ausrichtung der Badener Gewerbeausstellung wurden zahlreiche Hilfskräfte aus der Hauerschaft rekrutiert, die mit Handkarren und Pferdefuhrwerken diverse Schaustücke ihrer Zunft, aber auch solche der Binder zu den Zelten und Restaurationen am Festgelände brachten. Als Dank erhielten sie Anerkennungsmedaillen verliehen. Das wichtigste präsentierte Erzeugnis aber war der Wein. Gezeigt und getrunken wurden nur Weiß- und Rotweine. Als spezielle Marken kamen „Roter Zierfahnler", „Blauer Portugiser" und weißer „Muskat" zur Verkostung. Doch auch einen weißen „Alten" bot mancher Hauer an.

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Vom Naschen
Bereits im Mittelalter verfeinerten einige Brotbäcker ihre Teige mit Honig, diversen Trockenfrüchten und exotischen Gewürzen. Die Spezialisten unter ihnen nannten sich Lebküchler oder Lebzelter. Mit dem bei der Honiggewinnung nebenbei anfallenden Wachs betrieben sie ein weiteres Gewerbe: die Wachszieherei. Nun kamen auch Kerzen, Wachsfiguren und -bilder zum Verkauf.

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Die Zuckerbäcker gingen ursprünglich aus den Apothekern hervor, weil nur dort der begehrte Zucker aus dem Orient erhältlich war. Kaffeegebäck, Desserts, Torten, Teegebäck, Schokoladeguss, Bonbons, Marzipan, Speiseeis und Zuckerdekor zählten zu den kunstvoll gestalteten Köstlichkeiten. Allmählich wurden auch saisonabhängige Gebäckstücke angeboten: Faschingskrapfen, Biskuitlämmer zu Ostern, Allerheiligenstriezel. In Baden war es vor allem das „Badener Kipferl" mit vielen Rosinen und das in rosa Papier eingewickelte „Badener Zuckerl", das die Herzen so mancher Liebhaber von Süßem höher schlagen ließ.

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Vom Ablichten
Das Wort „Photographie" leitet sich aus dem griechischen ab und bedeutet so viel wie „Schreiben mit Licht". Die Entwicklungsgeschichte der Fotografie begann mit der Daguerrotypie, bei der eine versilberte Kupferplatte mit Joddämpfen lichtempfindlich gemacht wurde. Erst 1888 wurden Zelluloidfilme mit einer Gelatineschicht für Plattenkameras hergestellt. Diese Filme fanden bis zur digitalen Umwälzung der Fotografie gegen Ende des 20. Jahrhunderts ihre Verwendung.

Mit den Plattenkameras machten die professionellen Fotografen größtenteils Architektur- und Landschaftsaufnahmen oder gebrauchten sie in der Reproduktions- und Porträtfotografie. Die ersten Handapparate waren nicht nur handlicher als die zuvor eingesetzten Klapp-, Falt- und Balgenkameras, sondern auch um vieles preiswerter. Nun nahmen sich auch Amateure und „Knipser" der Fotografie an. Auf der Gewerbeausstellung 1912 in Baden hat der bekannte „k. k. Kammerphotograph" Anton Schiestl eine Vielzahl von Badener Ansichten und Porträts präsentiert.

Holzkamera 13 x 18 mit 2 Doppelkasetten und Original Stativ, Anfang 19. Jhdt.
1. Objektiv: Universal Aplanat Extra Papid, Felix Neumann, Wien 1. Bezirk
2. Objektiv: Universal Aplanat Extra Papid, Paris (lange Brennweite - ca. 120 mm)

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Mechanikerdrehbank um 1900, Fabrikat Richter
Diese Drehbanktype war vorerst mittels Wippe ähnlich der Nähmaschinenantriebe betrieben. In der späteren Folge wurden E-Motoren eingesetzt. Diese Maschinen standen unter anderen bis in die 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts in der Berufsschule Mollardgasse, 1060 Wien zur Mechanikerschulung in Verwendung. Die Maschine besitzt im Gegensatz zu den herkömmlichen Drehmaschinen keine Leit- und Zugspindel, das Gewindeschneiden (nur kurze Gewinde bis ca. 20 mm) erfolgt mit Gewindepatronen. Die voll funktionstlichtige Maschine wird im Zuge von Führungen vorgestellt.

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Tage des Herrn
„Du sollst den Tag des Herrn heiligen!" Dieses dritte der zehn Gebote nahm jeder ernst und beging die Sonntage des Jahreskreises mit gewohntem Kirchgang und Messbesuch. Doch gab es auch andere Zeiten und Orte, zu und an denen man seinem Glauben Ausdruck verlieh. So wurden Prozessionen und Wallfahrten veranstaltet, um auf diese Weise der Gnade des Herrn näher zu sein. Doch auch zu Hause verlieh man seiner Frömmigkeit Ausdruck: mit Andenkenbildchen, Gebetbüchern sowie Statuen von Heiligen und mit einer Vielzahl von verschiedenen Schutz- und Segensmittel.

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Von den „Schönen Arbeiten"
Schöne Arbeiten nannte man im 17. und 18. Jahrhundert diese oft in Frauenklöstern angefertigten Ausschmückungen von Reliquien, Gnadenbildkopien in Miniaturformen und von gemalten oder gedruckten Heiligenbildchen. Sie sind oft kunstvoll mit Ornamenten aus vergoldetem oder versilbertem Draht, dem sogenannten Bouillondraht, mit fabigen Glassteinen und aus Metallfolien geprägten Blüten verziert. Ab 1800 wurden die Arbeiten auch außerhalb der Klöster gefertigt.

Als beliebte Zeugnisse privater Religionsausübung und Andacht hatten Klosterarbeiten häufig ihren Platz im Herrgottswinkel. Sie waren auch Ausweis eines gewissen Wohlstandes, Hinweis auf die fromme Grundhaltung ihrer Besitzer oder Andenken an ein bedeutendes Ereignis wie etwa die Hochzeit. Erworben wurden die schönen Arbeiten häufig auf Wallfahrten als Andenken oder als „wertvolles" Mitbringsel.

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Ausblick in den Süden auf Baden

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SAKRAL-SAAL
Den um 1900 in Baden maßgeblichen Religionen - katholisch, evangelisch und mosaisch - ist dieser Saal ebenso gewidmet, wie Objekten, die die Ausdrucksformen von Religiosität und Glauben der Bevölkerung auch aus den Epochen davor widerspiegeln. Stimmungsvoll werden sakrale Volkskunst, aber auch wahre Kostbarkeiten, wie Klosterarbeiten, eine Vielzahl von Andachtsgegenständen bis hin zu einem ehemaligen Altar, gezeigt. Hinter dem Altar haben Sie die Möglichkeit, eine der schönsten Aussichten auf die alte Kurstadt Baden zu genießen.

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Eine Besonderheit in diesem Raum ist der an der Stirnseite errichtete Altar, dessen Altarbild von Johann Baptist Lampi d. J. (1798-1837) stammt, einem Porträt- und Historienmaler und Hausbesitzer in Baden. Ursprünglich hing dieses Bild im Armenhaus von Baden, später in der Möllersdorfer Pfarrkirche. Wann und wie Altar und Bild ins Museum kamen ist nicht gesichert.

Neugotischer Altar mit Tabernakel
Altarbild: Gottesmutter mit Kind,
gezeichnet und datiert, Johann Ritter von Lampi, 1831

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Der Kaisersaal
Eine Reihe von Monarchen, Erzherzögen, Fürsten und Grafen mitsamt ihren weit verzweigten und kinderreichen Familien prägten in besonderer Weise seit dem frühen 19. Jahrhundert das Antlitz der damals noch ländlichen Stadt Baden. Sie alle hinterließen hier größere und kleinere Spuren: sei es, indem sie mehrstöckige Stadthäuser errichteten, sei es, dass sie ansehnliche Landsitze in der nahen Umgebung zu ihrem Eigen machten und über Jahrzehnte bewohnten.

Die zahlreichen heilkräftigen Sprudel und Quellen, das laue, oft südlich anmutende warme Klima, die abwechslungsreiche und landschaftliche Schönheit zogen sowohl den Wiener Hof und andere Adelige als auch so manche Großbürgerliche in ihren Bann. Für einige wurde Baden zur besonders beliebten Sommerfrische oder gehobener: zur einzigartigen „Sommerresidenz" sogar. Vieles in Baden erinnert heute noch an diese glanzvollen Zeiten: das „Kaiserhaus", der „Kurpark", die „Rainervilla"...

 Kaiser-Franz-Josef-Museum in Baden, Mai 2023

Der Weltkurort - „Warme Quellen und kalte Duschen"
Die Stadt Baden schmiegt sich am Ausgang des Helenentales in einer flachen Mulde an die grünen Hänge der Thermenalpen. Die warmen Quellen ziehen viele Heilungsbedürftige an - Das ist heute so und war in der Vergangenheit nicht anders. Baden wurde durch die oftmaligen Besuche und Kuraufenthalte von Kaiser Franz I. zu seiner häufig aufgesuchten „Sommerresidenz". Mit ihm kam der Hof, das reiche Bürgertum und die Kunstwelt. Kaiserliche Anverwandte verbrachten hier meist ihre Sommer, und zahlreiche Besuche hoher Gäste in Baden waren die Folge. Daraus entwickelte sich das unverwechselbare Flair der Kurstadt.

Die alten Häuser, die schmucken Villen, die Salettln und Brunnen, ja selbst die neu errichteten Häuser versinken fast im Grün dieser weitläufigen und abwechslungsreichen Gartenstadt. Baden empfängt alle in seiner spezifisch gastlichen Weise: Durch seine bevorzugte Lage gedeiht hier ein köstlicher Wein. Für die Kurgäste jedoch ist das Wasser der heilenden Quellen die größte Anziehungskraft in der alten Thermenstadt. Das wusste schon das Haus Habsburg-Lothringen im 19. Jahrhundert, weshalb hier der Repräsentanten des Kaiserhauses gedacht ist.

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Die hier gezeigten Bilder sind Leihgaben der „Österreichischen Blindenwohlfahrt" und stellen jene Mitglieder der Familie Habsburg dar, welche im 19. Jh. die Protektoren dieser Institution gewesen sind. Alle hier Dargestellten haben darüber hinaus einen starken Bezug zu Baden, entweder weil sie hier einen Sommerwohnsitz hatten oder weil sie oftmals hier bei ihren kaiserlichen Verwandten zu Besuch weilten.

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KAISER-JUBILÄUMS-SAAL
Dieser Saal wurde zum 60-jährigen Regierungsjubiläum Kaiser Franz Josefs errichtet und ist Namensgeber des Museums. Der gewaltige Doppeladler am Plafond betont die thematische Ausrichtung. Zu finden sind hier Mitglieder der Familie Habsburg, die auf Baden großen Einfluss genommen haben. Außerdem wird die Rolle der Kurstadt als touristisches Zentrum der vorigen Jahrhundertwende und der prägende Faktor Architektur beleuchtet, wie z. B. der einstige Prachtbau, die Weilburg.

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Kronprinz Rudolf (1858-1889)
Kronprinz Rudolf, der einzige Sohn von Kaiserin Elisabeth und Kaiser Franz Josef, war ein hochbegabter und kluger junger Mann, der dank seiner Erziehung durch liberale, bürgerliche Lehrer höchster Kompetenz ein Weltbild errang, das im Gegensatz zu der traditionellen und konservativen Haltung der politisch führenden Schichten des Staates stand.

Wie sein Vater sah auch er in einer glücklichen Zukunft und einem möglichst langen Erhalt der Monarchie sein Ziel. Aber der Weg dafür wurde von beiden unterschiedlich gesehen. Seine Beachtung national-ökonomischer und sozialer Komponenten, auf die er von seinen Lehrern verwiesen worden war, blieben für Franz Josef zweitrangig. Unterschiedliche Prinzipien, mangelnder Dialog in der Bewertung der österreichischen Bündnispolitik mit Deutschland, und die Beschränkung Rudolfs auf seine militärischen Aufgaben führten zu seiner Frustration. Ein unglückliches Eheleben mit der belgischen Prinzessin Stephanie und eine venerische Erkrankung belasteten ihn zusätzlich und führten allmählich zum Lebensüberdruss. Am 30. Jänner 1889 erschoss er im gegenseitigen Einverständnis seine junge Geliebte und sich selbst in Mayerling (heute Kloster der Karmeliterinnen).

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Kaiser Karl I (17.8.1887 - 1.4.1922)
Nach der Ermordung Franz Ferdinands in Sarajewo 1914 wurde sein Neffe Karl zum natürlichen Thronfolger bestimmt. Der Tod des so lange herrschenden Kaiser Franz Josephs 1916 machte Karl schließlich zum Kaiser über die Donaumonarchie. Glück war seiner Regentschaft jedoch nicht beschieden: Seine Friedensbemühungen um ein Ende des Ersten Weltkriegs endeten für Österreich mit einem unbefriedigenden Ergebnis. Am 11.11.1918 musste Karl dann seinen Rücktritt erklären, und die Familie hatte Hals über Kopf Österreich zu verlassen. Für die Anfangsjahre fand sie in der Schweiz Aufnahme. Nach einem fehlgeschlagenen Restaurationsversuch jedoch wurde Karl 1921 auf die portugiesische Insel Madeira verbannt. Mit 35 Jahren, insgesamt geschwächt und an Grippe erkrankt, verstarb Karl als letzter Österreichischer Kaiser in Funchal. Dort wurde er schließlich beigesetzt und zur letzten Ruhe gebettet.

Auch Kaiser Karl I. lebt mit Familie und Gefolge in Baden und „erhebt" die Stadt nach 100 Jahren wieder zur Kaiserstadt. Auch er steigt wieder im „Kaiserhaus" am Hauptplatz ab, verwendet für offizielle Empfänge jedoch das „Haus der Kunst". Mit ihm erhält Baden erstmals auch eine militärische Bedeutung, verlegt doch Kaiser Karl gleich nach seinem Regierungsantritt das k. u. k. Armeeoberkommando von Teschen nach Baden -es war in der Schule am Badener Pfarrplatz untergebracht. Karls Ehefrau, Zita von Bourbon-Parma, die er 1911 geheiratet hatte, lässt eine Geburten- und Säuglingsstation in Baden errichten, ebenso wie das „Zitaheim" des „Vereins für erweiterte Frauenbildung" am Kaiser Franz Ring 50, das dann bis 1939 besteht.

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Erzherzog Karl Franz Joseph (1887 - 1922; Kaiser und König von Österreich-Ungarn 1916 - 1918)
Karl war der ältere Sohn von EH Otto und erhielt eine militärische Ausbildung. Ottos Bruder, EH Franz Ferdinand, wurde nach dem Tod von Kronprinz Rudolf zum Thronfolger (1896). Nach seiner Ermordung in Sarajewo 1914 ging die Thronfolge auf seinen Neffen Erzherzog Karl über. Nach dem Tod von Kaiser Franz Joseph übernahm Karl am 21. November 1916 die Regierungsgeschäfte, ohne eine ausreichende Vorbereitung dafür erhalten zu haben. 1911 hatte er die Prinzessin Zita von Bourbon-Parma geheiratet, die ihn in seinen Entscheidungen vielfach beraten hat. Der glücklichen Ehe entstammten acht Kinder. Für Baden bedeutsam war Karls Entscheidung, während des Ersten Weltkriegs das Armeeoberkommando Ende 1916 von Teschen (tschechisch-polnische Grenzstadt in Schlesien) nach Baden zu verlegen. Karl erkannte bald die Aussichtslosigkeit der Kriegsführung und unternahm Friedensbemühungen. Diese wären nur durch eine Lösung vom Bündnis mit Deutschland erfolgreich gewesen, was sich als unmöglich erwies. Die Not und die Entbehrungen der Kriegsjahre sowie nationalistische Separationsbewegungen führten schließlich zum Untergang der Armee am 3. November 1918 und damit der Monarchie. Karl dankte am 11. November allerdings nicht formell ab, sondern verzichtete auf eine Beteiligung an den Regierungsgeschäften. Da er die neu geschaffene Republik nicht anerkannt hat, wurde er per Gesetz des Landes verwiesen. Er fand Exil in der Schweiz. Nach zwei gescheiterten Restaurationsversuchen in Ungarn 1921 verlor er auch das Schweizer Exilrecht und wurde von den Siegermächten (Entente) auf die portugiesische Insel Madeira verbannt, wo er am 1. April 1922 an einer Lungenentzündung starb.

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Erzherzog Otto Franz Joseph (1865-1906)
Erzherzog Otto war der zweitgeborene Sohn von Erzherzog Carl Ludwig, der ihn überaus liebte. Er war Offizier, künstlerisch begabt, sympathisch, lebenslustig und unprätentiös, dadurch sehr beliebt, auch in der Frauenwelt. Mit seinem Cousin Kronprinz Rudolf verband ihn eine enge Freundschaft. Zahlreiche frivole Abenteuer beeinträchtigten allerdings sein Ansehen. Seine Ehe mit Maria Josepha Louise von Sachsen war durch Ottos zügelloses Verhalten unglücklich; ihr entstammten zwei Söhne: Karl Franz Joseph, der spätere letzte Kaiser von Österreich-Ungarn, und Maximilian Eugen. 1900 erkrankte er an Syphilis, an der er elend zugrunde ging.

 Kaiser-Franz-Josef-Museum in Baden, Mai 2023

Erzherzog Karl Ludwig (1833-1896)
Erzherzog Karl Ludwig war der zweitjüngste Bruder von Kaiser Franz Josef. Ohne politische Funktion war er an Kunst und Theater sehr interessiert und wurde Protektor zahlreicher Künstlervereinigungen (u.a. Künstlerhaus Wien, Akademie der Wissenschaften) und trat wiederholt bei Ausstellungseröffnungen in Erscheinung. Streng katholisch und konservativ, unterstützte er viele karitative Einrichtungen (Gesellschaft vom Roten Kreuz, Blindenwohlfahrt). Er war ein ausgesprochener Familienmensch, der seinen Eltern, seinen Geschwistern und Verwandten (auch Kronprinz Rudolf) eng verbunden war. Als seinen Sommersitz erbaute er die Villa Wartholz in Reichenau. Seine drei Söhne waren der spätere Erzherzog-Thronfolger Franz Ferdinand (1914 in Sarajewo ermordet), Erzherzog Otto und Erzherzog Ferdinand Karl (wegen seiner unstandesgemäßen Heirat aus dem Kaiserhaus geschieden mit dem Namen Ferdinand Bung). Bei einer Pilgerfahrt nach Palästina trank er Wasser aus dem Jordan und erkrankte daran tödlich.

 Kaiser-Franz-Josef-Museum in Baden, Mai 2023

Erzherzog Rudolph
Er war der jüngste Bruder (1788-1831) von Kaiser Franz I. Wegen seiner schwächlichen Gesundheit zum geistlichen Stand bestimmt, wurde er 1819 zum Erzbischof von Olmütz (Mähren) gewählt und erwies sich als ein der Aufklärung verbundener Seelsorger. Künstlerisch vielfältig begabt, ist er vor allem als Schüler und Mäzen Beethovens bekannt, dem er lebenslang eine Rente - und damit seinen Aufenthalt in Wien - gesichert hat. Er komponierte selbst Klavier- und Kammermusik, musizierte gemeinsam mit Beethoven, der ihm zahlreiche Werke (u.a. „Missa solemnis") gewidmet hat. Seine wertvolle Musiksammlung (darunter viele Autographen Beethovens) gelangte an die Gesellschaft der Musikfreunde, deren Protektor er war. Er verbrachte viele Sommer in Baden und starb hier an den Folgen eines Schlaganfalls.

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Erzherzog Anton Victor Joseph (1779-1835)
Erzherzog Anton war einer der zwölf Söhne von Kaiser Leopold II. (1747 1792), Bruder von Erzherzog Rudolph. Ursprünglich als gewählter Nachfolger des Kurfürsten von Köln und Bischof von Münster vorgesehen, kam dies durch die Auflösung der geistlichen Fürstentümer 1802 (Säkularisation) im Gefolge der napoleonischen Kriege nicht zu Stande. Er wurde 1804 Hochmeister des Deutschen Ordens (hier im Bild dargestellt), war 1816 bis 1818 Vizekönig des Königtums Lombardo-Venetien. Danach übernahm er keine Ämter mehr, engagierte sich aber in der Zivilgesellschaft. So war er u. a. Protektor der Gesellschaft der Musikfreunde, der Gesellschaft der Blumenfreunde Wiens und des Wiener Blinden-Institutes. In Baden hatte er sein Sommerpalais in der Antonsgasse 10 - 12, das nach dem Stadtbrand von 1812 erbaut worden war. Er war ein großzügiger Gönner und Wohltäter Badens. Selbst botanisch sehr interessiert, veranlasste er zahlreiche Maßnahmen zur landschaftlichen und gärtnerischen Verschönerung Badens, wovon die Antonsgrotte im Helenental bis heute zeugt. Darüber hinaus förderte er Badeeinrichtungen und die Armenfürsorge.

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Kaiser Ferdinand I. (19.4.1793 - 29.6.1875)
Ferdinand war der älteste Sohn von Kaiser Franz I. Von Geburt an war er von schwächlicher Konstitution, hatte einen Wasserkopf und litt an epileptischen Anfällen. Schon von seinem Aussehen her war er als Herrscher über das große Habsburgerreich wohl eher ungeeignet. Dennoch wurde er im Jahre 1835 zum Kaiser gekrönt. Seine Regierungsgeschäfte aber führte Fürst Metternich. Ferdinand war anderen - schöngeistigen - Dingen zugetan: Er sprach fünf Sprachen, spielte zwei Instrumente, wusste gut zu zeichnen, zu reiten und zu fechten und nahm regen Anteil am Fortschritt der Wissenschaften. Seine soziale Ader für die Armen und Schwachen, sowie seine oft etwas einfältig anmutende Art verschafften ihm den Beinamen „Ferdinand der Gütige", was bald zu „Gütinand der Fertige" verballhornt wurde.

1831 wurde Ferdinand mit der sardinischen Königstochter Maria Anna verheiratet. Die Ehe blieb kinderlos. 1848 dankte er zugunsten seines Neffen Franz Joseph ab. Danach lebte er mit seiner Frau als Privatmann in Prag und verwaltete die Güter des Herzogs von Reichstadt. Bis 1832 kommt er regelmäßig mit seinem Vater nach Baden. Doch nach einem Attentat, das er zwar heil übersteht, bleibt er der Stadt hinkünftig und endgültig fern. Zur Erinnerung an seine so glückliche Errettung wird der Ferdinandbrunnen an der Pestsäule errichtet.

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Kaiser Ferdinand von Österreich (1793-1875; Kaiser 1835-1848)
Kaiser Ferdinand war der älteste Sohn von Kaiser Franz I. Sein Vater und seine Mutter (Marie Theresia beider Sizilien) hatten die gleichen Großeltern, was Auswirkungen auf ihre Nachkommen hatte. Ferdinand war körperlich und geistig behindert (Epilepsie), weshalb Franz I. dafür sorgte, dass die Regierungsgeschäfte von der „Geheimen Staatskanzlei" geführt wurden (u. a. von Ferdinands Bruder EH Franz Karl - dem Vater von Kaiser Franz Joseph - und Staatskanzler Fürst Clemens Metternich). Ferdinand zeigte sich interessiert an Technik und den Fortschritten in der Landwirtschaft, wodurch zahlreiche Neuerungen im Staat erfolgt sind. Politisch kam es allerdings zur Stagnation und sozialen Spannungen. Diese führten im März 1848 zur Revolution. Am 2. Dezember übergab Ferdinand die Regierung seinem Neffen Franz Josef. Danach lebte er in Prag und widmete sich der Verwaltung seiner Güter, deren Erträge gesteigert werden konnten, was Franz Josef ein reiches Erbe einbrachte. 1832 erfolgte in Baden auf ihn ein misslungenes Pistolenattentat durch einen frustrierten Hauptmann. Am Hauptplatz in Baden erinnert der Ferdinandbrunnen an den „gütigen" Kaiser, der sich großer Beliebtheit erfreut hat.

 Kaiser-Franz-Josef-Museum in Baden, Mai 2023

Erzherzog Franz Carl
Franz Carl (1802 1878) war der dritte Sohn von Kaiser Franz I., und Bruder von Kaiser Ferdinand. Wie sein kaiserlicher Onkel ist er hier ebenfalls im Ornat eines Ritters vom Goldenen Vlies dargestellt, mit dem Großstern des Stephans-Ordens. Er hat 1824 die Prinzessin Sophie Friederike von Bayern geheiratet, mit der er fünf Kinder hatte. Auf Drängen seiner Frau verzichtete er im Dezember 1848 nach der Abdankung Kaiser Ferdinands zu Gunsten seines Sohnes Franz Josef auf die Thronfolge. Politisch unbedeutend, war er sehr an Kunst und Kultur interessiert, Protektor zahlreicher Institutionen. Am Bekanntesten dabei das Franzisco-Carolinum, das heutige Oberösterreichische Landesmuseum (nach seinem Tod übernahm Kronprinz Rudolf das Protektorat), und das Theater in Bad Ischl).

 Kaiser-Franz-Josef-Museum in Baden, Mai 2023

 Kaiser-Franz-Josef-Museum in Baden, Mai 2023

 Kaiser-Franz-Josef-Museum in Baden, Mai 2023

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Kaiser Franz Joseph (18.8.1830 - 21.11.1916)
Nach der Abdankung Kaiser Ferdinands I., des „Gütigen", bestieg Franz Joseph mit nur 18 Jahren den kaiserlichen Thron. Außen- und innenpolitisch erlebte Kaiser Franz Joseph eine Serie kleiner Siege, vor allem aber auch große Niederlagen. Die Nationalitätenkonflikte in den Ländern der Monarchie wurden jedoch zum größten Problem während seiner Regentschaft. Besonders der wirtschaftliche Aufschwung der Donaumonarchie - Verkehrswesen, Industrialisierung, Weltausstellung  -ist mit der Ära Kaiser Franz Josephs verbunden. Die altösterreichische Prägung vieler Städte im Reich und der Bau der Wiener Ringstraße mit seinen prächtigen Gebäuden stellen heute noch ein beredtes Zeugnis dieser Epoche dar.

1854 heiratete Franz Joseph seine sechzehnjährige Cousine Elisabeth. Der anfänglich glücklichen Ehe mit „Sisi" entstammten 4 Kinder: Rudolf, der Kronprinz, nahm sich 1889 in Mayerling das Leben. In der Thronfolge rückte nun der Neffe des Kaisers nach. Die Ermordung Franz Ferdinands in Sarajewo 1914 gab schließlich den entscheidenden Anstoß für den Ersten Weltkrieg. Besuche des Kaisers in Baden sind aus familiären Gründen nicht selten: Erzherzog Albrecht und Erzherzog Rainer zählen zu den Favoriten. Es waren an die zehn Besuche, aber nur ein offizieller: am 14.6.1899. Bei dieser Gelegenheit wird die Badener Schützengesellschaft beauftragt, das „9. NÖ. Landesschießen" in Baden entsprechend auszurichten. Noch zu Lebzeiten Sisis tritt Katharina Schratt in das Leben des Kaisers. Die spätere Schauspielerin wurde am 11. September 1853 in Baden geboren. Nach Auftritten in Wien und Berlin wird sie k u. k. Hofschauspielerin und gastiert mehrmals auch in Baden unter großem Beifall.

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Kaiserin „Sisi"
Elisabeth, die Ehefrau Franz Josephs, war zu ihren Lebzeiten eine vom Wiener Hof eher minder geachtete Kaiserin, zum einen, da sie nicht dem höchsten Hochadel entstammte, zum anderen, weil sie nur widerstrebend die Etikette erfüllte und sich nicht so einfach dem Hofzeremoniell beugen wollte. Dennoch wurden alle Feste und Jubiläen feierlichst begangen: mit zahlreichen Abbildern der Kaiserin und des Kaisers, mit mehrseitigen Broschüren zu den Huldigungsfestzügen, mit Erinnerungsmedaillen, Huldigungsbällen, Statuetten etc. Berühmt wurde Elisabeth aber erst durch die „Sissy"-Filme. Hubert Marischka, der Regisseur, zeichnete eine Kaiserin von mädchenhaftem Liebreiz und stolzer Anmut, die dem Kaiser stets wohlmeinend und zugeneigt war. Mit dem Leben der Kaiserin hatten diese jedoch wenig zu tun.

 Kaiser-Franz-Josef-Museum in Baden, Mai 2023

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Erzherzog Wilhelm (21.4.1827 - 29.7.1894)
Wilhelm Franz Carl war der jüngste Sohn von Erzherzog Karl und Henriette von Nassau. Nachdem er im Alter von zwei Jahren die Mutter verlor, wurde er vorwiegend von Männern großgezogen: von seinem Vater und seinem älteren Bruder Albrecht. Dementsprechend verlief auch sein Werdegang: 1842 begann er seine erfolgreiche Karriere als Militarist, durchlief alle Ränge, und bis zu seinem Tod war er überdies „Hochmeister des Deutschen Ordens". Als Wohnort ließ er auf der Ringstraße in Wien das stattliche „Deutschmeister-Palais" erbauen. Darüber hinaus setzte er wichtige Impulse auf den Gebieten der Zivilkrankenpflege und baute das Feldsanitätswesen maßgeblich aus. Dafür erhielt er auch vom Kaiser finanzielle Unterstützung. Erzherzog Wilhelm war nicht verheiratet, war ihm doch als Hoch- und Deutschmeister ein zölibatäres Leben vorgeschrieben. 1884 lässt er nahe der Weilburg die „Eugenvilla" erbauen. Auch sind ihm Badener Angelegenheiten ein Anliegen, besonders der 1892 gegründete Badener Trabrennverein. 1894 stürzt er, ein hervorragender Reiter, vom Pferd und verstirbt unmittelbar danach.

Erzherzog Rainer (11.1.1827 - 27.1.1913)
Erzherzog Rainer war ebenfalls ein Neffe von Kaiser Franz I. Er wurde von Franz Joseph I. an die Spitze des Reichsrats berufen. Auch Rainer wählte, wie durchaus üblich, die Militärlaufbahn und befehligte 1868-1906 als Oberkommandeur die Landwehr, beziehungsweise ab 1874 diese als Feldzeugmeister. Erzherzog Rainer, ein Freund von Kunst und Wissenschaft, war außerdem Kurator der Akademie der Wissenschaften und Protektor des Museums für Kunst und Industrie. 1884 erwarb er die in Fayum gefundene Papyrussammlung, die er 1899 dann der k.u.k. Hofbibliothek vermachte.

1852 nahm er seine Cousine Maria Karolina zur Frau. Sie war die Tochter Erzherzog Karls und Henriette. Vor ihrer Heirat war Maria Karolina mit bereits 19 Jahren hochnoble Äbtissin eines Damenstiftes in Prag. Als „Tante Marie Rainer" war sie in Baden sehr populär. 1873 übernimmt sie von Kaiserin Carolina Augusta deren Aufgabe in der Kleinkinder Bewahranstalt Mariengasse. Ab 1892 hat sie, zusammen mit Erzherzogin Maria Immaculata, das Protektorat über das Wohltätigkeitsparkfest inne, das zugunsten des Fonds der „Badener Schulküche" und eines Spitals für arme Kinder alljährlich stattfindet. Als Kind wohnt sie dauerhaft auf Schloss Weilburg. 1874 kaufen Erzherzog Rainer und Maria Karolina für ihren Sommeraufenthalt die Villa Epstein in Baden, die heutzutage unter dem Namen „Rainer Villa" bekannt ist. Erzherzog Rainer war oft zu Gast in diesem Museum.

Kaiser Franz I. (12.2.1768 - 2.3.1835)
Franz war der erste Enkel Maria Theresias und Neffe von Joseph II. Da dieser kinderlos blieb, war Franz sein natürlicher Nachfolger. Er war der letzte Kaiser des HI. Römischen Reiches Deutscher Nation, begründete jedoch 1804 als Franz I. das erbliche Kaisertum Österreich und legte schließlich 1806 die deutsche Kaiserwürde ab. Die Regierungsgeschäfte überließ er großteils Staatskanzler Metternich. Die Abfassung des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuches, die Gründung der Österreichischen Nationalbibliothek und die Errichtung der Donau-Dampfschifffahrtsgesellschaft sind jedoch aufs Engste mit seiner Regentschaft verknüpft.

1793 kommt Franz das erste Mal zur Kur in die Stadt Baden. Ab diesem Zeitpunkt wiederholt er seine Besuche regelmäßig und wählt schließlich die Stadt zu seiner „Sommerresidenz". Kaiser Franz hat einen ausgeprägten Familiensinn, fühlt sich bürgernah und seinen Untertanen sehr verbunden. Er wird von der Bevölkerung daher oftmals „der Gute" genannt. Nach dem verheerenden Brand von Baden im Jahre 1812 hat Franz sehr wesentlich Anteil an ihrem Wiederaufbau. Er erwirbt 1813 das Esterházysche Haus am Hauptplatz. das ab diesem Zeitpunkt bis heute unter „Kaiserhaus" firmiert. 1810 gibt er seine Tochter Marie Louise Kaiser Napoleon zur Frau, und 1811 kommt Franz Joseph Karl als König von Rom zur Welt, später bekannt als der jung verstorbene Herzog von Reichstadt. Mit ihm verweilt seine Mutter immer wieder in Baden. Sie ist hier oft als Kind gewesen, 1814 und 1818 im Kaiserhaus, 1823 im früheren Haus Nr. 19 auf dem Hauptplatz, 1828 im Haus des später berühmten Badener Casinos sowie 1830 und 1834 in der sogenannten Floravilla.

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HISTORISCHER-ZEITSTROM des heutigen Kaiserthuns Oesterreich
Von den Regierungs-Jahren Kaiser Karls des Grossen im achten Jahrhunderte angefangen, bis zum Abschlusse des Münchner Staatsvertrages in Jahre 1846.
VON FERDINAND RITTER von DRESDNERN
WIEN 1826

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