Dortmund

in Westfalen, April 2025

Dortmund ist eine kreisfreie Großstadt in Nordrhein-Westfalen. Mit 600.000 Einwohnern ist sie nach der Einwohnerzahl die neuntgrößte Stadt Deutschlands, die größte Stadt des Landesteils Westfalen sowie nach Fläche und Einwohnerzahl die größte Stadt des Ruhrgebiets. Die Stadt ist Heimat des größten Fußballstadions von Deutschland und von Borussia Dortmund - BVB 09.

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St. Reinoldi, auch Reinoldikirche, ist eine evangelische Kirche in der Dortmunder Innenstadt. Sie ist ihrem Gründungsdatum nach die älteste erhaltene Kirche im historischen Stadtzentrum, eine frühgotische dreijochige Basilika mit spätromanischem Querhaus, spätgotischem Chor und an romanische Formen anschließendem barockem Westturm.

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Der älteste heute noch erhaltene Teil ist das Querhaus, errichtet knapp vor Mitte des 13. Jahrhunderts. St. Reinoldi war im Mittelalter als Stadt- und Ratskirche das geistige Zentrum der Reichsstadt Dortmund und bis zur Reformation auch Hauptpfarrkirche. Heute ist sie die evangelische Stadtkirche. St. Reinoldi bildet den städtebaulichen sowie geographischen Mittelpunkt der Innenstadt und ist ein Wahrzeichen Dortmunds.

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Auf der Südseite des Choreinganges wacht eine hölzerne Figur über die Gemeinde. Die Skulptur Karls des Großen verdeutlicht die weltliche Herrschaft. Karl der Große hält Reichsapfel und Zepter in den Händen. Er ist mit einer Bügelkrone, Rüstung und kostbarem Umhang bekleidet. Das Schnitzwerk stammt aus der Mitte des 15. Jahrhunderts.

2019 wurde eine neue Chororgel von Orgelbau Mühleisen über dem südlichen Seiteneingang unterhalb der Fensterrosette eingebaut. Sie hat 11 Pfeifenreihen, die – mit Ausnahme des Prospektregisters (Violon 16’ / Pfeifenreihe 1) – in einem Schwellkasten untergebracht sind. Sie funktioniert nach dem Prinzip der Multiplexorgeln:

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Das Retabel auf dem Hochaltar stammt aus dem Jahre 1420 und wurde in Belgien vom sogenannten Meister von Hakendover gefertigt. Das heute dauerhaft geöffnete Retabel zeigt Szenen aus dem Leben Jesu und Marias. Im Mittelteil der Altartafel wird die Kreuzigung Christi thematisiert.

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Das Adlerpult stammt aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Es wurde aus Belgien, einem damaligen Zentrum für Bronzekunst, importiert. Das Pult diente zum Verlesen des Evangeliums, worauf der Adler als Symboltier des Evangelisten Johannes verweist. Der Greifvogel, der auch das Wappentier der Stadt Dortmund ist, hat die Schlange besiegt und hält sie zwischen seinen Krallen. Er umgreift dabei eine von einer Säule gestützte Kugel. Adler und Säulenarchitektur ruhen auf den Rücken von kleinen Löwenfiguren.

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Die neue Hauptorgel von Orgelbau Mühleisen verfügt über 54 Register auf vier Manualwerken (Haupt-, Ober-, Schwell- und Solowerk) und Pedal, darunter 10 Auxiliarreihen, aus denen weitere 22 Register und Transmissionen gewonnen werden. Sie wurde am 20. März 2022 in Dienst genommen. Etliche Register der Walcker-Orgel von 1958 wurden in der neuen Hauptorgel wiederverwendet. Das Instrument besitzt einen eingebauten mechanischen viermanualigen Spielschrank und kann ebenfalls vom mobilen Spieltisch der Chororgel aus angespielt werden. Bis auf eine mechanische Koppel am mechanischen Spieltisch, sind die Spielanlagen identisch.

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Augustinus, Ambrosius, Hieronimus, Gregorius am Kirchenfenster hinter der Hauptorgel

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Baudenkmal 'Zum Ritter' - Traditionsreiches Gasthaus

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Der Europabrunnen ist ein Brunnen und Kunstwerk in der Kleppingstraße an der Ecke zum Ostenhellweg im Zentrum der Dortmunder Innenstadt. Er befindet sich auf dem Conrad-von-Soest-Platz, neben der Marienkirche.

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Gestaltet wurde der Brunnen durch Joachim Schmettau, im Zuge der Verkehrsberuhigung und Umgestaltung der Kleppingstraße im Jahr 1989. Die Motive des Brunnens sind eine Anspielung auf die kulinarischen Angebote der Umgebung. Ausgeführt wurde die Arbeit in Granit und Bronze. Der Brunnen hat eine Größe von 0,5 m im kleinen, oberen Becken und 4,5 m im großen, unteren Becken, die Breiten betragen 7 und 12 m. Schmettau hat in seinem Kunstwerk das Gefälle der Straße und auch einen ehemaligen Bachlauf, der sich an dieser Stelle befunden hatte, berücksichtigt. Das Wasser des Brunnens entspringt im oberen Wasserbecken, dem kleineren, welches von einer Kugel gekrönt ist, schlängelt sich auf der nördlichen Seite um einen Frosch aus Bronze, sprudelt über Stufen, die auch den ehemaligen Bauchlauf durch unterschiedliche Ausarbeitung darstellen, um dann das untere, größere Becken zu füllen. Auch auf der südlichen Seite ergießt sich das Wasser vom oberen ins untere Becken und hier versucht eine Person aus Bronze, den Brunnen zu erklimmen. In beiden Becken befinden sich kleine Fontänen. Umgeben ist das untere Becken von einem breiten Rand, der zum Sitzen einlädt.

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Rechteckbrunnen in der Kleppingstraße

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Der heutige Adlerturm ist ein rekonstruierter Turm, der 1992 über den originalen Fundamenten des einstigen Wehrturms errichtet wurde. Der 30 Meter hohe Turm wurde auf Pfeiler gesetzt, um die erhaltene Bausubstanz der Fundamente des ursprünglichen Adlerturms aus dem 14. Jahrhundert und der angrenzenden Stadtmauer nicht zu beeinträchtigen.

Museum Adlerturm in den Resten der Stadtbefestigung Dortmund

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Die Berswordt-Halle in Dortmund wurde 2002 neu errichtet und verbindet die anliegenden Gebäude miteinander. Die Halle ist in einer offenen Glas-Stahlkonstruktion erbaut und verbindet kontrastreich das Alte Stadthaus mit dem Verwaltungsneubau aus den 1950er Jahren. In der Glasfassade spiegelt sich die rote Sandsteinfassade des alten Stadthauses.

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Das Geflügelte Nashorn (auch Dortmunder Nashorn) ist eine Nashornfigur mit Flügeln („Rhinoceros alatus“). Es wurde während der Planungsphase (2000 bis 2002) des Dortmunder Konzerthauses als Wappentier ausgewählt, wobei es zwei Ideen zum Ausdruck bringen soll: Erstens: Obwohl das Nashorn ein recht bodenständiges Tier ist, hat es doch ein sehr feines Gehör und ist deshalb ein ideales Konzerthaus-Wappentier. Zweitens: Das geflügelte Nashorn soll dem Pegasus gleich beflügeln und zu immer neuen gedanklichen Höhenflügen anregen. So soll der Geist der Konzertbesucher auf den Schwingen des Nashorns immer ungehinderten Zugang zur Kunst haben. Die fertig gestalteten Nashörner wurden im Jahr 2006 an markanten Punkten in der Dortmunder Innenstadt aufgestellt. Zum Höhepunkt dieser Kunstaktion befanden sich über 120 lebensgroße Nashornfiguren in der Stadt.

Freundschaftsgeschenk: Ein Geschenk von Dura/ Palästina an die Stadt Dortmund als Zeichen der Freundschaft und des Friedens!

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Das Alte Stadthaus der Stadt Dortmund wurde 1899 nach Entwurf von Stadtbaurat Friedrich Kullrich im Stil der Neurenaissance errichtet. Nach starker Beschädigung im Zweiten Weltkrieg wurde es wieder aufgebaut, jedoch in leicht vereinfachter Form. An der Spitze des Giebels befindet sich der Adler des Dortmunder Stadtwappens. Die Fassaden bestehen aus rotem Sandstein und verputzten Flächen an den seitlichen Teilen. An der Frontseite sind die Wappen der acht Hansestädte Bremen, Hamburg, Köln, Lippstadt, Lübeck, Münster, Osnabrück und Soest zu sehen.

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Der Friedensplatz ist ein zentraler Veranstaltungsplatz in Dortmund. Historisch wird er als Neuer Markt bezeichnet. In der Mitte des Platzes ragt die von Bildhauerin Susanne Wehland gestaltete Friedenssäule in den Himmel. Auf dieser Säule wird in verschiedenen Sprachen der Friede auf Erden angemahnt. Das Dortmunder Rathaus ist der Sitz des Rates der Stadt und des Oberbürgermeisters. Es wurde in den Jahren 1987–1989 im Stil der Moderne erbaut.

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Das Opernhaus des Theaters Dortmund am Platz der Alten Synagoge

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GALERIA Dortmund

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Platz von Hiroshima und die Propsteikirche Dortmund

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Die Propsteikirche St. Johannes Baptist ist eine der vier innerstädtischen Kirchen Dortmunds. Die Kirche liegt südlich des Westenhellwegs und westlich des Hansaplatzes. Sie ist die einzige römisch-katholische Kirche innerhalb des Dortmunder Wallrings.

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Zu den herausragenden Kunstschätzen der Propsteikirche gehört ein spätgotisches Hochaltar-Retabel des Weseler Malers Derick Baegert aus den 1470er Jahren. Auf der linken Tafel findet sich im Hintergrund die älteste Abbildung der Stadt Dortmund. Der insgesamt 7,80 Meter breite und 2,30 Meter hohe Altar beeindruckt durch den Figurenreichtum und die Fülle der im realistischen Stil dargestellten Szenen.

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Marienleuchter: Leuchter aus Schmiedeeisen mit Doppelmadonna, Holz um 1523
Kreuzigungsgruppe an der Südwand. Links ist Maria, die Mutter Jesu, rechts der Jünger Johannes

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Madonna (Holz, mittelrheinisch, um 1470)
Maria mit Kind, heutiger Zustand (vermutlich Meister Tilman)

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Die Orgel der Kirche, im Jahre 1988 durch den Orgelbauer Siegfried Sauer erbaut, wird häufig für Konzerte genutzt. Die Orgel vertritt den Typus der Universalorgel und verfügt über 53 Register, verteilt auf drei Manuale und Pedal. Sie besitzt eine mechanische Spiel-Traktur und mechanisch-elektrische Koppeln. Auf der Sauer-Orgel wurden bislang zwei CD-Produktionen eingespielt. 2015 wurde die Orgel durch die Firma Orgelbau Mühleisen (Leonberg) saniert; in diesem Zuge wurden drei Sub- und eine Superoktavkoppeln hinzugefügt, und die Disposition geringfügig überarbeitet.

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Das letzte bedeutende Kunstwerk der Propsteikirche finden wir an der Westwand im südlichen Seitenschiff. Es ist der Rosenkranzaltar. Die Bildtafeln wurden im Jahre 1523 vom Kölner Maler Hilgardus für einen Altar des ebenfalls aus Köln stammenden Bildhauers Arboch bemalt. Es sind Szenen aus dem Marienleben und dem Leben des Dominikus dargestellt. Für die Stadtgeschichte ist von Interesse, dass auf dem Bild, das die Berufung des Dominikus darstellt, die älteste Abbildung des alten  Dortmunder Rathauses zu finden ist. Auf dem Bild des predigenden Dominikus sind die Zuhörer alle mit Rosenkranz dargestellt, was den Schluss nahelegt, dass der Altar einst von einer Rosenkranzbruderschaft gestiftet wurde.

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Sakramentskapelle mit Tabernakel und Taube

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Der Hansaplatz ist ein zentraler Platz in der Dortmunder Innenstadt. Der Platz liegt südwestlich des Alten Marktes und wurde ab 1904 in mehreren Phasen angelegt. Er ist heute Standort des Dortmunder Wochenmarktes. Neben dieser Nutzung finden auf dem Platz auch häufig Großveranstaltungen und politische Kundgebungen statt.

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Der Bläserbrunnen wurde 1901 erstellt, als Tränke für die Pferde der Markthändler. Der Markt hatte vor Ort eine alte Tradition, die auf das 12. Jahrhundert zurückreicht. Der Name des Brunnen wurde von der Skulptur abgeleitet, die einen "fahrenden Musikanten aus dem Mittelalter" darstellt, erschaffen von dem Berliner Prof. Gerhard Janesch.

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Turm der Evangelischen Stadtkirche St. Reinoldi und Ev. Stadtkirche St Marien

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Die heutige Orgel der Marienkirche verfügt über 34 Register auf drei Manualen und Pedal. Sie stammt aus dem Jahre 1967 und wurde von der Firma Gustav Steinmann Orgelbau aus Vlotho gefertigt. Das Instrument steht wie die mittelalterliche Orgel als Schwalbennestorgel auf einer Empore vor der nördlichen Mittelschiffswand. Das Hauptgehäuse ist in abstrahierenden Formen dem spätgotischen nachgebildet.

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Die Marienkirche ist eine evangelische Kirche in der Dortmunder Innenstadt aus dem 12. Jahrhundert. Sie liegt südlich der Reinoldikirche am Ostenhellweg. Die Marienkirche beherbergt als Gerichts- und Ratskirche der ehemaligen Freien Reichsstadt bedeutende mittelalterliche Kunstschätze, darunter den Marienaltar von Conrad von Soest und den Berswordtaltar. Sie vereinigt romanische und gotische Bauelemente.

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Der Marienaltar des Conrad von Soest ist ein Altarretabel in der Marienkirche in Dortmund aus der Zeit um 1420. Er gilt als Meisterwerk der Spätgotik und ist ein gutes Beispiel des höfischen Stils. Er ist der Hauptaltar der Dortmunder Kirche. Das als Triptychon ausgeführte Retabel ist das späteste bekannte Werk des Malers, welches er kurz vor seinem Tod vollendete. Die beiden Außentafeln sind 1,40 Meter hoch, die mittlere Tafel aufgrund der Aussägungen geringfügig niedriger. Alle Tafeln wiesen neben der Verkleinerung kleinere Schäden von früheren Übermalungen und Restaurierungen auf.

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Sakramentshaus von 1894 im südlichen Chor links vom Altar

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Taufstätte 1687 und Christusfigur um 1700

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Die Kirche für Fans von Johannes Schreiter, dem bedeutensten Kirchenfenstermaler der Gegenwart. Alle 30 Kirchenfenster sind von ihm und um 1972 eingebaut. Gefertigt wurden die Fenster im Glasstudio Derix in Taunusstein.

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EMMA - das Maskottchen des BVB
Seit 2005 ist EMMA, die Biene, das stolze Maskottchen von Borussia Dortmund. Mit ihrer gelb-schwarzen Erscheinung und ihrem unverkennbaren Charme hat sie die Herzen der BVB-Fans im Sturm erobert. Benannt nach der Vereinslegende Lothar Emmerich, trägt EMMA nicht nur einen berühmten Namen, sondern auch eine große Verantwortung im Vereinsleben des BVB.

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Eckstatue mit Falke am Westenhellweg 2

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Die Krügerpassage in der Dortmunder Innenstadt ist die älteste Passage auf Dortmunder Stadtgebiet; sie wurde 1912 im Stil der Neorenaissance von Paul Lutter und Hugo Steinbach erbaut. Jedoch fiel sie im Zweiten Weltkrieg wie viele bedeutende Dortmunder Bauwerke dem Krieg zum Opfer und wurde erst 1953 wieder aufgebaut. Wegen Bauarbeiten derzeit leider versperrt.

Krügerpassage im Krügerhaus am Westenhellweg

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Die evangelische St.-Petri-Kirche in Dortmund ist eine westfälische Hallenkirche in hochgotischem Stil in der Dortmunder Innenstadt. Dem Idealtypus dieser Kirchenform nahekommend sind Mittelschiff und Seitenschiffe gleich hoch. Das Gebäude ist von fast quadratischem Grundriss mit vergleichsweise kurzem Chor. Der Sakralbau ist ein bedeutendes Beispiel für die besondere Formgebung der Hallenkirchen in Westfalen.

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Die Petrikirche ist, neben der evangelischen Reinoldikirche und der evangelischen Marienkirche, ein weiteres mittelalterliches Gotteshaus unmittelbar am Westenhellweg in der Innenstadt Dortmunds. Der dreijochige Bau wurde 1322 begonnen und ist in hellem Sandstein ausgeführt. In ihrer heutigen Gestalt zeigt die Kirche wieder die ursprüngliche, mittelalterliche Form von Quersatteldächern über den Seitenschiffen, die dem Betrachter eine Reihe kleiner Spitzgiebel präsentiert.

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Auffällig ist der überhoch wirkende Turmhelm, der nach einem Einsturz 1752 lange Zeit nicht mehr in dieser Form zu sehen war und erst nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs am 17. November 1981 in seiner historischen Höhe erneuert wurde. Er ist in diesen Maßen Produkt eines alten Wettstreits um den höchsten Kirchturm in der Stadt zwischen Reinoldikirche und Petrikirche im 15. und 16. Jahrhundert. Der Turmhelm hat heute eine Gesamthöhe von etwa 60 Metern. Er besteht aus einer 15 Meter hohen Unterkonstruktion und einer 48 Meter hohen Turmspitze mit Weltkugel und Kreuz. Die gesamte Höhe der Petrikirche beträgt nach Wiederherstellung des Turmes 105 Meter.

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Orgelbau Schulte wurde beauftragt, die 1868 von der englischen Firma Radcliff & Sagar für die Kirche St. Mary, Woodkirk, bei Leeds erbaute, und aufgrund der Kirchenschließung ausgelagerte romantische Orgel für das Dortmunder Gotteshaus umzubauen. Da die gesamte Technik, die Windanlage, die Windladen, das Gehäuse und der Spieltisch in der Kürtener Werkstatt gefertigt wurden, gleicht das Instrument nun eher einem Neubau, welcher am 6. September 2015 festlich eingeweiht wurde. Der schlichte, 7,5 Meter hohe Kubus mit einem Querschnitt von 3 × 2 Metern beherbergt 1.049 Pfeifen und polarisiert. Die Hülle aus grau lasierten Birkenholzbrettern lässt aber Einblicke in die Technik der Orgel zu. Der freistehende, fahrbare Spieltisch ist über ein LAN-Kabel mit der Orgel verbundenen. Die Steuerung übernimmt (nach dem Organisten) ein Castellan-System der Firma Sinua.

Im Inneren von St. Petri befindet sich das Goldene Wunder von Westfalen, ein prächtiger Schnitzaltar. Es handelt sich um einen spätgotischen Flügelaltar (Antwerpener Retabel) von 1521. Geschlossen zeigt der Altar die Anbetung der Eucharistie. Im ersten aufgeklappten Zustand sind 36 detaillierte Bilder zu sehen. Die Festtagsseite, im aufgeklappten Zustand, zeigt 30 Gefache mit vergoldeten Schnitzfiguren.

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3 people sculpture vor der Sparkasse Dortmund

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Im schauraum: comic + cartoon dreht sich alles um die „Neunte Kunst“: Comics und Cartoons in Originalen  vermitteln grafisches Erzählen in Wort und Bild.

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Deutsches Fußballmuseum

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Das Deutsche Fußballmuseum ist die Erlebniswelt des deutschen Fußballs, mitten in der Fußballhauptstadt Dortmund, direkt gegenüber dem Dortmunder Hauptbahnhof.

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Endspielball der WM 1954

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Spielball Achtelfinale EM 2024
Im Dortmunder Unwetter besiegt Deutschland Dänemark mit 2:0.
2024, Original, Deutscher Fußball-Bund

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FIFA WM-Siegertrophäe 1990
Andreas Brehme trifft zum 1:0 Sieg gegen Argentinien. Kapitän Lothar Matthäus erhält den WM-Pokal aus den Händen von FIFA-Präsident Joao Havelange. Deutschland gewinnt zum dritten Mal die Weltmeisterschaft.
1990 Original | Nach Silvio Gazzaniga | Deutscher Fußball-Bund

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FIFA WM-Siegertrophäe 2014
Deutschland gewinnt als erstes europäisches Team auf dem südamerikanischen Kontinent den WM-Titel. Nach Mario Götzes 1:0-Siegtreffer gegen Argentinien feiert die Mannschaft um Philipp Lahm die Pokalübergabe.
2014 Original | Nach Silvio Gazzaniga | Deutscher Fußball-Bund

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Coupe Jules Rimet 1954
Deutschland besiegt Ungarn und wird erstmals Weltmeister. Der Elf von Sepp Herberger gelingt das „Wunder von Bern". Helmut Rahn schießt das entscheidende und legendäre 3:2. Die ganze Nation bejubelt das Team um Kapitän Fritz Walter.
1954 Replik | Nach Abel Lafleur | Deutscher Fußball-Bund

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Die Viktoria
Die Bronzefigur, ein Entwurf von Daniel Christian Rauch, dient von 1903 bis 1944 als Meistertrophäe des DFB. Nach Kriegsende lange Zeit in der DDR unter Verschluss, kehrt das Abbild der Siegesgöttin 1992 zum DFB zurück.
1900 Original | Deutscher Fußball-Bund

Die Viktoria ist ein Entwurf von Christian Daniel Rauch und nach der römischen Siegesgöttin benannt. Anlässlich der Olympischen Spiele 1900 dem DFB gestiftet, ist sie auch als Wanderpreis für Rugby-Teams gedacht. Ab 1903 erhält sie jedoch der Deutsche Fußballmeister. 1948 kommt die Viktoria in Ost-Berlin unter Verschluss, statt ihrer wird im Westen die Meisterschale vergeben. Nach der Deutschen Einheit erhält sie der DFB 1992 zurück.

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Der DFB-Pokal
1964 entwirft und fertigt der Goldschmied Wilhelm Nagel im Auftrag des DFB die neue Trophäe für den Pokalwettbewerb. Der vergoldete Pokal aus Sterlingsilber wiegt 5,7 Kilogramm, fasst acht Liter und ist mit 42 Schmucksteinen verziert.
1964 Deutscher Fußball-Bund

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Operation Spieltag
Rund 2.500 Menschen sind bei Heimspielen des BVB im Einsatz, um den Zuschauern den reibungslosen Ablauf zu garantieren. Das Spektrum umfasst dabei ganz verschiedene Tätigkeiten: Balljunge, Stadionsprecher, Feuerwehrmann oder Fotograf.

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Sonderausstellung Günter Netzer und das goldene Fußballzeitalter der Siebzigerjahre

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Dortmunder U Zentrum für Kunst und Kreativität
Lebhaftes, von einem riesigen "U" gekröntes Kulturzentrum in einer ehemaligen Brauerei mit Kunst und Events.

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Aussicht nach Osten auf die Innenstadt vom U.

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Das Dortmunder U, auch U-Turm genannt, ist ein 1926/1927 als „Gär- und Lagerkeller“ der Dortmunder Union Brauerei errichtetes Hochhaus am westlichen Rand der Dortmunder City. Der Name ist abgeleitet von dem 1968 auf dem Hauptturm aufgebrachten und 2008 komplett restaurierten Firmenzeichen der Brauerei: ein vierseitiges, neun Meter hohes, vergoldetes und beleuchtetes „U“ nach einem Entwurf des Architekten Ernst Neufert.

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Das Museum Ostwall (MO) ist das Museum der Stadt Dortmund für die Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts. Es wurde 1947 am namensgebenden Ostwall als „Museum am Ostwall“ auf einem kriegszerstörten Museumsstandort gegründet und behielt den „Kernnamen“ bei, als die Kunstsammlung im Kulturhauptstadtjahr Ruhr.2010 vom östlichen an den westlichen Teil des innerstädtischen Wallrings in das neu eröffnete Dortmunder U umzog. Durch Schenkungen, Ankäufe und Ausstellungen konnte das „Museum Ostwall im Dortmunder U“ insbesondere seine Bedeutung als Ort der Fluxus-Kunst stärken.

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Unser Dorf, um 1963/64 Maria Korsak (1908-2002) Gouache auf Papier
Stiftung der Galerie Pauli, Lausanne, anlässlich der Ausstellung Naive Malerei, 1964
Hochzeit, um 1963/64 Maria Korsak (1908-2002) Gouache auf Papier
Stiftung der Galerie Pauli, Lausanne, anlässlich der Ausstellung Naive Malerei, 1964
Im Park, um 1963/64 Maria Korsak (1908-2002) Gouache auf Papier
Stiftung der Galerie Pauli, Lausanne, anlässlich der Ausstellung Naive Malerei, 1964
Klosterkirche, um 1963/64 Maria Korsak (1908-2002) Gouache auf Papier
Stiftung der Galerie Pauli, Lausanne, anlässlich der Ausstellung Naive Malerei, 1964

Über Maria Korsak ist nur wenig bekannt. Von der Weberei kommend, fing sie im Alter von 50 Jahren an zu malen. Zunächst fertigte sie Reproduktionen von Gemälden an, entwickelte aber schon bald ihren eigenen Stil, der auf eine hohe Nachfrage stieß. Thema ihrer Arbeiten sind ihre Erinnerungen an Städte, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden. Im Museum am Ostwall wurden ihre Werke 1963/64 gemeinsam mit Arbeiten von Friederike Voigt gezeigt - zeitgleich zur Ausstellung Sonntagsmaler aus Jugoslawien.

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St. Jacques le grand, Lecbá, Roca Kouagal, Couzin Zakamédé, Baron Samedi, Couzin Zakamédé, Simbi Congo, Simbi Rouangel, Le Général Simbi en deux eaux, o. J. (vor 1972)
André Pierre (1915-2005) Getrocknete halbe Kürbisse, mit Farbe und Lack bemalt
Geschenk der Sammlung Bachmann
Christi Geburt, um 1963
Seymour Etienne Bottex (1922-2016)
Öl auf Hartfaser
Geschenk der Sammlung Bachmann
Zeremonie in einem Wodu-Tempel, 1963
Gérard Valcin (1925-1988) Öl auf Hartfaserplatte
Geschenk der Sammlung Bachmann
Besuch, um 1963
Micius Stéphane (1912-1996)
Öl auf Hartfaser
Geschenk der Sammlung Bachmann
Das Landhaus, 1963
Micius Stéphane (1912-1996) Öl auf Hartfaser
Geschenk der Sammlung Bachmann

Die Kürbisse von André Pierre sind eng mit dem Voodoo-Kult Haitis verbunden: Sie spielen als Schalen für Opfergaben eine wichtige Rolle; hier sind sie mit Bildern von Loa, mächtigen Geistern des Voodoo bemalt. Baron Samedi, der meist mit Zylinder und Stock dargestellt wird, ist zum Beispiel einer der Herrscher über das Reich der Toten. In den Malereien spiegelt sich auch die Kolonialgeschichte Haitis: Vom Ende des 15. Jahrhunderts bis zu der 1804 von Schwarzen Versklavten erkämpften Unabhängigkeit war Haiti erst eine spanische, später eine französische Kolonie. Die europäischen Kolonialherren versuchten, das Christentum unter der haitianischen Bevölkerung zu verbreiten; die aus afrikanischen Ländern verschleppten und versklavten Arbeiter*innen hatten hingegen ihren Voodoo-Glauben mitgebracht. Das Praktizieren von Voodoo wurde immer wieder verboten, weshalb Bildnisse von Loa manchmal der Darstellung von christlichen Heiligen gleichen. Die Darstellung Lecbás ähnelt mit seinem Stab zum Beispiel dem Heiligen Petrus. Voodoo gilt als wichtige Widerstandspraxis im Kampf für die Unabhängigkeit Haitis und die Been-digung der Sklaverei.

Auch die beiden Gemälde von Seymour Etienne Bottex und Gérard Valcin spiegeln die Einflüsse Afrikas und Europas auf die Geschichte Haitis und zeigen zum einen eine Voodoo-Zeremonie, zum anderen eine Darstellung der Geburt Christi. Micius Stéphane widmet sich hingegen dem Alltag und zeigt das soziale Miteinander von Menschen in ihren Häusern.

Pierre, der Farmer und Voodoo-Priester war, Bottex, der sein Geld zunächst als Fotograf verdiente, Valcin, der als Fliesenleger arbeitete, und Stéphane, der Schus-ter war, zählen zu den bekanntesten haitianischen Künstler*innen, die um 1950 dem Centre d'Art in Port-au-Prince beitraten, das 1944 von dem US-amerikani-schen Maler DeWitt Peters und haitianischen Intellektuellen gegründet worden war. Ursprünglich sollte Peters im Auftrag des amerikanischen Erziehungsdepartments Sprachunterricht geben. Die USA versuchten in dieser Zeit nach einer gescheiterten Militärinvasion - massiv Einfluss auf Haiti zu nehmen, um kommunistischen Tendenzen in Mittel- und Lateinamerika entgegenzuwirken. Die hier ausgestellten Werke kamen als Geschenk Kurt Bachmanns in die Sammlung des MO. Auch Bachmann kam als Angestellter der amerikanischen Wohlfahrtsorganisation CARE nach Haiti und begann dort Kunst zu sammeln.

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Das Stadion Rote Erde, früher Kampfbahn Rote Erde genannt, wurde 1926 in Dortmund in unmittelbarer Nähe zu den Westfalenhallen an der Strobelallee errichtet. Seit dem Bau des Westfalenstadions grenzt es unmittelbar an dessen Osttribüne. Der Bau des Stadions zwischen 1924 und 1926 wurde vorwiegend von Arbeitslosen im Rahmen von Notstandsarbeiten durchgeführt. Der Begriff Rote Erde ist eine historische Bezeichnung für Westfalen.

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Am 15 April 2025 fand das Viertelfinale Rückspiel der Champions League in Dortmund statt. Borussia Dortmund  besiegte den FC Barcelona mit 3:1, schied aufgrund des Hinspiels von 0:4 mit dröhnendem Applaus aus.

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Die Mannschaftsbusse fahren unter sehr hoher Publikumsbeteiligung am Stadion ein.

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Katharinenstraße zum Dortmunder Hauptbahnhof am Königswall

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Ev. Stadtkirche Sankt Petri Dortmund - Bis 1981 wieder aufgebaute, gotische Hallenkirche aus dem 14. Jahrhundert mit mittelalterlichem Taufstein.

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Der Hansaplatz ist ein zentraler Platz in der Dortmunder Innenstadt. Der Platz liegt südwestlich des Alten Marktes und wurde ab 1904 in mehreren Phasen angelegt. Er ist heute Standort des Dortmunder Wochenmarktes. Neben dieser Nutzung finden auf dem Platz auch häufig Großveranstaltungen und politische Kundgebungen statt.

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Der Hansaplatz ist mehr als nur ein Platz – er ist ein Ort der Begegnung, an dem sich Fans aus aller Welt treffen, um ihre Leidenschaft für Borussia Dortmund zu teilen. Hier spürt man die Aufregung und die Vorfreude auf das Spiel, während man sich inmitten der schwarzweißen Atmosphäre befindet.

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Der Alte Markt in Dortmund ist das historische Zentrum und einer der ältesten Plätze der Stadt. Angelegt wurde er wahrscheinlich bereits im 9. Jahrhundert. Der Alte Markt liegt südlich der Einkaufsstraße Westenhellweg. Bis zu seinem Abriss 1955 stand hier das Alte Dortmunder Rathaus, der älteste Profanbau nördlich der Alpen. Im Nordosten des Platzes befindet sich der 1901 erbaute Bläserbrunnen.

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Evangelische Stadtkirche St. Reinoldi und Ev. Stadtkirche St Marien

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Kleppingstraße, Dortmund, Deutschland

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Europabrunnen und barocker Turm der Evangelischen Stadtkirche St. Reinoldi

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Ostenhellweg, Dortmund, Deutschland

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Die Zeche Zollern ist ein stillgelegtes Steinkohlebergwerk im Nordwesten der Stadt Dortmund, in den Stadtteilen Kirchlinde und Bövinghausen. Es besteht aus zwei Schachtanlagen, die unter Tage zusammenhingen: Die Schachtanlage 1/3 (das heißt: mit den beiden Schächten 1 und 3) in Kirchlinde und die Schachtanlage 2/4 in Bövinghausen.

Blick über die Mittelachse des Geländes auf das Verwaltungsgebäude

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Die Zeche Zollern 2/4 ist heute einer von acht Museumsstandorten des dezentralen LWL-Industriemuseums, das zugleich hier seinen Sitz hat. Die Zechenanlage ist ein Ankerpunkt der Route der Industriekultur im Ruhrgebiet und der Europäischen Route der Industriekultur (ERIH).

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DIE MUSTERZECHE ZOLLERN II/IV ZOLLERN II/IV-A MODEL MINE
Für die GBAG war Zollern II/IV ein Prestigeprojekt: Innovative Technik, imposante Architektur und ansprechende Arbeitsräume sollten vorbildlich wirken und den Führungsanspruch des Konzerns optisch unterstreichen. Die beiden Schächte II und IV bilden die zentralen Bezugspunkte für die Anordnung der Betriebsbauten. Fast alle Gebäude orientieren sich an drei parallelen Längsachsen. Ergänzende Querachsen stellen Sichtbezüge zwischen einzelnen Giebeln sowie zwischen den beiden Fördergerüsten her. Diese symmetrische Ausrichtung sorgt für ein Erscheinungsbild von großer Harmonie.

Die Zeche gliedert sich in drei Bereiche. Im Westen gruppieren sich die Gebäude der Zechen-Infrastruktur um einen „Ehrenhof": die beiden Torhäuser, Werkstattgebäude, Pferdestall, Verwaltung und Lohnhallenkomplex mit Magazin, Waschkaue und Lampenstube. In der Mitte schließt der zentrale Produktionsbereich an. Hier flankieren die beiden Fördergerüste mit Schachthallen und Separation die zentral gelegene Maschinenhalle. Das mittlere Ensemble wird im Süden durch die Kohlenwäsche ergänzt, im Osten durch das Kesselhaus. Als dritter Bereich folgen im Südosten und Osten die Kokerei mit Ammoniakfabrik und Benzolfabrik zur Nebenproduktgewinnung.

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Zollern II/IV gehörte nie zu den großen Zechen im Ruhrrevier. Als „Musterzeche" lag ihre Bedeutung weniger in hohen Förderzahlen als in ihrer vorbildlichen Gestaltung und ihrer modernen betrieblichen Sozialpolitik. Hierbei endete der Gestaltungswille der GBAG nicht an den Zechentoren: Für die Zollern-Belegschaft errichtete die GBAG zwei Werkswohnsiedlungen. Sie engagierte sich karitativ und förderte das kulturelle Leben in Bövinghausen.
Aus einer nationalkonservativen Grundhaltung heraus bedauerte die Direktorenkonferenz die Notwendigkeit, Bergleute polnischer Nationalität anwerben zu müssen. Bereits 1898 hatte Kirdorf seine Kollegen dazu vergattert, „in unseren Belegschaften keine notorischen Agitatoren zu dulden". Zu diesen zählten „nicht nur Sozialdemokraten, sondern auch ultramontan-demokratische sowie nationalpolnische Agitatoren."

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Demonstrationsschilder der Zeche Hansa 1967
Plakate aus schlichter Pappe und einfachen Holzgestellen wurden vom Betriebsrat der Zeche Hansa im Oktober 1967 selbst gefertigt. Bewusst hielt man sie in kräftigem Rot, weil man die Angst vor „linker Agitation" schüren wollte. Slg. LWL-Industriemuseum

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Der Förderbeginn der Zeche Zollern II/IV 1902 fiel in eine Zeit wachsender sozialer Konflikte. Im Ruhrgebiet kam es 1905 zum großen Bergarbeiterstreik. Unversöhnlich prallten Machtinteressen der Unternehmer und Forderungen der Bergarbeiter aufeinander. Der mit hoher Aggressivität geführte Arbeitsausstand warf ein Schlaglicht auf die scharfen sozialen Gegensätze zwischen Betriebsleitungen auf der einen und Bergleuten auf der anderen Seite. Auch wenn sich die konkreten Arbeitsbedingungen besserten, die Spannungen zwischen den Milieus blieben.

Auch die Außenpolitik war von internationalen Rivalitäten geprägt. Wirtschaftliche Abschottung, imperialistische Weltmachtgelüste und ein enormes Wettrüsten kurbelten die Industrieproduktion an. Das „Säbelrasseln" brauchte Kohle und Stahl: Ein Jahr vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs erreichte die Kohlenförderung auf Zollern einen Stand, der erst 1929 übertroffen wurde. Kurz darauf, im Juli 1914, bot sich der politischen Führung ein kriegsauslösender Anlass; die Kriegsbegeisterung erfasste auch Bövinghausen. Der Erste Weltkrieg forderte nicht nur einen enormen Blutzoll, sondern erwies sich auch als Druckkammer, in der das bisherige politische und gesellschaftliche System zerbrach.

Im Ersten Weltkrieg ging die bisherige staatliche und gesellschaftliche Ordnung unter. Ausgelöst durch die Ermordung des Österreichischen Thronfolgers wurde ein System von Bündniskoalitionen aktiviert. Am Ende befanden sich ganz Europa und die USA im ersten „totalen Krieg". Der Krieg löste in Deutschland anfangs in breiten Schichten Zustimmung aus. Ein „Burgfrieden" aller gesellschaftlichen Kräfte stabilisierte die Lage im Innern. Man rechnete mit einem raschen Sieg. Doch der Plan ging nicht auf: Ein zermürbender Stellungs-und Grabenkrieg zerstörte Millionen Menschenleben. Für die Massenvernichtung des „Gegners" lieferte die Montanindustrie des Ruhrgebiets neue Waffentechniken von immenser Zerstörungskraft.

Erstmals wurden Chemiewaffen eingesetzt. Unzählige Veteranen waren lebenslang durch entsetzliche Verstümmelungen gezeichnet. Die „Heimatfront" sollte für Nachschub von Menschen und Material sorgen. Doch auf einen langen Krieg war Deutschland nicht vorbereitet. Überall fehlten Arbeitskräfte. Dem Bergbau wurden etwa vierzig Prozent seiner leistungsfähigsten Kräfte entzogen; die Produktivität sank. Im berüchtigten „Steckrübenwinter" 1916/17 brach die Versorgung vollends zusammen. Mit dem Hunger und den Toten durch Mangel und Kälte sank auch die Moral. Beflügelt durch die Russische Revolution mehrten sich Streiks und radikale Forderungen nach einem Umsturz. Hunger und Kriegsmüdigkeit gewannen die Oberhand, im November 1918 kapitulierte Deutschland.

Extraausgabe des Vorwärts 9. November 1918
Gedrängt durch die revolutionären Massen verkündete Reichskanzler Max von Baden eigenmächtig die Abdankung Kaiser Wilhelms II. und übertrug seine Geschäfte dem SPD-Vorsitzenden Friedrich Ebert. Kurz darauf ging der Kaiser in die Niederlande ins Exil.

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Der Zweite Weltkrieg veränderte den Arbeitsalltag auf Zollern enorm. Die Vereinnahmung des Betriebes durch die NS-Ideologie nahm sichtbar zu. Auch wurde die Beschaffung von Arbeitsmaterial wegen der kriegsbedingten Mangelwirtschaft immer schwieriger. Nach dem Angriff Deutschlands auf die UdSSR 1941 und der massiven Einziehung von Bergleuten zur Wehrmacht schrumpften die Stammbelegschaften auf den Zechen des Ruhrgebietes erheblich, obwohl der Bergbau eine Schlüsselfunktion für die deutsche Volks-, Rüstungs- und Kriegswirtschaft hatte. Kohle war der wichtigste Rohstoff für die private und industrielle Energieversorgung.

Um die vorgegebenen Produktionsnormen zu erfüllen und den Mangel an Arbeitskräften auszugleichen, griffen die Bergbauunternehmen verstärkt auf den Einsatz von Zwangsarbeitern zurück. Allein von 1942 bis 1944 arbeiteten auf den Zechen des Ruhrgebietes fast 240.000 Zwangsarbeiter; sie stellten 40 Prozent der Belegschaften.
Zwangsarbeit entwickelte sich zu einem zentralen Element der nationalsozialistischen Kriegswirtschaft: Vor aller Augen wurden zwanzig Millionen Menschen in Deutschland und den besetzten Gebieten zur Arbeit gezwungen. Ob sie gequält, ihrem Schicksal überlassen oder menschlich behandelt wurden, lag zum großen Teil in der Hand der deutschen Zivilbevölkerung. Zwangsarbeit im Zweiten Weltkrieg ist deshalb das größte Gesellschaftsverbrechen des 20. Jahrhunderts. Ungezählte Menschen überlebten die Torturen dieser Zeit nicht.

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Im Bereich des ehemaligen Zechenbahnhofs und des sich anschließenden Freigeländes ist eine umfangreiche Sammlung an Eisenbahnfahrzeugen abgestellt, die größtenteils von ehemaligen Werkbahnen der Montanindustrie stammen. So findet sich hier beispielsweise auch die Dampflok „97“ der ehemaligen Schmalspur-Werkbahn der Westfalenhütte.

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1958 setzte eine nachhaltige Absatzkrise für die Ruhrkohle ein, die im Vergleich zur Importkohle inzwischen zu teuer geworden war. Das nachfolgende „Zechensterben" führte zum Abbruch von zahlreichen Tagesanlagen. Das galt vor allem für die Fördergerüste, die jahrzehntelang das Landschaftspanorama im Ruhrgebiet geprägt hatten. Auf Zeche Zollern II/IV endete die Förderung bereits 1955, nachdem in Dortmund-Marten eine neue Zentralförderung für sämtliche Zollern-Germania-Grubenfelder in Betrieb gegangen war. Während die „Ehrenhof"-Bauten noch durch Mittel- und Kleinbetriebe genutzt werden konnten, demontierte die GBAG das Fördergerüst über Schacht II im September 1969. Als nächstes wurde der Abbruch der Maschinenhalle ausgeschrieben, um Schrotterlös zu erzielen. Die Rettung der „Jugendstil-Halle" gelang schließlich dank des visionären Engagements einer kleinen Zahl von Persönlichkeiten aus der nordrhein-westfälischen Kulturszene. Diese Rettung wurde bald zur Keimzelle der Industriekultur im Ruhrgebiet und weit darüber hinaus. Nach mehrjähriger Betreuung durch das Deutsche Bergbau-Museum Bochum wurde Zollern II/۱۷ einer von acht Standorten und Zentrale des 1979 gegründeten LWL-Industriemuseums.

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Die spektakuläre Rettung der Maschinenhalle vor drohendem Abriss lenkte die öffentliche Aufmerksamkeit generell auf die Frage einer „Technischen Denkmalpflege" für hochkarätige, aber funktionslose Industriebauten. Der Landeskonservator von Westfalen-Lippe schuf 1973 ein eigenes Referat für diesen Aufgabenbereich. Hier wurde die Idee eines Westfälischen Industriemuseums entwickelt. Die Museumsgründung erfolgte 1979. Kern des Museumskonzepts ist die Darstellung der Geschichte der Menschen im Industriezeitalter am originalen Schauplatz, im historischen Industriegebäude und benachbarten Arbeiterhaus. Inzwischen gehören außer der Zeche Zollern II/IV sieben weitere Industrieanlagen in Westfalen-Lippe zum LWL-Industriemuseum. Zum Zeitpunkt der Übernahme waren die Baudenkmale weitgehend in ruinösem Zustand und mussten umfassend saniert werden.

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Über einem 491 m tiefen Schacht steht die Schachthalle. Hier kam die Kohle zu Tage und erfuhr ihre erste Aufbereitung. Hier fanden auch Seilfahrt und Materialtransport statt. Die ursprüngliche Schachthalle wurde 1959 abgerissen, zehn Jahre später fiel das Fördergerüst. Die heutige Schachthalle und das Fördergerüst stammen von der Zeche Wilhelmine Victoria I/IV in Gelsenkirchen. Das LWL-Industriemuseum hat sie 1988 wieder aufgebaut, um die wichtigsten Betriebspunkte und zugleich Symbole einer Zeche wieder herzustellen. Die Ausstellung in der Schachthalle zeigt die Aufbereitungsstufen von der Rohkohle bis zu einer Fülle verkaufsfertiger Produkte. Im Mittelpunkt stehen jedoch die Menschen, die hier im Wandel der Zeiten gearbeitet haben.

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Portal der Maschinenhalle der Zeche Zollern 2/4 mit Jugendstilfenster

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Die Maschinenhalle wurde dank der Initiative von Hans P. Koellmann 1969 nicht wie geplant abgebrochen, sondern als erstes Industriebauwerk in Deutschland unter Denkmalschutz gestellt und zunächst vom Deutschen Bergbaumuseum in Bochum betreut. 1981 integrierte der Landschaftsverband Westfalen-Lippe die Zeche in das dezentrale Westfälische Industriemuseum. Nach und nach wurden die umliegenden Gebäude restauriert und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Neben den eindrucksvollen Bauwerken sind auch die Außenanlagen Teil des Museums. Die Kohleverladestation, der ehemalige Zechenbahnhof und ein begehbares Fördergerüst gehören zu den Attraktionen.

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An dieser Stelle trennt uns ein nur 139 m starkes Deckgebirge von einem etwa 1.500 m mächtigen Schichtenpaket mit reichen Kohlevorkommen. Die kohleführenden Schichten, die Flöze, liegen dabei stark gefaltet übereinander. Zwischen ihnen lagert Gestein. Erschlossen wurde das etwa 4 qkm große Grubenfeld über einen vertikalen Schacht mit fünf Sohlen, die etagenartig die begehrte Fettkohle zugänglich machten. 1898 begannen die Abteufarbeiten am Schacht, der einen Durchmesser von 5,50 m hat. Die sechste Sohle war mit 620 m die tiefste. Sie war nicht direkt mit dem Förderschacht und der Erdoberfläche verbunden. Eine solche vertikale Verbindung zwischen mehreren Sohlen bezeichnet man als Blindschacht.

1902 begann die Förderung. Abgebaut wurden mächtige Fettkohlenflöze, z. B. Präsident, Dickebank, Röttgersbank, Wilhelm und Sonnenschein, aber auch weniger mächtige wie Johann und Gretchen. Fettkohle eignet sich besonders zur Kokserzeugung, Zollern war also eine Kokskohlenzeche. Die Rasenhängebank diente vor allem dem Transport von schwerem, sperrigem Material und bis 1953 auch der Einfahrt der Grubenpferde. 1955 wurde die Zeche Zollern II/IV Teil des Verbundbergwerks Zollern-Germania. Die Kohlenförderung fand nun am Zentralschacht Germania in Dortmund-Marten statt, doch bis zur Stilllegung 1966 fuhren hier weiterhin Bergleute ein. Heute ist der Schacht verfüllt.

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Die zentrale Maschinenhalle der Zeche war seinerzeit nicht mehr in massiver Bauweise (wie zunächst von Knobbe geplant) ausgeführt worden, sondern in der Hoffnung auf schnellere Fertigstellung als eine mit Backstein ausgefachte Eisenfachwerk-Konstruktion. Vorbild war die Ausstellungshalle der Gutehoffnungshütte auf der Rheinisch-Westfälischen Industrie- und Gewerbeausstellung Düsseldorf 1902, in der auch die elektrische Fördermaschine für den Schacht 2 (vor ihrer endgültigen Montage in Bövinghausen) ausgestellt wurde. Wie bei der Düsseldorfer Halle sorgte der Berliner Architekt Bruno Möhring (1863–1929) für die Ausschmückung der Maschinenhalle mit Details in Jugendstilformen, als deren Höhepunkt der Haupteingang mit farbiger Verglasung und einem geschwungenen Vordach (ähnlich den Pariser Metrostationen von Hector Guimard) gelten konnte. Das Vordach wurde wohl schon in den 1930er Jahren nach einem Schaden abgebrochen, aber andere Einzelheiten ziehen noch heute den Betrachter in ihren Bann.

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Wenn auch der Jugendstil für ein Industriebauwerk insgesamt eher ungewöhnlich war, so gab bzw. gibt es doch einige Beispiele für seine Verwendung im Zusammenhang mit Bauten der Elektrizität wie z. B. dem Wasserkraftwerk Heimbach in der Eifel, oder bei modernen Eisenkonstruktionen wie z. B. den Brücken- und Stationsbauwerken der Berliner Hochbahn. Die Maschinenhalle erfüllt beide Kriterien: Sie war eine moderne Eisenkonstruktion und sie beherbergte fortschrittliche Elektrotechnik, als auf anderen Zechen noch ohne Elektrizität gearbeitet wurde.

Schalttafel aus Marmor in der Maschinenhalle mit Uhr über der Schalttafel

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Kohleverladung

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1999 wurde die Dauerausstellung Musterzeche eröffnet. In dieser wird die Sozial- und Kulturgeschichte des Ruhrgebiets sowohl für Erwachsene als auch für Kinder anschaulich dargestellt. Die Ausstellung thematisiert das Ausbildungswesen des Ruhrbergbaus, die Entwicklung des betrieblichen Hygiene- und Gesundheitswesen sowie die Anstrengungen zur Reduzierung von Arbeitsunfällen.

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Mit Vollgas in die neue Zeit
Die jugendlichen Bergleute gingen auch in den 1950er Jahren ihre eigenen Wege. Sie fühlten sich vor allem von der wieder auflebenden Freizeitindustrie angezogen. Viele verbrachten ihre Freizeit im Fußballstadion, Kino, Tanzschuppen, Café oder einfach auf der Straße und lasen Heftchenromane, Comics, Musik- und Filmzeitschriften.
Mit dem wachsenden Einkommen wuchs auch die Konsumorientierung der Jugendlichen. Ganz oben auf ihrer Wunschliste standen Produkte mit einem hohen Freizeitwert wie Moped, Radio, Tonband, Fotoapparat - alles Dinge, die ein individuelles Freizeitvergnügen förderten und den Drang nach Mobilität befriedigten.

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Die Lohnhalle war Aufenthaltsraum und Durchgangsstation zur Materialausgabe des Magazins und zur Kaue. Am Schalter des Büros erhielten die Bergleute dreimal monatlich ihren Lohn.

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Der Westfalenpark ist eine 70 Hektar große Parkanlage in Dortmund. Der Park wurde zur ersten der drei dortigen Bundesgartenschauen (1959, 1969, 1991) eröffnet. Auf dem Gelände des alten Kaiser-Wilhelm-Hains, des Buschmühlenparks, einer Mülldeponie und verwilderten Kleingartenanlagen entstand eine Parkanlage, deren Mittelpunkt das mit 220 Metern damals höchste deutsche Gebäude, der Florianturm, bildet. Der Park zählt mit 70 Hektar zu den großen innerstädtischen Parkanlagen in Europa und dient als beliebtes Ausflugs- und Erholungsziel in Nordrhein-Westfalen.

Florianturm und Flamingoteich (Westfalenpark)

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Der Florianturm, kurz Florian, ist ein weithin sichtbares Wahrzeichen und prägt als Landmarke die Skyline der Stadt Dortmund. Der Aussichts- und Fernsehturm wurde 1959 anlässlich der Bundesgartenschau im Westfalenpark mit einer Höhe von 219,3 Metern errichtet. Für rund ein Jahrzehnt war er der höchste Fernsehturm Deutschlands und damit eines der höchsten Bauwerke des Landes. Seine gegenwärtige Höhe mit Antennenanlage beträgt rund 209 Meter. Im Turmkorb befindet sich ein Drehrestaurant. 1959 war es das erste seiner Art weltweit.

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Kaiser Wilhelm I. (1797-1888)
Das Denkmal aus Bronze auf einem Sockel aus Schwedischem Granit stellt den König von Preußen von 1861 bis 1888 und Deutschen Kaiser von 1871 bis 1888 dar. Es wurde vom „Verein zur Errichtung eines Kaiser Wilhelm Hains" unter Vorsitz des Landgerichtsrates Wilhelm Maximilian Baeumer finanziert und am 3. Juni 1894 feierlich eingeweiht und mit der gesamten Parkanlage der Stadt Dortmund übertragen. Gestalter des Ruhenden Monarchen war Professor Dr. Johannes Schilling aus Dresden, dessen Hauptwerk das rund 40 m hohe Germania-Denkmal auf dem Niederwald bei Rüdesheim ist. Der einstige Kaiser Wilhelm Hain (11 ha) wurde 1959 anlässlich der ersten Dortmunder Bundesgartenschau zur Keimzelle des heutigen Westfalenparks (70 ha). In diesem Zusammenhang wurde das Denkmal von seinem ursprünglichen Standort südlich des Teiches an den jetzigen Platz umgesetzt.

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Statue Stehendes Mädchen

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Bronzeplastik "Wisent" im Westfalenpark, im Hintergrund: Fernsehturm 'Florian' (Florianturm).

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Aussicht vom Florianturm auf SIGNAL IDUNA PARK und Westfalenhalle

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Aussicht vom Florianturm auf die Innenstadt von Dortmund

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Station der U-Bahn Westfalenpark U

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Der Vincketurm ist ein achteckiger, neugotischer und 26 Meter hoher Aussichtsturm bei der Hohensyburg im Dortmunder Stadtteil Syburg in Nordrhein-Westfalen. Der Turm wurde 1857 auf dem höchsten Punkt des Sybergs (244,63 m ü. NN) zur Erinnerung an den früheren Oberpräsidenten Westfalens Ludwig von Vincke (1774–1844) nach den Plänen des Verstorbenen errichtet. Die Ehrung Vinckes erfolgte wegen großer Verdienste um den Aufbau Westfalens nach der französischen Herrschaft während des Département Ruhr. Der Turm besteht aus Ruhrsandstein.

Parkanlage Hohensyburg mit Vincketurm

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Hohensyburg Burgruine
Im frühen Mittelalter spielte die circa 14 Hektar umfassende, in fränkischen Quellen als „sächsische Sigiburg" bezeichnete Wallburg eine Schlüsselrolle bei den Kämpfen zwischen Sachsen und Franken. Die Eroberung der Sigiburg im Jahr 775 durch Karl den Großen ist die älteste schriftliche Nachricht für den Dortmunder Raum. Im südlichen Bereich der frühmittelalterlichen Wallburg entstand vermutlich im 12. Jahrhundert die Burg Syburg. 1253 werden die Herren von Sieberg zum ersten Mal erwähnt. In den Jahren 1287/88 wurde die Burg durch den Grafen Eberhard von der Mark zerstört und danach ganz oder in Teilen wieder aufgebaut. Die Hauptburg wurde auf einer Fläche von-22 x 45 m von einer etwa 90 cm starken Wehrmauer aus Sandstein eingefasst. Das Zentrum dieser Burganlage nimmt ein großer Steinbau ein, der eine Länge von fast 20 m aufweist. Dieses heute als Ruine erhaltene Hauptgebäude war im Obergeschoss in einen großen Saal sowie einen kleineren Nebenraum unterteilt. Der benachbarte Vincketurm stammt aus dem Jahr 1857.

Kriegerdenkmal von Fritz Bagdons, 1930

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Aussicht über die Ruhr zum Sauerland von der Aussichtsplattform beim Kaiser-Wilhelm-Denkmal

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Preußisch-nationaler Erinnerungskult auf dem Syberg - Kaiser-Wilhelm-Denkmal
Im 19. Jahrhundert bekam das Bergplateau auf dem Syberg, auf dem sich noch heute die Ruinen der mittelalterlichen Burganlagen befinden, im Zuge der deutsch-nationalen Denkmalsbewegung eine neue Funktion zugesprochen. Während der Vincketurm von 1857 noch einer Frühphase angehört, stellt das 1902 eröffnete Kaiser-Wilhelm-Denkmal ein steingewordenes Zeugnis des Wunsches dar, die karolingische Geschichte in einen Sinnzusammenhang mit Kaiser Wilhelm I., den »Reichseiniger«, zu stellen. Das Denkmal wurde als monumentale Dreiturmgruppe mit reichem neugotischem Bauschmuck nach einem Entwurf des Architekten Hubert Stier gestaltet. Vor den Turmbauten standen das zentrale Reiterstandbild von Kaiser Wilhelm I. sowie die Standbilder Ottos von Bismarck, des Grafen von Moltke, Kaiser Friedrichs III. und des Prinzen Friedrich Karl. Hierbei handelte es sich um Arbeiten der Stuttgarter Bildhauer Adolf und Karl von Donndorf.

Die Nationalsozialisten reduzierten 1935 die Denkmalgruppe und deuteten sie damit bewusst um. Sie entfernten die Skulpturen der beiden Söhne Wilhelms I., Kaiser Friedrich III. und Prinz Friedrich Karl. Der Kaiser war nun nur noch von Bismarck und Moltke umgeben; seine Rolle als Alleinherrscher wurde somit betont. Infolge der Abtragung der flankierenden Turmbauten erhielten die Standbilder Bismarcks und Moltkes ihren neuen Standort vor den seitlichen Nischen des Hauptturms. Die Lebensdaten Kaiser Wilhelms I. wurden durch das Datum der Reichsgründung, 18. Januar 1871, ersetzt.

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SIGNAL IDUNA PARK - Stadion des BVB mit Kapazität für 80.000 Menschen bei Bundesligaspielen & 65.000 bei internationalen Partien.

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Der Signal Iduna Park (Eigenschreibweise: SIGNAL IDUNA PARK; bei UEFA-Wettbewerben werbefrei BVB Stadion Dortmund), bis Dezember 2005 und im Sprachgebrauch auch Westfalenstadion, sowie in Fankreisen auch als Tempel bezeichnet, ist ein Fußballstadion im Bezirk Innenstadt-West der nordrhein-westfälischen Großstadt Dortmund.

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Mit 81.365 Zuschauerplätzen ist es das größte Fußballstadion Deutschlands sowie das sechstgrößte Vereinsstadion Europas. Das Stadion liegt an der Strobelallee und ist seit 1974 die Spielstätte des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund. Es war bereits mehrfach Austragungsort internationaler Fußballturniere, u. a. der Fußball-Weltmeisterschaft 1974, der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 und zuletzt der Fußball-Europameisterschaft 2024, sowie von Heimspielen der deutschen Nationalmannschaft.

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BVB-FanWelt mit Maskottchen Emma.

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Am 1. Dezember 2005 wurde aus dem Westfalenstadion offiziell der Signal Iduna Park. Für die Namensrechte des Stadions erlöst Borussia Dortmund bei optimalem sportlichem Erfolg aktuell jährlich geschätzte fünf Millionen Euro. Der Vertrag über die Umbenennung zwischen Borussia Dortmund und der Signal Iduna Gruppe gilt bis zum 30. Juni 2031.

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Das Stadion der UEFA-Kategorie 4 ist mit den markanten gelben Pylonen der Dachkonstruktion ein Wahrzeichen der Stadt Dortmund.

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Zuschauerrekord: In der Saison 2015/16 verbesserte Borussia Dortmund bei seinen 17 Heimspielen den selbst gehaltenen europäischen Rekord für eine einzelne Liga-Spielzeit aus der Saison 2012/13 (80.543 Zuschauer pro Spiel). Obwohl die Kapazität des Stadions in den letzten Jahren geringfügig verringert wurde, wohnten letztendlich 1.380.023 Besucher den Bundesliga-Partien des BVB bei und schraubten die durchschnittliche Zuschauerzahl auf 81.178. Das entsprach einer Stadionauslastung von 99,88 Prozent. Der BVB hat seit der Saison 1998/99 jährlich den höchsten Zuschauerschnitt in der Bundesliga. Der eigene europäische Rekord wurde, mit fast 100.000 Zuschauern mehr als der vorherige Rekord aus der Saison 2013/14, auf 1.948.880 Zuschauer verbessert.

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Das Westfalenstadion ist aktuell das viertgrößte Fußballstadion Europas.

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„Unschlagbar in Dortmund“: Ab ihrem ersten Länderspiel im Westfalenstadion am 17. April 1974 gegen Ungarn (5:0) blieb die deutsche Fußballnationalmannschaft an dieser Stätte über 32 Jahre lang ungeschlagen. Erst nach zwölf Spielen ohne Niederlage (davon elf Siege) endete die Serie, als sich die DFB-Elf im Halbfinale der WM 2006 in Dortmund dem späteren Weltmeister Italien mit 0:2 nach Verlängerung geschlagen geben musste.

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Polizeistation und Hafträume

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Ein letzter Umbau zur Vorbereitung des Stadions auf die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 fand in der Sommerpause 2005 statt, überwacht von den Architekten der Dortmunder „Planungsgruppe Drahtler“. Dazu gehörten die Installation eines elektronischen Zugangssystems, die Aufwertung der Plätze für Behinderte, der Umbau der VIP-Bereiche, der Spielerkabinen und der sanitären Einrichtungen. Aufgrund der Umbaumaßnahmen der Tribünen fielen 1.500 Zuschauerplätze weg und das Stadion bot nun Platz für 81.264 Zuschauer. Die UEFA deklarierte das Stadion anschließend zum Elitestadion, heute Kategorie 4. Es ist damit eines der Stadien, in denen Endspiele der Champions League oder der Europa League stattfinden dürfen.

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Seit dem 19. Dezember 2008, dem 99. Geburtstag des Vereins, existiert in der Nordostecke des Stadions das »Borusseum«, ein Museum rund um die Geschichte von Borussia Dortmund. Maßgeblich geplant wurde das Borusseum von der Fan- und Förderabteilung des BVB sowie von Reinhold Lunow, dem derzeit amtierenden Schatzmeister der Borussia. Aufgrund der Schulden des Vereins wurde das Museum komplett aus Spenden finanziert. Im Februar 2011 wurde das Borusseum für den Europäischen Museumspreis nominiert.

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Das BORUSSEUM ist auf Initiative der Fans hin entstanden. Das Vereinsmuseum von Borussia Dortmund erinnert an über 110 Jahre Fußballgeschichte und Tradition. Hier, im,schönsten Stadion der Welt", wird Vereinshistorie lebendig. Von der Gründung am Borsigplatz bis heute die schwarzgelbe Strahlkraft wirkt über den Fußball hinaus. Mit Werten wie Toleranz, Vielfalt und Demokratie, mit Leidenschaft, Hingabe und Emotion schreiben wir gemeinsam BVB-Geschichte.

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Am 19.12.1909 gründen 18 junge Männer Borussia Dortmund. Sie versammeln sich in der Gaststätte „Zum Wildschütz", nicht weit vom Borsigplatz im Dortmunder Norden gelegen. Mit der Gründung stellen sich die ersten Borussen gegen die Bevormundung der Kirche. Kaplan Hubert Dewald will das „rohe" Fußballspiel verbieten und versucht, die Versammlung persönlich zu verhindern. Es kommt zum Handgemenge, doch die Gründer rund um Franz Jacobi bleiben standhaft. Angelehnt an das ehemals im Wildschütz ausgeschenkte Bier, gibt man sich den Namen „Borussia". Dem Zusammenhalt der Gründerväter verdanken wir die Geschichte unseres Vereins.

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Schatzkammer vom BVB 09

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Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte (MKK) ist ein städtisches Museum in Dortmund; es befindet sich in der 1924 von Hugo Steinbach erbauten ehemaligen Städtischen Sparkasse. Die Sammlungen von Gemälden, Skulpturen, Möbeln und Kunsthandwerk geben einen Einblick in die Kulturgeschichte und die Geschichte der Stadt Dortmund.

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Zeitlich umfasst die Sammlung Exponate der Ur- und Frühgeschichte bis hin zu Exponaten des 20. Jahrhunderts.

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Dortmunder Goldschatz
Am 30. August 1907 entdeckten Arbeiter in der Dortmunder Ritterstraße den größten Fund spätrömischer Münzen auf deutschem Boden. In 90 cm Tiefe fanden sie ein kleines grauweißes Gefäß mit Henkel, um das drei goldene Halsreifen gelegt waren, und daneben 444 Goldmünzen und Teile von 16 Silbermünzen. Alle Fundstücke gelangten in das Dortmunder Museum. Die älteste Münze stammt aus dem Jahre 335, der Regierungszeit Konstantins des Großen, die jüngste aus der Zeit Konstantins III. zwischen 407 und 411. Der Schatz ist also nicht vor 407 n. Chr. vergraben worden. Seine Zusammensetzung deutet darauf hin, daß er in Gallien gesammelt wurde. Da er aber in Germanien vergraben worden ist, wird er einem germanischen Soldaten der römischen Gallienarmee gehört haben, die seit dem Kaiser Julian fast ausschließlich aus Germanen bestand.

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Bronzezeit (1800-750 v. Chr.)
In der Bronzezeit setzte erstmals eine systematische Metallproduktion ein. Da in Westfalen aber weder Kupfer noch Zinn, die beiden Bestandteile der Bronze, vorkommen, mußten die Rohstoffe oder die fertigen Geräte importiert werden. Bronzegegenstände waren daher sehr kostbar und wurden nicht nur wegen ihrer im Vergleich zu Steingeräten größeren Effektivität, sondern auch aufgrund ihres Prestigewertes geschätzt. Wegen des hohen Wertes der Bronze stellte man Gegenstände des täglichen Bedarfs meist weiterhin aus den althergebrachten Werkstoffen wie Stein, Holz und Knochen her. Überhaupt hielt man zu Beginn der Bronzezeit noch an vielen Traditionen der ausgehenden Jungsteinzeit fest, z.B. an dem Brauch, einzelne Tote unter großen Grabhügeln zu bestatten.

Die ältere Bronzezeit ist in unserem Raum nur durch relativ wenige Funde vertreten, die meist als Einzelfunde aufgelesen worden sind oder aus Grabhügein bzw. Horten stammen. Prächtige Grabausstattungen und Hortfunde weisen jedoch auf gesellschaftliche Veränderungen gegenüber der Jungsteinzeit hin: Von nun an war es möglich, persönlichen Reichtum anzuhäufen, wozu die Besitzgüter der vorhergehenden Epochen wie Vieh, Steinwerkzeuge, Salz etc. weniger geeignet gewesen waren. Die überwiegende Mehrzahl der hier gezeigten Funde stammt jedoch aus der jüngeren Bronzezeit. In dieser Periode kam es offenbar zu einer deutlichen Bevölkerungszunahme. So sind aus vielen Teilen Westfalens ausgedehnte Gräberfelder mit vielen Bestattungen bekannt, wobei man die Toten nun allerdings verbrannte und den Leichenbrand unter kleineren Hügeln oder auch ohne Überhügelung beisetzte.

Die Wohnplätze der damaligen Zeit haben sich leider wesentlich schlechter erhalten als die im Boden geschützten Gräber. Es gibt aber Hinweise darauf, daß die Menschen auf einzelnen Gehöften oder in weilerartigen Siedlungen gelebt haben; größere Dörfer oder gar stadtartige Siedlungen gab es noch nicht. Neben anderen Faktoren brachten es die für den Metallimport nötigen Fernhandelsbeziehungen mit sich, daß in Westfalen viele überregionale Kulturströmungen aus allen Himmelsrichtungen ihren Niederschlag finden. Hier ist besonders der Einfluß der eigentlich im südlichen Mitteleuropa beheimateten „Urnenfelderkulturen" zu nennen, auf den z.B. das Aufkommen des Brandbestattungsbrauches in der jüngeren Bronzezeit zurückzuführen ist.

 Dortmund in Westfalen, April 2025

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Dortmund, die einzige Reichsstadt in Westfalen
Dortmund entstand aus der Ansiedlung, die sich an einen karolingischen Königshof und eine Burg lehnte. Aufgrund ihrer Lage an der Kreuzung des Hellwegs mit der wichtigsten Nord-Süd-Verbindung entwickelte sie sich zu einem bedeutenden Handelsort. Auch als Pfalz und Tagungsstätte der ottonischen und salischen Herrscher spielte Dortmund unter verschiedenen Namen eine Rolle (Throtmanni 880/84, Tremonia 1153, Dorpmunde 1222). Der Stauferkönig Konrad III. verlieh der Stadt vermutlich 1145 das erste nachweisbare, 1232 verbrannte Privileg. Es räumte den Dortmundern besondere Rechte und Zollfreiheiten ein und ermöglichte ihnen autonomes Handeln.
Das markierte den Beginn der Bürgergemeinde Dortmund als Reichsstadt. Diesen Status einer staatlichen Unabhängigkeit musste die Stadt in vielen Territorial-Fehden und überregionalen Kriegen behaupten. Im 13. und 14. Jahrhundert erlebte die Reichs- und Hansestadt Dortmund ihre wirtschaftliche und kulturelle Blüte, die sich zunächst auf den Handel mit dem Ostseeraum und später mit England und Flandern gründete. Hatte die Stadt 1618 noch ca. 7000 Einwohner, sank sie durch die wirtschaftlichen Folgen des Dreißigjährigen Krieges und durch den Konflikt mit dem katholischen Reich zu einem Ackerbürgerstädtchen mit nur 2000 Bürgern herab. 1802 verlor Dortmund aufgrund des Reichsdeputationshauptschlusses seine Eigenstaatlichkeit und wurde 1815 in den preußischen Staat eingegliedert.

 Dortmund in Westfalen, April 2025

Modell der Innenstadt von Dortmund

 Dortmund in Westfalen, April 2025

Vom Handwerk und seinen Zünften
Die zünftischen Verbindungen der Handwerker boten bis ins frühe 19. Jahrhundert beste Rahmenbedingungen für die Herstellung und den Verkauf ihrer Produkte. Aber diese Personenvereinigungen, die durch einen Eid entstanden, waren mehr als wirtschaftliche Zweckgemeinschaften. Sie boten gegenseitigen Schutz und Beistand und erfüllten religiöse wie gesellschaftliche Aufgaben. Neben den Handwerken, die zünftisch organisiert waren, gab es noch andere, z.B. Töpfern und Weben. Diese Handwerke wurden sowohl innerhalb der Stadt als auch im ländlichen Bereich ausgeübt. Sie dienten als Nebenerwerb und deckten den eigenen Bedarf an Tuch und Irdenwaren.

Handwerker lebten vermutlich bereits im frühen Mittelalter in Dortmund, um für den Königshof zu arbeiten. Die erste schriftliche Überlieferung stammt aus dem Jahr 1241. Sie belegt, dass sich Schuh- und Fleischverkaufsbänke auf dem Markt befanden. Um 1252 werden dann in der ältesten Stadtrechtsaufzeichnung Brauerinnen genannt. Schnell organisierte sich das Handwerk und bildete Zünfte, die sich in Dortmund „Gilden" und „Ämter" nannten. Gearbeitet wurde in erster Linie in Kleinbetrieben, die sich aus einem Meister, seinem Gesellen und Lehrlingen zusammensetzten.

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Webstuhl um 1670, Holz
In zahlreichen Dortmunder Haushalten befand sich ein Webstuhl für den eigenen Bedarf. Je nach Ausstattung und Aufbau konnten sowohl Wolle als auch Leinen verarbeitet werden.

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St. Reinoldi - Eine bedeutende Pilgerkirche in Westfalen
Das Modell zeigt die Reinoldikirche um 1500. Mit Ausnahme des Turms präsentiert sie sich noch heute so - trotz der Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg. Einen Vorgängerbau datieren archäologische Grabungen in die zweite Hälfte des 10. Jahrhunderts. Als Grablege des heiligen Reinoldus, des sagenumwobenen Stadtpatrons, wurde Dortmunds Hauptkirche zwischen 1235 und 1500 fortwährend ausgebaut. Die Reinoldus-Reliquien waren wohl schon vor 1200 nach Dortmund gekommen. Wegen ihrer angeblichen Wunderkraft zogen sie - nach mittelalterlichen Berichten - Scharen von Kranken und Pilgern nach Dortmund.

Ab 1421 baute man den spätgotischen Hochchor als repräsentativen Rahmen für die Grablege des Stadtpatrons. Wohlhabende Dortmunder Familien wetteiferten miteinander bei der Ausschmückung des Baues. 1502 kam zum Verkauf eines Ablasses so viel Volk zusammen, dass man sich in der Kirche kaum noch umdrehen konnte. Das berichtet jedenfalls der Dortmunder Chronist Westhoff.

St. Reinoldi zu Dortmund um 1500, Südseite geöffnet
Modellbau: Traute Winkler, 1960 Gips, Maßstab 1:100

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Theodor van Thulden (1606 – 1669) Die Großmut des Scipio, um 1638
Bez. unten rechts: T (?) van Thulden fc. (unleserliche Jahreszahl) Öl auf Leinwand 294 x 366 cm
Provenienz: Sammlung Graf A. Cerclaes, Maastricht (Limburg), 1904 beim Kunsthändler De Heuvel in Brüssel, Familie Cremer Dortmund

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Trinkschiff - Esaias zu Linden (gest. 1632), Nürnberg, um 1609, Silber, teilvergoldet
Zierpokale dienten als „Willkomm" und mußten von den Gästen in einem Zug geleert werden. Sie waren Prunk- und Zierstücke einer festlichen Tafel und gehörten zu den bevorzugten Exportartikeln der Nürnberger Goldschmiedezunft.

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Tischzucht - Die Ordnung der Sitten
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts entwickelten sich neue Sitten und Regeln für das Zusammenleben der Menschen, ihr Wohnen und ihr Verhalten bei Tisch. Koch- und Tranchierbücher oder „Tischzuchten" verbreiteten nicht nur die neuen Benimmregeln - sie setzten auch moralische Maßstäbe, sangen das Lob der Mäßigkeit und der Bescheidenheit. Die Sitzordnung bei Tisch entsprach immer der sozialen Hierarchie, auch in der Familie. Neu war, dass jeder Gast eigenes Gerät und einen eigenen Teller erhielt. Zuvor hatte man Brettchen gemeinsam benutzt. Neu war auch die Gabel, die jedoch bis weit ins 17. Jahrhundert hinein nur besonderen Aufgaben diente - dem Tranchieren und Vorlegen etwa oder dem Umgang mit klebrigem Konfekt. Zur wohlgedeckten Tafel gehörten auch Prunkgefäße - je nach Wohlstand aus Zinn oder vergoldetem Silber. Symmetrisch geordnet wurden sie in sogenannten Kredenzen oder Schenkschieven zur Schau gestellt. Flaschen und Krüge standen nicht auf dem Tisch - sie wurden bei Bedarf herumgereicht. Getrunken wurde im Alltag aus irdenen Bechern, nur selten dagegen aus Glas. Die Tische sollten mit feinem Leinen gedeckt sein oder mit Teppichen. Neu waren die Servietten, die das Tischtuch als gemeinsames Mundtuch ablösten. Der Reinigung dienten auch Handwaschbecken mit Wasserkannen, die man gemeinhin „Wasserblasen" nannte.

Peter Meert (?) 1620-1690 - Gruppenbild der Sint Jorisgilde aus Goes, um 1660 Öl auf Leinwand
Wie in den großen „Schützenstücken" üblich, erscheinen die Mitglieder einer Schützengilde in prächtigen Gewändern und mit ihren Waffen. In der Mitte der Gruppe sitzen die sogenannten Vorsteher, Verwalter der von den Bürgern eingerichteten Stiftungen zur Unterstützung Bedürftiger.

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Tulpenvase - Delft, Ende 17. Jh., Fayence, Unterglasurmalerei

Sockel: Deckelvase - niederländisch, Delft (?), um 1650; Fayence
Die Vase gehört zu einem Satz konvexer und konkaver Vasen, die in symmetrischer Aufstellung allein dem Schmuck dienten. Die typische blau-weiße Färbung der Delfter Fayence ahmte - wirtschaftlich sehr erfolgreich - die importierten ostasiatischen Porzellane nach.

Deckelvase - Delft, 17. Jh., Marke I. van Duyn Fayence

Sockel: Stangenvase , niederländisch, Delft?, um 1650 Fayence, Unterglasur in Kobalt

Spucknapf für Pfeifenraucher - Delft, um 1650 Fayence

Sockel: Deckelvase - niederländisch, um 1650, Fayence
Chinesische Landschaften zieren die Vasen als Zeichen des weltweiten holländischen Handels und der Vorliebe für das Fremde.

Zwei Stangenvasen - Delft, 17. Jh., Marke I. van Duyn, Fayence

 Dortmund in Westfalen, April 2025

Die Welt im Kleinen
Die „Kunst- und Wunderkammern" entstanden an Fürstenhöfen der Renaissance. Ihre Vorgänger waren mittelalterliche Kirchenschätze mit Sammlungen von seltenen Naturalien, wertvollen Materialien, Exotica, Beutegut, heidnischer Kunst, Kuriosa und Reliquien. Selbst die Schatzhäuser der antiken griechischen Heiligtümer zählten zu ihren Vorläufern. Vom 15. bis 18. Jahrhundert legten Herrscher diese Raritätensammlungen an - zum Beispiel Erzherzog Ferdinand von Österreich (1529-1595) auf Schloss Ambras bei Innsbruck, Kaiser Rudolf II. (1552-1612) auf der Prager Burg oder Zar Peter I. (1672-1725) in St. Petersburg. Reiche Patrizierfamilien wie die Prauns und Imhoffs in Nürnberg oder die Hainhofers in Augsburg ahmten diese Praxis mit ihren Wundersammlungen nach. Ihr Motiv war das Streben nach umfassender, enzyklopädischer Bildung. Zudem wollten sie Vorbilder für Künstler und Handwerker liefern. Geordnet nach Material, Technik oder Größe der Objekte sollten die Kunst- und Wunderkammern die Ordnung der Welt widerspiegeln. Gleichzeitig bewiesen sie Freude an der Vielfalt der göttlichen Schöpfung wie am Erfindungsreichtum des Menschen und belegten die Welterfahrenheit der Sammler. Der Allgemeinheit wurden die Sammlungen allmählich geöffnet. Aus der Kunst- und Wunderkammer entwickelte sich das Museum als Institution.

oben v. l. n. r.:
Doppelscheuer - süddeutsch, um 1570 Silber, getrieben, gegossen
Hl. Norbert - in Schildpattrahmen Fr. Wilhelm Pluym, süddeutsch, 1653 Holz, Schildpatt, Silber
Kokosnussbecher - süddeutsch, 15. Jh.; Wurzelholz, Silber
Die Inschrift am Becherrand Es kam frow even nicht ze guot/Sie hett ein apfel gebrochen/ Din unsteten wankeln muot/Das hat got dik gerochen" wurde später hinzugefügt.
Vase mit Blumenstrauß - Raimund Laminit (gest. 1600) Augsburg, um 1570 Silber, getrieben, graviert
Pokal in Eulenform - mit abnehmbarem Kopf deutsch oder holländisch, um 1550 Silber, getrieben, ziseliert
Die Eule steht auf einer Flöte und ist ein Beispiel eines kostbaren Tischspielzeuges. Sie stammt aus dem Besitz der Familie von Druffel, Haus Wellbergen, Kreis Steinfurt, Westfalen.
Becher mit Fuß - Bremen, Ende 16. Jh., Silber, gegossen, ziseliert
Das Unterteil mit drei Löwen ist mit dem Corpus über Riegel verbunden. Diese Becher waren als  Hochzeitsgeschenke beliebt und galten als edles Gebrauchsgeschirr für Wein und Bier.
Kokosnuss - Silbermontierung, Schnitzerei
Das mit einem silbernen Stöpselchen verschließbare Gefäß stammt aus dem außereuropäischen Raum.
Straußeneipokal - Josef Zehnder, Zofingen (Kanton Aargau) 1606; Silber, getrieben , graviert
Drei weibliche geflügelte Hermen bilden die Fassung. Auf dem Deckel befindet sich eine Statuette des Evangelisten Johannes mit der Umschrift: SAND JOHANNES. Im Deckel die Inschrift: HANS STRUB ZU DRIM-BACH 1606 und Wappen der Familie Strub.
Elfenbeinpokal - Nürnberg, Anfang 17. Jh. Silber, getrieben, Elfenbein
Im komplizierten Handwerk, in der runden, zugleich eckigen Form und im Zusammen-spiel verschiedener Materialien zeigt sich ein typisches Kunstkammerstück.
Reiterbildnis Kaiser Maximilians II. (1527-1576, Kaiser ab 1564), als Erzherzog süddeutsch (?), um 1560, Silber, Ebenholzrahmen
Der Reiter ist durch die Inschrift auf dem Rahmen als österreichischer Erzherzog Maximilian gekennzeichnet. Das im Wind flatternde Tuch, die Feldbinde, und der Stab in seiner Rechten weisen ihn als Feldherren aus.
Kokosnussbecher - Köln, um 1500 Silbermontierung
Dies ist der älteste bekannte Kokosnusspokal mit geschnitzten figürlichen Darstellungen, die auf Holzschnitte zurückgehen: Der schlafende Ritter Paris wird von Hermes geweckt/Paris überreicht Venus den Apfel/Hochzeit des Paris und der Helena.
Birnpokal mit Deckel - Tobias Wolff (tätig 1604-1623) Nürnberg, Anfang 17. Jh. Silber, getrieben, gegossen, graviert, punziert, vergoldet
Aus dem Spiel mit den Formen der Natur entstand dieser zierliche Pokal. Mit hoher Handwerkskunst wurden filigrane Pflanzen und eine menschliche Figur gestaltet, die mit einer Axt bewehrt den Stamm der Birne erklettert.  Deckelpokal mit Putto - Sachsen, 2. Hälfte 16. Jh. Silber, getrieben, vergoldet Ergänzungen von 1904
Deckelpokal mit römischem Krieger LT, Nürnberg, um 1570
Erdteil-Schale - Johann Potthoff 1. (Meister 1587-1605), Münster, um 1600 Silber, getrieben
Die drei Medaillons mit den Brustbildern eines bärtigen und eines schwarzen Mannes sowie einer Frau stehen stellvertretend für die im Mittelalter bekannten Erdteile Europa, Afrika und Asien. Die um 1600 längst eritdeckten Amerika und Australien fehlen.

unten v. l. n. r.:
Doppelbecher als Fässchen - deutsch, Hamburg (7), Ende 16. Jh. Silber, vergoldet
Die Gravierungen wurden nach Vorlagen Hans Sebald Behams angelegt.
Kokosnuss-Humpen - süddeutsch, um 1600 vergoldete Silbermontierung
Allegorie der Mäßigkeit - flämisch, um 1600, Silber, getrieben, graviert
Die Tafel zeigt eine vornehme Gesellschaft aus eleganten Damen und gerüsteten Herren bei Tisch. Im Himmel darüber erscheinen Venus und Amor auf einer Wolke und Diana in ihrem von Hirschen gezogenen Wagen.
Humpen (Hansekanne) norddeutsch, 1566, Silber, getrieben, gegossen
Die Daumenrast wird von der Halbfigur einer Meerjungfrau zwischen Akanthus zweigen gebildet. Der reich geschmückte Griff und Deckel machen aus einem schlichten Zylinderbecher dieses aufwändige Trinkgefäß.
Birnpokal mit Bauernfigur - Nürnberg, nach 1548, Silber, getrieben, gegossen, graviert, punziert
Dieser Vexierbecher wurde für Jakob Ramminger gefertigt. Sein auf dem Birnencorpus dargestelltes Wappen war ihm erst 1548 verliehen worden. Das exquisite Trinkgefäß spielt mit der Idee, dass ein Bauer die Riesenbirne nach der Ernte auf seinem Rücken über ein Feld voll kleiner Lebewesen trägt.
Allegorie des Sommers flämisch, um 1600 Silber, getrieben, graviert
Die Tafel stammt möglicherweise aus einem Jahreszeitenzyklus an einem reich gearbeiteten Kabinettschrank, Apollo auf dem Sonnenwagen überwacht musizierende Hirten, die Getreideernte und den Fischfang.
Trinkbecher (Haufebecher) - Hans Heinrich Byhel Schaffhausen, um 1550 Silber, getrieben, graviert
Den hohen Lippenrand verzieren gravierte Kriegerköpfe, ein Frauenkopf und Ornamente.
Kokosnusspokal  - süddeutsch oder schweizerisch um 1570, Kupfer, vergoldet
Ähnlich den Birnpokalen ist die Nuss mit einem Stiel versehen. Ein Holzfäller hat sie mit seiner Axt abgehackt und trägt sie fort. Dieser spielerische Kunstgriff macht eine menschliche Figur zum Fuß des Pokals.
Schmuckschatulle - süddeutsch, um 1550 Apfelholz, vergoldetes Kupfer

 Dortmund in Westfalen, April 2025

Unter der Haube
Die bäuerlichen Höfe konnten sich um 1800 aus den Abgabeverpflichtungen an den Grundherrn „freikaufen". Größere Bauern wirtschafteten nach der Ablösung von der „Herrschaft" unabhängig. Hatten sie Erfolg, stellten sie mit neuem Selbstbewusstsein ihren Reichtum - Kleidung, Schmuck und anderen materiellen Besitz - zur Schau. Die Frauen trugen reich bestickte Hauben, je nach Stand und Anlass. Bis zu sechs Hauben bildeten die Grundausstattung. Es gab bunte, silber-und goldbestickte Hauben für den Alltag und den Sonntag, für die Arbeit und das Fest, für die Freudenzeiten und die Trauerzeiten. An der festlichen Kirchgangskleidung zeigte sich auch, ob eine Frau verheiratet oder unverheiratet war. Der Schmuck der verheirateten Frau war als persönlicher Besitz oft mit ihrem Monogramm gekennzeichnet. Aus Musterbüchern bestellte man bei den Juwelieren modernen Schmuck oder traditionelle Zierformen. Als Halbfertigprodukte wurden ganze Garnituren industriell hergestellt.

Münsterländer Goldkappen - protestantisch und katholisch
Diese Haubenart war für die Sonn- und Feiertage reserviert, sie hatte farbige Mundbänder aus Seide. An den langen Nackenbändern aus Goldlitze, dem schmalen Spitzenstrich und der herzförmigen Form des Haubenbodens erkennt man die protestantische Frau. Das in Schlaufen gelegte Nackenband, die etwas größere Form und der breitere Strich kennzeichnet die Haube einer katholischen Frau.

Drigpandsmütze/Goldkappe - Osnabrücker Land, Goldborte, Leinen, um 1880
Drigpandsmütze/Goldkappe - Osnabrück, Goldborte, Leinen, um 1880

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Des Christen idealer Lebenslauf
Im 19. Jahrhundert brachte die rasante Veränderung gewohnter Lebensweisen und Werte, der Umbruch von einer ständisch-agrarisch geprägten Welt zu einer Industrie- und Marktgesellschaft, viele und andauernde Probleme.
Zu Bevölkerungswachstum und Hungerkrisen kamen noch soziale Orientierungslosigkeit, Zukunftsangst und Verunsicherung. Beneidenswert erschien das klare Leben in der „guten alten Zeit", in der kulturelle Stabilität, christliche Sittlichkeit und Moral geherrscht hätten. Auf dem Land, so schien es, war das Leben einfach und klar gewesen. Alles hatte seine Zeit gehabt, seine Jahreszeit und seine Zeit im Leben, einen klaren Anfang und ein sicheres Ende. Fest und Alltag wechselten im vorgegebenen Rhythmus.

Das tägliche Leben war durchdrungen von Religion, die Gesellschaftsordnung nach Geburt und Stand geregelt. Religiöse Vorschriften und kirchliche Riten setzten den Rahmen, die weltliche Obrigkeit sorgte, z.B. durch Fest- und Kleiderordnungen, für ein diszipliniertes Leben. Standesdenken, Zugehörigkeiten zu Familien und Konfessionen regelten was sich gehörte und jedes Leben lag in Gottes Hand, lebte man nun am Rande der Gesellschaft oder im Reichtum. Dinge aus dem Leben der bäuerlichen Oberschicht schienen diese Welt zu repräsentieren und wurden nun gesammelt. So wollte man Reste eines vermeintlich idyllischen Landlebens retten.

Westfälische Bauernhochzeit - Franz Kels (1828-1893), Derendorf, Öl auf Leinwand
Die Braut trägt eine Brautkrone, ältere Frauen gehen dem Paar entgegen, in der Hand einen Wassereimer. Im 15.-17. Jahrhundert stellte man in der Malerei vor allem den derben, „unzivilisierten" Bauern dar, um den „zivilisierten" Städter und Aristokraten abzuheben. Seit dem 18. Jahrhundert wurden die Bauern auch in der Kunst romantisiert. Genrebilder vermittelten das Bild einer heilen Bauernwelt.

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Das Flett - Leben im Rauch
In den niederdeutschen Hallenhäusern lebten mancherorts bis in das 20. Jahrhundert Mensch und Vieh gemeinsam unter einem Dach. Als Mitglied einer Lebens- und Arbeitsgemeinschaft hatte der Einzelne sich einer klaren Arbeitsteilung und Rangordnung einzufügen. Das Zentrum des Hauses bildete die Feuerstelle in der Diele, das Flett. Dort befanden sich oft die größten und wichtigsten Möbel. Das Kammerfach, der Wohnbereich hinter dem Flett, bestand meist aus Schlafräumen. Seit Ende des 18. Jahrhunderts bauten reichere Bauern Stuben ein, die durch Hinterladeröfen vom Flett her beheizbar und damit rauchfrei waren. Dorthin verlagerte sich nun ein Teil des Lebens. In ärmlichen Verhältnissen hat sich das Flett bis in das 20. Jahrhundert kaum verändert.

Die Herdstelle galt als Maßeinheit für Familienzählungen und Steuerabgaben. In der ländlichen Oberschicht waren die Haushalte größer als bei den Unterschichten. Auf überlieferten Abbildungen zeigt die Anzahl der Stühle die Bewohnerzahl an. Der Platz an der Wärmequelle war abhängig von der Hierarchie. Nahe am Feuer und seitlich durch die Rückwand geschützt saßen der Haushaltsvorstand und die Gäste. Sie hatten den besten Überblick über Haus, Vieh und Gesinde. Seitlich von der Feuerstelle befand sich der Essplatz, an der gegenüberliegenden Seite der Waschplatz. Die Nahrung war wenig abwechslungsreich. Über dem offenen Feuer hing an einem Haken ein Kessel. In diesem einen Topf wurde gekocht - Eintopf. Kochen war allein schon wegen des Gewichts der Gerätschaften eine Schwerstarbeit. Die Höhe des Kessels über dem Feuer regelte die Zubereitungstemperatur, die durch einen Kesselhal verstellt werden konnte. Mit Aufkommen der Kochmaschine boten sich neue Möglichkeiten, „getrennt" zu Kochen, die aber nur selten, zu Festtagen, genutzt wurden. Zum Eintopf aß man Brot und gekochte oder geräucherte Fleischprodukte. Die Abendmahlzeit wurde meist in einer Pfanne zubereitet. Eiserne Pfannen wurden am Pfannenhal aufgehängt, dort Pfannkuchen gebacken und Wurste- und Möppkesbrot, Bratäpfel und Bratkartoffeln gebraten. Die Häuser hatten keinen Schornstein. Der Rauch verteilte sich im ganzen Haus und konservierte dabei Nahrungsmittel und Ernte, der Wiem schützte vor Funkenflug. Dort wurde das Fleisch geräuchert.

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Für die Serie - Möbeldesign im 20. Jahrhundert
Die Ausgestaltung des privaten und öffentlichen Lebensraums hat im 20. Jahrhundert an Bedeutung gewonnen. Sie steht in einem engen Verhältnis zur Architektur. Entscheidende Impulse im Möbeldesign gehen deshalb von Architekten aus. Im Gegensatz zu dekorativen Tendenzen des späten 19. Jahrhunderts sind Möbelentwürfe heute verstärkt auf die Anforderungen ihrer Nutzer ausgerichtet. Der amerikanische Architekt Louis Henry Sullivan hatte die neue Richtung bereits vor der Jahrhundertwende mit seiner These „form follows function" (Die Form folgt der Funktion) auf den Punkt gebracht. Sie hat das Möbeldesign des 20. Jahrhunderts maßgeblich beeinflusst, wenn auch immer wieder gegenläufige Tendenzen festzustellen sind. Die ästhetische Qualität eines Möbelstückes wird nicht nur durch die Form, sondern auch durch das Material definiert. Neben Holz fanden neue Materialien wie Glas und Stahl Verwendung, in der zweiten Jahrhunderthälfte kam der stetig wachsende Bereich der Kunststoffe hinzu.

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Georg Wrba - Diana auf der Hirschkuh, 1899, Bronze

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Kunsthandwerk und Design im 20. Jahrhundert
Als Design bezeichnet man heute ganz allgemein die Gestaltung von Industrieprodukten nach ästhetischen und funktionalen Prinzipien. Oberstes Kriterium im Design ist der künstlerische Entwurf, entwickelt vom Designer als maßgebender Persönlichkeit. Ergebnis ist das industriell hergestellte Serienprodukt. Anders als beim Kunsthandwerk liegen Entwurf und Ausführung beim Design in verschiedenen Händen. Der Anspruch, die Form eines Gegenstandes habe seiner Funktion zu folgen, führte in der Designgeschichte des 20. Jahrhunderts anfangs zur Bevorzugung des Funktionalen: Die einfache Form und ihre Ästhetik wurden entdeckt, dem Design soziale Aufgaben abverlangt. Gegen die rationalen Formen richtete sich in den siebziger und achtziger Jahren die Forderung nach einer neuen sinnlichen Beziehung zwischen Benutzer und Produkt. Am Ende des 20. Jahrhunderts ist das Design zu Einfachheit und Sachlichkeit zurückgekehrt. Gleichzeitig übernimmt es immer mehr Aufgaben. So zählen zu seinen Anwendungsbereichen heute nicht nur Computerprogramme, sondern auch die Erscheinungsformen von Unternehmen oder die Gestaltung von Lebensmitteln. Die ungebrochene Wertschätzung des handwerklich hergestellten Einzelstücks hat zur Folge, dass im 20. Jahrhundert neben dem Design auch das Kunsthandwerk lebendig geblieben ist.

Tänzerin Ruth St. Denis
Entwurf: Albert Dominique Rosé, 1911
Ausführung: Friedrich Goldscheider, Wien, 1922-1945 Vorbild war die Tänzerin Ruth Saint Denis (1877/79-1986) mit ihrem Tanz „Radha" aus „Tanz der fünf Sinne", Uraufführung 1906, Fayence

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Porzellan - Farbenschmelz und zarter Glanz
Die Weltausstellungen des 19. Jahrhunderts hatten Europa die Kunst fremder Kulturen näher gebracht. Besonders die bis ins 19. Jahrhundert in Europa weitgehend unbekannte Kultur Japans übte eine große Faszination aus.
Auf dem Gebiet des Porzellans nahm als Erste die Königliche Porzellanmanufaktur Kopenhagen Anregungen aus der japanischen Kunst auf. Entwickelt wurde eine breite Skala an Unterglasurfarben, die bei hohen Brenntemperaturen fest mit dem Porzellanscherben verschmolzen. Sie verleihen dem Jugendstilporzellan seinen unvergleichlichen Schmelz und zarten Glanz der Farben. Auch bei der Porzellanplastik, insbesondere bei Tierdarstellungen, übernahm Kopenhagen eine Vorreiterrolle. Die Tierfiguren des Jugendstils zeichnen sich durch große Naturnähe und lebendige Wirkung aus. Bei der Darstellung menschlicher Figuren griff man zeitgenössische Gesellschaftsthemen auf oder versuchte eine Umsetzung großplastischer Vorbilder in die kleinformatige Porzellankunst.

Braut (Europa auf dem Stier)
Aus dem Tafelaufsatz Hochzeitszug, 1904/1905
Entwurf: Adolf Amberg, 1904/1905
Ausführung: Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin (KPM), 1911, Porzellan

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Keramik - Die Kunst aus dem Feuer
Beeindruckt von den schlichten Formen und kunstvollen Glasuren japanischer Gefäße gelangten die Künstler des Jugendstils besonders auf dem Gebiet der Keramik zu neuen Lösungen. Am Anfang standen französische Keramiker wie Clément Massier oder Adrien Dalpayrat, die in ihren Werkstätten Kunstwerke von großer Individualität schufen. Mit neuartigen Glasurtechniken arbeiteten in Deutschland Max Laeuger, Richard Mutz und Julius Scharvogel. Henry van de Velde und Richard Riemerschmid waren als Entwerfer für die traditionell mit Salzglasuren arbeitenden Keramikwerkstätten m Westerwald tätig. In den niederländischen Fayencefabriken von Gouda und Rozenburg entstanden Gefäße, deren farbige Bemalung sich an ostasiatischen Vorbildern orientierte. Strengere Formen und Dekore entwickelten die österreichisch-böhmischen Keramikwerkstätten, denen Wiener Künstler die Entwürfe lieferten.

Gegossen, geschmiedet, gehämmert - Edles Metall in Alltag und Kunst
Bronze hat in der Kunst traditionell eine wichtige Bedeutung als edles Material für monumentale Bildwerke. Um 1900 entdeckte man die Möglichkeiten kleinformatiger Darstellung in Bronze und anderen Metallen. Große Kunst sollte damit für ein breiteres Publikum erschwinglich werden. Auch die Medaillenkunst wurde wieder belebt, z.B. für Auszeichnungen bei den zahlreichen Wettbewerben der Zeit. Kostbares Silber stand lange nur für die luxuriöse Tischkultur einer kleinen Gesellschaftsschicht zur Verfügung. Im Laufe des 19. Jahrhunderts entwickelten Silberwarenhersteller neue Verfahren, die sich für eine preiswerte Massenproduktion eigneten. Ihr Ziel war, künstlerisch gestaltetes Gerät für den alltäglichen Gebrauch zu schaffen. So zog der strahlende Glanz des Silbers um 1900 auch in die bürgerlichen Haushalte ein.

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Schönheitsideal und Ornament - Die Kunst als Schmuck des Lebens
Der Begriff der Schönheit spielte im Jugendstil eine besondere Rolle. Nach dem Vorbild der Natur wurde die bewegte Linie zum Symbol des Lebens erklärt und für die Gestaltung der gesamten Umwelt verwendet.
Durch das Ornament sollten alle Bereiche des Lebens zu einem neuen Zusammenklang gebracht werden.  Entnommen aus der Welt der Pflanzen oder Insekten konnten naturalistische oder stilisierte Motive die Gegenstände des alltäglichen Lebens schmücken und verschönern. Daneben widmeten sich die Künstler dem Thema des „ewig Weiblichen". Kostbare Materialien und die fließenden Linien der Ornamentik brachten Schönheit und Sinnlichkeit zum Ausdruck und trugen zur Idealisierung der Frau bei. Schmuck und Accessoires dienten diesem Zweck ebenso wie die der Weiblichkeit huldigende Literatur der Zeit.

Büste König Jérômes in großer Uniform
Modell: Karl Heinrich Schwarzkopf
Ausführ.: J. L. Wille, Fürstenberg, um 1810, Biskuit Jerôme Bonaparte (1784-1860), der jüngste Bruder Napoleons, König von Westphalen von 1807-1813, residierte mit seiner Frau Katharina von Württemberg in Kassel.

Büste der Friederike Catharina Sophie Dorothea Königin von Westphalen, geb. Prinzessin von Württemberg
Ausführung: Johann Leopold Wille, Fürstenberg, um 1810, Biskuit

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Schlafen wie Kaiserin Joséphine
Joséphine (1763-1814) war die Tochter eines Hafenkapitäns und Gattin des Vicomte de Beauharnais. Nach ihrer Scheidung heiratete sie 1796 Napoleon Bonaparte, der sie 1804 zur Kaiserin krönte. Die in ganz Europa wegen ihrer Schönheit gerühmte Frau kaufte 1799 das Schloß Malmaison westlich von Paris und ließ es vollständig im Empire-Stil einrichten. Dort lebte sie auch nach der aus dynastischen Gründen vollzogenen Scheidung von Napoleon ab 1809. Ihr von einem Adler bekröntes und mit Schwänen verziertes Ruhebett, ihre Möbel mit ägyptisierenden Dekorationen und die aufwändigen, zeltähnlichen Wandbespannungen zeigen dort den Stil noch heute in Reinform. Manche Details dieses grandiosen Stils fanden Eingang selbst in die westfälische Möbelproduktion. Elegante Möbel aus edlen Hölzern in schlichten Formen, mit polierten Oberflächen und bronzenen Schmuckelementen gab es auch hier.

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Biedermanns Wohnzimmer
Die rein bürgerliche Epoche des Biedermeiers begann mit dem Erstarken des Bürgertums im Vormärz seit 1815 und endete je nach Definition stilistisch um 1835, politisch im Revolutionsjahr 1848. Der Begriff „Biedermeier" ist, wie so oft in der Geschichte, ursprünglich als Spottname geprägt worden. Die Möbeltypen, die Materialien und das Dekor des Biedermeiers waren ganz auf die bürgerliche Wohnung und die Bedürfnisse der Familie abgestimmt. Typisch für diese Zeit waren Zimmerensembles mit multifunktionalen Möbelstücken, die zweckmäßig und bequem waren. Beliebt waren praktische Möbel wie Nähkästchen oder die Pfeilerkommode mit sieben Schubfächern, eine für jeden Tag der Woche, sowie zusätzlichen Geheimfächern. Die überschaubaren Grundformen dieser Möbel wurden bescheiden mit klassizistischen, antikisierenden Schmuckelementen dekoriert und bestechen durch die lebhafte Maserung der furnierten einheimischen Hölzer wie Nussbaum, Kirsche, Pflaume oder Birne. Das Zentrum des Biedermeier-Stils lag in Wien. Hier wurde auch der Schreibschrank erfunden, die wichtigste Möbelinnovation des Biedermeiers. Der Stil hielt sich lange und wird heute noch gern genutzt. Im Design unserer Zeit finden sich wieder Zitate.

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Der große Ball im Bürgerhaus
Kunst- und Musikliebhaber, Industrielle, Kaufleute und Bankiers, die vor dem Ersten Weltkrieg zu Wohlstand gelangt waren, sahen in der Einladung in den Salon oder zu Hauskonzerten mit Diners oder Soupers, zu Bällen oder Theateraufführungen eine gesellschaftliche Verpflichtung. Ob die musikalische Darbietung oder die Bewirtung im Vordergrund stand, wurde unterschiedlich gehandhabt. Großbürgerliche Villen verfügten für derartige Anlässe über ein Musikzimmer mit mehreren angrenzenden Salons, die für den großen Ball von störendem Mobiliar freigeräumt wurden. Bei besonderen Hauskonzerten nahmen die Zuhörer dort nach Geschlechtern getrennt Platz. Die Einladungen dienten der Kultivierung der Freundschaft, förderten den geselligen Umgang und betonten großzügige Gastlichkeit. Gleichzeitig bildete sich eine bürgerliche Musikkultur heraus, die eigene Genres wie das Lied hervorbrachte und die zur Erbauung, zur inneren Anteilnahme und zum Vergnügen führen sollte. Nach den Schicklichkeitsregeln des 19. Jahrhunderts durften Frauen nicht ohne männliche Begleitung ausgehen. Das eigene Haus bedeutete Sicherheit, die Außenwelt Gefahr. Dieser Konvention entsprechend bat die Dame des Hauses in ihren Salon zum Bridge, zum gemeinsamen Musizieren und Theaterspielen, zu Scharaden oder Tanzsoiréen. Der Salon repräsentierte damit zwei Leitwerte des Bürgertums: Geselligkeit und Urbanität.

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Empire - Des Kaisers neue Mode
Empire ist die im Kaiserreich (franz.: Empire) Napoleons I. (1804-1815) in Frankreich ausgebildete Stilrichtung. Sie nahm Formen der römischen und ägyptischen Kunst auf. Ihre strenge und feierliche Wirkung läßt sich vor allem im Kunstgewerbe, der Innendekoration, in Mode und Ornamentik feststellen. Möbel wurden aus geraden Grundformen über Sockeln aufgebaut. Fabelwesen aus der Antike wie Sphinxe, heroische Tiere wie Löwen und imperialer Schmuck wie Lyra-Formen bildeten die Vorlagen für Lehnen oder Möbelbeine. Während der napoleonischen Herrschaft dominierte das Empire die Innenraumdekoration europäischer Schlösser. Dort unterstrich sogar die Wahl der Wandfarben den an der römischen Kaiserzeit orientierten Charakter dieses Stils: Gold und Purpurrot, Grasgrün und Azurblau, die unvermittelt nebeneinander gesetzt werden konnten. Edle Materialien wie Marmor, Gold und Mahagoni sollten Strenge, Größe und Macht veranschaulichen. Die Mode war kurzlebig und erreichte ihren Höhepunkt 1812 mit dem Erscheinen des Musterbuches von Napoleons Lieblingsarchitekten Fontaine und Percier. In der Provinz hielt sich der Stil bis um 1830. In Deutschland blieb er als Repräsentationsstil auf die Höfe beschränkt. Die bürgerlichen Schichten bevorzugten den josephinischen (benannt nach dem österreichischen Kaiser Joseph II.) und den nachfolgenden Biedermeierstil aus dem Möbelzentrum Wien.

 Dortmund in Westfalen, April 2025

Ein altdeutsches Speisezimmer - Nationalstil Neugotik
Wie kein anderer Bereich spiegelte die Wohnung das neuerlangte bürgerliche Selbstverständnis des 19. Jahrhunderts wider. In historischen Stilen gearbeitete Möbel standen für Tradition und Geschichtsbewusstsein. Gewerbeausstellungen und Einrichtungsbücher lieferten die Vorbilder. Dunkle Farben, gedämpftes Licht und eine Fülle an Dekor waren typisch für die bürgerliche Inneneinrichtung in der zweiten Jahrhunderthälfte. Die historischen Stile sollten den Funktionen der Wohnräume angemessen sein. So galt der Salon als Ort der Repräsentation, in dem Glanz und Pracht entfaltet werden durften. Für das Speisezimmer dagegen gaben die Einrichtungsbücher eine ruhige und ernste Möblierung vor. Die im neugotischen Stil gehaltenen Möbel des ausgestellten Speisezimmers stammen aus einem großbürgerlichen Dortmunder Haushalt. Sie wurden um 1860 gefertigt nach der Mustereinrichtung auf einer Dresdener Gewerbeausstellung. Die Vorliebe für gotische Stilelemente entsprang einer allgemeinen Begeisterung für das Mittelalter, das man als heile vorindustrielle Welt empfand. Im 19. Jahrhundert suchten viele Staaten in ihrer Geschichte nach einer nationalen Identität. In Deutschland wurde die Gotik als Nationalstil gesehen und zum „altdeutschen" Stil erklärt.

 Dortmund in Westfalen, April 2025

Ein neuer Schatz für das alte Dortmunder Rathaus
Unter Ratssilber versteht man den aus Lehens- und anderen Geschenken angesammelten Schatz aus kostbaren Geräten, die in den Rathäusern der Städte verwahrt wurden. Mit jedem Stück verbanden sich komplizierte Sachverhalte, Rechtsgründe und Abhängigkeiten. Sie waren gleichsam dingliche Zusätze zu Urkunden oder mündlichen Absprachen. Gleichzeitig boten sie einen wertvollen Metallvorrat, der leider im Laufe der Geschichte häufig geplündert wurde, um die Verpflichtungen der Stadt hinsichtlich Kriegskontributionen u. a. zu bezahlen. Jede Reichsstadt war stolz auf den Prunk, den sie zum Beispiel bei Kaiserbesuchen entfalten konnte. Hierzu gehörte immer auch die Präsentation des Ratssilbers, meist bestehend aus Bechern, Pokalen, Schalen, Kannen und Leuchtern.

Dortmunds historischer Ratsschatz bestand ursprünglich aus einigen Leuchtern und dem Becher des Freiherrn von Bodelschwingh, der bereits 1895 dem Dortmunder Museum übergeben worden war. 1897 beschloss die Bürgerschaft, die Hafeneinweihung im Jahr 1899 höchst feierlich in Anwesenheit des Kaisers zu begehen und zu diesem Zweck zuerst einen „Ehrenbecher" und letztendlich ein neues Ratssilber anzuschaffen. Ausgeführt wurde dieser Plan unter der Anleitung von Stadtbauinspektor Friedrich Kullrich, der für diesen Zeitpunkt auch die historisierende Renovierung des Rathauses abgeschlossen haben wollte, in dem der Kaiser empfangen und das Ratssilber präsentiert werden sollte.

Die Stadt Dortmund hatte drei anerkannte Künstler um Entwürfe gebeten: Rudolf Mayer aus Karlsruhe, Otto Seubert von der Kunstgewerbeschule Stuttgart und Hugo Leven aus Düsseldorf. Nicht beachtet wurde vorerst Gabriel Hermeling aus Köln, der den dortigen Ratsschatz erneuert hatte. Erst die Dortmunder Bierbrauereien gaben ihm den Auftrag für ihre Leuchter. Die Dortmunder Industrie und einzelne Bürger brachten zum Teil enorme Summen für Rathaus und Ratssilber auf.

Leuchterpaar der Dortmunder Bierbrauereien, 1899
Entwurf und Ausführung: Gabriel Hermeling, Köln Silber, gegossen, getrieben, ziseliert, graviert, vergoldet, poliert, Lapislazuli, Malachit, Koralle, Emaille
Leuchterpaar mit je sechs Brauerfiguren. Auf den Deckeln finden sich der Dortmunder Stadtpatron Reinoldus und ein Standartenträger mit Adlerfahne.

Ein Paar Jahreszeitenschalen, 1914-1915
Entwurf: K. Eyth, Karlsruhe, Modelleur: Rudolf Mayer, München, Ausführung: F. Harrach und Sohn
Silber, gegossen, getrieben, ziseliert, graviert, vergoldet, poliert, Bergkristalle, Emaille, Palisandersockel
Auf den Schalenrändern symbolisieren sitzende Figuren die vier Jahreszeiten. Inschrift: „Zur Friedenszeit ward ich er-dacht/ In großer Kriegszeit dann gemacht/Deutschland vertrau auf Gottes Macht!" Die angehängten Medaillen zeigen die Personifikationen der Tremonia und des Reinoldus, sowie die Porträts von Wilhelm II. und Karl des Großen. Auf den quadratischen Plaketten mit Kohlekugeln sind bei einer Schale das wiederhergestellte Rathaus und die St. Marienkirche dargestellt. Bei der anderen Schale ist der Freistuhl und das ehemalige Haus Hammacher am Ostenhellweg zu Dortmund abgebildet.

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Was immer hilft - Mittel der ersten Wahl
Als Schmerz- und Wundermittel schlechthin galt vom 13. bis zum 18. Jahrhundert der Theriak, eine Paste aus bis zu 60 Zutaten. Betäubendes Opium und Bilsenkraut wurden, zum Teil unter staatlicher Kontrolle, mit Goldstaub, Schlangenfleisch, Honig und verschiedenen Mineralien gemischt. Theriak und Medikamente aus der „Dreckapotheke" - tierische und menschliche Substanzen wie Mäusedreck, Knochenmehl, Menschenfett, Teile von Mumien oder seltenen Tieren - gab es auf Jahrmärkten und in Apotheken. Ohne Vertrauen in Gott, ohne Gebet und Segen konnte niemals Gesundung erfolgen. Geistige und körperliche Reinigung wirkten zusammen, Aderlassen, Schröpfen und Klistieren dienten der inneren Reinigung. Da die Oberschicht des 17. Jahrhunderts durch Überfluss an Nahrung und Luxus zunehmend unter Verstopfung litt, war das Setzen von Klistieren eine zusätzliche Einnahmequelle der Apotheker.

Apotheke - Pharmazie
Die Einrichtung einer Apotheke hatte sich nach rechtlichen Vorschriften zu richten. Dem Arbeits- und Verkaufsraum, der Offizin, schloss sich das Laboratorium mit Destillierapparatur und Dauerbrandofen an. In der Stoßkammer wurden die Stoffe zerkleinert und im Arzneikeller gelagert. Der Eintritt in die Offizin war verboten, die fertigen Produkte reichte man durch ein Fenster. Am Rezepturtisch in der Offizin wurde unter Aufsicht eines Arztes oder nach Vorgaben aus einem Arzneibuch die Medizin gemischt. Die Standorte der Substanzen waren in einem Register verzeichnet. Die Regale mit den Arzneigefäßen gliederten sich in drei Abteilungen - Preciosa (kostbare Mineralien), Galenica (Organisches), Chymica (künstlich hergestellte Stoffe). Die Konsistenz der Substanzen bestimmte Form und Material der Aufbewahrungsgefäße. In Kannen aus Fayence oder Porzellan lagerten Sirupe und Honig, in Glasflaschen mit engen Öffnungen dünnflüssige Öle, Wässer, Essenzen und Spiritusse, in luftdurchlässigen Holzgefäßen Blüten, Wurzeln, Drogen und Teile von Tieren. Im „Albarello", einer chinesischen Gefäßform mit weiter Öffnung, bewahrte man Salben, Wachse und Pulver auf.

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Museum für Kunst und Kulturgeschichte: Das älteste Museum seiner Art im Ruhrgebiet präsentiert sich in einem historischen Gebäude als Kombination aus Kunst- und Geschichtsmuseum. Von der Ur- und Frühgeschichte bis ins 20. Jahrhundert – das Museum beherbergt bedeutende Sammlungen zu Malerei und Plastik bis 1900, Möbel, Kunstgewerbe und Design bis zur Gegenwart, Grafik, Fotografie, Textilien, Stadtgeschichte, Archäologie und Vermessungsgeschichte. Kulturgeschichte im Zeitraffer: von der Antike bis zum modernen Design.

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Hörder-Bach-Allee - Am Kai in Hörde

 Dortmund in Westfalen, April 2025

Die Kulturinsel Phoenixsee ist eine kleine Insel mit regelmäßigen Kunst- und Musikveranstaltungen in der südwestlichen Ecke des künstlich angelegten Phoenix-Sees. Sie wurde 2010 mit Wasser in die Grube gefüllt, in dem die kontaminierte Erde der entfernten Phoenix Stahl-Fabrik gekippt wurde. Verbunden mit der Hafenpromenade mit einer permanenten Brücke, eingerahmt von dem künstlerischen Corten Steel Tor, ist die Insel auch der ständige Aufstellungsort der Thomasbirne oder Thomas Converter, die hier bis 1964 verwendet wurde, um geschmolzenen Stahl in Formen zu gießen.

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Thomas-Konverter
Das erste Roheisen wurde in Hörde, wenige Meter von dieser Stelle entfernt, in Puddelöfen zu Rohstahl veredelt. Kräftige Puddler rührten mit einer Eisenstange von Hand das flüssige Roheisen, um unerwünschte Schadstoffe abzusondern. Ab 1864 erfolgte in Hörde die Veredlung in Bessemer-Konvertern, die wegen ihrer Form „Birnen" genannt wurden. Bei diesem Verfahren wurde Luft durch die Bodensteine der Birne geblasen. Braunroter Rauch verfärbte dabei den Himmel über Hörde. Beim Bessemer-Verfahren konnte ausschließlich aus hochwertigen und teuren Import-Erzen erzeugtes Roheisen verarbeitet werden.

Dem Engländer Sidney Gilchrist Thomas gelang es 1877, durch eine besondere Ausmauerung der Thomasbirne und durch den Zusatz von Kalk, den unerwünschten Phosphor abzuscheiden. Dieses Verfahren erlaubte den Einsatz preiswerter heimischer Erze. Die phosphorhaltige Schlacke wurde zu „Thomasmehl" zermahlen und als Düngemittel in der Landwirtschaft eingesetzt. Am 22. September 1879 wurde in Hörde, zeitgleich mit Duisburg-Meiderich, die erste Thomasschmelze in Deutschland erblasen. Diese Thomasbirne ist die letzte, die 1954 in der Hörder Kesselschmiede gebaut wurde. Sie war bis zur Schließung des Thomasstahlwerkes im Jahre 1964 im Einsatz. Dem Verein zur Förderung der Heimatpflege e. V. Hörde wurde die Thomasbirne von der ThyssenKrupp Stahl AG kostenlos überlassen. Der Verein hatte die Kosten für Transport und Aufstellung zu tragen. Die Birne wiegt 68 Tonnen und ist etwa sieben Meter hoch. Sie wurde am 25. Mai 2002 der Öffentlichkeit als Industriedenkmal übergeben.

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Die Stiftskirche St. Clara  - Der Ziegeldom zu Hörde - ist eine römisch-katholische Kirche im Dortmunder Stadtteil Hörde.

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Uhrenkandelaber "Schlanke Mathilde"
Die Schlanke Mathilde ist viel mehr als eine historische Laterne mit einer vierseitigen Uhr auf dem zentralen Marktplatz in Dortmund Hörde. Sie repräsentiert zeitgleich die lange Geschichte einer Stadt die in Dortmund eingemeindet wurde und die Zukunft des Stadtteils der in den letzten 20 Jahren den sichtbarsten Strukturwandel im Ruhrgebiet hingelegt hat.Die gusseiserne Uhr wurde 1983 nach historischem Vorbild von der Ausbildungswerkstatt “Phoenix” der Hoesch Hüttenwerke AG gefertigt und wiedererrichtet.

Ihren Namen trägt sie bereits seit der Einweihung der Original-Uhr im Jahre 1908. Als der damalige Bürgermeister zur Einweihung schritt, begleitet ihn seine nicht ganz so schlanke Ehefrau Mathilde. Die Hörder Bürger konnten sich den Vergleich zwischen der Bürgermeisterfrau und der im Gegensatz zu ihr “schlanken” Uhr nicht verkneifen und nannten die Uhr fortan “Schlanke Mathilde”, sehr zum Ärger des Bürgermeisters. Auch heute noch hat das Wahrzeichen von Hörde eine wichtige Funktion als Treffpunkt und Ausgangspunkt für viele Erlebnisse in Hörde. Durch Ihre zentrale Lage, genau neben dem Ausgang der U-Bahnstation, ist sie perfekt geeignet um sich zu finden und zu begegnen.

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