Friedhof der Namenlosen

Wien Albern, 26. April 2017

Der Friedhof der Namenlosen befindet sich beim Alberner Hafen im 11. Wiener Gemeindebezirks Simmering.

Auf diesem Friedhof sind Menschen begraben, die im Zeitraum von 1840 bis 1940 im Hafenbereich von der Donau angeschwemmt worden sind. Von vielen weiß man weder den Namen, noch wie sie gestorben sind. Bei anderen wurde die Identität nachträglich geklärt.

Durch einen Wasserstrudel der Donau wurden hier mit anderem Treibgut immer wieder auch Wasserleichen angeschwemmt.

Es ist der Gedanke entstanden, ein Denkmal in Form einer Auferstehungskapelle beim Friedhof der Namenlosen zu bauen. Der Spatenstich erfolgte am 9. Mai 1935 und bereits am Mittwoch den 9. Oktober 1935 konnte die Kapelle von seiner Eminenz Kardinal Erzbischof Dr. Theodor Innitzer eingeweiht werden.

Im Bereich zwischen Dammkapelle und Hafeneinfahrt befand sich einst der Alte Friedhof der Namenlosen, der im Jahre 1900 aufgelassen wurde. 478 Opfer des Stromes liegen heute noch dort bestattet.

Auferstehungskapelle beim Friedhof der Namenlosen

90% der Kreuze waren aus Birkenholz, die der langjährigen Witterung nicht standhalten konnten. Herr Josef Fuchs sprach daher in der Direktion des Zentralfriedhofes vor und konnte in einigen Zeitabständen Gusskreuze, die aus aufgelassenen Grabgruppen vorhanden waren, entgegennehmen und nach mühevoller Restaurierung am "Friedhof der Namenlosen" verwenden.

Der Friedhof ist in zwei Teile gegliedert. Der Erste Friedhof der Namenlosen ist heute von Bäumen überwachsen und völlig verwildert. Hier wurden von 1840 bis 1900 insgesamt 478 unbekannte Tote bestattet. In den folgenden Jahrzehnten wurde der Friedhof immer wieder überschwemmt.

Heute werden infolge der Donauregulierung und des Freudenauer Kraftwerks nur sehr selten Leichen hier angeschwemmt. Sie werden sofort nach dem Auffinden vom nahegelegenen Zentralfriedhof übernommen. Seitens der Stadt Wien wird der Friedhof als stillgelegt geführt.

Die letzte Beisetzung fand nach offiziellen Angaben 1940 statt, allerdings ist ein Grabkreuz mit der Jahreszahl 1953 zu finden. Da Albern 1938 an Wien angegliedert wurde (davor war es eine selbstständige Ortsgemeinde), werden unbekannte Tote aus der Donau seit 1940 auf Kosten der Stadt Wien auf dem Wiener Zentralfriedhof begraben. Deshalb blieb ein Teil des Friedhofes der Namenlosen leer.

Der frühere ehrenamtliche Totengräber Josef Fuchs (* 4. März 1906, † 2. April 1996) hat den Friedhof bis zu seinem Tod mit großer Sorgfalt betreut und trug maßgeblich zu dessen Erhaltung und heutigem Erscheinungsbild bei. Auf den Gräbern wurden von ihm schlichte eiserne Kreuze mit weißen Christusfiguren angebracht. Er wurde für seine Arbeit mit dem Goldenen Verdienstzeichen des Landes Wien geehrt. Seine Nachkommen betreuen den Friedhof ehrenamtlich und ohne öffentliche Unterstützung weiter.


Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun: