Geymüllerschlössel

Wien Pötzleinsdorf, Mai 2023

Das Geymüllerschlössel wurde um 1808 errichtet und befindet sich in Wien Pötzleinsdorf. In diesem Architekturjuwel präsentiert das MAK einen originalgetreuen Einblick in die Ausstattungskunst der Empire- und Biedermeierzeit, eine einzigartige Alt-Wiener-Uhren-Sammlung und Arbeiten zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler.

 Geymüllerschlössel, Mai 2023

DAS GRUNDSTÜCK PÖTZLEINSDORF NR. 12 (HEUTE KHEVENHÜLLERSTRASSE 2)
Der historische Ortskern von Pötzleinsdorf [Petzelsdorf] wurde 1750 durch einen Großbrand völlig zerstört, behielt aber auch nach dem Wiederaufbau seinen typisch straßendörflichen Charakter: eine Zeile einstöckiger Weinhauer- und Presshäuser entlang der Pötzleinsdorfer Straße, eine Kirche am Dorfplatz, eine Schule, den berühmten Gasthof „Strasser-Wirt" und den Ricci'schen Freihof, der im späteren Verlauf zum Pötzleinsdorfer Schloss umgebaut werden sollte. Der Historiker Friedrich Schweickhardt beschrieb Pötzleinsdorf 1832 als „ein Pfarrdorf von 33 Häusern [...] den Seelenstand machen 58 Familien, 136 männliche, 136 weibliche Personen und 38 schulfähige Kinder aus und deren Viehstand in 10 Pferden, 57 Kühen und 7 Schweinen besteht [...] Die Einwohner sind durchaus Hauersleut, der Feldbau ist äußerst gering. mehrbedeutend aber der Weinbau, der einen guten trinkbaren Wein liefert."

Bereits im Josephinischen Wien zählte das idyllische Pötzleinsdorf zu den beliebtesten Ausflugszielen der Wiener*innen. Mit dem sogenannten „Zeiserlwagen", einem zweiachsigen, von Pferden gezogenen rustikalen Leiterwagen, war es vom Zentrum aus in eineinhalb Stunden über die Währinger Linie erreichbar. Der Ausblick über Wien und der gesellschaftliche Stellenwert, den die Gegend zunehmend erlangte, waren wohl ausschlaggebend für das Interesse zweier aus Basel stammender Brüder, Johann Heinrich Geymüller (1754-1824) und Johann Jakob Geymüller (1760-1834), sich hier während der Sommermonate niederzulassen. Johann Heinrich Geymüller begann ab 1797 systematisch Grundstücke und Parkanlagen um und in Pötzleinsdorf anzukaufen. Die Grundherrschaft über das Pötzleinsdorfer Schloss ging 1801 an ihn.

 Geymüllerschlössel, Mai 2023

Die Geschichte des Grundstücks, auf dem später das Geymüllerschlössel erbaut werden sollte, lässt sich bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts zurückverfolgen. Am 22. Juli 1776 erhielt das Weinhauer-Ehepaar Theresia und Johann Michael Schnabel das Grundstück Ecke Pötzleinsdorf Nr. 12/Bergsteigergasse 2 auf dem Erbweg und nutzte es mit dem darauf stehenden Hauerhaus bis 1800 landwirtschaftlich. Am 16. Dezember 1800 erwarb die 21-jährige Barbara Schmidt (1779-1835), Weinhauertochter und spätere Ehefrau von Johann Heinrich Geymüller, die größte Parzelle des heutigen Grundstücks von der Familie Schnabel. Ob Barbara Schmidt und Johann Heinrich Geymüller erst durch die damit entstandene Nachbarschaft in Pötzleinsdorf Bekanntschaft schlossen oder ob Barbara Schmidt wegen ihrer bevorstehenden Verbindung nach Pötzleinsdorf zog, ist heute nicht mehr nachweisbar. Fest steht, dass sie ihm ab 1799 zehn Kinder gebar, wobei die Mehrzahl noch vor der Heirat mit Johann Heinrich Geymüller das Licht der Welt erblickte.

Am 27. Mai 1808 überließ Barbara Schmidt ihrem späteren Schwager Johann Jakob Geymüller das Grundstück als „Donativ". In den folgenden Monaten vergrößerte dieser den Besitz durch umliegende Ankäufe, wie etwa durch 556 Quadratklafter (rund 2.000 m²), bestehend aus einem Obst-und Gemüsegarten, einem Hauerhaus mit Presshaus und Kuhstall von Paul und Katharina Sipcher und Matthias und Barbara Trotzbacher sowie einem Anger, der vom angrenzenden Friedhof abwärts an der Gartenmauer gelegen war. Damit schuf er alle Voraussetzungen, um sich nunmehr gemeinsam mit seiner späteren Ehefrau Clara (geb. Fürgang, 1774-1857), der Tochter eines Grazer Beamten, hier in Pötzleinsdort ein Sommerdomizil zu errichten.

 Geymüllerschlössel, Mai 2023

DIE FAMILIE GEYMÜLLER
Die Gebrüder Johann Heinrich Geymüller und Johann Jakob Geymüller waren aus dem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben Wiens zu Beginn des 19. Jahrhunderts nicht wegzudenken. Beide kamen nach dem frühen Tod ihres Vaters, eines Basler Arztes, zu Peter Ochs nach Wien. Der zu ihrem Vormund bestimmte Bankier führte ab 1763 das gleichnamige Bankhaus am Kohlmarkt. Aufgrund ihrer Tüchtigkeit wurden die beiden Brüder rasch Gesellschafter und übernahmen die Prokura in der Bank, die ab 1785 als „Ochs, Geymüller u. Comp." eingetragen war. Nach dem Tod von Peter Ochs bekam „Geymüller & Co." am 24. Juli 1804 das Großhandelsprivileg. 1798 kauften die Brüder gemeinsam das von Domenico Egidio Rossi 1698 erbaute Palais Caprara von Carl Fürst von Liechtenstein in der Wallnerstraße 8 und ließen es im Inneren im Stil des Empire ausstatten. Zwei dieser luxuriösen Zimmerausstattungen mit Lyoner Seidentapeten sind heute im Wien Museum erhalten: der Geymüller-Salon und das pompejanische Zimmer. Das Palais avancierte unter dem Engagement von Barbara und Clara Geymüller zu einem Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens in Wien: Künstler, Politiker und Wissenschaftler gehörten zu den ständigen Salon-Gästen. Franz Grillparzer lernte hier seine „ewige Braut" Katharina (Kathi) Fröhlich kennen und Ludwig van Beethoven, Ignaz Franz Castelli oder der Orientforscher Joseph von Hammer-Purgstall waren gern gesehene Gäste.

Zur Unterstützung der Geschäfte holten die beiden Brüder 1804 Johann Heinrich Falkner, den Sohn ihrer gemeinsamen Schwester, aus der Schweiz nach. Dieser nahm den Namen „Geymüller" an und wurde 1805 über einen Sozietätskontrakt in die Firma eingegliedert. Die Geymüllers befassten sich vor allem mit Bank- und Anleihegeschäften sowie mit der Beschaffung von Geld für die Abgeltung der von Napoleon geforderten Kontributionen. Zwei Mal in Folge musste „Geymüller & Co." Kaiser Franz I. für einen raschen Abzug der Franzosen finanziell unterstützen, als Dank dafür erhob er 1810 alle drei Geymüllers in den Ritterstand. Am 31. März 1824 erfolgte die Erhebung in den Freiherrenstand, eine Ehre, die Johann Heinrich von Geymüller einen Tag vor seinem Tod noch erleben durfte. Johann Heinrich von Geymüller-Falkner (1781-1848) führte nach dem Tod der beiden Geymüller-Brüder das Imperium 1841 unter anderem wegen seiner legendären Verschwendungssucht in die Insolvenz und musste daraufhin aus Wien flüchten. Er starb nur wenige Jahre später, am 19. Jänner 1848, in Basel.

 Geymüllerschlössel, Mai 2023

DIE ÄRA GEYMÜLLER
Es war naheliegend, dass sich Johann Jakob Geymüller auf seinem eigenen Grundstück in der Nähe des Pötzleinsdorfer Schlosses, des Sommersitzes seines älteren Bruders, eine Residenz erbauen wollte. Er ließ 1808 die Wirtschaftsgebäude abreißen und begann noch im selben Jahr mit der Errichtung eines Sommerhauses. Die Bauzeit des Geymüllerschlössels kann zwischen 1808 und 1810 angenommen werden. 1820 ist das Areal in der „definitiven Grenzbeschreibung der Gemeinde Pötzleinsdorf" im Franziszeischen Kataster bereits mit rund 10.000 m² der Liegenschaft eingetragen. Die südlich gelegene Fassade des Eingangsbereichs wurde durch einen leicht hervorspringenden, offenen Eingangsrisalit mit einer sich über beide Geschosse erstreckenden Säulenarchitektur mit Palmettenkapitellen sowie maurischen Kielbogenfenstern im Erdgeschoss und neogotischen Spitzbogenfenstern im Obergeschoss akzentuiert. Der Grundriss des Gebäudes ist in barocker Tradition dreigliedrig gestaltet und öffnet sich im Obergeschoss gegen Norden über einen großen achteckigen Kuppelsaal zum Garten hin. Zahlreiche orientalische Zitate zollten dem Zeitgeist Tribut. Ein an der Ostseite weit über den First des Walmdaches ragendes Minarett gab dem Bau eine weithin markante Akzentuierung, musste aber wegen bautechnischer Mängel bereits um 1828 wieder abgetragen werden. Der das Dach des Kuppelsaals bekrönende Halbmond, ein weiteres maurisches Stilelement, ist bis heute erhalten.

Johann Jakob Geymüller lebte spätestens ab 1811 mit Clara Fürgang zusammen, sie heirateten jedoch erst kurz vor seinem Tod. Im Gegensatz zu dessen Bruder und dessen Neffen führte das kinderlose Paar ein zurückgezogenes und wohltätiges Leben, galt als hoch angesehen und herzenswarm. Der Landsitz bot den beiden die Möglichkeit, sich von den Verpflichtungen des Alltags im umtriebigen Palais der Familie Geymüller in der Wiener Innenstadt abzuschotten. Der Dichter Ignaz Franz Castelli schrieb später in seinen Lebenserinnerungen: „Durch Heinrich Geymüller [Johann Heinrich Geymüller-Falkner] erhielt ich auch Eintritt in das Haus seines Oheims Jakob, und in diesem Hause fühlte ich mich erst recht wohl und heimisch. Herr und Frau waren Menschen von altem Schrot und Korn, heiter, gastfrei, mitleidig, ein paar Goldherzen. Durch Beider Tod versiegte ein bedeutender Quell der Wohlthätigkeit für die Armen."

Als Johann Jakob Geymüller am 10. Mai 1834 starb, ging das Schlössel laut Testament am 1. August 1834 in den Besitz seiner Frau Clara über. Ein Jahr später verkaufte sie es an ihre Schwägerin Barbara Geymüller. Als diese noch im selben Jahr starb, traten ihre Kinder am 27. Oktober 1836 das Erbe an und verkauften das Schlössel am 16. Jänner 1837 wiederum an Clara, die es noch einige Jahre als Sommerresidenz nutzte.

 Geymüllerschlössel, Mai 2023

ZUM BAU DES GEYMÜLLER-SCHLÖSSELS
Über den beauftragten Architekten oder Baumeister geben öffentliche Archive, Eintragungen in den Grundbüchern oder Urkunden bedauerlicherweise keine Hinweise. Vermutungen und Zuschreibungen gibt es viele, sie bleiben aber allesamt spekulativ: So erinnert die Anlage der Säulen an der Eingangsfront an den Stil des frühklassizistischen Architekten Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg. In die engere Wahl kommt der Wiener Hofarchitekt Johann Nepomuk Amann, der für Johann Jakob Geymüllers Bruder sowohl im Pötzleinsdorfer Park das Denkmal für den österreichischen Dichter Johann Baptist von Alxinger und das Schweizerhaus schuf als auch Pläne für ein Lustschlösschen im 3. Bezirk zeichnete. Schlüssig erscheint zudem eine Beteiligung des Hofarchitekten Louis Montoyer. Die Kunsthistorikerin Erika Hellich vergleicht das Geymüllerschlössel mit dem Lustschloss Laeken in Brüssel, das Montoyer für den Herzog Albert Kasimir von Sachsen-Teschen 1785 erbaute: „Der Hauptsaal enthält zwölf korinthische Säulen und ist mit einer Kuppel gekrönt. Eingangshalle und runder Hauptsaal in der Mittelachse, der nach der Gartenseite halbkreisförmig vorspringt, bestimmen das Konzept, wie dies auch beim Geymüller-Schlössel der Fall ist. [...] Da man keinem anderen damals in Wien oder Baden bauenden Architekten diese und ähnliche Merkmale nachweisen kann, scheint daher die Zuweisung des architektonischen Planes dieses Baues an Louis Montoyer, der 1796 nach Wien gekommen war und daselbst im Jahre 1811 starb, nicht unbegründet."

 Geymüllerschlössel, Mai 2023

DAS GEYMÜLLERSCHLÖSSEL WIRD ZUR MAUTNER-VILLA
Als Clara Geymüller das Schlössel und alle damit in Verbindung stehenden Gärten schließlich am 17. März 1842 verkaufte, begann für das Anwesen eine bewegte Zeit mit zahlreichen Besitzer*innenwechseln. Als Erster nach den Geymüllers erhielt der aus einer Bergwerksdynastie stammende und für das Abbaugebiet von Silber, Blei, Kupfer und Eisen in Siebenbürgen und die Bergwerkskolonie Freudenthal zuständige Vinzenz Manz von Mariensee (1800-1865) im Kaufvertrag „Nutz und Gewähr" für diese Liegenschaft. Ob er je Gelegenheit fand, das Geymüllerschlössel zu bewohnen, ist nicht überliefert. Die Revolution von 1848 traf das Großunternehmen von Manz von Mariensee schwer, und er musste Ende der 1850er Jahre den Betrieb aufgeben. Zur Schuldentilgung verkaufte Manz von Mariensee das Schlössel samt Grundstücken 1856 an Johann Michael Rädler (1792-1869), einen aus Weiler in Vorarlberg stammenden und später in Kleinmünchen bei Linz wohnhaften Textilfabrikanten und Verleger. Als Begründer der „Linzer Tuchfabrik" betrieb Rädler eine der wichtigsten mechanischen Textilfabriken in Oberösterreich. In Wien war er bereits 1828 in der Alservorstadt 302 nachweisbar. Er nutzte das Geymüllerschlössel über 10 Jahre lang als Sommersitz.

Mit Rädlers Tod gingen die Firma und all seine Besitzungen an seine Tochter und Alleinerbin Karoline Gräfin Zabéo (1829-1894). Sie führte die Textilfabrik unter der Firmenbezeichnung „J. M. Rädler" weiter. Mit dem Erbe bekam Gräfin Zabéo, die mit dem aus Padua stammenden hohen Beamten des Innenministeriums Graf Giovanni Zabéo (1824-1898) verheiratet war, am 18. Juli 1871 auch das Geymüllerschlössel zugesprochen. Da ihr Hauptwohnsitz allerdings im Schloss Faal (Grad Fala) bei Marburg an der Drau lag, wo sie mit ihrem Mann ab 1875 in der „Gräflich J. C. Zabeo'schen Herrschaft Faaler Glasfabrik Maria-Rast" Pressglas erzeugte, konnte sie das Anwesen in Pötzleinsdorf kaum nutzen.

So verkaufte Gräfin Zabéo das Schlössel am 6. Mai 1887 um 47.000 Gulden an den Stadtbaumeister Carl Langer jun. Dem Kaufvertrag wurde eine - im Wiener Stadt- und Landesarchiv erhaltene komplette Auflistung sämtlicher mitverkaufter Mobilien beigelegt, wobei heute nicht mehr nachvollzogen werden kann, ob Teile davon vielleicht noch aus der Zeit der Geymüller'schen Besitzung stammten. Langer dürfte die Immobilie wohl als reines Spekulationsobjekt betrachtet haben, denn nach nicht einmal einem Jahr, am 17. März 1888, erstand der Großindustrielle Isidor Mautner das Geymüllerschlössel anlässlich des 32. Geburtstags seiner Frau Jenny. Es sollte für die nächsten 50 Jahre den Lebensmittelpunkt der Familie Mautner bilden.

 Geymüllerschlössel, Mai 2023

DAS EHEPAAR MAUTNER
Isidor Mautner (1852-1930), aus Nachod in Böhmen stammender Spross des Textilunternehmens „Isaac Mautner & Co", wurde im Alter von 22 Jahren nach Wien geschickt, um das umsatzgefährdete Handelsunternehmen nach dem Börsenkrach von 1873 zu retten. Dort lernte er die schöne, selbstbewusste und aus bestem Hause stammende Jenny Neumann (1856-1938) kennen. Als Tochter des Wiener Seidenhändlers David Neumann war sie eine „außerordentlich gute Partie". Die Hochzeit fand bereits am 14. März 1876 statt. Jennys Mitgift ermöglichte es Isidor, sein Unternehmen auszubauen und in Schumburg an der Desse in Böhmen eine weitere mechanische Weberei einzurichten. Damit begann der atemberaubende Aufstieg zu einem der größten Textilkonzerne des gesamten Kontinents. Seiner wirtschaftlichen Bedeutung innerhalb der gesamten Donaumonarchie mit der Hauptstadt Wien konnte Isidor - mit einer weltgewandten und gebildeten Frau wie Jenny an seiner Seite - auch gesellschaftlich entsprechen. Das Anwesen in Pötzleinsdorf lieferte die idealen Voraussetzungen, diesen Status zu repräsentieren und dort die in rascher Folge geborenen vier Kinder des Paares aufwachsen zu lassen: Stephan (1877-1944), Konrad (1880-1924), Käthy (1883-1979) und Marie (1886-1972). Konrad sollte weit über seinen frühen Tod hinaus als Volkskundler und Autor von Werken wie dem „Steyerischen Trachtenbuch" und dem „Steyerischen Raspelwerk" in Erinnerung bleiben.

 Geymüllerschlössel, Mai 2023

DIE ÄRA MAUTNER
Gemeinsam mit den vier Kindern richtete das Ehepaar Mautner im Geymüllerschlössel seinen Sommersitz ein, im Winter wohnte die Familie in der Löwelstraße 12, neben dem Wiener Burgtheater. Während der ersten Jahre in der Landvilla gab es noch keine Wasserleitung und das Trinkwasser musste täglich mit dem Pferdewagen aus der Stadtwohnung zugeführt werden. Die leidenschaftliche Kunstsammlerin Jenny stattete das Schlössel mit wertvollen Biedermeiermöbeln aus. Ihre Tochter Käthy Breuer-Mautner erinnerte sich noch 1975: „Um 11 Uhr gingen wir täglich mit Miss Evelyn Caroline Ings [die englische Gouvernante der Kinder) über die Ringstrasse bis zur Aspernbrücke und zurück. Wenn sich Mutter hie und da diesem Spaziergang anschloss, ermahnte uns Vater, wir sollten sie davon abhalten bei den am Wege liegenden Antiquitäten Geschäften einzukehren. Das gelang uns aber glücklicher Weise nicht, denn sonst wäre die schöne Biedermeier Sammlung nie zustande gekommen." Als Tante des Mitbegründers und Finanziers der Wiener Werkstätte Fritz Waerndorfer beauftragte Jenny aber auch die Wiener Avantgarde, Luster, kostbare Schmuckstücke und Gebrauchsgegenstände für sie zu fertigen.

Im Laufe der Jahre erweiterten Isidor und Jenny Mautner das Grundstück des Geymüllerschlössels um benachbarte Liegenschaften und unverbaute Parzellen: etwa 1906 um das angrenzende Grundstück mit dem Haus Khevenhüllerstraße 4 und 1908 um das Haus Khevenhüllerstraße 6-10. Zum sportlichen Vergnügen der Familie ließ Isidor Mautner um 1900 auf Initiative der englischen Gouvernante eine im Osten an das Gebäude angrenzende Wiese als Tennisplatz herrichten. Später erinnerte sich Käthy, dass ihr Vater eine schöne Rotbuche, die im „rechten Out" stand, nicht opfern wollte, was das Spielen nicht gerade erleichtert habe. Gleichzeitig wurde der Anbau zweier heute nicht mehr erhaltener Salettin ausgeführt. Das obere nutzten die Kinder zum Unterricht, während das untere als Schaubühne für zahlreiche Theaterstücke diente, die vor zumeist erlesenem Publikum aufgeführt wurden.

 Geymüllerschlössel, Mai 2023

In den Folgejahren wurde der Sommersitz winterfest gemacht und als dauerhafte Wohngelegenheit nutzbar. Durch bauliche Änderungen am Ostende entstand 1910 ein zusätzliches Zimmer, ein kleiner ovaler Raum wurde als Moschee eingerichtet und fantasievoll mit orientalischen Motiven ausgemalt, auch die offene Loggia wurde vergrößert. Darüber entstand eine große offene Terrasse, die einen wunderbaren Blick auf den üppig bepflanzten Garten eröffnete und „ein herrliches Sonnenbad, nur teilweise beschattet von dem schönen alten Kastanienbaum", ermöglichte, wie Marie Kalbeck-Mautner in ihren Erinnerungen schrieb. Durch einen weiteren Anbau an der westlichen Seitenfront wurde die Symmetrie des Hauses so geschickt verändert, dass die Fassade von außen ihr einheitliches, gefälliges Erscheinungsbild behielt.

Das Geymüllerschlössel - nun oft als „Mautner-Villa" bezeichnet - etablierte sich zunehmend als Zentrum des kulturellen Lebens. Hier fanden an den Sonntagnachmittagen regelmäßig Zusammenkünfte der Wiener Gesellschaft statt - man traf sich zum „Jour" in Pötzleinsdorf. Hausmusik, Dichterlesungen und Theateraufführungen zogen ebenso viele Gäste an wie Hausbälle und andere Festivitäten. So fanden sich zum Beispiel 1906 anlässlich Käthys Hochzeit mit dem Rechtsanwalt Hans Breuer (1876-1926) 300 Geladene ein. Zu den ständigen Gästen zählten der Burgtheaterstar Josef Kainz, der Komponist Richard Strauss, der Theatergründer und -regisseur Max Reinhardt, die Schauspieler*innen Helene und Hermann Thimig sowie Paula Wessely, der Musikkritiker Julius Korngold und die Schriftsteller Hugo von Hofmannsthal und Felix Salten. Der Maler Ferdinand Schmutzer, häufiger Gast und Lehrer der Kinder in bildnerischer Erziehung, dokumentierte das Leben der Familie durch eine Vielzahl zwischen 1905 und 1920 entstandener Fotografien und Zeichnungen.

 Geymüllerschlössel, Mai 2023

In der weiteren Geschichte des Geymüllerschlössels spiegeln sich die nationalen und internationalen wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen wider. Als der Zerfall der Donaumonarchie 1918 und die Weltwirtschaftskrise 1929 zum Zusammenbruch des großen Industrieunternehmens führten, war Isidor am 29. Mai 1929 gezwungen, der Oesterreichischen Nationalbank für deren Forderung von 755.000 Schilling die ihm gehörenden Liegenschaften in Pötzleinsdorf zu verpfänden. Jenny erhielt ein lebenslanges Wohnrecht. Nach dem Tod ihres Mannes und der Liquidation aller Mautner'schen Firmen gab Jenny 1930 die Wohnung in der Löwelstraße auf, ließ den Großteil der Wohnungseinrichtung versteigern und zog ganz in das Sommerhaus. Mit Ausnahme von Marie (verh. Kalbeck) am benachbarten Grundstück in der Starkfriedgasse, wohnten ihre Kinder und Enkel schon seit Jahren nicht mehr in der Khevenhüllerstraße 2, hatten aber versucht, für ihre Mutter und Großmutter die gewohnte Umgebung zu erhalten. Nach Jennys Tod am 9. April 1938, einen Monat nach Hitlers „Anschluss" von Österreich, bemühte sich die Familie, die Verluste möglichst gering zu halten, hatte aber keine Mittel, um das Anwesen in Pötzleinsdorf zurückzukaufen.

 Geymüllerschlössel, Mai 2023

Mit der nationalsozialistischen Machtübernahme ging die Forderung der Oesterreichischen Nationalbank gegenüber den Mautner'schen Erben am 23. April 1938 an die Deutsche Reichsbank über. Die Mitglieder der Familie Mautner galten nach den rassistischen Nürnberger Gesetzen als jüdisch und waren damit den ständig zunehmenden Restriktionen und Verfolgungsmaßnahmen des NS-Regimes ausgeliefert. Es kam am 9. und 10. Dezember 1938 zur Versteigerung der Möbel im Dorotheum, wobei ein Großteil der Sammlung vom Kunsthändler Oskar Hamel ersteigert und später weiterverkauft wurde. Einen anderen Teil der Einrichtung ersteigerten die Städtischen Sammlungen Wien (heute Wien Museum). Den meisten Familienmitgliedern gelang bis Mai 1939 die Flucht aus dem nationalsozialistischen Machtbereich ins Ausland. Der älteste Sohn Stephan, der mit seiner Frau Else (geb. Eissler 1877-1944) auf einem Landgut bei Szentes in Ungarn Zuflucht gesucht hatte, wurde 1944 verhaftet und mit einem Sammeltransport in ein Vernichtungslager gebracht.

Damit endete eine Epoche. Fünfzig Jahre lang war das Schlössel Mittelpunkt des Lebens einer der bedeutendsten Unternehmerfamilien Wiens mit rauschenden Festen und großartigen Musik- und Theateraufführungen.

 Geymüllerschlössel, Mai 2023

DER VERFALL DES ANWESENS
In der zweiten Septemberhälfte des Jahres 1938 fand in der Pötzleinsdorfer Straße eine Bauverhandlung statt. Vonseiten der Reichsbank wurden die Abtragung des Stallgebäudes zur Straße hin und die Errichtung einer Stützmauer befürwortet. Da das Geymüllerschlössel am 9. September 1938 unter Denkmalschutz gestellt worden war, erhob die Zentralstelle für Denkmalschutz Einspruch gegen den Abbruch. Die Stadt Wien kaufte mit dem Stallgebäude mit Portierloge und Zimmern für Gärtner und Stallburschen für 17.000 Reichsmark einen Teil der Liegenschaft zur Straßenseite hin und ließ es zwischen Juli und August 1939 abreißen, um die Straße zu verbreitern. Damit war das Grundstück nach Süden hin nun nicht mehr geschützt und frei zugänglich, Obdachlose bezogen hier ihr Notquartier, das Gebäude begann zu verwahrlosen und zu verfallen. Die unbebauten Flächen der Liegenschaften wurden für den Anbau von Gemüse genutzt und verkamen zum Lager. Der Abriss des gesamten Gebäudes für den Neubau eines Erholungsheims und von Wohnhäusern für Mitarbeiterinnen der Deutschen Reichsbank konnte im letzten Moment durch den Einspruch des Bundesdenkmalamts verhindert werden. 1941 wurde das Grundstück behelfsmäßig mit Drahtzaun geschützt und die Fenster und Eingänge wurden mit Brettern verschlagen.

 Geymüllerschlössel, Mai 2023

DIE ZEIT NACH 1945
Nach dem Ende des Krieges und des nationalsozialistischen Regimes ging mit dem Notenbank-Überleitungsgesetz der Zweiten Republik vom 3. Juli 1945 sowohl das Eigentum an den Pötzleinsdorfer Liegenschaften als auch das noch nicht gelöschte Pfandrecht über 755.000 Schilling an die Oesterreichische Nationalbank über. Die Republik Österreich wollte das verwahrloste und abbruchreife Haus dringend verkaufen. 1946 begannen die Verhandlungen zum Erwerb des Geymüllerschlössels mit Franz Sobek (1903-1975), Leiter der Österreichischen Staatsdruckerei und fanatischer Sammler von Biedermeierobjekten. Der als diskret, aber sehr selbstbewusst beschriebene Sobek versicherte sich der Unterstützung des Staats- bzw. Bundesdenkmalamts und nahm mit der Oesterreichischen Nationalbank und den Erb*innen nach Isidor Mautner Kontakt auf, um Näheres hinsichtlich der Möglichkeit einer Übernahme der Liegenschaft zu erfahren. Gegenüber der Republik und dem zuständigen Bundesministerium für Handel und Wiederaufbau bemühte sich Sobek unter Hinweis auf den sich laufend verschlechternden Bauzustand des Geymüllerschlössels um ein schnelles Übereinkommen. Am 5. August 1947 wurde der Vertrag zwischen der Republik Österreich und Franz Sobek unterzeichnet.

Der Kauf wurde zu folgenden Konditionen abgeschlossen: Am 12. Dezember 1948 verkaufte die Österreichische Nationalbank das Geymüllerschlössel um 71.480 Schilling an die Republik Österreich. Der Kaufpreis wurde von Sobek beglichen, der sich im Zuge dessen dazu verpflichtete, die Renovierungs- und Instandsetzungsarbeiten auf eigene Kosten durchführen zu lassen, persönlich zu leiten und das Schlössel mit Möbeln aus seiner umfangreichen Kunstsammlung auszustatten. Im Gegenzug erhielt Sobek die Nutzungsrechte an der Liegenschaft auf Lebenszeit sowie das Wohnrecht für seine „allfällige" Witwe. Danach sollte das Schlössel von der Republik Österreich als Repräsentations- und Gästegebäude genutzt werden. Vertragsgemäß begann Franz Sobek, das Geymüllerschlössel liebevoll - wenn auch nach seinem persönlichen Geschmack - zu restaurieren, und verlängerte es um einen kleinen Vorbau am Nordwesttrakt zur Khevenhüllerstraße. Durch seinen Einsatz und sein Mäzenatentum konnte er es vor Verfall und Abriss bewahren und als Besitzer verlieh er dem Schlössel auch eine politische Funktion: Sobek fungierte bis zum Ende der Besatzungszeit als Gastgeber vertraulicher Gespräche und empfing hier unter anderem Leopold Figl und Julius Raab.

 Geymüllerschlössel, Mai 2023

(Con)temporary Fashion Showcase
Heuer geht die Reihe (Con)temporary Fashion Showcase, die das Geymüllerschlössel in einen Diskursort für Mode verwandelt, in die zweite Saison. Das MAK bietet in seiner Expositur Modedesigner*innen, Künstler*innen und Modebegeisterten ein Forum zur Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Modethemen. Die Verschränkung des historischen Ambientes mit experimentellen Ansätzen diverser Protagonist*innen schafft ein reizvolles Spannungsverhältnis. Neben zwei Einzelausstellungen wird an ausgewählten Wochenenden ein dichtes und vielseitiges Programm mit Performances, Talks sowie Workshops geboten.

 Geymüllerschlössel, Mai 2023

Doch bald verfügte Sobek nicht mehr über die nötigen Mittel, um das stark beschädigte Gebäude seinen Ansprüchen entsprechend zu sanieren. Das architektonische Juwel war seit fast 20 Jahren unbewohnt, die unbefugte Nutzung hatte den alten Mauern zugesetzt, Deckenbalken und Kamine mussten komplett ersetzt und Wassereinbrüche und Schimmelbefall beseitigt werden. Schließlich erklärte sich die österreichische Regierung bereit, für die Renovierung unter der Bauaufsicht von Sobek aufzukommen - eine Übereinkunft, die durch steigende Kosten und laufend verlängerte Fristen langwierige Bauarbeiten nach sich zog.

Am 4. Dezember 1965 unterzeichnete Sabek einen Vertrag. in dem er im Gegenzug für die Übernahme der Renovierungskosten seine erlesene Sammlung von Uhren, Bildern, Ausstattungsgegenständen und Möbeln der Republik Österreich vermachte. Er verzichtete auf alle Rechte und zog aus dem Geymüllerschlössel aus. Das Gebäude samt Garten wurde dem Österreichischen Museum für angewandte Kunst (heute MAK) als Außenstelle übergeben. Die Objekte wurden ebenfalls übernommen und unter dem Namen „Geymüller-Schlössel - Sammlung Sobek" inventarisiert. Bis heute ist diese Uhrensammlung eine der bedeutendsten ihrer Art in Österreich.

 Geymüllerschlössel, Mai 2023

FRANZ SOBEK
Franz Sobek wurde am 29. Mai 1903 in Brünn als Sohn eines Beamten und späteren Brünner Polizeipräsidenten geboren. Er studierte an der Wiener Universität Jus und trat nach seinem Abschluss in den Dienst des Bundeskanzleramts. 1938 wurde er - vermutlich wegen seiner Mitgliedschaft bei der Vaterländischen Front - verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau deportiert, wo er unter anderem mit Leopold Figl in Kontakt kam. Sobek wurde 1943 entlassen und schloss sich der Widerstandsgruppe 05 an. Im April 1945 war er führend an der Gründung der Österreichischen Volkspartei sowie an der Wiederherstellung einer demokratischen Verwaltung beteiligt, erhielt die Generaldirektion der Österreichischen Staatsdruckerei überantwortet und vertrat als Präsident der offiziellen österreichischen Interessenvertretung „Bund der politisch Verfolgten" NS-Opfer. Franz Sobek starb am 10. Dezember 1975 als Junggeselle in Wien.

 Geymüllerschlössel, Mai 2023

VOM BAUJUWEL ZUR MAK-EXPOSITUR
In der Folge stellte die Republik Österreich Überlegungen an, das Gebäude als Wohnsitz des Bundespräsidenten oder Gästehaus der Bundesregierung zu nutzen. Da Ausstellungen in Schlössern immer populärer wurden, sollte das Geymüllerschlössel die „Beratungs- und Koordinationsstelle für die Errichtung von Schloßmuseen" des Unterrichtsministeriums beherbergen. Der Landeskonservator Friedrich Berg (geb. 1930) bekam 1965 als Mitarbeiter des Österreichischen Museums für angewandte Kunst die Obhut über die Dependancen Geymüllerschlössel, Schloss Petronell und Riegersburg zugesprochen und bezog mit seiner Familie Nebenräume des Geymüllerschlössels als Wohnsitz.

Am 12. Mai 1968 öffnete das Österreichische Museum für angewandte Kunst das Schlössel für die Öffentlichkeit und es wurden weitere dringlich notwendige bauliche Maßnahmen wie die Erneuerung des Daches gesetzt. Ab 1987 begann die sukzessive Restaurierung und Rekonstruktion des ursprünglichen Zustands von 1808-1810 unter der Federführung von Christian Witt-Dörring, der damals Kustode der Möbelsammlung des Österreichischen Museums für angewandte Kunst war. Dies geschah in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt. Das der Mode der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entsprechende Schönbrunner Gelb der Fassade wurde annähernd in die originale weiße Grundierung mit leichtem Rosastich zurückgeführt und auch der Park nahm nach einer denkmalpflegerischen Dokumentation des Ist- und Sollzustandes wieder seine ursprüngliche Gestalt an.

 Geymüllerschlössel, Mai 2023

Nachdem die im Erdgeschoss befindliche Dienstwohnung von Friedrich Berg 1990 frei geworden war, folgte die Neukonzeption sämtlicher Räume sowie die Rekonstruktion der Wandgestaltung. Außerdem wurde ein für den Beginn des 19. Jahrhunderts typisches Raumnutzungskonzept verwirklicht (Speisesaal, Schlafzimmer, Empfangszimmer, Arbeitszimmer, Wohnzimmer, Salon, Terrassenzimmer), wobei das vorhandene Mobiliar der Sammlung Sobek teilweise durch die bedeutendsten Biedermeier-Möbel des Museumsbestands ersetzt wurde. Im „Blauen Salon" wurde 1992 die Panoramatapete Hindustan der renommierten Elsässer Tapetenmanufaktur Zuber & Cie montiert. Der Neudruck der Tapete wurde unter Verwendung von 1.265 Originalmodeln aus dem Jahr 1807 handgefertigt. Gleichzeitig wurde mit der Untersuchung und Restaurierung der Möbelstücke begonnen. Neben der Uhrensammlung Sobek und der Restaurierung der textilen Ausstattung verliehen dem Geymüllerschlössel auch ergänzende Neuankäufe von historischem Mobiliar neuen „alten" Glanz.

 Geymüllerschlössel, Mai 2023

Seit der Fertigstellung dieser Eingriffe um 1990 bilden Park, Gebäude und Einrichtung eine geschlossene Einheit und vermitteln gutbürgerliches Flair des Biedermeier, wie es in dieser Art sonst nirgendwo in Wien existiert. Christian Witt-Dörring erstellte ein Konzept für die Nutzung und den Betrieb des Geymüllerschlössels, das fixe Öffnungszeiten, ein umfangreiches Führungsprogramm und jährlich wechselnde Ausstellungen vorsah. Eine Präsentation der Entwurfszeichnungen der Danhauser'schen Möbelfabrik eröffnete 1991 den Reigen, gefolgt von jährlichen Präsentationen zu biedermeierlichen Themen, wie Eisen. Kunst. Guss (1992), Dekorstoffe des Biedermeier (1993), Das Vorlagewerk der Wiener Porzellanmanufaktur (1994), Brennpunkt Biedermeier. Ofenentwürfe aus dem Betrieb der Wiener Hofhafnermeister Franz Erndt sen. und jun. 1800-1860 (1995), Genormte Fantasie. Zeichenunterricht für Tischler Wien 1800-1840 (1996) sowie Spielwerke. Musikautomaten des Biedermeier (1999). Höhepunkte bildeten die Eröffnungen der zeitgenössischen permanenten Installationen von Hubert Schmalix 1997 und James Turrell 2004 im Park des Geymüllerschlössels. Mit Marketingaktivitäten und entsprechenden Drucksorten wurde seither daran gearbeitet, das Geymüllerschlössel der Öffentlichkeit bekannt zu machen; Konzerte und Vermietungen erschlossen zusätzliche Einnahmequellen. Danach wurde es eine Zeit lang ruhiger, bevor mit den Ausstellungsreihen MAK DESIGN SALON (ab 2012) und MAK ART SALON (ab 2016) neues Leben in das biedermeierliche Juwel einzog.

 Geymüllerschlössel, Mai 2023

 Geymüllerschlössel, Mai 2023

 Geymüllerschlössel, Mai 2023

 Geymüllerschlössel, Mai 2023

 Geymüllerschlössel, Mai 2023

 Geymüllerschlössel, Mai 2023

Anna-Sophie Berger. The Years
Mit der Ausstellung The Years ist von 13.5-20.8.2023 die transmedial arbeitende Künstlerin Anna-Sophie Berger zu Gast, in deren Werk die Beschäftigung mit Modetheorie seit Jahren eine wesentliche Rolle spielt. Für ihre Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex Mode und Zeit stützt sie sich auf Walter Benjamins Geschichtsbegriff, der auf seinen Beobachtungen zur zeitgenössischen Mode fußt, sowie auf Elizabeth Wilsons Auseinandersetzung mit Mode und Modernität in Adorned with Dreams (1985). In den Räumlichkeiten des Biedermeierensembles inszeniert Berger Kleidungsstücke aus der Kollektion Fashion is Fast, mit der sie 2013 ihr Modestudium an der Angewandten abschloss, ihre künstlerischen Arbeiten sowie Objekte aus der MAK Sammlung oder dem Theatermuseum und lädt dazu ein, die Gattungsgrenzen von Kunst und Design zu hinterfragen.

 Geymüllerschlössel, Mai 2023

(Con)temporary Fashion Showcase:
Zum Auftakt der Reihe (Con)temporary Fashion Showcase zeigt das MAK 2023 die Ausstellung The Years der Künstlerin Anna-Sophie Berger (*1989). Die ortsspezifisch auf das Biedermeierensemble zugeschnittene Schau widmet sich dem Verhältnis von Mode und Zeit und lädt dazu ein, die Gattungsgrenzen von Kunst und Design zu hinterfragen. Den Titel hat Berger aus Virginia Woolfs gleichnamiger Publikation (1937) entlehnt, in der die Autorin sozialkritische Essays mit der Fiktion eines Romans paart und dabei eine Familiengeschichte über ein halbes Jahrhundert verfolgt.

Bergers künstlerische Praxis ist transmedial: Sie zeichnet sich durch die eklektische Kombination von skulpturalen Dimensionen, filmischen, fotografischen und Found-Footage-Techniken sowie die kuratorische Inszenierung eigener und fremder Objekte aus hier beispielsweise aus den Sammlungen des Theatermuseums und des MAK. In den Räumlichkeiten des Biedermeierjuwels inszeniert Berger Kleidungsstücke aus ihrer Diplomkollektion Fashion is Fast, die sowohl im Referenzsystem von Design als auch auf der Bedeutungsebene der Kunst verortet sind. Auch vier in The Years präsentierte Sitzmöbel, die 2018 für das Modehaus Balenciaga produziert wurden, und für die Berger auf Stoffe des französischen Modelabels zurückgriff, verstoßen vermeintlich gegen die klaren Gattungsgrenzen und -hierarchien. Diese im Geymüllerschlössel rechteckig arrangierten Möbel beziehen sich formal auf eine zuvor entstandene künstlerische Arbeit Bergers, für die sie textile Bezüge aus internationalen öffentlichen Verkehrsmitteln mit dead stock-Materialien kombiniert hatte.

 Geymüllerschlössel, Mai 2023

In Bergers komplexem künstlerischem Werk kommt der Auseinandersetzung mit Mode und Bekleidung und deren Konsum seit Jahren ein hoher Stellenwert zu. Neben transmedialer Kunst studierte sie auch Modedesign an der Universität für angewandte Kunst in Wien. So hat auch die Reflexion sozialwissenschaftlich geprägter Modetheorie von Georg Simmel oder Thorstein Veblen mit den bereits von Thomas Carlyle in Sartor Resartus (1831) beschriebenen Funktionen von Mode - Schutz, Schmuck und Sittsamkeit - Einzug in ihre Arbeit genommen. Als theoretisches Fundament für The Years dient Berger der Geschichtsbegriff Walter Benjamins, der auf dessen Beobachtungen zur zeitgenössischen Mode fußt, sowie Elizabeth Wilsons Auseinandersetzung mit Mode und Modernität in Adorned in Dreams (1985) und Roland Barthes' Klassiker Die Sprache der Mode (1967). Darauf basierend, hinterfragt die Künstlerin das generelle menschliche Bedürfnis, Kleidung zu dechiffrieren bzw. ihr gemeinhin eine Lesbarkeit zu unterstellen, wenn beispielsweise Rauchverbotssymbole die Oberfläche eines Kleides zieren (Don't Smoke Dress, 2023) oder Ziffern von Schuhgrößen die Slipper ihrer Kollektion Fashion is Fast (2013) vollständig bedecken.

Auch ein starker persönlicher Zugang durch Elemente ihrer eigenen (Familien-)Geschichte wird augenscheinlich: Überbleibsel aus dem 2004 in Konkurs gegangenen Familienbetrieb für Modeschmuck, die sie im Keller ihrer Großmutter fand, oder ein Moschino-Kostüm aus dem Kleiderschrank ihrer Mutter mit der provokanten, in Gold gestickten Aufschrift „Waist of Money" auf Taillenhöhe verbinden intime poetische Sphären mit rationalen Analysen.

 Geymüllerschlössel, Mai 2023

Berger scheint ihre eigene(n) Geschichte(n) regelrecht in das Biedermeierschlössel einzuschreiben, das nach der Erbauerfamilie Geymüller benannt ist und vom 19. bis ins 20. Jahrhundert mehrere Generationen der Textilhersteller Mautner beherbergte. Auch das Hauptthema der Ausstellung - das Verhältnis von Mode und Zeit - steht in direktem Zusammenhang mit dem historischen Ort, an dem auch die Uhrensammlung des letzten Besitzers Franz Sobek gezeigt wird, der wie auch die Vorbewohner innen ein Liebhaber des bürgerlich konnotierten Biedermeierstils war. Während sich vieles harmonisch in das Ambiente einfügt, arbeitet Berger aber auch stark mit Brüchen und einem Spiel mit Ambivalenzen. Es mag also nicht verwundern, dass eine Künstlerin, die sich so stark mit sozialen (Wert-)Systemen und Hierarchien, deren Regelwerken und Codes sowie Kommunikationsstrukturen auseinandersetzt, den kostümierten Narren zu den immer wiederkehrenden Lieblingsfiguren bzw. Leitmotiven in ihrem Werk zählt.

Im Herbst 2023 wird Anna-Sophie Berger das Schindler-Stipendium des MAK in dessen Dependance in Los Angeles, dem MAK Center for Art and Architecture, antreten. Ihre Arbeiten wurden u. a. im MACRO Museum in Rom (2021), im Bonner Kunstverein (2020), im Cell Project Space in London (2019) sowie im mumok in Wien (2016) gezeigt.

 Geymüllerschlössel, Mai 2023

Panoramatapete „Hindustan", handgedruckte Reproduktion unter Verwendung der 1.265 originalen Holzmodel, 1980er Jahre
Entwurf: Pierre-Antoine Mongin, 1807 Ausführung: Zuber & Cie, Rixheim
Der Entwurf für die aus 20 Bahnen bestehende und mit 1.265 originalen Holzmodeln gedruckte Panoramatapete „Hindustan" stammt vom französischen Maler Pierre Antoine Mongin (1761-1827) und wurde 1855 im Rahmen der Pariser Weltausstellung als „Klassiker" mit einer „Medaille d'honneur" prämiert. Seit 1807 wird die Tapete von der bekannten Manufaktur Zuber mit Sitz im französischen Rixheim händisch produziert - bis heute. Dieses und andere Motive der renommierten Tapetenmanufaktur befinden sich weltweit in zahlreichen Museumssammlungen. Während in anderen Räumen die originale Wandbemalung aus der Entstehungszeit des Geymüllerschlössels rekonstruiert wurde, handelt es sich hier um eine Ende der 1980er Jahre vom damaligen Kurator der MAK Sammlung Möbel und Holzarbeiten (Christian Witt-Dörring) ausgewählte Tapete. Ihre Anbringung sollte motivisch an die orientalisierenden Elemente des Gebäudes anknüpfen und damit den damaligen Zeitgeschmack wiedergeben. Der Entwurf stammt aus der Entstehungszeit des Gebäudes; der Raum, in dem sich die Tapete befindet, wurde jedoch erst in einer späteren Bauphase in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ergänzt.

Die Architektur-Elemente der Panoramatapete referieren auf Darstellungen von realen Bauten des Mogulreichs aus Thomas und William Daniells Werk „Oriental Sceneries" (1795), das im Zuge ihrer von der Britischen East India Company unterstützten Expeditionen entstand. Neben dem Schiff mit dem schwarzen Segel finden sich unter den Abbildungen auf der Tapete das Choti Dargah (ein Mausoleum für den 1616 verstorbenen Schah Daulat in Maner), Details des unter Akbar I errichteten Fort Allahabad sowie der Vimana (ein gestufter Turm) und der Pavillon mit Stier-Monolith des hinduistischen Brihadishvara-Tempels in Thanjavur.

 Geymüllerschlössel, Mai 2023

Die Panoramatapete zeigt somit eine idyllische Landschaft am Wasser mit realen architektonischen Versatzstücken und stereotypen Figurendarstellungen: ein Maharadscha mit Gefolge auf einem geschmückten Elefanten sowie Sänftenträger, die unter einem Baum verweilen; auf einem der Boote sind dunkelhäutige Menschen zu sehen, die durch die gleichförmige, entindividualisierende Darstellung als Sklaven deutbar sind. Diese Panoramatapete kann als Zeugnis des kolonialistischen Blicks und Illustration der hegemonialen Machtansprüche Europas während der Zeit des Britisch-Französischen Kolonialkonflikts interpretiert werden. Bis weit ins 20. Jahrhundert wurde gemeinhin unter dem uneindeutigen Begriff „Orient" Nicht-Westliches subsumiert und zu einem exotischen „Anderen" mit romantisierenden, zeitweise auch eindeutig pejorativen Anklängen stilisiert. Dieser mit „Orient"-Klischees aufgeladene Blick auf das „Fremde", das man sich dem Zeitgeschmack und imperialistisch-kolonialistischen Weltbild entsprechend ins Interieur holte, zeigt sich im Geymüllerschlössel mit dieser Tapete besonders deutlich.

Das Museum möchte die Besucher*innen mit dieser Beschriftung dazu einladen, die impliziten Machtstrukturen in dieser Darstellung als solche in ihrem historischen Kontext wahrzunehmen, und betonen, dass die dahinterstehenden Ideologien keineswegs denen entsprechen, die das Museum inhaltlich unterstützt.

 Geymüllerschlössel, Mai 2023

Das Geymüllerschlössel wurde von einem unbekannten Architekten im frühen 19. Jahrhundert konzipiert. Die Renovierungsarbeiten, die 1990 abgeschlossen werden konnten, sollten ein möglichst authentisches Bild der repräsentativen, biedermeierlichen Wohnkultur unter Verwendung der Möbel und Uhren aus der Sammlung Sobek vermitteln. Franz Sobek war der letzte private Bewohner des Gebäudes und wie auch die Familie Mautner, die das Geymüllerschlössel um 1900 bewohnt hatte, Biedermeier-Enthusiast. Weitere orientalisierende Elemente in der Architektur des Gebäudes sind ein nicht mehr erhaltenes kleines Minarett sowie die sogenannte „Moschee" der Raum, der noch heute an die Loggia auf der Rückseite des Gebäudes grenzt.

Unter dem Begriff „Orient" wurden im 19. Jahrhundert viele geografische Regionen zusammengefasst und teils arbiträr kombiniert. Durch den Einfluss der imperialen Ansprüche Napoleons entstand zu Beginn des 19. Jahrhunderts der mit antiken und ägyptisierenden Elementen versetzte Empirestil, der sich in den gehobenen europäischen Haushalten verbreitete. So war es in den höheren Schichten auch in den folgenden Jahren keineswegs unüblich, sich sogenannte „Orientzimmer" einzurichten. Ein bekanntes Beispiel dafür ist Erzherzog Rudolfs „Türkisches Zimmer" aus den 1880ern, das heute im Möbelmuseum Wien verwahrt wird.

 Geymüllerschlössel, Mai 2023

Nach mehreren Eigentümerwechseln stand das Gebäude seit 1888 im Eigentum des Textilindustriellen Isidor Mautner (daher auch „Mautner-Villa“), der es 1929 aufgrund der schlechten Wirtschaftslage an die Österreichische Nationalbank verpfänden musste. Die Hypothek ging 1938 auf die Deutsche Reichsbank über, die 1944 den jüdischen Privatbesitz auch formell „arisierte“. Ein in nationalsozialistischer Zeit geplanter Abriss konnte von Denkmalschützern teilweise verhindert werden. 1948 verkaufte die Österreichische Nationalbank das inzwischen verwahrloste Gebäude an die Republik Österreich, wobei der Direktor der Staatsdruckerei Franz Sobek den Kaufpreis in Devisen vorschoss und dafür ein lebenslanges Wohnrecht erhielt. Sobek brachte dort auch seine bekannte Uhrensammlung unter. Heute ist das Schlössel eine Außenstelle des MAK Museums für angewandte Kunst, das einen Einblick in die Wohnkultur der Empire- und Biedermeierzeit gibt und die umfangreiche Uhrensammlung des Dr. Franz Sobek zeigt.

 Geymüllerschlössel, Mai 2023

STOCKUHR - Signiert „Frantz Meyer Meisterstück fecit Vienna 1786", Gehäuse 1880
Gangdauer: 1 Woche, bombiertes Emailzifferblatt für Stunden, Minuten und Monatstage, Wiener 4/4-Schlag auf 2 Silberglocken, Hakengang, Pendel an Faden aufgehängt, Gehwerk und Schlagwerk mit Kette und Schnecke; Holzgehäuse, Malereien in chinesischer Manier, verbunden mit einheimischen Motiven

 Geymüllerschlössel, Mai 2023

STUTZUHR (Skelettuhr) - Signiert „Jos. Binder in Wien 1823"
Gangdauer: 1 Monat, versilberter Ziffernring, Hilfsziffernring für Sekunden, Stiftengang, Pendel schneidengelagert, Kontragesperr, Feinregulierung für Ankerabfall, Pendelstab aus Stahl, Gewichtsantrieb; Gehäuse: Marmor mit feuervergoldeten Applikationen

 Geymüllerschlössel, Mai 2023

STOCKUHR - Signiert „Jacob Widenman fecit Vienna Nr. 2", 1762
Gangdauer: 8 Tage, Ziffernring für Stunden und Minuten, reich ziseliertes Innenblatt, Mondphasenkugel mit Mondtagen, Wiener 4/4-Schlag durch Carillon mit 6 Glocken, Stundenschlag auf 1 Glocke, Schlagwerke und Gehwerk mit Saite und Schnecke, Spindelgang, Pendel auf Feder aufgehängt; Gehäuse: Palisander-Marketeriearbeit, Nussbaum, Rosenholz; Rocaillefüße, Vasenbekrönung und liegender Hund, feuervergoldet

 Geymüllerschlössel, Mai 2023

BILDERUHR - Anonym, um ca. 1850
Gangdauer: 1 Tag, Emailziffernblatt für Stunden und Minuten, Wiener 4/4-Schlag auf Tonfedern, Grahamgang, Hakengang, Pendelfederaufhängung, Federzug, Laufwerk für Wasserfall und bewegliche Figuren (Seiltänzer)

 Geymüllerschlössel, Mai 2023

STUTZUHR ca. 1840
Gangdauer: 1 Tag, Emailziffernring mit Bronzeeinlage und Emailhilfsziffernring für die Monatstage, Wiener 4/4-Schlag auf Tonfedern mit Spielwerkauslösung zur Stunde, Pendel mit Fadenaufhängung, Musikwerk, 2 Stücke spielend; Kasten mit Alabastersäulen, Birnbaum, schwarz gebeizt

 Geymüllerschlössel, Mai 2023

STUTZUHR (Mödling und ideale Landschaft) ca. 1840
Gangdauer: 1 Tag, versilberter Ziffernring für Stunden und Minuten, Monatstagering, Wiener 4/4-Schlag auf Tonfedern, Hakengang, Pendel an Faden aufgehängt; im Sockel Musikwerk mit Automat, der Wasserfälle und Engel betätigt; 2 Musikstücke; Gehäuse: Birnbaum, schwarz gebeizt, Alabastersäulen, Perlmutterauflagen

 Geymüllerschlössel, Mai 2023

STOCKUHR - Signiert „Paul Hartmann jun Vienne", letztes Drittel 18. Jh.
Gangdauer: 1 Tag, versilberter Ziffernring für Stunden und Minuten, Schaupendel, über VI Ausschnitt für das Datum, Wiener 4/4-Schlag auf 2 Glocken, Schlagwerkabstellung und Repetition, Spindelgang mit Kette und Schnecke; Gehäuse: Birnbaum mit Schnitzerei

 Geymüllerschlössel, Mai 2023

STOCKUHR mit religiösen Darstellungen, Mitte 19. Jh.
Gangdauer: 1 Tag, Emailziffernring für Stunden und Minuten, im Zentrum Messingeinlage, Wiener 4/4-Schlag auf Tonfedern, Hakengang, Pendel an Faden aufgehängt, Federzug; über der Uhr: Dreieinigkeit mit Ziffernring auf drehbarer Weltkugel, die vom Uhrwerk angetrieben wird; unter dem Zifferblatt Abendmahlszene, intarsiert; Sockel als Lade mit Szenen aus dem Neuen Testament in polychromem Relief; Gehäuse: Nussbaum

 Geymüllerschlössel, Mai 2023

STUTZUHR MANTEL CLOCK, Signiert „Rettich in Wien", 1830
Gangdauer: 1 Tag, Emailziffernring für Stunden und Minuten, Wiener 4/4-Schlag auf Tonfedern, Hakengang, Pendel mit Fadenaufhängung, Federzug; im Sockel Kammspielwerk, automatisch zur Stunde ausgelöst; Gehäuse: Messing feuervergoldet

 Geymüllerschlössel, Mai 2023

STUTZUHR MANTEL CLOCK, Signiert „Peter Rau in Wien", „Detler", ca. 1820
Gangdauer: 8 Tage, Emailziffernring für Stunden und Minuten, Hilfsziffernring für Monatstage, Wiener 4/4-Schlag auf Tonfedern, im Sockel Musikwerk, wird jede Stunde ausgelöst; Hakengang, Pendel an Faden aufgehängt, Federzug; Gehäuse Bronze feuer-vergoldet, Relief Vorderseite: Wettstreit der 7 freien Künste, linke Schmalseite: Neptun; im Sockel Zungenspielwerk

 Geymüllerschlössel, Mai 2023

STUTZUHR, ca. 1820
Gangdauer: 8 Tage, Emailzifferblatt für Stunden und Minuten, 2 Hilfszifferblätter für Sekunden und Monatstage, Viertel- und Stundenschlag auf 2 Silberglocken, Stiftengang, Pendel an Feder aufgehängt, Federantrieb; Gehäuse feuervergoldet

 Geymüllerschlössel, Mai 2023

STUTZUHR, ca. 1810
Gangdauer: 1 Tag, Emailzifferblatt für Stunden und Minuten, Wiener 4/4-Schlag auf 2 Silberglocken, Schlagwerkabstellung, Hakengang, Federzug, Pendel mit Fadenaufhängung; Gehäuse: Alabaster mit feuervergoldeten Applikationen

 Geymüllerschlössel, Mai 2023

STUTZUHR, Signiert am Zifferblatt „Olbrich", 1820
Gangdauer: 1 Tag, Messingzifferblatt, Wiener 4/4-Schlag auf Tonfedern, Hakengang, Pendel mit Fadenaufhängung, Federantrieb. Spielwerk im Sockel, jedoch nicht in Verbindung mit Schlagwerk, manuelle Auslösung; Sockel: Eiche gebeizt mit Bronzeapplikationen, Uhrengehäuse aus Bronze und Messing vergoldet, Figur dunkel bruiniert

 Geymüllerschlössel, Mai 2023

2021 wurde nach umfangreichen Forschungsarbeiten im Geymüllerschlössel ein Dokumentationsraum mit umfangreichem Text- und Bildmaterial eröffnet.

 Geymüllerschlössel, Mai 2023

Das Geymüllerschlössel ist nach dem Erbauer Johann Jakob Geymüller (1760–1834), Bruder des Grundherrn und Besitzers des Pötzleinsdorfer Schlosses Johann Heinrich Geymüller (1754–1824), benannt. Das 1808 von einem nicht näher bekannten Architekten errichtete „Lustgebäude“ zeigt, der Zeitmode entsprechend, eine Mischung gotischer und orientalischer Stilelemente. Der letzte Besitzer der Liegenschaft aus der Familie der Geymüllers war der Neffe der Bauherren, Johann Heinrich von Geymüller-Falkner (mitunter auch Johann Heinrich von Geymüller der Jüngere genannt).

 Geymüllerschlössel, Mai 2023



Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun: