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Das Geymüllerschlössel wurde um 1808 errichtet und befindet sich in Wien Pötzleinsdorf. In diesem Architekturjuwel präsentiert das MAK einen originalgetreuen Einblick in die Ausstattungskunst der Empire- und Biedermeierzeit, eine einzigartige Alt-Wiener-Uhren-Sammlung und Arbeiten zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler.

DAS GRUNDSTÜCK PÖTZLEINSDORF NR. 12 (HEUTE KHEVENHÜLLERSTRASSE 2)
Der historische Ortskern von Pötzleinsdorf [Petzelsdorf] wurde 1750
durch einen Großbrand völlig zerstört, behielt aber auch nach dem
Wiederaufbau seinen typisch straßendörflichen Charakter: eine Zeile
einstöckiger Weinhauer- und Presshäuser entlang der Pötzleinsdorfer
Straße, eine Kirche am Dorfplatz, eine Schule, den berühmten Gasthof
„Strasser-Wirt" und den Ricci'schen Freihof, der im späteren Verlauf
zum Pötzleinsdorfer Schloss umgebaut werden sollte. Der Historiker
Friedrich Schweickhardt beschrieb Pötzleinsdorf 1832 als „ein Pfarrdorf
von 33 Häusern [...] den Seelenstand machen 58 Familien, 136 männliche,
136 weibliche Personen und 38 schulfähige Kinder aus und deren
Viehstand in 10 Pferden, 57 Kühen und 7 Schweinen besteht [...] Die
Einwohner sind durchaus Hauersleut, der Feldbau ist äußerst gering.
mehrbedeutend aber der Weinbau, der einen guten trinkbaren Wein
liefert."
Bereits im Josephinischen Wien zählte das idyllische Pötzleinsdorf zu
den beliebtesten Ausflugszielen der Wiener*innen. Mit dem sogenannten
„Zeiserlwagen", einem zweiachsigen, von Pferden gezogenen rustikalen
Leiterwagen, war es vom Zentrum aus in eineinhalb Stunden über die
Währinger Linie erreichbar. Der Ausblick über Wien und der
gesellschaftliche Stellenwert, den die Gegend zunehmend erlangte, waren
wohl ausschlaggebend für das Interesse zweier aus Basel stammender
Brüder, Johann Heinrich Geymüller (1754-1824) und Johann Jakob
Geymüller (1760-1834), sich hier während der Sommermonate
niederzulassen. Johann Heinrich Geymüller begann ab 1797 systematisch
Grundstücke und Parkanlagen um und in Pötzleinsdorf anzukaufen. Die
Grundherrschaft über das Pötzleinsdorfer Schloss ging 1801 an ihn.

Die Geschichte des Grundstücks, auf dem später das Geymüllerschlössel
erbaut werden sollte, lässt sich bis in die zweite Hälfte des 18.
Jahrhunderts zurückverfolgen. Am 22. Juli 1776 erhielt das
Weinhauer-Ehepaar Theresia und Johann Michael Schnabel das Grundstück
Ecke Pötzleinsdorf Nr. 12/Bergsteigergasse 2 auf dem Erbweg und nutzte
es mit dem darauf stehenden Hauerhaus bis 1800 landwirtschaftlich. Am
16. Dezember 1800 erwarb die 21-jährige Barbara Schmidt (1779-1835),
Weinhauertochter und spätere Ehefrau von Johann Heinrich Geymüller, die
größte Parzelle des heutigen Grundstücks von der Familie Schnabel. Ob
Barbara Schmidt und Johann Heinrich Geymüller erst durch die damit
entstandene Nachbarschaft in Pötzleinsdorf Bekanntschaft schlossen oder
ob Barbara Schmidt wegen ihrer bevorstehenden Verbindung nach
Pötzleinsdorf zog, ist heute nicht mehr nachweisbar. Fest steht, dass
sie ihm ab 1799 zehn Kinder gebar, wobei die Mehrzahl noch vor der
Heirat mit Johann Heinrich Geymüller das Licht der Welt erblickte.
Am 27. Mai 1808 überließ Barbara Schmidt ihrem späteren Schwager Johann
Jakob Geymüller das Grundstück als „Donativ". In den folgenden Monaten
vergrößerte dieser den Besitz durch umliegende Ankäufe, wie etwa durch
556 Quadratklafter (rund 2.000 m²), bestehend aus einem Obst-und
Gemüsegarten, einem Hauerhaus mit Presshaus und Kuhstall von Paul und
Katharina Sipcher und Matthias und Barbara Trotzbacher sowie einem
Anger, der vom angrenzenden Friedhof abwärts an der Gartenmauer gelegen
war. Damit schuf er alle Voraussetzungen, um sich nunmehr gemeinsam mit
seiner späteren Ehefrau Clara (geb. Fürgang, 1774-1857), der Tochter
eines Grazer Beamten, hier in Pötzleinsdort ein Sommerdomizil zu
errichten.

DIE FAMILIE GEYMÜLLER
Die Gebrüder Johann Heinrich Geymüller und Johann Jakob Geymüller waren
aus dem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben Wiens zu Beginn
des 19. Jahrhunderts nicht wegzudenken. Beide kamen nach dem frühen Tod
ihres Vaters, eines Basler Arztes, zu Peter Ochs nach Wien. Der zu
ihrem Vormund bestimmte Bankier führte ab 1763 das gleichnamige
Bankhaus am Kohlmarkt. Aufgrund ihrer Tüchtigkeit wurden die beiden
Brüder rasch Gesellschafter und übernahmen die Prokura in der Bank, die
ab 1785 als „Ochs, Geymüller u. Comp." eingetragen war. Nach dem Tod
von Peter Ochs bekam „Geymüller & Co." am 24. Juli 1804 das
Großhandelsprivileg. 1798 kauften die Brüder gemeinsam das von Domenico
Egidio Rossi 1698 erbaute Palais Caprara von Carl Fürst von
Liechtenstein in der Wallnerstraße 8 und ließen es im Inneren im Stil
des Empire ausstatten. Zwei dieser luxuriösen Zimmerausstattungen mit
Lyoner Seidentapeten sind heute im Wien Museum erhalten: der
Geymüller-Salon und das pompejanische Zimmer. Das Palais avancierte
unter dem Engagement von Barbara und Clara Geymüller zu einem
Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens in Wien: Künstler, Politiker
und Wissenschaftler gehörten zu den ständigen Salon-Gästen. Franz
Grillparzer lernte hier seine „ewige Braut" Katharina (Kathi) Fröhlich
kennen und Ludwig van Beethoven, Ignaz Franz Castelli oder der
Orientforscher Joseph von Hammer-Purgstall waren gern gesehene Gäste.
Zur Unterstützung der Geschäfte holten die beiden Brüder 1804 Johann
Heinrich Falkner, den Sohn ihrer gemeinsamen Schwester, aus der Schweiz
nach. Dieser nahm den Namen „Geymüller" an und wurde 1805 über einen
Sozietätskontrakt in die Firma eingegliedert. Die Geymüllers befassten
sich vor allem mit Bank- und Anleihegeschäften sowie mit der
Beschaffung von Geld für die Abgeltung der von Napoleon geforderten
Kontributionen. Zwei Mal in Folge musste „Geymüller & Co." Kaiser
Franz I. für einen raschen Abzug der Franzosen finanziell unterstützen,
als Dank dafür erhob er 1810 alle drei Geymüllers in den Ritterstand.
Am 31. März 1824 erfolgte die Erhebung in den Freiherrenstand, eine
Ehre, die Johann Heinrich von Geymüller einen Tag vor seinem Tod noch
erleben durfte. Johann Heinrich von Geymüller-Falkner (1781-1848)
führte nach dem Tod der beiden Geymüller-Brüder das Imperium 1841 unter
anderem wegen seiner legendären Verschwendungssucht in die Insolvenz
und musste daraufhin aus Wien flüchten. Er starb nur wenige Jahre
später, am 19. Jänner 1848, in Basel.

DIE ÄRA GEYMÜLLER
Es war naheliegend, dass sich Johann Jakob Geymüller auf seinem eigenen
Grundstück in der Nähe des Pötzleinsdorfer Schlosses, des Sommersitzes
seines älteren Bruders, eine Residenz erbauen wollte. Er ließ 1808 die
Wirtschaftsgebäude abreißen und begann noch im selben Jahr mit der
Errichtung eines Sommerhauses. Die Bauzeit des Geymüllerschlössels kann
zwischen 1808 und 1810 angenommen werden. 1820 ist das Areal in der
„definitiven Grenzbeschreibung der Gemeinde Pötzleinsdorf" im
Franziszeischen Kataster bereits mit rund 10.000 m² der Liegenschaft
eingetragen. Die südlich gelegene Fassade des Eingangsbereichs wurde
durch einen leicht hervorspringenden, offenen Eingangsrisalit mit einer
sich über beide Geschosse erstreckenden Säulenarchitektur mit
Palmettenkapitellen sowie maurischen Kielbogenfenstern im Erdgeschoss
und neogotischen Spitzbogenfenstern im Obergeschoss akzentuiert. Der
Grundriss des Gebäudes ist in barocker Tradition dreigliedrig gestaltet
und öffnet sich im Obergeschoss gegen Norden über einen großen
achteckigen Kuppelsaal zum Garten hin. Zahlreiche orientalische Zitate
zollten dem Zeitgeist Tribut. Ein an der Ostseite weit über den First
des Walmdaches ragendes Minarett gab dem Bau eine weithin markante
Akzentuierung, musste aber wegen bautechnischer Mängel bereits um 1828
wieder abgetragen werden. Der das Dach des Kuppelsaals bekrönende
Halbmond, ein weiteres maurisches Stilelement, ist bis heute erhalten.
Johann Jakob Geymüller lebte spätestens ab 1811 mit Clara Fürgang
zusammen, sie heirateten jedoch erst kurz vor seinem Tod. Im Gegensatz
zu dessen Bruder und dessen Neffen führte das kinderlose Paar ein
zurückgezogenes und wohltätiges Leben, galt als hoch angesehen und
herzenswarm. Der Landsitz bot den beiden die Möglichkeit, sich von den
Verpflichtungen des Alltags im umtriebigen Palais der Familie Geymüller
in der Wiener Innenstadt abzuschotten. Der Dichter Ignaz Franz Castelli
schrieb später in seinen Lebenserinnerungen: „Durch Heinrich Geymüller
[Johann Heinrich Geymüller-Falkner] erhielt ich auch Eintritt in das
Haus seines Oheims Jakob, und in diesem Hause fühlte ich mich erst
recht wohl und heimisch. Herr und Frau waren Menschen von altem Schrot
und Korn, heiter, gastfrei, mitleidig, ein paar Goldherzen. Durch
Beider Tod versiegte ein bedeutender Quell der Wohlthätigkeit für die
Armen."
Als Johann Jakob Geymüller am 10. Mai 1834 starb, ging das Schlössel
laut Testament am 1. August 1834 in den Besitz seiner Frau Clara über.
Ein Jahr später verkaufte sie es an ihre Schwägerin Barbara Geymüller.
Als diese noch im selben Jahr starb, traten ihre Kinder am 27. Oktober
1836 das Erbe an und verkauften das Schlössel am 16. Jänner 1837
wiederum an Clara, die es noch einige Jahre als Sommerresidenz nutzte.

ZUM BAU DES GEYMÜLLER-SCHLÖSSELS
Über den beauftragten Architekten oder Baumeister geben öffentliche
Archive, Eintragungen in den Grundbüchern oder Urkunden
bedauerlicherweise keine Hinweise. Vermutungen und Zuschreibungen gibt
es viele, sie bleiben aber allesamt spekulativ: So erinnert die Anlage
der Säulen an der Eingangsfront an den Stil des frühklassizistischen
Architekten Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg. In die engere
Wahl kommt der Wiener Hofarchitekt Johann Nepomuk Amann, der für Johann
Jakob Geymüllers Bruder sowohl im Pötzleinsdorfer Park das Denkmal für
den österreichischen Dichter Johann Baptist von Alxinger und das
Schweizerhaus schuf als auch Pläne für ein Lustschlösschen im 3. Bezirk
zeichnete. Schlüssig erscheint zudem eine Beteiligung des
Hofarchitekten Louis Montoyer. Die Kunsthistorikerin Erika Hellich
vergleicht das Geymüllerschlössel mit dem Lustschloss Laeken in
Brüssel, das Montoyer für den Herzog Albert Kasimir von Sachsen-Teschen
1785 erbaute: „Der Hauptsaal enthält zwölf korinthische Säulen und ist
mit einer Kuppel gekrönt. Eingangshalle und runder Hauptsaal in der
Mittelachse, der nach der Gartenseite halbkreisförmig vorspringt,
bestimmen das Konzept, wie dies auch beim Geymüller-Schlössel der Fall
ist. [...] Da man keinem anderen damals in Wien oder Baden bauenden
Architekten diese und ähnliche Merkmale nachweisen kann, scheint daher
die Zuweisung des architektonischen Planes dieses Baues an Louis
Montoyer, der 1796 nach Wien gekommen war und daselbst im Jahre 1811
starb, nicht unbegründet."

DAS GEYMÜLLERSCHLÖSSEL WIRD ZUR MAUTNER-VILLA
Als Clara Geymüller das Schlössel und alle damit in Verbindung
stehenden Gärten schließlich am 17. März 1842 verkaufte, begann für das
Anwesen eine bewegte Zeit mit zahlreichen Besitzer*innenwechseln. Als
Erster nach den Geymüllers erhielt der aus einer Bergwerksdynastie
stammende und für das Abbaugebiet von Silber, Blei, Kupfer und Eisen in
Siebenbürgen und die Bergwerkskolonie Freudenthal zuständige Vinzenz
Manz von Mariensee (1800-1865) im Kaufvertrag „Nutz und Gewähr" für
diese Liegenschaft. Ob er je Gelegenheit fand, das Geymüllerschlössel
zu bewohnen, ist nicht überliefert. Die Revolution von 1848 traf das
Großunternehmen von Manz von Mariensee schwer, und er musste Ende der
1850er Jahre den Betrieb aufgeben. Zur Schuldentilgung verkaufte Manz
von Mariensee das Schlössel samt Grundstücken 1856 an Johann Michael
Rädler (1792-1869), einen aus Weiler in Vorarlberg stammenden und
später in Kleinmünchen bei Linz wohnhaften Textilfabrikanten und
Verleger. Als Begründer der „Linzer Tuchfabrik" betrieb Rädler eine der
wichtigsten mechanischen Textilfabriken in Oberösterreich. In Wien war
er bereits 1828 in der Alservorstadt 302 nachweisbar. Er nutzte das
Geymüllerschlössel über 10 Jahre lang als Sommersitz.
Mit Rädlers Tod gingen die Firma und all seine Besitzungen an seine
Tochter und Alleinerbin Karoline Gräfin Zabéo (1829-1894). Sie führte
die Textilfabrik unter der Firmenbezeichnung „J. M. Rädler" weiter. Mit
dem Erbe bekam Gräfin Zabéo, die mit dem aus Padua stammenden hohen
Beamten des Innenministeriums Graf Giovanni Zabéo (1824-1898)
verheiratet war, am 18. Juli 1871 auch das Geymüllerschlössel
zugesprochen. Da ihr Hauptwohnsitz allerdings im Schloss Faal (Grad
Fala) bei Marburg an der Drau lag, wo sie mit ihrem Mann ab 1875 in der
„Gräflich J. C. Zabeo'schen Herrschaft Faaler Glasfabrik Maria-Rast"
Pressglas erzeugte, konnte sie das Anwesen in Pötzleinsdorf kaum nutzen.
So verkaufte Gräfin Zabéo das Schlössel am 6. Mai 1887 um 47.000 Gulden
an den Stadtbaumeister Carl Langer jun. Dem Kaufvertrag wurde eine - im
Wiener Stadt- und Landesarchiv erhaltene komplette Auflistung
sämtlicher mitverkaufter Mobilien beigelegt, wobei heute nicht mehr
nachvollzogen werden kann, ob Teile davon vielleicht noch aus der Zeit
der Geymüller'schen Besitzung stammten. Langer dürfte die Immobilie
wohl als reines Spekulationsobjekt betrachtet haben, denn nach nicht
einmal einem Jahr, am 17. März 1888, erstand der Großindustrielle
Isidor Mautner das Geymüllerschlössel anlässlich des 32. Geburtstags
seiner Frau Jenny. Es sollte für die nächsten 50 Jahre den
Lebensmittelpunkt der Familie Mautner bilden.

DAS EHEPAAR MAUTNER
Isidor Mautner (1852-1930), aus Nachod in Böhmen stammender Spross des
Textilunternehmens „Isaac Mautner & Co", wurde im Alter von 22
Jahren nach Wien geschickt, um das umsatzgefährdete Handelsunternehmen
nach dem Börsenkrach von 1873 zu retten. Dort lernte er die schöne,
selbstbewusste und aus bestem Hause stammende Jenny Neumann (1856-1938)
kennen. Als Tochter des Wiener Seidenhändlers David Neumann war sie
eine „außerordentlich gute Partie". Die Hochzeit fand bereits am 14.
März 1876 statt. Jennys Mitgift ermöglichte es Isidor, sein Unternehmen
auszubauen und in Schumburg an der Desse in Böhmen eine weitere
mechanische Weberei einzurichten. Damit begann der atemberaubende
Aufstieg zu einem der größten Textilkonzerne des gesamten Kontinents.
Seiner wirtschaftlichen Bedeutung innerhalb der gesamten Donaumonarchie
mit der Hauptstadt Wien konnte Isidor - mit einer weltgewandten und
gebildeten Frau wie Jenny an seiner Seite - auch gesellschaftlich
entsprechen. Das Anwesen in Pötzleinsdorf lieferte die idealen
Voraussetzungen, diesen Status zu repräsentieren und dort die in
rascher Folge geborenen vier Kinder des Paares aufwachsen zu lassen:
Stephan (1877-1944), Konrad (1880-1924), Käthy (1883-1979) und Marie
(1886-1972). Konrad sollte weit über seinen frühen Tod hinaus als
Volkskundler und Autor von Werken wie dem „Steyerischen Trachtenbuch"
und dem „Steyerischen Raspelwerk" in Erinnerung bleiben.

DIE ÄRA MAUTNER
Gemeinsam mit den vier Kindern richtete das Ehepaar Mautner im
Geymüllerschlössel seinen Sommersitz ein, im Winter wohnte die Familie
in der Löwelstraße 12, neben dem Wiener Burgtheater. Während der ersten
Jahre in der Landvilla gab es noch keine Wasserleitung und das
Trinkwasser musste täglich mit dem Pferdewagen aus der Stadtwohnung
zugeführt werden. Die leidenschaftliche Kunstsammlerin Jenny stattete
das Schlössel mit wertvollen Biedermeiermöbeln aus. Ihre Tochter Käthy
Breuer-Mautner erinnerte sich noch 1975: „Um 11 Uhr gingen wir täglich
mit Miss Evelyn Caroline Ings [die englische Gouvernante der Kinder)
über die Ringstrasse bis zur Aspernbrücke und zurück. Wenn sich Mutter
hie und da diesem Spaziergang anschloss, ermahnte uns Vater, wir
sollten sie davon abhalten bei den am Wege liegenden Antiquitäten
Geschäften einzukehren. Das gelang uns aber glücklicher Weise nicht,
denn sonst wäre die schöne Biedermeier Sammlung nie zustande gekommen."
Als Tante des Mitbegründers und Finanziers der Wiener Werkstätte Fritz
Waerndorfer beauftragte Jenny aber auch die Wiener Avantgarde, Luster,
kostbare Schmuckstücke und Gebrauchsgegenstände für sie zu fertigen.
Im Laufe der Jahre erweiterten Isidor und Jenny Mautner das Grundstück
des Geymüllerschlössels um benachbarte Liegenschaften und unverbaute
Parzellen: etwa 1906 um das angrenzende Grundstück mit dem Haus
Khevenhüllerstraße 4 und 1908 um das Haus Khevenhüllerstraße 6-10. Zum
sportlichen Vergnügen der Familie ließ Isidor Mautner um 1900 auf
Initiative der englischen Gouvernante eine im Osten an das Gebäude
angrenzende Wiese als Tennisplatz herrichten. Später erinnerte sich
Käthy, dass ihr Vater eine schöne Rotbuche, die im „rechten Out" stand,
nicht opfern wollte, was das Spielen nicht gerade erleichtert habe.
Gleichzeitig wurde der Anbau zweier heute nicht mehr erhaltener
Salettin ausgeführt. Das obere nutzten die Kinder zum Unterricht,
während das untere als Schaubühne für zahlreiche Theaterstücke diente,
die vor zumeist erlesenem Publikum aufgeführt wurden.

In den Folgejahren wurde der Sommersitz winterfest gemacht und als
dauerhafte Wohngelegenheit nutzbar. Durch bauliche Änderungen am
Ostende entstand 1910 ein zusätzliches Zimmer, ein kleiner ovaler Raum
wurde als Moschee eingerichtet und fantasievoll mit orientalischen
Motiven ausgemalt, auch die offene Loggia wurde vergrößert. Darüber
entstand eine große offene Terrasse, die einen wunderbaren Blick auf
den üppig bepflanzten Garten eröffnete und „ein herrliches Sonnenbad,
nur teilweise beschattet von dem schönen alten Kastanienbaum",
ermöglichte, wie Marie Kalbeck-Mautner in ihren Erinnerungen schrieb.
Durch einen weiteren Anbau an der westlichen Seitenfront wurde die
Symmetrie des Hauses so geschickt verändert, dass die Fassade von außen
ihr einheitliches, gefälliges Erscheinungsbild behielt.
Das Geymüllerschlössel - nun oft als „Mautner-Villa" bezeichnet -
etablierte sich zunehmend als Zentrum des kulturellen Lebens. Hier
fanden an den Sonntagnachmittagen regelmäßig Zusammenkünfte der Wiener
Gesellschaft statt - man traf sich zum „Jour" in Pötzleinsdorf.
Hausmusik, Dichterlesungen und Theateraufführungen zogen ebenso viele
Gäste an wie Hausbälle und andere Festivitäten. So fanden sich zum
Beispiel 1906 anlässlich Käthys Hochzeit mit dem Rechtsanwalt Hans
Breuer (1876-1926) 300 Geladene ein. Zu den ständigen Gästen zählten
der Burgtheaterstar Josef Kainz, der Komponist Richard Strauss, der
Theatergründer und -regisseur Max Reinhardt, die Schauspieler*innen
Helene und Hermann Thimig sowie Paula Wessely, der Musikkritiker Julius
Korngold und die Schriftsteller Hugo von Hofmannsthal und Felix Salten.
Der Maler Ferdinand Schmutzer, häufiger Gast und Lehrer der Kinder in
bildnerischer Erziehung, dokumentierte das Leben der Familie durch eine
Vielzahl zwischen 1905 und 1920 entstandener Fotografien und
Zeichnungen.

In der weiteren Geschichte des Geymüllerschlössels spiegeln sich die
nationalen und internationalen wirtschaftlichen, politischen und
gesellschaftlichen Entwicklungen wider. Als der Zerfall der
Donaumonarchie 1918 und die Weltwirtschaftskrise 1929 zum Zusammenbruch
des großen Industrieunternehmens führten, war Isidor am 29. Mai 1929
gezwungen, der Oesterreichischen Nationalbank für deren Forderung von
755.000 Schilling die ihm gehörenden Liegenschaften in Pötzleinsdorf zu
verpfänden. Jenny erhielt ein lebenslanges Wohnrecht. Nach dem Tod
ihres Mannes und der Liquidation aller Mautner'schen Firmen gab Jenny
1930 die Wohnung in der Löwelstraße auf, ließ den Großteil der
Wohnungseinrichtung versteigern und zog ganz in das Sommerhaus. Mit
Ausnahme von Marie (verh. Kalbeck) am benachbarten Grundstück in der
Starkfriedgasse, wohnten ihre Kinder und Enkel schon seit Jahren nicht
mehr in der Khevenhüllerstraße 2, hatten aber versucht, für ihre Mutter
und Großmutter die gewohnte Umgebung zu erhalten. Nach Jennys Tod am 9.
April 1938, einen Monat nach Hitlers „Anschluss" von Österreich,
bemühte sich die Familie, die Verluste möglichst gering zu halten,
hatte aber keine Mittel, um das Anwesen in Pötzleinsdorf zurückzukaufen.

Mit der nationalsozialistischen Machtübernahme ging die Forderung der
Oesterreichischen Nationalbank gegenüber den Mautner'schen Erben am 23.
April 1938 an die Deutsche Reichsbank über. Die Mitglieder der Familie
Mautner galten nach den rassistischen Nürnberger Gesetzen als jüdisch
und waren damit den ständig zunehmenden Restriktionen und
Verfolgungsmaßnahmen des NS-Regimes ausgeliefert. Es kam am 9. und 10.
Dezember 1938 zur Versteigerung der Möbel im Dorotheum, wobei ein
Großteil der Sammlung vom Kunsthändler Oskar Hamel ersteigert und
später weiterverkauft wurde. Einen anderen Teil der Einrichtung
ersteigerten die Städtischen Sammlungen Wien (heute Wien Museum). Den
meisten Familienmitgliedern gelang bis Mai 1939 die Flucht aus dem
nationalsozialistischen Machtbereich ins Ausland. Der älteste Sohn
Stephan, der mit seiner Frau Else (geb. Eissler 1877-1944) auf einem
Landgut bei Szentes in Ungarn Zuflucht gesucht hatte, wurde 1944
verhaftet und mit einem Sammeltransport in ein Vernichtungslager
gebracht.
Damit endete eine Epoche. Fünfzig Jahre lang war das Schlössel
Mittelpunkt des Lebens einer der bedeutendsten Unternehmerfamilien
Wiens mit rauschenden Festen und großartigen Musik- und
Theateraufführungen.

DER VERFALL DES ANWESENS
In der zweiten Septemberhälfte des Jahres 1938 fand in der
Pötzleinsdorfer Straße eine Bauverhandlung statt. Vonseiten der
Reichsbank wurden die Abtragung des Stallgebäudes zur Straße hin und
die Errichtung einer Stützmauer befürwortet. Da das Geymüllerschlössel
am 9. September 1938 unter Denkmalschutz gestellt worden war, erhob die
Zentralstelle für Denkmalschutz Einspruch gegen den Abbruch. Die Stadt
Wien kaufte mit dem Stallgebäude mit Portierloge und Zimmern für
Gärtner und Stallburschen für 17.000 Reichsmark einen Teil der
Liegenschaft zur Straßenseite hin und ließ es zwischen Juli und August
1939 abreißen, um die Straße zu verbreitern. Damit war das Grundstück
nach Süden hin nun nicht mehr geschützt und frei zugänglich, Obdachlose
bezogen hier ihr Notquartier, das Gebäude begann zu verwahrlosen und zu
verfallen. Die unbebauten Flächen der Liegenschaften wurden für den
Anbau von Gemüse genutzt und verkamen zum Lager. Der Abriss des
gesamten Gebäudes für den Neubau eines Erholungsheims und von
Wohnhäusern für Mitarbeiterinnen der Deutschen Reichsbank konnte im
letzten Moment durch den Einspruch des Bundesdenkmalamts verhindert
werden. 1941 wurde das Grundstück behelfsmäßig mit Drahtzaun geschützt
und die Fenster und Eingänge wurden mit Brettern verschlagen.

DIE ZEIT NACH 1945
Nach dem Ende des Krieges und des nationalsozialistischen Regimes ging
mit dem Notenbank-Überleitungsgesetz der Zweiten Republik vom 3. Juli
1945 sowohl das Eigentum an den Pötzleinsdorfer Liegenschaften als auch
das noch nicht gelöschte Pfandrecht über 755.000 Schilling an die
Oesterreichische Nationalbank über. Die Republik Österreich wollte das
verwahrloste und abbruchreife Haus dringend verkaufen. 1946 begannen
die Verhandlungen zum Erwerb des Geymüllerschlössels mit Franz Sobek
(1903-1975), Leiter der Österreichischen Staatsdruckerei und
fanatischer Sammler von Biedermeierobjekten. Der als diskret, aber sehr
selbstbewusst beschriebene Sobek versicherte sich der Unterstützung des
Staats- bzw. Bundesdenkmalamts und nahm mit der Oesterreichischen
Nationalbank und den Erb*innen nach Isidor Mautner Kontakt auf, um
Näheres hinsichtlich der Möglichkeit einer Übernahme der Liegenschaft
zu erfahren. Gegenüber der Republik und dem zuständigen
Bundesministerium für Handel und Wiederaufbau bemühte sich Sobek unter
Hinweis auf den sich laufend verschlechternden Bauzustand des
Geymüllerschlössels um ein schnelles Übereinkommen. Am 5. August 1947
wurde der Vertrag zwischen der Republik Österreich und Franz Sobek
unterzeichnet.
Der Kauf wurde zu folgenden Konditionen abgeschlossen: Am 12. Dezember
1948 verkaufte die Österreichische Nationalbank das Geymüllerschlössel
um 71.480 Schilling an die Republik Österreich. Der Kaufpreis wurde von
Sobek beglichen, der sich im Zuge dessen dazu verpflichtete, die
Renovierungs- und Instandsetzungsarbeiten auf eigene Kosten durchführen
zu lassen, persönlich zu leiten und das Schlössel mit Möbeln aus seiner
umfangreichen Kunstsammlung auszustatten. Im Gegenzug erhielt Sobek die
Nutzungsrechte an der Liegenschaft auf Lebenszeit sowie das Wohnrecht
für seine „allfällige" Witwe. Danach sollte das Schlössel von der
Republik Österreich als Repräsentations- und Gästegebäude genutzt
werden. Vertragsgemäß begann Franz Sobek, das Geymüllerschlössel
liebevoll - wenn auch nach seinem persönlichen Geschmack - zu
restaurieren, und verlängerte es um einen kleinen Vorbau am
Nordwesttrakt zur Khevenhüllerstraße. Durch seinen Einsatz und sein
Mäzenatentum konnte er es vor Verfall und Abriss bewahren und als
Besitzer verlieh er dem Schlössel auch eine politische Funktion: Sobek
fungierte bis zum Ende der Besatzungszeit als Gastgeber vertraulicher
Gespräche und empfing hier unter anderem Leopold Figl und Julius Raab.

(Con)temporary Fashion Showcase
Heuer geht die Reihe (Con)temporary Fashion Showcase, die das
Geymüllerschlössel in einen Diskursort für Mode verwandelt, in die
zweite Saison. Das MAK bietet in seiner Expositur Modedesigner*innen,
Künstler*innen und Modebegeisterten ein Forum zur Auseinandersetzung
mit zeitgenössischen Modethemen. Die Verschränkung des historischen
Ambientes mit experimentellen Ansätzen diverser Protagonist*innen
schafft ein reizvolles Spannungsverhältnis. Neben zwei
Einzelausstellungen wird an ausgewählten Wochenenden ein dichtes und
vielseitiges Programm mit Performances, Talks sowie Workshops geboten.

Doch bald verfügte Sobek nicht mehr über die nötigen Mittel, um das
stark beschädigte Gebäude seinen Ansprüchen entsprechend zu sanieren.
Das architektonische Juwel war seit fast 20 Jahren unbewohnt, die
unbefugte Nutzung hatte den alten Mauern zugesetzt, Deckenbalken und
Kamine mussten komplett ersetzt und Wassereinbrüche und Schimmelbefall
beseitigt werden. Schließlich erklärte sich die österreichische
Regierung bereit, für die Renovierung unter der Bauaufsicht von Sobek
aufzukommen - eine Übereinkunft, die durch steigende Kosten und laufend
verlängerte Fristen langwierige Bauarbeiten nach sich zog.
Am 4. Dezember 1965 unterzeichnete Sabek einen Vertrag. in dem er im
Gegenzug für die Übernahme der Renovierungskosten seine erlesene
Sammlung von Uhren, Bildern, Ausstattungsgegenständen und Möbeln der
Republik Österreich vermachte. Er verzichtete auf alle Rechte und zog
aus dem Geymüllerschlössel aus. Das Gebäude samt Garten wurde dem
Österreichischen Museum für angewandte Kunst (heute MAK) als
Außenstelle übergeben. Die Objekte wurden ebenfalls übernommen und
unter dem Namen „Geymüller-Schlössel - Sammlung Sobek" inventarisiert.
Bis heute ist diese Uhrensammlung eine der bedeutendsten ihrer Art in
Österreich.

FRANZ SOBEK
Franz Sobek wurde am 29. Mai 1903 in Brünn als Sohn eines Beamten und
späteren Brünner Polizeipräsidenten geboren. Er studierte an der Wiener
Universität Jus und trat nach seinem Abschluss in den Dienst des
Bundeskanzleramts. 1938 wurde er - vermutlich wegen seiner
Mitgliedschaft bei der Vaterländischen Front - verhaftet und in das
Konzentrationslager Dachau deportiert, wo er unter anderem mit Leopold
Figl in Kontakt kam. Sobek wurde 1943 entlassen und schloss sich der
Widerstandsgruppe 05 an. Im April 1945 war er führend an der Gründung
der Österreichischen Volkspartei sowie an der Wiederherstellung einer
demokratischen Verwaltung beteiligt, erhielt die Generaldirektion der
Österreichischen Staatsdruckerei überantwortet und vertrat als
Präsident der offiziellen österreichischen Interessenvertretung „Bund
der politisch Verfolgten" NS-Opfer. Franz Sobek starb am 10. Dezember
1975 als Junggeselle in Wien.

VOM BAUJUWEL ZUR MAK-EXPOSITUR
In der Folge stellte die Republik Österreich Überlegungen an, das
Gebäude als Wohnsitz des Bundespräsidenten oder Gästehaus der
Bundesregierung zu nutzen. Da Ausstellungen in Schlössern immer
populärer wurden, sollte das Geymüllerschlössel die „Beratungs- und
Koordinationsstelle für die Errichtung von Schloßmuseen" des
Unterrichtsministeriums beherbergen. Der Landeskonservator Friedrich
Berg (geb. 1930) bekam 1965 als Mitarbeiter des Österreichischen
Museums für angewandte Kunst die Obhut über die Dependancen
Geymüllerschlössel, Schloss Petronell und Riegersburg zugesprochen und
bezog mit seiner Familie Nebenräume des Geymüllerschlössels als
Wohnsitz.
Am 12. Mai 1968 öffnete das Österreichische Museum für angewandte Kunst
das Schlössel für die Öffentlichkeit und es wurden weitere dringlich
notwendige bauliche Maßnahmen wie die Erneuerung des Daches gesetzt. Ab
1987 begann die sukzessive Restaurierung und Rekonstruktion des
ursprünglichen Zustands von 1808-1810 unter der Federführung von
Christian Witt-Dörring, der damals Kustode der Möbelsammlung des
Österreichischen Museums für angewandte Kunst war. Dies geschah in
enger Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt. Das der Mode der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts entsprechende Schönbrunner Gelb der Fassade
wurde annähernd in die originale weiße Grundierung mit leichtem
Rosastich zurückgeführt und auch der Park nahm nach einer
denkmalpflegerischen Dokumentation des Ist- und Sollzustandes wieder
seine ursprüngliche Gestalt an.

Nachdem die im Erdgeschoss befindliche Dienstwohnung von Friedrich Berg
1990 frei geworden war, folgte die Neukonzeption sämtlicher Räume sowie
die Rekonstruktion der Wandgestaltung. Außerdem wurde ein für den
Beginn des 19. Jahrhunderts typisches Raumnutzungskonzept verwirklicht
(Speisesaal, Schlafzimmer, Empfangszimmer, Arbeitszimmer, Wohnzimmer,
Salon, Terrassenzimmer), wobei das vorhandene Mobiliar der Sammlung
Sobek teilweise durch die bedeutendsten Biedermeier-Möbel des
Museumsbestands ersetzt wurde. Im „Blauen Salon" wurde 1992 die
Panoramatapete Hindustan der renommierten Elsässer Tapetenmanufaktur
Zuber & Cie montiert. Der Neudruck der Tapete wurde unter
Verwendung von 1.265 Originalmodeln aus dem Jahr 1807 handgefertigt.
Gleichzeitig wurde mit der Untersuchung und Restaurierung der
Möbelstücke begonnen. Neben der Uhrensammlung Sobek und der
Restaurierung der textilen Ausstattung verliehen dem Geymüllerschlössel
auch ergänzende Neuankäufe von historischem Mobiliar neuen „alten"
Glanz.

Seit der Fertigstellung dieser Eingriffe um 1990 bilden Park, Gebäude
und Einrichtung eine geschlossene Einheit und vermitteln
gutbürgerliches Flair des Biedermeier, wie es in dieser Art sonst
nirgendwo in Wien existiert. Christian Witt-Dörring erstellte ein
Konzept für die Nutzung und den Betrieb des Geymüllerschlössels, das
fixe Öffnungszeiten, ein umfangreiches Führungsprogramm und jährlich
wechselnde Ausstellungen vorsah. Eine Präsentation der Entwurfszeichnungen der Danhauser'schen Möbelfabrik eröffnete 1991 den Reigen, gefolgt von jährlichen Präsentationen zu biedermeierlichen Themen, wie Eisen. Kunst. Guss (1992), Dekorstoffe des Biedermeier (1993), Das Vorlagewerk der Wiener Porzellanmanufaktur (1994), Brennpunkt Biedermeier. Ofenentwürfe aus dem Betrieb der Wiener Hofhafnermeister Franz Erndt sen. und jun. 1800-1860 (1995), Genormte Fantasie. Zeichenunterricht für Tischler Wien 1800-1840 (1996) sowie Spielwerke. Musikautomaten des Biedermeier
(1999). Höhepunkte bildeten die Eröffnungen der zeitgenössischen
permanenten Installationen von Hubert Schmalix 1997 und James Turrell
2004 im Park des Geymüllerschlössels. Mit Marketingaktivitäten und
entsprechenden Drucksorten wurde seither daran gearbeitet, das
Geymüllerschlössel der Öffentlichkeit bekannt zu machen; Konzerte und
Vermietungen erschlossen zusätzliche Einnahmequellen. Danach wurde es eine Zeit lang ruhiger, bevor mit den
Ausstellungsreihen MAK DESIGN SALON (ab 2012) und MAK ART SALON (ab
2016) neues Leben in das biedermeierliche Juwel einzog.






Anna-Sophie Berger. The Years
Mit der Ausstellung The Years ist von 13.5-20.8.2023 die transmedial
arbeitende Künstlerin Anna-Sophie Berger zu Gast, in deren Werk die
Beschäftigung mit Modetheorie seit Jahren eine wesentliche Rolle
spielt. Für ihre Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex Mode und Zeit
stützt sie sich auf Walter Benjamins Geschichtsbegriff, der auf seinen
Beobachtungen zur zeitgenössischen Mode fußt, sowie auf Elizabeth
Wilsons Auseinandersetzung mit Mode und Modernität in Adorned with
Dreams (1985). In den Räumlichkeiten des Biedermeierensembles
inszeniert Berger Kleidungsstücke aus der Kollektion Fashion is Fast,
mit der sie 2013 ihr Modestudium an der Angewandten abschloss, ihre
künstlerischen Arbeiten sowie Objekte aus der MAK Sammlung oder dem
Theatermuseum und lädt dazu ein, die Gattungsgrenzen von Kunst und
Design zu hinterfragen.

(Con)temporary Fashion Showcase:
Zum Auftakt der Reihe (Con)temporary Fashion Showcase zeigt das MAK
2023 die Ausstellung The Years der Künstlerin Anna-Sophie Berger
(*1989). Die ortsspezifisch auf das Biedermeierensemble zugeschnittene
Schau widmet sich dem Verhältnis von Mode und Zeit und lädt dazu ein,
die Gattungsgrenzen von Kunst und Design zu hinterfragen. Den Titel hat
Berger aus Virginia Woolfs gleichnamiger Publikation (1937) entlehnt,
in der die Autorin sozialkritische Essays mit der Fiktion eines Romans
paart und dabei eine Familiengeschichte über ein halbes Jahrhundert
verfolgt.
Bergers künstlerische Praxis ist transmedial: Sie zeichnet sich durch
die eklektische Kombination von skulpturalen Dimensionen, filmischen,
fotografischen und Found-Footage-Techniken sowie die kuratorische
Inszenierung eigener und fremder Objekte aus hier beispielsweise aus
den Sammlungen des Theatermuseums und des MAK. In den Räumlichkeiten
des Biedermeierjuwels inszeniert Berger Kleidungsstücke aus ihrer
Diplomkollektion Fashion is Fast, die sowohl im Referenzsystem von
Design als auch auf der Bedeutungsebene der Kunst verortet sind. Auch
vier in The Years präsentierte Sitzmöbel, die 2018 für das Modehaus
Balenciaga produziert wurden, und für die Berger auf Stoffe des
französischen Modelabels zurückgriff, verstoßen vermeintlich gegen die
klaren Gattungsgrenzen und -hierarchien. Diese im Geymüllerschlössel
rechteckig arrangierten Möbel beziehen sich formal auf eine zuvor
entstandene künstlerische Arbeit Bergers, für die sie textile Bezüge
aus internationalen öffentlichen Verkehrsmitteln mit dead
stock-Materialien kombiniert hatte.

In Bergers komplexem künstlerischem Werk kommt der Auseinandersetzung
mit Mode und Bekleidung und deren Konsum seit Jahren ein hoher
Stellenwert zu. Neben transmedialer Kunst studierte sie auch Modedesign
an der Universität für angewandte Kunst in Wien. So hat auch die
Reflexion sozialwissenschaftlich geprägter Modetheorie von Georg Simmel
oder Thorstein Veblen mit den bereits von Thomas Carlyle in Sartor
Resartus (1831) beschriebenen Funktionen von Mode - Schutz, Schmuck und
Sittsamkeit - Einzug in ihre Arbeit genommen. Als theoretisches
Fundament für The Years dient Berger der Geschichtsbegriff Walter
Benjamins, der auf dessen Beobachtungen zur zeitgenössischen Mode fußt,
sowie Elizabeth Wilsons Auseinandersetzung mit Mode und Modernität in
Adorned in Dreams (1985) und Roland Barthes' Klassiker Die Sprache der
Mode (1967). Darauf basierend, hinterfragt die Künstlerin das generelle
menschliche Bedürfnis, Kleidung zu dechiffrieren bzw. ihr gemeinhin
eine Lesbarkeit zu unterstellen, wenn beispielsweise
Rauchverbotssymbole die Oberfläche eines Kleides zieren (Don't Smoke
Dress, 2023) oder Ziffern von Schuhgrößen die Slipper ihrer Kollektion
Fashion is Fast (2013) vollständig bedecken.
Auch ein starker persönlicher Zugang durch Elemente ihrer eigenen
(Familien-)Geschichte wird augenscheinlich: Überbleibsel aus dem 2004
in Konkurs gegangenen Familienbetrieb für Modeschmuck, die sie im
Keller ihrer Großmutter fand, oder ein Moschino-Kostüm aus dem
Kleiderschrank ihrer Mutter mit der provokanten, in Gold gestickten
Aufschrift „Waist of Money" auf Taillenhöhe verbinden intime poetische
Sphären mit rationalen Analysen.

Berger scheint ihre eigene(n) Geschichte(n) regelrecht in das
Biedermeierschlössel einzuschreiben, das nach der Erbauerfamilie
Geymüller benannt ist und vom 19. bis ins 20. Jahrhundert mehrere
Generationen der Textilhersteller Mautner beherbergte. Auch das
Hauptthema der Ausstellung - das Verhältnis von Mode und Zeit - steht
in direktem Zusammenhang mit dem historischen Ort, an dem auch die
Uhrensammlung des letzten Besitzers Franz Sobek gezeigt wird, der wie
auch die Vorbewohner innen ein Liebhaber des bürgerlich konnotierten
Biedermeierstils war. Während sich vieles harmonisch in das Ambiente
einfügt, arbeitet Berger aber auch stark mit Brüchen und einem Spiel
mit Ambivalenzen. Es mag also nicht verwundern, dass eine Künstlerin,
die sich so stark mit sozialen (Wert-)Systemen und Hierarchien, deren
Regelwerken und Codes sowie Kommunikationsstrukturen auseinandersetzt,
den kostümierten Narren zu den immer wiederkehrenden Lieblingsfiguren
bzw. Leitmotiven in ihrem Werk zählt.
Im Herbst 2023 wird Anna-Sophie Berger das Schindler-Stipendium des MAK
in dessen Dependance in Los Angeles, dem MAK Center for Art and
Architecture, antreten. Ihre Arbeiten wurden u. a. im MACRO Museum in
Rom (2021), im Bonner Kunstverein (2020), im Cell Project Space in
London (2019) sowie im mumok in Wien (2016) gezeigt.

Panoramatapete „Hindustan", handgedruckte Reproduktion unter Verwendung der 1.265 originalen Holzmodel, 1980er Jahre
Entwurf: Pierre-Antoine Mongin, 1807 Ausführung: Zuber & Cie, Rixheim
Der Entwurf für die aus 20 Bahnen bestehende und mit 1.265 originalen
Holzmodeln gedruckte Panoramatapete „Hindustan" stammt vom
französischen Maler Pierre Antoine Mongin (1761-1827) und wurde 1855 im
Rahmen der Pariser Weltausstellung als „Klassiker" mit einer „Medaille
d'honneur" prämiert. Seit 1807 wird die Tapete von der bekannten
Manufaktur Zuber mit Sitz im französischen Rixheim händisch produziert
- bis heute. Dieses und andere Motive der renommierten
Tapetenmanufaktur befinden sich weltweit in zahlreichen
Museumssammlungen. Während in anderen Räumen die originale Wandbemalung
aus der Entstehungszeit des Geymüllerschlössels rekonstruiert wurde,
handelt es sich hier um eine Ende der 1980er Jahre vom damaligen
Kurator der MAK Sammlung Möbel und Holzarbeiten (Christian
Witt-Dörring) ausgewählte Tapete. Ihre Anbringung sollte motivisch an
die orientalisierenden Elemente des Gebäudes anknüpfen und damit den
damaligen Zeitgeschmack wiedergeben. Der Entwurf stammt aus der
Entstehungszeit des Gebäudes; der Raum, in dem sich die Tapete
befindet, wurde jedoch erst in einer späteren Bauphase in der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts ergänzt.
Die Architektur-Elemente der Panoramatapete referieren auf
Darstellungen von realen Bauten des Mogulreichs aus Thomas und William
Daniells Werk „Oriental Sceneries" (1795), das im Zuge ihrer von der
Britischen East India Company unterstützten Expeditionen entstand.
Neben dem Schiff mit dem schwarzen Segel finden sich unter den
Abbildungen auf der Tapete das Choti Dargah (ein Mausoleum für den 1616
verstorbenen Schah Daulat in Maner), Details des unter Akbar I
errichteten Fort Allahabad sowie der Vimana (ein gestufter Turm) und
der Pavillon mit Stier-Monolith des hinduistischen
Brihadishvara-Tempels in Thanjavur.

Die Panoramatapete zeigt somit eine idyllische Landschaft am Wasser mit
realen architektonischen Versatzstücken und stereotypen
Figurendarstellungen: ein Maharadscha mit Gefolge auf einem
geschmückten Elefanten sowie Sänftenträger, die unter einem Baum
verweilen; auf einem der Boote sind dunkelhäutige Menschen zu sehen,
die durch die gleichförmige, entindividualisierende Darstellung als
Sklaven deutbar sind. Diese Panoramatapete kann als Zeugnis des kolonialistischen Blicks und
Illustration der hegemonialen Machtansprüche Europas während der Zeit
des Britisch-Französischen Kolonialkonflikts interpretiert werden. Bis
weit ins 20. Jahrhundert wurde gemeinhin unter dem uneindeutigen
Begriff „Orient" Nicht-Westliches subsumiert und zu einem exotischen
„Anderen" mit romantisierenden, zeitweise auch eindeutig pejorativen
Anklängen stilisiert. Dieser mit „Orient"-Klischees aufgeladene Blick
auf das „Fremde", das man sich dem Zeitgeschmack und
imperialistisch-kolonialistischen Weltbild entsprechend ins Interieur
holte, zeigt sich im Geymüllerschlössel mit dieser Tapete besonders
deutlich.
Das Museum möchte die Besucher*innen mit dieser Beschriftung dazu
einladen, die impliziten Machtstrukturen in dieser Darstellung als
solche in ihrem historischen Kontext wahrzunehmen, und betonen, dass
die dahinterstehenden Ideologien keineswegs denen entsprechen, die das
Museum inhaltlich unterstützt.

Das Geymüllerschlössel wurde von einem unbekannten Architekten im
frühen 19. Jahrhundert konzipiert. Die Renovierungsarbeiten, die 1990
abgeschlossen werden konnten, sollten ein möglichst authentisches Bild
der repräsentativen, biedermeierlichen Wohnkultur unter Verwendung der
Möbel und Uhren aus der Sammlung Sobek vermitteln. Franz Sobek war der
letzte private Bewohner des Gebäudes und wie auch die Familie Mautner,
die das Geymüllerschlössel um 1900 bewohnt hatte,
Biedermeier-Enthusiast. Weitere orientalisierende Elemente in der
Architektur des Gebäudes sind ein nicht mehr erhaltenes kleines
Minarett sowie die sogenannte „Moschee" der Raum, der noch heute an die
Loggia auf der Rückseite des Gebäudes grenzt.
Unter dem Begriff „Orient" wurden im 19. Jahrhundert viele geografische
Regionen zusammengefasst und teils arbiträr kombiniert. Durch den
Einfluss der imperialen Ansprüche Napoleons entstand zu Beginn des 19.
Jahrhunderts der mit antiken und ägyptisierenden Elementen versetzte
Empirestil, der sich in den gehobenen europäischen Haushalten
verbreitete. So war es in den höheren Schichten auch in den folgenden
Jahren keineswegs unüblich, sich sogenannte „Orientzimmer"
einzurichten. Ein bekanntes Beispiel dafür ist Erzherzog Rudolfs
„Türkisches Zimmer" aus den 1880ern, das heute im Möbelmuseum Wien
verwahrt wird.

Nach mehreren Eigentümerwechseln stand das Gebäude seit 1888 im
Eigentum des Textilindustriellen Isidor Mautner (daher auch
„Mautner-Villa“), der es 1929 aufgrund der schlechten Wirtschaftslage
an die Österreichische Nationalbank verpfänden musste. Die Hypothek
ging 1938 auf die Deutsche Reichsbank über, die 1944 den jüdischen
Privatbesitz auch formell „arisierte“. Ein in nationalsozialistischer
Zeit geplanter Abriss konnte von Denkmalschützern teilweise verhindert
werden. 1948 verkaufte die Österreichische Nationalbank das inzwischen
verwahrloste Gebäude an die Republik Österreich, wobei der Direktor der
Staatsdruckerei Franz Sobek den Kaufpreis in Devisen vorschoss und
dafür ein lebenslanges Wohnrecht erhielt. Sobek brachte dort auch seine
bekannte Uhrensammlung unter. Heute ist das Schlössel eine Außenstelle
des MAK Museums für angewandte Kunst, das einen Einblick in die
Wohnkultur der Empire- und Biedermeierzeit gibt und die umfangreiche
Uhrensammlung des Dr. Franz Sobek zeigt.

STOCKUHR - Signiert „Frantz Meyer Meisterstück fecit Vienna 1786", Gehäuse 1880
Gangdauer: 1 Woche, bombiertes Emailzifferblatt für Stunden, Minuten
und Monatstage, Wiener 4/4-Schlag auf 2 Silberglocken, Hakengang,
Pendel an Faden aufgehängt, Gehwerk und Schlagwerk mit Kette und
Schnecke; Holzgehäuse, Malereien in chinesischer Manier, verbunden mit
einheimischen Motiven

STUTZUHR (Skelettuhr) - Signiert „Jos. Binder in Wien 1823"
Gangdauer: 1 Monat, versilberter Ziffernring, Hilfsziffernring für
Sekunden, Stiftengang, Pendel schneidengelagert, Kontragesperr,
Feinregulierung für Ankerabfall, Pendelstab aus Stahl, Gewichtsantrieb;
Gehäuse: Marmor mit feuervergoldeten Applikationen

STOCKUHR - Signiert „Jacob Widenman fecit Vienna Nr. 2", 1762
Gangdauer: 8 Tage, Ziffernring für Stunden und Minuten, reich
ziseliertes Innenblatt, Mondphasenkugel mit Mondtagen, Wiener
4/4-Schlag durch Carillon mit 6 Glocken, Stundenschlag auf 1 Glocke,
Schlagwerke und Gehwerk mit Saite und Schnecke, Spindelgang, Pendel auf
Feder aufgehängt; Gehäuse: Palisander-Marketeriearbeit, Nussbaum,
Rosenholz; Rocaillefüße, Vasenbekrönung und liegender Hund,
feuervergoldet

BILDERUHR - Anonym, um ca. 1850
Gangdauer: 1 Tag, Emailziffernblatt für Stunden und Minuten, Wiener
4/4-Schlag auf Tonfedern, Grahamgang, Hakengang, Pendelfederaufhängung,
Federzug, Laufwerk für Wasserfall und bewegliche Figuren (Seiltänzer)

STUTZUHR ca. 1840
Gangdauer: 1 Tag, Emailziffernring mit Bronzeeinlage und
Emailhilfsziffernring für die Monatstage, Wiener 4/4-Schlag auf
Tonfedern mit Spielwerkauslösung zur Stunde, Pendel mit
Fadenaufhängung, Musikwerk, 2 Stücke spielend; Kasten mit
Alabastersäulen, Birnbaum, schwarz gebeizt

STUTZUHR (Mödling und ideale Landschaft) ca. 1840
Gangdauer: 1 Tag, versilberter Ziffernring für Stunden und Minuten,
Monatstagering, Wiener 4/4-Schlag auf Tonfedern, Hakengang, Pendel an
Faden aufgehängt; im Sockel Musikwerk mit Automat, der Wasserfälle und
Engel betätigt; 2 Musikstücke; Gehäuse: Birnbaum, schwarz gebeizt,
Alabastersäulen, Perlmutterauflagen

STOCKUHR - Signiert „Paul Hartmann jun Vienne", letztes Drittel 18. Jh.
Gangdauer: 1 Tag, versilberter Ziffernring für Stunden und Minuten,
Schaupendel, über VI Ausschnitt für das Datum, Wiener 4/4-Schlag auf 2
Glocken, Schlagwerkabstellung und Repetition, Spindelgang mit Kette und
Schnecke; Gehäuse: Birnbaum mit Schnitzerei

STOCKUHR mit religiösen Darstellungen, Mitte 19. Jh.
Gangdauer: 1 Tag, Emailziffernring für Stunden und Minuten, im Zentrum
Messingeinlage, Wiener 4/4-Schlag auf Tonfedern, Hakengang, Pendel an
Faden aufgehängt, Federzug; über der Uhr: Dreieinigkeit mit Ziffernring
auf drehbarer Weltkugel, die vom Uhrwerk angetrieben wird; unter dem
Zifferblatt Abendmahlszene, intarsiert; Sockel als Lade mit Szenen aus
dem Neuen Testament in polychromem Relief; Gehäuse: Nussbaum

STUTZUHR MANTEL CLOCK, Signiert „Rettich in Wien", 1830
Gangdauer: 1 Tag, Emailziffernring für Stunden und Minuten, Wiener
4/4-Schlag auf Tonfedern, Hakengang, Pendel mit Fadenaufhängung,
Federzug; im Sockel Kammspielwerk, automatisch zur Stunde ausgelöst;
Gehäuse: Messing feuervergoldet

STUTZUHR MANTEL CLOCK, Signiert „Peter Rau in Wien", „Detler", ca. 1820
Gangdauer: 8 Tage, Emailziffernring für Stunden und Minuten,
Hilfsziffernring für Monatstage, Wiener 4/4-Schlag auf Tonfedern, im
Sockel Musikwerk, wird jede Stunde ausgelöst; Hakengang, Pendel an
Faden aufgehängt, Federzug; Gehäuse Bronze feuer-vergoldet, Relief
Vorderseite: Wettstreit der 7 freien Künste, linke Schmalseite: Neptun;
im Sockel Zungenspielwerk

STUTZUHR, ca. 1820
Gangdauer: 8 Tage, Emailzifferblatt für Stunden und Minuten, 2
Hilfszifferblätter für Sekunden und Monatstage, Viertel- und
Stundenschlag auf 2 Silberglocken, Stiftengang, Pendel an Feder
aufgehängt, Federantrieb; Gehäuse feuervergoldet

STUTZUHR, ca. 1810
Gangdauer: 1 Tag, Emailzifferblatt für Stunden und Minuten, Wiener
4/4-Schlag auf 2 Silberglocken, Schlagwerkabstellung, Hakengang,
Federzug, Pendel mit Fadenaufhängung; Gehäuse: Alabaster mit
feuervergoldeten Applikationen

STUTZUHR, Signiert am Zifferblatt „Olbrich", 1820
Gangdauer: 1 Tag, Messingzifferblatt, Wiener 4/4-Schlag auf Tonfedern,
Hakengang, Pendel mit Fadenaufhängung, Federantrieb. Spielwerk im
Sockel, jedoch nicht in Verbindung mit Schlagwerk, manuelle Auslösung;
Sockel: Eiche gebeizt mit Bronzeapplikationen, Uhrengehäuse aus Bronze
und Messing vergoldet, Figur dunkel bruiniert

2021 wurde nach umfangreichen Forschungsarbeiten im Geymüllerschlössel
ein Dokumentationsraum mit umfangreichem Text- und Bildmaterial
eröffnet.

Das Geymüllerschlössel ist nach dem Erbauer Johann Jakob Geymüller
(1760–1834), Bruder des Grundherrn und Besitzers des Pötzleinsdorfer
Schlosses Johann Heinrich Geymüller (1754–1824), benannt. Das 1808 von
einem nicht näher bekannten Architekten errichtete „Lustgebäude“ zeigt,
der Zeitmode entsprechend, eine Mischung gotischer und orientalischer
Stilelemente. Der letzte Besitzer der Liegenschaft aus der Familie der
Geymüllers war der Neffe der Bauherren, Johann Heinrich von
Geymüller-Falkner (mitunter auch Johann Heinrich von Geymüller der
Jüngere genannt).

Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag,
kann sich gerne dieses Video antun: