Kapfenberg

mit Burg Oberkapfenberg, Juli 2024

Kapfenberg ist mit etwa 22.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt im österreichischen Bundesland Steiermark und liegt zwischen Kindberg und Bruck an der Mur am Fluss Mürz im Mürztal. Bekannt wurde die im Jahr 1145 zum ersten Mal urkundlich erwähnte Stadt vor allem durch die ansässige Stahlindustrie. Die Burg Oberkapfenberg oberhalb von Kapfenberg ist Teil der 1145 erstmals erwähnten Burg Kapfenberg, die im 13. Jahrhundert von den Grafen von Stubenberg als Wohn- und Verwaltungssitz erbaut und um 1550 zur Renaissance-Festung umgebaut wurde.

 Kapfenberg, Juli 2024

Peter Rosegger Denkmal - Dieses Denkmal befindet sich abseits der traditionellen Orte Krieglach und Mürzzuschlag in Kapfenberg am Fuße der Burg Oberkapfenberg

Der sogenannte Waldschulmeisterbrunnen, ein Denkmal zu Ehren von Peter Rosegger, wurde von Hans Brandstetter geschaffen und am 21. Juli 1908 eingeweiht. Anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums wurde die Bronzeskulptur umfassend restauriert.

 Kapfenberg, Juli 2024

Der heute noch erkennbare Straßenplatz an der Rückseite des Rathauses bildete den Marktplatz der ersten Siedlung, die um 1130 von den Herren von Stubenberg angelegt worden war. Bis etwa 1930 stand hier ein öffentlicher Brunnen. Die Durchzugsstraße führte, von der oberen Mürzbrücke kommend, durch die Wiener Straße, weiter über diesen Marktplatz durch die jetzige 12.-Februar-Straße (früher Rüsthausgasse), sowie in deren Verlängerung über die untere Brücke, die damals etwa an der Stelle der heuti-gen Fußgängerbrücke lag. Um 1740 waren in der 12.-Februar-Straße folgende Handwerker ansässig: Schuster (Nr. 2), Bohrerschmied (Nr. 4), Baader (Nr. 6 und 8), Tischler (Nr. 10, später Gasthaus "Sandwirth").

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Rathaus / Stadtamt
Um 1130 angelegt, ist der ehemalige Meierhof der Herren von Stubenberg das älteste Gebäude in der Altstadt. Nach der Aufteilung der stubenbergischen Besitzungen in die Herrschaften Ober- und Unterkapfenberg im Jahr 1650 wurde die Gebäudeanlage mit U-förmigem Grundriss und mächtigem Walmdach zum Schloss Unterkapfenberg ausgebaut. Vielfach um- und nach Bränden wieder aufgebaut, zeigt das Rathaus heute eine klassizistische Fassade, die um 1840 gestaltet wurde. Innerhalb der Dachtraufe dieses stubenbergischen Freihauses galt nur der Richtspruch der Herren von Stubenberg. Straftäter, die sich in diesen (bis 1934) mit Ketten gekennzeichneten Bereich flüchteten, entzogen sich dem Einfluss des Marktrichters. 1808 verkaufte Graf Stubenberg die Herrschaft Unterkapfenberg mit dem Schloss sowie allen Gütern und Rechten an den Hammerherrn Franz Michael Schragl, der sie 1813 an Michael Göschl abtrat. 1909 erwarb die Marktgemeinde Kapfenberg das Gebäude und baute es nach dem Entwurf von Arch. Prof. Johann Wist zum Rathaus um. Am 25. März 1911 fand die erste Sitzung des Gemeinderats im neuen Ratsaal statt.

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Koloman-Wallisch-Platz /Hauptplatz
Um 1240 wurde der zentrale Platz im Zuge einer planmäßigen Erweiterung der seit 1130 gewachsenen Siedlung angelegt. Die Grundmauern der Häuser reichen in diese Zeit zurück. Die oberen Geschoße stammen meist aus dem 16. Jhdt, erfuhren aber nach dem großen Marktbrand im Jahr 1814 weitere Veränderungen. Der Marktbrunnen befand sich bis etwa 1930 im westlichen Teil des Platzes. Von 1738 bis 1947 stand vor dem Haus Nr. 8 eine Pestsäule. Im 20. Jhdt führte der Durchzugsverkehr diagonal über den Platz bis 1992 die Fußgängerzone eingerichtet wurde. 1935 erhielt der Hauptplatz den Namen „Dr.-Dollfuß-Platz", am 9. Mai 1938 wurde er in „Adolf-Hitler-Platz" umbenannt und seit dem 20. März 1946 trägt er den Namen „Koloman-Wallisch-Platz".

Koloman Wallisch (1889-1934)
Als sozialdemokratischer Parteisekretär und ehem. Landtags- und Nationalratsabgeordneter hatte er am 12. Februar 1934 auf Bitten seiner Parteigenossen im Aufstand gegen die Dollfußdiktatur die Führung der Kampfhandlungen in Bruck/Mur und Kapfenberg übernommen. Am 18. Februar 1934 wurde er dafür im Landesgericht Leoben standrechtlich hingerichtet.

Nr. 3: Willbacher-Hof
Ehem. Gasthof „Zum goldenen Engel". Das Einfahrtstor führt in den geräumigen Innenhof mit zweigeschossigen Arkaden (Renaissance um 1580), an der Brüstung Sgraffitoverzierungen.
Nr. 5: Wukitschewitsch-Haus
Ehem. Gasthof "Elefantenwirth". Das Steinquaderportal in der Grazer Straße ist mit „1700" datiert. Seit Anfang des 20. Jhdts befindet sich hier eine Bäckerei. 1992 wurde das Haus nach Vorlagen des aus Kapfenberg stammenden Malers Helmut Kand bemalt.
Nr. 7: Zwittnig-Haus
Im 18. und 19. Jhdt war hier eine "bürgerliche Behausung mit realer chyrurgischer Gerechtsame" vermerkt. Ein Rundbogenportal aus Sandstein und eine Balkendecke aus 1638 sind erhalten.
Nr. 8: Pötsch-Haus
Im Jahr 1803 wurde „das Reale Krämerjus" (Handelsberechtigung) hierher übertragen. Der klassizistischen Fassade ist ein Flacherker vorgebaut, im Giebel in zwei Stuckreliefs, Neptun und Merkur. Im Hof ist eine Arkade aus dem 16. Jhdt erhalten.

 Kapfenberg, Juli 2024

Altes Rathaus
Im Kern stammt der vierachsige Bau aus der Zeit der Markterweiterung um 1240. Die heutige stuckierte Rundgiebelfassade ist in barocker Tradition gehalten. 1602 kaufte Hans Pölchinger, Wirt in Seiz, das "Haus am Platz, darauf die Uhr steht". Im Turm befand sich die Marktuhr, deren genaue Zeitanzeige und das Aufziehen schon im 16. Jahrhundert zu den Pflichten des märktischen Schulwartes gehörten. 1604 überließ Pölchinger dieses Haus für 300 Gulden der Bürgerschaft des Rates „damit man gemeines Marckhts gehörige Sachen, Wehren und briefliche Urkhundten darynnen in Verwahrung behalten mag". Die älteste Darstellung des Hauses zeigt es um 1680 mit einem hohen Turm und Zwiebelhelm. 1814, beim großen Marktbrand, wurde der Turm zerstört und mit ihm die darin befindlichen Urkunden des Marktes. Bis 1911 diente dieses Gebäude als Rathaus, danach wurden im Erdgeschoss Geschäfte untergebracht und große Auslagenfenster ausgebrochen. Mit der Renovierung 1987 wurde die Fassade wieder zum Stil des Gebäudes passend rückgebaut.

Wappen der Stadt
Am 15. Dezember 1639 verlieh Kaiser Ferdinand III. auf Bitten des Marktherrn, Wolff, Herr von Stubenberg, dem Markt Kapfenberg ein Wappen mit folgender Beschreibung:
In einem blauen Schild steht über fließendem Wasser eine gewölbte Steinbrücke, auf deren Mitte das Wappentier, ein goldener Löwe mit rot ausgeschlagener Zunge steht. Dieser trägt eine Königskrone und hält in den Pranken das Wappen des Hauses Stubenberg, einen silbernen Anker. Durch den Ring des Ankers ist ein goldfarbener Zopf gezogen.
Der Zopf weist auf die Mitgliedschaft der Herren von Stubenberg in der „Ritterlichen Gesellschaft vom Zopfe" hin. Das Volk hat um diesen Zopf eine romantische Sage mit Agnes von Pernegg und Wulfing von Stubenberg gedichtet.

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MARTIN KARLIK "Straßenmusikant" 2014

 Kapfenberg, Juli 2024

Romantica über die Mur

 Kapfenberg, Juli 2024

Werbetestimonial vor dem Dieselkino

 Kapfenberg, Juli 2024

Röm.-kath. Pfarre Kapfenberg - St. Oswald
Erste urkundliche Erwähnung: 1330
Pfarrkirche: 1374
heute sichtbar: gotischer Bau (Stützpfeiler) aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts
großzügiger Umbau (1752-55), Innenausstattung: Veit Königer (1770-1780)
letzte Renovierung: ab 2003
Turm: 1710: Barocke Haube; 1834: Blitzschlag; seither: jetziges Aussehen
Glocken: 4 stählerne Glocken aus den Jahren 1916-23 (Fa. Böhler)

 Kapfenberg, Juli 2024

Die Pfarrkirche Kapfenberg-St. Oswald steht in der Stadt Kapfenberg im Bezirk Bruck-Mürzzuschlag in der Steiermark. Die zu Ehren des heiligen Oswald geweihte römisch-katholische Pfarrkirche gehört zum Dekanat Bruck an der Mur in der Diözese Graz-Seckau.

Das Altarbild am Hochaltar, gezeichnet von J. V. Hauckh, zeigt den hl. Oswald; die Statuen des hl. Florian und des hl. Donatus sind nach der Art des Jakob Peyer gefertigt.

 Kapfenberg, Juli 2024

 Erstmals urkundlich erwähnt wurde der spätgotische Sakralbau im Jahr 1330, die Pfarre wurde 1374 errichtet. Im Lauf des 15. Jahrhunderts wurde die Kirche mit heute noch erkennbaren Teilen in gotischem Stil erweitert. Das Sternrippengewölbe des Chors ruht auf Konsolen; es hat runde Schlusssteine mit einem Wappen der Familie Stubenberg. Die Oratoriumsloge ist im Stil des Rokoko gestaltet. In der Mitte des 18. Jahrhunderts, von 1752 bis 1755, kam es zu einem Umbau im Stil des Barock. Der dreigeschossige Turm stammt aus dem Jahr 1710 und trug ursprünglich eine barocke Haube, bevor diese 1834 durch einen Blitzschlag zerstört und durch den gegenwärtigen Spitzhelm ersetzt wurde. Die Glasfenster stammen aus den Jahren 1912 und 1953.

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Die Orgel aus dem Jahr 2015 baute die slowenische Orglarska Delavnica mit 22 Registern im historischen Gehäuse von 1776.

 Kapfenberg, Juli 2024

Die mit reicher Rokoko-Dekoration verzierte Orgel wurde um 1770 gebaut. Der gotische Taufstein hat einen Rokoko-Aufsatz, die Kirchenbänke stammen aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts und die Kreuzwegstationen schuf 1974 Otto Daringer.

 Kapfenberg, Juli 2024

Sämtliche Altäre und Statuen im Kircheninnenraum sind im Stil des Rokoko (18. Jahrhundert) gehalten und stammen wahrscheinlich zum Großteil aus der Hand des in Graz lebenden Südtiroler Bildhauers Veit Königer, besonders jene Figuren der Seitenaltäre und das „Heilige Grab“.

 Kapfenberg, Juli 2024

Der zweijochige Chor der Pfarrkirche, der Westturm mit Spitzhelm und einige ihrer Portale sind vom Stil der Spätgotik geprägt. Das dreischiffige Langhaus wurde hingegen barockisiert und die Kirche von 1752 bis 1755 insgesamt barock erweitert. Die gute Rokokoeinrichtung stammt aus der Zeit nach 1770. Das Gebäude wurde im Jahr 2018 umfassend saniert.

 Kapfenberg, Juli 2024

 Kapfenberg, Juli 2024

Mariensäule / Pestsäule
1738 errichtet auf dem Platz vor dem Rathaus im Auftrag des Rates zu Kapfenberg als Erinnerung an die Errettung vor der Pest, Säule mit Statuen geschaffen vom Grazer Barockbildhauer Johann Matthias Leitner und dem Steinmetz Andreas Zeller
1947 aus verkehrstechnischen Gründen am Hauptplatz abgetragen
1968-1972 hier bei der Stadtpfarrkirche St. Oswald originalgetreu in Kopie aus Kunststein wieder aufgestellt, stark beschädigte Originale aus Aflenzer Kalksandstein verschollen

Figuren von links nach rechts:
Hl. Florian - Schutzpatron gegen Feuer
Hl. Sebastian - Schutzpatron der Sterbenden
Hl. Rochus - Schutzpatron gegen die Pest
Hl. Johannes Nepomuk - Schutzpatron gegen Überschwemmungen
Oben in der Mitte: Maria, die Gottesmutter mit dem Jesukind

 Kapfenberg, Juli 2024

Kontrollpunkt für Smartphones

 Kapfenberg, Juli 2024

Ehem. Freihaus Stubenberg/Stadtamt, Koloman-Wallisch-Platz 1
Der Grundstein des ehemaligen Meierhofes der Stubenberger wurde um 1130 angelegt. Heute das älteste erhalten gebliebene Gebäude der Altstadt. Der zweigeschoßige Bau ist im Grundriss u-förmig und mit einem Walmdach versehen. Ab 1650 wurde das Haus zum Schloss Unterkapfenberg umgestaltet und nach Bränden mehrmals wieder auf- und umgebaut. Die Innentreppe stammt aus dem 18. Jahrhundert. Die Fassade wurde 1840 im klassizistischen Stil gestaltet. 1808 verkauften die Stubenberger das Gebäude an den Hammerherren Franz Michael Schragl, dieser veräußerte es 1813 an Michael Göschl. 1909 erwarb schließlich die Stadt Kapfenberg das Haus und ließ es nach den Plänen des Architekten Johann Wist zum Verwaltungsgebäude umgestalten. Das Haus galt lange Zeit auch als Freihaus, d. h. jeder Straftäter, der sich unter sein Dach flüchtete, unterstand rechtlich der Gerichtsbarkeit der Stubenberger und nicht der des Marktrichters.

 Kapfenberg, Juli 2024

Lorettokapelle
1676 auf den Resten der 1173 urkundlich erwähnten ersten Burg „Chaffenberch" erbaut. Die Kapelle ist ein rechteckiger fensterloser Bau mit enger Sakristei und Musikchor. 1770 wurde die heutige Rokokoeinrichtung gestaltet. Das Standbild der Maria Loretto ist eine schlanke stehende Figur mit einem tonnenförmigen Kleid, das Jesuskind eng am Körper haltend. Diese Maria Loretto ist eine so genannte Schwarze Madonna. Die Kapfenberger Maria Loretto erfreute sich lebhafter Verehrung. Zahlreiche Votivbilder im Inneren der Kapelle zeugen von ihrer Wundertätigkeit. Die Bürgerschaft trug die Statue in Prozessionen durch den Markt und vertraute auf ihre Hilfe gegen die großen Gefahren der Pest und des Feuers. Die Tradition der Loretto-Feste wird bis zum heutigen Tag einmal im Jahr, am „Zwetschkenblühsonntag", dem 5. Sonntag nach Ostern, fortgesetzt. Der im Jahr 2005 erneuerte, überdachte Aufgang ist der Vorlage auf einem Votivbild aus dem 18. Jahrhundert nach empfunden.

Der Aufstieg zur Lorettokapelle wurde in der Zeit von 1.8.-12.8.2005 von der Pionierkompanie Stb B7 errichtet.
Und leider ist die Kapelle geschlossen.

 Kapfenberg, Juli 2024

Die Burg Oberkapfenberg ist eine Höhenburg oberhalb von Kapfenberg, nordöstlich von Bruck an der Mur in der Steiermark (Österreich). Im Jahr 1173 wurde hier erstmals eine Burg Chaffenberch (Burg am Ausschauberg) erwähnt. Reste ihres Oberhaues sind noch unterhalb der Loreto-Kapelle zu erkennen. Im 13. Jahrhundert erbauten die Grafen von Stubenberg die heutige Burg als Wohn- und Verwaltungssitz. Um 1550 erfolgte der Umbau zur Renaissance-Festung. Nachdem die Grafen von Stubenberg im Jahr 1739 ihren Wohnsitz ins Schloss Wieden an der Mürz verlegt hatten, stand die Burg Oberkapfenberg leer und verfiel zur Ruine. Erst 1953 begann Graf von Stubenberg mit dem Wiederaufbau zu einem Burghotel unter Einbeziehung der Ruinen der alten Burg. Aber im Jahr 1985 ging der Pächter in Konkurs und die Burg stand erneut leer und begann zu verfallen.

 Kapfenberg, Juli 2024

Die Burg Oberkapfenberg wurde im Jahre 1268 von den Herren von Stubenberg als Wohnburg und als Verwaltungssitz für ihre großen Besitzungen im Mürztal erbaut. Die Anlage der ersten Burg bei der heutigen Lorettokapelle diente in Zeiten der Gefahr als Kreidfeuerstation (Signalfeuer). Über dem Burgtor befindet sich das Familienwappen der Herren von Stubenberg, ein gestürzter Anker, dessen Seil in Form eines Zopfes geflochten ist. Zu den wichtigsten Verteidigungsanlagen zählten der Burggraben, die Zugbrücke und die Schlüsselloch-Schießscharten.

 Kapfenberg, Juli 2024

Die Burg war durch drei Burgtore gesichert. Das äußere Burgtor wird heute noch durch ein über 300 Jahre altes massives Holztor verschlossen, das mit handgeschmiedeten Eisenplatten beschlagen ist. In unsicheren Zeiten wurde nur das „Mannloch" geöffnet, durch das nur Einzelpersonen die Burg betreten konnten. Der zweite Torbogen war durch ein Fallgitter gesichert, das bei Gefahr schnell heruntergelassen werden konnte. Von innen konnte dieses Gitter zusätzlich mit einem eingeschobenen Holzbalken gesichert werden. Die Ausnehmungen für den Balken sind beidseitig im Torbogen zu erkennen. Die großen Angeln für das dritte und innere Burgtor sind ebenfalls erhalten.

 Kapfenberg, Juli 2024

Burghof - Die Burg wurde im 16. Jhdt. zu einer Renaissance-Festung ausgebaut. Die Verteidigungsanlagen wurden verstärkt und die Wehrmauer erhielt ihre Rundbogennischen. Eine schmale Treppe führte in den Heil- und Gewürzkräutergarten der Burgfrauen. Das schmiedeeiserne Gittertor aus dem 16. Jhdt. stammt vermutlich aus der ehemaligen Burgkapelle. Es zeigt das Monogramm für „MARIA" und das „IHS" für Jesus. Die 7 m tiefe Zisterne diente als Regenwasserspeicher und bildete die Wasserversorgung für die Burgbewohner in Zeiten einer Belagerung.

 Kapfenberg, Juli 2024

Verspruchkammer - Dieser Raum im alten Torturm lässt erkennen, wie dick die Mauern dieses Teiles der Burg sind. In der Verspruchkammer haben schon viele Brautpaare ihr Eheversprechen abgelegt. Das Standesamt Kapfenberg führt auf Wunsch in den Sommermonaten Trauungen in der Burg Oberkapfenberg durch. Symbolisch für die eheliche Treue befinden sich in der Kammer Eisenfesseln für den Bräutigam und ein Keuschheitsgürtel für die Braut.

 Kapfenberg, Juli 2024

Burggeschichte
Die Stelle der heutigen „Loreto-Kapelle" aus dem 17. Jhdt. bildete den höchsten Punkt der ersten Burg „Alt Kapfenberg", erbaut im Jahre 1173. 1268 wurde diese erste Burg an den Böhmenkönig Ottokar ausgeliefert, welcher die Befestigungsanlagen und das Burgtor zerstören ließ. Bereits im Jahre 1272 war die „Neue Burg zu Oberkapfenberg", die heutige Burg Oberkapfenberg, fertig gestellt. Im 16. Jhdt, wurde sie zu einer Renaissance-Festung ausgebaut. Die Burg war das Zentrum der Verwaltung und der Gerichtsbarkeit für weite Teile des Mürztales. Im Jahr 1739 verließen die Grafen von Stubenberg die Burg und zogen in das neu erbaute „Schloss Wieden" am Ufer der Mürz. Bis in die Mitte des 20. Jhdt. war die Burg gänzlich zur Ruine verfallen. Vom 26. Grafen von Stubenberg wieder aufgebaut, wurde sie von 1956 bis 1985 als Burghotel betrieben. Im November 1992 erwarb die Stadtgemeinde Kapfenberg die Burg. Nach einer tiefgreifenden Restaurierung wurde 1994 das Burgrestaurant eröffnet. Seit 1999 befindet sich hier eine Grelfvogelstation mit täglichen Vorführungen von April bis Oktober. Im Jahre 2003 wurde der Ausstellungstrakt eröffnet und die Betriebs GmbH Burg Oberkapfenberg gegründet. Eine Dauerausstellung, Seminare, Mittelalterprogramme, Kindergeburtstage und verschiedenste Veranstaltungen finden seither in den Räumen der Burg statt.

 Kapfenberg, Juli 2024

Christkönig - spanisches Crucifixus 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts, Stift St. Paul, Kopie

 Kapfenberg, Juli 2024

Erzherzog Johann beschreibt die halb verfallene Burg Oberkapfenberg
Am 9. Oktober 1832 kommt Erzherzog Johann nach Kapfenberg. Zu Fuß wandert er zur Burg hinauf. Was er dort sieht, hält er in seinem Tagebuch fest. Er erwähnt die Loreto Kapelle, die einst zu einer ersten, älteren Burg gehörte. Er berichtet auch von einem Fehdekampf oder Duell auf dem Rennfeld - heute wissen wir, dass diese Geschichte in den Bereich der Sagen gehört. Die Burg Oberkapfenberg bot damals ein trauriges Bild. Sie war zwar noch keine Ruine, aber im Begriff eine zu werden. Offensichtlich hat er noch einen unterirdischen Gang wahrgenommen, der einst Burg und Markt verband.

Doch hören, beziehungsweise lesen wir selbst, was Erzherzog Johann in sein Tagebuch schrieb:
... fuhr ich dann nach Kapfenberg, dort stieg ich ab und ging auf einer Mittagsseite des Berges nach einem Landwege hinauf zu einigen Bauernhöfen, dann auf die Capelle Loretto. Diese liegt mitten auf einem erhöhten Platze, welchen die Grundfesten starker Mauern umgeben, welche einmal die alte Burg bildete. In der Capelle der Altar und ein Bild hinter einem versilberten Gitter. Ein Chor, einige schlechte Malereien, 4 Fahnen, eine aus den Kreuzzügen und eine grüne zerrissene, jene, welche Wulfing von Stubenberg am Rennfelde geführet. An einem Eck der Fehde-Handschuh. Wenig Altertümer sonst. Von der Loretto Capelle führet ein Steig abwärts in die neuere, obgleich alte Burg Oberkapfenberg. Vor 15 Jahren noch gut erhalten, ist seitdem das Dach zum Teil eingestürzt, bald ein Schutthaufen. Ist nicht ohne Gefahr zu betreten. Kleine Gärten herum, die Rüstkammer, die Verliese, der unterirdische Gang nach dem Markte, der mehrere Ausgänge in die Keller der Häuser hatte, alles zusammenbrechend. Eine sehr schlechte, lange Brücke führt über den Schloßgraben in das Schloß. Das sind die Überreste des Stammschloßes eines der ältesten deutschen Geschlechter, der Stubenberger. Traurig verließ ich diese Ruine und ging über den Gangsteig hinab nach Kapfenberg, es war Mittag. Die Frau kam von Vordernberg, wir speisten bei der Madlen, fuhren dann nach Brandhof, wo wir um 8 Uhr abends ankamen ...

 Kapfenberg, Juli 2024

Erstmals wird die Existenz einer Burg in Kapfenberg 1173 erwähnt. Die Burg wird als „castrum chaffenberch" bezeichnet. „Chaffen" bedeutet „gaffen" und beschreibt den Burgberg als einen Platz, von dem man gut das ganze Land überblicken konnte. Frei übersetzt könnte man den Ort auch „Ausschauberg" nennen. Der als Burguntersiedlung entstandene Markt übernahm ebenfalls den Namen Kapfenberg. Um 1269 wird eine zweite, jüngere Burg am heutigen Standort erbaut. Nach einer erstaunlich kurzen Bauzeit von nur drei Jahren ist die Festung fertiggestellt. Um 1550 wird diese Burg angesichts der Osmanen- und Ungarneinfälle in eine moderne Renaissancefestung umgebaut. Zu diesem Zeitpunkt wird die alte, obere Burg noch benutzt. Die obere Burg ist zu diesem Zeitpunkt sogar Teil der Verteidigungsanlage, weil man dort eine große Zisterne bauen lässt. Der Wasserinhalt sollte für 500 Personen reichen. Warum wird so groß dimensioniert? Im Kriegsfall soll die Bevölkerung des Marktes evakuiert werden und hinter den Burgmauern nicht nur Schutz, sondern auch Nahrung und Wasser finden. Knapp 100 Jahre später wird die obere Burg aufgegeben und an ihrer Stelle 1676 die Loreto-Kapelle erbaut.

 Kapfenberg, Juli 2024

Tricks der Goldmacher
Der Jesuitenpater Athanasius Kircher (1601-1680), beschreibt die Kniffe der betrügerischen Goldmacher und die chemischen Prozesse, durch die goldähnliche Metallpräparate entstehen:
1. Sie verbergen gefeiltes Gold oder Silber in ausgehöhlten Stöcken, mit denen sie geschmolzenes unedles Metall umrühren. Dabei verbrennt das Holz und das gefeilte Edelmetall wird dem unedlen beigemengt.
2. Andere benutzen Schmelztiegel mit doppelten Böden, in denen sie wiederum gefeiltes Edelmetall verstecken. Beim Umrühren des geschmolzenen Metalls wird diesmal der innere Boden durchstoßen und der gleiche Effekt erzielt.
3. Oder sie präparieren die Röhre eines Blasebalgs, mit dem angeblich die Schlacke des geschmolzenen Metalls verblasen wird.
4. Auch eine große, ausgehöhlte Kohle, mit der der Schmelztiegel zugedeckt wird, ist ein beliebtes Versteck. Die Kohle verbrennt und das Edelmetall fällt in den Tiegel.
5. Wieder andere lösen Gold zu einer Art Wasser oder Öl auf und gießen es auf Quecksilber. Der daraus folgende Amalgamierungsprozeß täuscht das Publikum.
Alchemie ist eine ars (Kunst = Handwerk) und wird zur scientia(Wissenschaft). Sie hat nichts mił Magie zu tun.
Keine Alchemistin und kein Alchemist wurde je als Hexe/Hexer verbrannt.
Alchemisten endeten als Betrüger am Galgen (bzw. unter dem Schwert).

Der Goldfälscher CAEΤΑΝΟ
Don Domenico Emanuele Caetano war einer der Großen unter den Betrugsalchemisten. Er hatte sehr wahrscheinlich mit Quecksilberamalgam gearbeitet. Quecksilber kann bis zu 12% Silber oder Gold beigemengt werden, ohne dass es Farbe oder Konsistenz ändert. Einer seiner Begleiter dürfte wahrscheinlich der Bote gewesen sein, der heimlich für den Nachschub der Edelmetalle sorgte. Caetano, um 1667/1670 geboren, stammte aus Neapel. Nachdem er mehrfach aus Italien, Spanien und Deutschland fliehen musste, gelang es ihm dennoch 1704 in Kaiser Leopold I einen einflussreichen Gönner zu finden. Er nahm ihn mit hohem Gehalt in seine Dienste und gab ihm hohe Vorschüsse für die Ausarbeitung des Steins der Weisen. Nach dessen Tod fand er bei Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz Unterschlupf, solange bis seine Betrügereien entlarvt wurden. Ihm wurde schließlich der Prozess gemacht und er wurde 1709 öffentlich gehenkt.

 Kapfenberg, Juli 2024

DIE KREUZZÜGE
Vor fast 1000 Jahren, am 27. November 1095 hielt Papst Urban II eine folgenschwere Ansprache. Er rief das Volk auf, im Namen Gottes zu den Waffen zu greifen und einen Kreuzzug gegen die Muslime zu führen. Auf Kreuzzug zu fahren war sehr teuer und kostspielig. Oft musste ein Ritter Land verkaufen oder verpachten, um sich Fahrt, Verpflegung und den Aufenthalt in Jerusalem leisten zu können. Bereits auf dem Marsch nach Osten, begannen die Kreuzfahrer einheimische Dörfer zu plündern und zu berauben, um sich Essen und Trinken zu beschaffen. Die Reise nach Jerusalem dauerte viele Monate. Immer wieder starben unterwegs Menschen an Hitzschlag, Hunger oder bei Kämpfen. Nachdem Jerusalem von den Kreuzfahrern erobert worden war, kehrten viele Kreuzfahrer nach Europa zurück. Manche aber ließen sich im Heiligen Land nieder. Sie lebten in Kreuzfahrerstaaten, die knapp 200 Jahre bestanden. Jerusalem selbst wurde schon viel früher von den Muslimen zurück erobert. Es gab insgesamt sieben Kreuzzüge in den Orient. Alle diese Kriege haben großes Leid über die Menschen gebracht und sind bis heute ein sehr trauriges Kapitel des Christentums.

Man glaubte, wer den „Stein der Weisen" besitzt, kann Gold herstellen, also unedles Metall in Gold verwandeln.
Dabei war der Stein der Weisen gar kein richtiger Stein, sondern nur rotes Pulver. Aber dafür soll dieses Pulver ein wahres Wunderding sein: Mit ihm kann man Gold machen, man bekommt die ewige Jugend und kann ein ewiges Licht erzeugen. Kein Wunder, dass jeder Alchemist nur eines wollte: Den Stein der Weisen herstellen!

 Kapfenberg, Juli 2024

Die Tricks der Goldmacher!
Die Alchemisten konnten nicht ein einziges Gramm Gold erzeugen, aber manche versuchten mit Betrug reich zu werden. Sie täuschten Fürsten und Herrschern vor, dass sie Gold machen könnten und kassierten dafür sehr viel Geld.

Der doppelte Boden - Der Alchemist versteckt im doppelten Boden eines Schmelztiegels Gold. In den Schmelztiegel gibt er wertloses Metall, stellt alles auf das Feuer und tut so, als ob er Gold machen würde. Wenn das Metall geschmolzen ist, rührt er es um, durchstößt dabei den doppelten Boden und siehe da - auf einmal ist Gold im Schmelztiegel!
Der Stabtrick - Der Alchemist füllt wertloses Metall in einen Schmelztiegel und verkündet, dass er jetzt Gold herstellen werde. Er nimmt ein Stöckchen aus Holz und rührt damit das geschmolzene Metall um. Der Alchemist wartet nur auf den Moment, in dem das Holz an der Spitze verbrennt, denn er hat den Stab heimlich mit Gold gefüllt. Das flüssige Gold rinnt in den Tiegel und alle staunen über seine Kunst!
Der Trick mit der Kiste - Bei diesem Trick braucht der Goldmacher einen Gehilfen. Er gibt Blei in einen Tiegel, streut seine geheimnisvolle Tinktur drauf und erklärt, jetzt müsse der Tiegel über Nacht abkühlen, damit Gold daraus wird. Zuvor hat er einen Knaben in einer Kiste versteckt, der nachts das Blei gegen Gold austauscht.
Der Nageltrick - Der Alchemist bestreicht einen Nagel, der zur Hälfte aus Gold besteht mit Eisenfarbe, sodass er wie ein normaler Eisennagel aussieht. Den Nagel wirft er in heißes Öl, worauf sich die Farbe löst. Alle bestaunen das Gold!

Was macht ein Alchemist?
Das Wort,Chemie" leitet sich von „Alchemie" ab. Die Alchemisten waren die ersten Chemiker, aber einige von ihnen wollten unbedingt Gold erzeugen. Dabei wurden manche zu Betrügern, indem sie vortäuschten, tatsächlich Gold hergestellt zu haben. Die Alchemisten arbeiteten in einem Labor, wo sie Experimente machten, sie nannten dies „probieren". Sie haben Substanzen verdünnt, verflüssigt, voneinander getrennt, gekocht und geschmolzen. Die Alchemisten waren davon überzeugt, dass man aus wertlosem Metall etwas Wertvolles, z.B. Gold herstellen konnte. Das ist ihnen natürlich nie gelungen, aber dennoch hat einer von ihnen etwas sehr Kostbares entdeckt: Er hat das Porzellan erfunden.

 Kapfenberg, Juli 2024

RICHTER UND FREIMANN
Als häufigste Kriminaldelikte der Frühen Neuzeit sind wohl die Unzuchtsfälle zu nennen, eines der am stärksten verfolgten und daher auch gerichtsrelevantesten Kriminaldelikte. „Die stereotype geschlechtsspezifische Selbstdarstellung vor Gericht sah gegenseitige Schuldzuweisungen von ,Mensch' und, Kerl' vor. Mann/Frau versuchte sich gerichtsstrategisch immer als Opfer fremder Verführung darzustellen. Die dörfliche Jugendkultur, die sexuelle Kontakte zur Eheanbahnung akzeptierte, stand im Gegensatz zu strikten kirchlichen und staatlichen Sexual-Verboten. Sexualität war ausschließlich im Rahmen der Ehe toleriert. Die Heiratserlaubnis, der sogenannte politische Ehekonsens, wurde von den Gemeinden allerdings nur bei einer ausreichenden finanziellen Unabhängigkeit erteilt, weil man keineswegs für die Armenversorgung des frisch verheirateten Paares aufkommen wollte. Das erklärt auch das spezifische alpine Heiratsmuster, wo erst mit dem Erbfall eine Ehe eingegangen werden konnte."
Offenburg - Reifenstein verfügte lange Zeit über keinen Bannrichter und über keinen Freimann. Richter und Freimann mussten zuerst aus Graz geholt werden, dann von Leoben. Seit dem Jahre 1760 verfügte das Landgericht Offenburg - Reifenstein über einen eigenen Kriminalrichter, der jährlich an die
Kammeralkasse zu entrichtende  Landgerichts - Beitrag belief sich auf 66 fl. 5 kr. Wiener Währung. Für den Scharfrichter waren im Mittelalter, je nach Region, verschiedene Bezeichnungen üblich, u.a.: Carnifex, Nachrichten Freimann, Henker, Angstmann, Züchtiger etc.

Der Freimann, Züchtiger, Nachrichter, Henker oder Scherge war für die ordnungsgemäße Durchführung der Körperstrafen zuständig, diese reichten vom „Ausstreichen“ mit Ruten über Verstümmelungen bis hin zu den verschiedensten Arten der Todesstrafe. Die weit verbreitete Meinung, der Freimann oder Scherge wäre als Angehöriger einer Randgruppe und aufgrund seiner Betätigung in einem „unehrlichen Gewerbe“ von der Gesellschaft ausgeschlossen gewesen, trifft auf das Pölstal und den Raum Judenburg wohl nicht zu. Am Abend vor der Hinrichtung der Verbrecher Peter am Painhausse und seines Knechtes Wolfgang im Jahre 1536 saßen der Ankläger, Stadtbote, Gerichtsdiener, Henker und die beiden Hinzurichtenden im Haus des Steinmetzen Wall zusammen und tranken dabei um 1 Pfund 1 Schilling 11 Pfennig ganze 23 Viertel guten „Zwölferwein“, was einer Menge von 40 Litern entsprach, also 6,6 Liter Wein pro Person. – Entbehrt dieses Szenarium schon an sich nicht einer gewissen Kuriosität, so wird daraus ersichtlich, dass der Gerichtsdiener und Freimann / Henker hierorts durchaus nicht als ein von der Gesellschaft ausgestoßener Mensch galten. – Zehn Jahre später entleibte sich in Basel sogar ein Handwerker nachdem er sich am nächsten Tag zu erinnern begann, dass er in seiner Trunkenheit mit dem Scharfrichter gezecht hatte! (Wird in der älteren Literatur meist von einer totalen Ausgrenzung des Scharfrichters / Henkers /Freimanns ausgegangen, so tendiert die neuere Forschung eher zu regionalen und personenbedingten Unterschieden.)

 Kapfenberg, Juli 2024

UNZUCHT
„Am 4 Mai 1701 stand Margaretha Pörin im Bretstein, zur Herrschaft Sauerbrunn Untertan, vor dem Landrichter. Sie hatte nun schon das sechste Mal ein uneheliches Kind im Leib; ihr ganzer Dienstbotenlohn war bereits gepfändet, so dass sie zu keiner Geldstrafe verurteilt werden konnte; dafür wurde sie zu einer Strafe von drei Wochen Arrest verurteilt; weil sie jedoch schwangeren Leibes war und zwei kleine Kinder zu Hause auf sie warteten, sei von ihr nichts zu holen, vermerkte der Landrichter im Protokoll und ließ sie laufen, musste jedoch zwei Jahre das Gebiet des Landgerichts meiden. Sie nannte folgende Burschen, mit denen sie sich ,fleischlich versündigt habeʻ und die zu Geldstrafen verurteilt wurden: Matthias des Reicher in der Saag Sohn, von dem sie nun schwanger war (Strafe 6 fl), Gori des Steiner (Herrschaft Authal) in der Zeiring Knecht (1 fl 4 ß), Veit des Franz Fromb in der Karleiten Knecht (Herrschaft Großlobming) 2 fl, Hiasl des Mayr oder Grennerbauer in Bretstein Knecht (2 fl), Paul des Haingartner im Zeiringgraben (untertan dem Kastenamt Judenburg) Knecht (3 fl), Hiasl des Ebner in Bretstein Knecht (2 fl), Matthias des Benedikt Müller, Bürger an der Zeiring, Sohn (5 fl). Insgesamt nahm der Landrichter von den ,Liebhabern' der Margaretha 24 Gulden an Strafgeldern ein.“
W. Brunner 2006, 72. (SAM, Bücherarchiv VI/7, ohne pagina, 4. Mai 1701)

ZAUBEREIPROZESSE
Von besonderem Interesse sind die zahlreichen „Zaubereiprozesse“, die offensichtlich im Landgericht Reifenstein - Offenburg geführt wurden. Wie wir aus der 1843 verfassten „Bezirksbeschreibung“ von Reifenstein erfahren, müssen beim dortigen Landgericht im und vor dem Jahre 1660 Hinrichtungen wegen Zauberei stattgefunden haben: „In den alten deponierten Kriminalakten erscheinen auch noch Hinrichtungsexekutionen wegen Zauberey insbesondere die Letzte im Jahre 1660". „Das Jahr 1674 zeigt uns zunächst einen großen, zusammenhängenden Zaubereiprozeß in den benachbarten steirischen und kärntnerischen Landgerichten Admontbichl, Judenburg, Reifenstein und Wolfsberg. Er ist besonders gekennzeichnet durch die unter Folterdruck entstandenen zahlreichen Todesfälle im Kerker, ein Zeichen für die immer mehr auch in die Praxis eindringende Vorstellung, daß die Widerspenstigkeit der zauberischen Personen gegen die Geständnisforderung des Gerichts auf teuflischer Besessenheit beruhe, die die Schmerzen der Tortur nicht empfinden lasse; man kann, wenn man will, darin eine Entschuldigung für die maßlose Tortur finden.

Die Verfolgungen beginnen mit der Prozessierung und Hinrichtung des zwanzigjährigen Schafhalters Jakob in Admontbichel am 5. März 1674. Er war nach seinem Geständnisse einmal zufällig in eine Hexengesellschaft geraten, die am Sernikogel tagte, und von da an bei der Sache geblieben. Von seinen Genossen und Genossinnen erzählte er, daß der Kolman unlängst in Obdach im Gefängnis gestorben; die Pinggl Eva sei zu Judenburg in der Haft verdorben; der Klaffensackschuster sei zu Wolfsberg in Haft. Außerdem belastet er noch den reichen Bauern Ruepp im Sattel des Reifensteiner Landgerichts und noch sechs andere, daß sie am Sabbat am Größenberg teilgenommen und dort Schauer gesotten hätten. Dieser Ruepp im Sattel, den man zuerst nach Judenburg einlieferte, dann aber nach Reifenstein überstellte, ein siebzigjähriger Mann, konnte sich einen juristischen Verteidiger leisten, der für ihn ein Gesuch an den Kaiser um Zulassung zur Purgation mit der klassischen und höchst bezeichnenden Begründung machte, sein Klient sei reich und könne außerordentliche Gerichtskosten bezahlen. Man bewilligte ihm auch die Zulassung zum Entlastungsbeweis, jedoch ohne Erfolg; denn am 25. August 1674 erwürgte sich der alte Mann nach schwerster Folter aus Verzweiflung mit seiner Fußkette. Die Leiche wurde [höchst wahrscheinlich beim Hochgericht Unterzeiring / Birkachwald] verbrannt.

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Marktrichterstüberl

 Kapfenberg, Juli 2024

ZAUBEREIPROZESSE
Vier Jahre danach, 1678, erteilte die Regierung dem Landgericht Offenburg - Reifenstein den Auftrag, einen Untertanen, der der Vater zweier in Salzburg hingerichteter Zauberer sein solle, zu verhaften und zu prozessieren. F. Byloff sieht darin die Auswirkung des berühmten „Zauberjackelprozesses“, der auch die innerösterreichische Regierung zur Weisung an alle Landgerichte in Obersteier veranlasste gegen die „der Zauberei, Rauberei und anderer Untaten gravierten Personen" mit aller Schärfe einzuschreiten. - Bereits 31 Jahre zuvor, 1647, war der Besitzer und Spitalsherr des Schlosses Sauerbrunn, Christoph Alban Graf Saurau, Urenkel des Franz von Teuffenbach, wegen angeblicher Zauberei verhaftet und am 12. August 1647 in Graz zum Tod, dann zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Christoph Alban Graf Saurau hatte als Adeliger seinen Gerichtsstand beim „Obersten Landgericht" in Graz, wo Adelige über Adelige Recht sprachen. Das gemeine Volk des Pölstales hatte seinen Gerichtsstand am Landgericht Offenburg - Reifenstein.  „Raub und Diebstahl, also Eigentumsvergehen – in der Forschung der siebziger Jahre vorwiegend als „sozialrebellische" Taten abgestempelt -, waren die neben Unzucht am häufigsten auftretende Deliktgruppe; sie wurden deshalb als frühneuzeitliches Basisdelikt bezeichnet.“ Auch Zusammenhänge zwischen Preisentwicklung und Diebstahl lassen sich gut fassen.

Gleichzeitig mit ihm waren in Reifenstein noch mindestens drei Bauern und die Maria Klaffensack in in Haft. Der eine von ihnen, Wolf Welßler, an dem der sachverständige Freimann zwei Teufelszeichen gefunden hatte, in die er ohne Blutung und Schmerzempfindung eine Nadel einen halben Finger tief einstoßen konnte, machte alle Foltergrade - zum Schluß sechsundzwanzig Stunden Stuhlfolter - ohne Geständnis durch. Darnach war er allerdings in Todesgefahr und ,bis ins frische Fleisch' aufgefressen. Da er überdies verlauten ließ, er werde bei weiterer Folter etwas Unwahres sagen müssen, nur um von der Pein loszukommen, so fragte der Bannrichter bei der innerösterreichischen Regierung an. Diese erteilte jedoch die Weisung, den Armen noch einmal zu torquieren, wenn er wieder etwas zu Kräften gekommen sei. Sein endliches Schicksal kennen wir nicht; wahrscheinlich hat man den Unglücklichen, der in starrem Bauerntrotz nicht nachgeben wollte, zu Tode gefoltert.

Der zweite namens Ambros Schäffer aus Admontbichel hat die Territion ausstehen müssen; da aber an seinem Körper das Teufelszeichen nicht gefunden werden konnte, wurde er entlassen. Dasselbe glückhafte Schicksal widerfuhr der Klaffensackschusterin, die ganz unbelastet war und nur wegen ihres in Wolfsberg verhafteten Mannes in den Kerker wandern mußte.
Schließlich schreibt am 16. März 1674 Jakob Pfanzelter von Admontbichel an den Judenburger Burggrafen Johann Hainricher von Hainrichsberg: 'Berichte e. gn. und herrn gehors. das der zu Admontpichl in verhaft geweste Ambroß Rötscher wegen so schwerer vorkherter to[r]tur ganz verschwollen und vor 2 tagen todtsfürworden ist...', ein Beleg für das vierte (oder fünfte!) totgemarterte Opfer dieses Prozesses.


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Forcherstüberl

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HEXEREIPROZESSE
Akten aus Krumau (Tschechien) berichten: Zum Beispiel wurde eine Frau aus dem Pölstal wegen Diebstahls, Unzucht und Zauberei am Landgericht Reifenstein verhört. Der Sitz des Landgerichtes war das Schloss Gusterheim. Schwerer Diebstahl wurde damals mit der Todesstrafe geahndet. Da hatte also eine Frau aus dem Pölstale über 100 Gulden gestohlen, dazu noch uneheliche Kinder geboren, und war außerdem noch in den Verdacht der Hexerei geraten: Der Verhörakt aus dem Jahre 1737 ist vorhanden; diese Frau wurde bei der Richtstätte Unterzeiring mit dem Schwert enthauptet.

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Ritterstüberl

 Kapfenberg, Juli 2024

Seit April 2009 gibt es die neue Ausstellung „Grenzgänge – Eine Zeitreise mit Kreuzrittern und Alchemisten".
Nach einer Hangrutschung im Herbst 2011 wurden einige archäologische Funde aus „Stubenbergs Küche“ gemacht. Dies ist auch die Bezeichnung der Sonderausstellung 2012 in der Burg Oberkapfenberg mit Töpfen, Knochenresten und Spielzeug der Kinder. Alljährlich findet im Juni das Ritterfest statt, welches eine der größten Veranstaltungen dieser Art in Österreich ist.

 Kapfenberg, Juli 2024

 Kapfenberg, Juli 2024

 Kapfenberg, Juli 2024

Der Stubenbergsaal ist der größte Raum der Burg. Hier ist deutlich zu sehen, wie weit die originalen Burgmauern noch erhalten sind und welche Teile der Ruine wieder aufgebaut werden mussten. An der Nordseite befindet sich in einer Nische ein ehemaliger Abtritterker - eine Toilette, die außen an die Burgmauer angebaut und nach unten offen war. Die Portraits an der Wand zeigen Mitglieder der Familie der Grafen von Stubenberg. Alle gezeigten Persönlichkeiten waren eng mit der Burg Oberkapfenberg verbunden.

 Kapfenberg, Juli 2024

Das Wappenbild der Grafen von Stubenberg veränderte sich im Laufe der Jahrhunderte: Das früheste bekannte Wappen zeigt einen roten Wolf auf silbernem Grund. Ein späteres Wappen zeigt eine Wolfsangel (wie über dem Burgtor), die auch als Wurfbarte interpretiert werden kann. Eine Wurfbarte wurde im Kampf den Rittern entgegengeschleudert. Verfing sie sich in der Rüstung eines Ritters, so konnte dieser von seinem Pferd gezogen und besiegt werden. Später wurde die Bedeutung der Wurfbarte vergessen und das Wappenbild wurde zu einem Anker, dem christlichen Symbol der Hoffnung. Der Anker im Wappen der Grafen von Stubenberg ist gestürzt. Das Seil ist in Form eines Zopfes geflochten.

 Kapfenberg, Juli 2024

 Kapfenberg, Juli 2024

 Kapfenberg, Juli 2024

Das Turmstüberl ist mit einer großen Tafel für die „Ritter der Tafelrunde" ausgestattet. Dieser Raum kann samt Terrasse für private Feste angemietet werden. Im darüber gelegenen Raum ist ein Zimmer-Armbrustschießstand eingerichtet, der ebenfalls angemietet werden kann. Hier können, die Gäste unter fachkundiger Betreuung ihre Treffsicherheit unter Beweis stellen. Dies ist eine beliebte Ergänzung für Feiern in der Burg.

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Aussichtsterrasse & Burggeschichte
Die Stelle der heutigen „Loretto-Kapelle" aus dem 17. Jhdt. bildete den höchsten Punkt der ersten Burg „Alt Kapfenberg", erbaut im Jahre 1173. 1264 wurde diese erste Burg an den Böhmenkönig Ottokar ausgeliefert, welcher die Befestigungsanlagen und das Burgtor zerstören ließ. Bereits im Jahre 1272 war die „Neue Burg zu Oberkapfenberg", die heutige Burg Oberkapfenberg, fertig gestellt. Im 16. Jhdt. wurde sie zu einer Renaissance-Festung ausgebaut. Die Burg war das Zentrum der Verwaltung und der Gerichtsbarkeit für weite Teile des Mürztales. Im Jahr 1739 verließen die Grafen von Stubenberg die Burg und zogen in das neu erbaute „Schloss Wieden" am Ufer der Mürz. Bis in die Mitte des 20. Jhdt. war die Burg gänzlich zur Ruine verfallen. Vom 26. Grafen von Stubenberg wieder aufgebaut, wurde sie von 1956 bis 1985 als Burghotel betrieben. Im November 1992 erwarb die Stadtgemeinde Kapfenberg die Burg. Nach einer tiefgreifenden Restaurierung wurde 1994 das Burgrestaurant eröffnet. Seit 1999 befindet sich hier eine Greifvogelstation mit täglichen Vorführungen von April bis Oktober. Im Jahre 2003 wurde der Ausstellungstrakt eröffnet und die Betriebs GmbH Burg Oberkapfenberg gegründet. Eine Dauerausstellung, Seminare, Mittelalterprogramme, Kindergeburtstage und verschiedenste Veranstaltungen finden seither in den Räumen der Burg statt.

 Kapfenberg, Juli 2024

 Kapfenberg, Juli 2024

Die Burgschenke befindet sich in dem erhaltenen Torturm der Burg Oberkapfenberg. Die Räume der heutigen Burgschenke nennen sich die „Kemenate der schönen Agnes", „zum Mundschenk" und „Ritterstube". Die Malereien an den Wänden zeigen Szenen aus der Sage vom „Zopf der Agnes".

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Aus dem Leben der Stubenberger, 1629-1659
Georg von Stubenberg der Ältere hält in der Zeit der Gegenreformation an seinem protestantischen Glauben fest. Im Jahr 1629 geht er mit seiner Frau Amalie, die Letzte aus dem steirischen Haus derer von Liechtenstein, nach Regensburg ins Exil, wo er ein Jahr darauf stirbt. Zuvor übergab er per Urkunde vom 27. Juni 1629 seinen steirischen Besitz an seine Großneffen Georg dem Jüngeren und Wolfgang von Stubenberg. 1639 stirbt Georg der Jüngere und Wolfgang ist nun der alleinige Herr auf der Burg. In all den Jahren werden seine Tätigkeiten sehr geschätzt und die Burg erstrahlt ebenfalls in neuem Glanz. „Pflegsrechnungen" belegen, dass sowohl Kachelöfen, Mauerwerk, das Dach und auch die Küche renoviert und ausgebessert wurden. Spannend liest sich auch das Kuchlregister aus dem Stubenbergarchiv. Der Pfleger auf der Burg vermerkte in seinen Aufzeichnungen den Kauf von roten Erdbeeren, Erbsen, Artischocken, Zitronen, Krebsen, Honig, Eiern und sogar Farbe, um Ostereier zu färben.

Wir schreiben das Jahr 1659 und Wolfgang feiert die Geburt seines Enkelsohnes Rudolf. Neben dem stolzen Vater, ebenfalls ein Wolfgang, nehmen noch seine Brüder Otto und Georg mitsamt ihren Gemahlinnen am Fest teil. Georg sollte später einmal Landeshauptmann der Steiermark werden. Sein Bruder Franz, noch zu jung für eine Gemahlin, langweilt sich eher bei Tisch und lässt den Trinkspruch des Paters über sich ergehen. Die beiden Buben am Boden vor dem Festtagstisch, der eine mit Murmeln spielend, der andere musizierend, können leider nicht mehr genau der Stubenberg'schen Ahnentafel zugeordnet werden. Den Namen der Dienstmagd wollen wir aus Pietätsgründen verschweigen, ebenso jenen des jungen Burschen, der beim Schwarzfischen vom Aufseher ertappt wurde.

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In der Folgezeit aber blieben die Stubenberger ihrem Landesherrn treue Gefolgsleute und die Burg Kapfenberg wurde zum zentralen Verwaltungspunkt für den großen Einflußbereich dieses Geschlechtes. Ende des 13. Jahrhunderts war ihnen mit dem Landgericht die hohe Gerichtsbarkeit für das gesamte Mürztal übertragen worden, was bedeutete, daß alle Blutverbrechen in diesem Gebiet von einem stubenbergischen Richter abgeurteilt werden mußten.

 Kapfenberg, Juli 2024

 Kapfenberg, Juli 2024

 Kapfenberg, Juli 2024



Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun:



Burg Oberkapfenberg in Kapfenberg: