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Maria Taferl im Bezirk Melk entwickelte sich ab dem
17. Jahrhundert und ist mittlerweile der bedeutendste Wallfahrtsort
Niederösterreichs und nach Mariazell der bedeutendste Wallfahrtsort
Österreichs. Papst Pius XII. ernannte die Wallfahrtskirche 1947 zur
Basilika. Seit 1969 wird sie vom Orden der Oblati Mariae Immaculatae
betreut.

Die Gegend um Maria Taferl, der Nibelungengau, ist ältestes
Siedlungsgebiet. Der uralte Verkehrsweg Donau hatte den
wirtschaftlichen Aufstieg des unterhalb von Maria Taferl gelegenen
Ortes Marbach begründet, der 1144 erstmals erwähnt wurde. Eine neue
Blütezeit erfuhr der Ort mit dem Aufkommen der Wallfahrt nach dem Bau
der Kirche ab 1660. Er sollte sich bald zum zweitgrößten Wallfahrtsort
(nach Mariazell) auf dem Gebiet des heutigen Österreich entwickeln. Der
Zustrom von Pilgern war zeitweise so groß, dass 25 Priester mit der
Betreuung der Wallfahrer betraut waren. Zur 100-Jahr-Feier der
Grundsteinlegung (1760) war die Kirche das Ziel von 700 Prozessionen,
und es wurden an die 19.000 Gottesdienste gefeiert.

Nach der Legende fanden 1633 und 1642 bei einer Kreuzeiche, die sich
einem Höhenrücken oberhalb von Marbach an der Donau in Maria Taferl
befand, Wunderheilungen statt, woraufhin einer der Geheilten, Alexander
Schinagel, dort 1642 eine geschnitzte Pietà einsetzen ließ. Urkundlich
wurde 1659 zu Maria Taferl eine Kapelle genannt. Mit dem Bau der
Wallfahrtskirche wurde 1660 begonnen, die Weihe war 1724. Während des
Josephinismus wurde die Kirche 1784 zur Pfarrkirche erhoben (um so der
Schließung zu entgehen), die Wallfahrt wurde aber verboten.

Maria Taferl liegt im Nibelungengau in Niederösterreich auf einer
Anhöhe über der Donau. Während der Markt Maria Taferl auf dem
Taferlberg liegt, befinden sich die übrigen Ortsteile im umliegenden
hügeligen Gebiet. Vor allem die Wallfahrtskirche ist weithin von Süden
sichtbar.

Die Pfarrkirche zur Schmerzhaften Muttergottes, die auf einer Anhöhe
von 233 m (über der Donau) und 450 m Seehöhe liegt, ist eine
römisch-katholische Wallfahrtskirche in der Marktgemeinde Maria Taferl
in Niederösterreich und wurde 1947 zur Basilica minor erhoben.

Das einschiffige, zweieinhalbjochige Langhaus mit kurzen gleich breiten
Querarmen unter einem Tonnengewölbe mit Stichkappen auf kräftigen
Wandpfeilern hat über einer quadratischen Vierung mit stark
abgeschrägten Ecken eine flache Scheinkuppel. Die dreibogige seitlich
vorgezogene Orgelempore ist stichkappentonnenunterwölbt. Der
zweijochige Chor in der gleichen Breite wie das Langhaus ist durch den
Einbau des Hochaltars quasi auf ein Joch eingekürzt. Das Langhaus und
der Chor haben durch vorgelegte Doppelpilaster mit vergoldeten
Kapitellen eine reiche Gliederung an den Wandpfeilern, dazu ein
profiliertes Gesims mit floralem Dekor und plastischem vergoldeten
Fries und profilierten verrohrten Fensterrahmungen. Von 1713 bis 1718
wurde in den Gewölben die ursprüngliche Stuckausstattung entfernt und
durch die Wandmalerei des Malers Antonio Beduzzi ersetzt, welcher für
die große Arbeit als Mitarbeiter die Maler Josef Regiosi, Johann
Reichard Hager, Maximilian Kellner und Franzecesco Messinta zugezogen
hat, im Chor Sieg des hl. Kreuzes flankiert von Engeln, die das Gewand
und das Schweißtuch Christi tragen, in der Kuppel Mariä Himmelfahrt
umgeben von Szenen aus dem Marienleben, in den Pendentifs die vier
Evangelisten, im linken Querhaus Maria wird von ihrem Sohn in den
Himmel aufgenommen, im rechten Querhaus Maria als geliebte Tochter des
Vaters, im Langhaus Leben und Apotheose des hl. Josef, in den
Stichkappen Durchblicke mit fliegenden Engeln, und unterhalb der Empore
drei Szenen aus der Gnadenlegende, Thomas Pachmann verletzt sich beim
Fällen der Eiche, Engelprozession bei der Eiche und Alexander Schinagel
beim Einsetzen des Vesperbildes.
Zwei kleinere Seitenaltäre an den Abschrägungen des Langhauses zeigen
links das Altarblatt Almosenspende des hl. Johannes Nepomuk des Malers
Johann Georg Schmidt, und rechts Hl. Karl Borromäus vom gleichen Maler
mit Mitarbeit des Malers Anton Hertzog.

Die Orgel mit einem prunkvollen Rokokogehäuse mit Rocaillenbogen und
Uhr baute von 1759 bis 1760 Johann Hencke. Das Werk wurde 1910 von
Franz Capek erneuert und 1956 und 1981 erweitert.
Im Jahre 1910 wurde das Hencke-Werk von dem Kremser Orgelbauer Franz
Capek im spätromantischen Sinne mit 40 Registern auf 3 Manualen
erneuert. Das Brüstungspositiv wurde 1958 von Karl Jehmlich
reaktiviert. Die Orgel der Wallfahrtskirche verfügt heute über 47
Register und 2915 Pfeifen, verteilt auf 4 Manuale und Pedal. Das
prunkvolle, reich vergoldete Gehäuse der Orgel von Maria Taferl gehört
zu den bedeutendsten Rokokoprospekten Österreichs. Das Hauptwerk ist in
zwei seitlich des großen Fassadenfensters stehende fünfteilige
Prospekte aufgeteilt, die durch einen geschwungenen Rocaillebogen mit
Uhr verbunden sind. Vergoldete Schleierbretter und Engel bilden den
Schmuck. Das ebenfalls fünfteilige Brüstungspositiv ist in die
Emporenbrüstung eingefügt.

Die 1713-18 von Antonio Beduzzi und seinen Mitarbeitern ausgeführten,
illusionistischen Malereien überziehen die Gewölbe von Lang- und
Querhaus sowie Chorraum. Den Auftakt machen unter der Empore drei
Darstellungen zur Wallfahrtsgeschichte: Thomas Pachmann verletzt sich
beim Versuch, die Eiche zu fällen, eine Engelsprozession bei der Eiche
und Alexander Schinnagl beim Einsetzen des Vesperbildes. Umrahmt sind
die zentralen Bilder von Pilgern, die in verschiedenen Anliegen hier in
Maria Taferl Hilfe suchen. Im Langhaus ist im Zentrum innerhalb einer
gemalten Scheinarchitektur die Apotheose des hl. Josef zu sehen,
begleitet von Blumen streuenden Engeln. Um das zentrale Bild reihen
sich architektonische Durchblicke, in denen ebenfalls Engel schweben.
Die in Ton-in-Ton-Malerei gestalteten Medaillons an den Gewölbefüßen
zeigen Szenen aus dem Leben des Heiligen.
Apotheose des hl. Josef im Langhausgewölbe vom Maler Antonio Beduzzi

Der Hochaltar aus Stuckmarmor wurde nach der Bauzeit urkundlich 1734
nach einem Entwurf von Johann Michael Prunner mit Josef Matthias Götz
errichtet und birgt in einer zentralen Nische eines Dreiviertelkreises
den Gnadenaltar. Der Gnadenaltar wurde 1735 von Johann Peter Schwendter
aus dem Silber der Schatzkammer gefertigt. Nach einem Brand wurde 1755
das Gnadenbild erneuert. Nach einem Besuch von Kaiser Franz I. mussten
1810 zwangsweise alle entbehrlichen Silberverzierungen des
Gnadenaltares abgeliefert werden und wurden 1811 in vereinfachter Form
wieder ergänzt. Auf der Altarrückwand sind zwei Marmorwappen,
vermutlich von Otto Achaz von Hohenfeld, um 1677. Es gibt zwei
Gedenktafeln aus 1786 und 1795 zu Clemens Maria Hofbauer im Chor.

Das Herzstück der Wallfahrtskirche Maria Taferl ist der barocke
Hochaltar, der in den Jahren 1732-39 entstand. Die lange Entwurfs- und
Ausführungszeit des Altares ist zurückzuführen auf die rechtliche
Situation - die geistliche Oberaufsicht oblag dem Fürstbischof von
Passau, die weltliche fiel in die Zuständigkeit seines Regensburger
Amtskollegen. Die beiden Auftraggeber brachten eine Vielzahl von
Künstlern sowie zahlreiche Änderungswünsche ins Spiel.
Am 12. Dezember 1755 vernichtete ein Brand im Altarraum sowohl das
Gnadenbild als auch die Eiche und Teile des Silberschmucks. Die Eiche
ersetzte man danach durch eine Nachbildung aus Blech. Im Jahre 1810
verfügte die kaiserliche Regierung während der Napoleonischen Kriege
die Ablieferung des Kirchensilbers, woraufhin man in Maria Taferl
sämtlichen Zierrat des Gnadenaltars entfernte und ihn damit weitgehend
zerstörte. 1811 wurde auf kaiserliche Anordnung ein Teil des verlorenen
Schmucks in reduzierter Form wiederhergestellt. Anlässlich der
200-Jahr-Feier der Grundsteinlegung 1860 und der damit einhergehenden
Restaurierung versah man den Figurenschmuck mit einer Vergoldung und
den Altar mit einem Ölanstrich, der während der Renovierung 1951/52
wieder entfernt wurde.
Der Hochaltar besteht aus einer monumentalen dreigeschossigen
Schauwand, die den gesamten Chorabschluss ausfüllt. In ihrem Zentrum
ist der eigentliche Gnadenaltar mit dem Vesperbild eingestellt. Die
Mittelnische bleibt dem Gnadenaltar vorbehalten, während seitlich zwei
vergoldete, überlebensgroße Prophetenfiguren des Alten Testaments
aufgestellt sind: westlich Jesaja, östlich Jeremia, beide mit
Schriftbändern ausgestattet, die alttestamentliche Prophezeiungen des
Leidens Christi beinhalten. Die Skulpturen bestehen aus Ödenburger
Kalkstein und waren ursprünglich mit weißem Gips überzogen und auf
Alabasterart poliert. Über ihnen befinden sich zwei rechteckige
Fensteröffnungen mit filigranem Schmiedeeisengitter. Über dem
verkröpften Gebälk schwebt in der Mitte eine vergoldete Engelgruppe mit
den Arma Christi, den Sinnbildern der Passion Christi.
Gnadenaltar mit dem Gnadenbild der geschnitzten Pietá

Die Kanzel aus 1726 entstand nach dem Vorbild der Passauer Domkanzel in
Gold gefasst mit reichem Figuren- und Reliefschmuck von Peter Widerin
und Matthias Tempe.
Evangelisten Matthäus und Markus, Skulpturen an der Kanzel (1726)
Ecclesia mit Weltkugel und Taube des Heiligen Geistes, Skulptur an der Kanzel (1726)

Zwei große Seitenaltäre an den Stirnwänden der Querhäuser schuf von
1779 bis 1781 Jakob Mössl, die Altarblätter malte 1775 Martin Johann
Schmidt, links das Altarblatt Kreuzigung und Maria, Johannes und
Magdalena, rechts Heilige Familie als Beschützerin des Gnadenortes
Maria Taferl. Die Figuren sind vom Bildhauer Johann Georg Dorfmeister.
Die Hl. Familie als Beschützerin von Maria Taferl, Gemälde am Seitenaltar im westlichen Querschiffarm (1775)
Ein Engel verkündet Anna die Geburt Mariens, Skulptur am Seitenaltar im westlichen Querschiffarm (1779-81)

Kreuzigung Christi, Gemälde am Seitenaltar im östlichen Querschiffarm (1775)
Opferung Isaaks durch Abraham, Skulptur am Seitenaltar im östlichen Querschiffarm (1779-81)

Die Wallfahrtsbasilika Maria Taferl wirkt auf den Besucher bereits
durch ihre weithin sichtbare Lage auf einer Anhöhe über der Donau.
Entstanden in der Zeit der Gegenreformation, ist sie eine Stein
gewordene Manifestation des Triumphes der katholischen Kirche nach dem
großen Religionskampf, dem Dreißigjährigen Krieg. In dessen Gefolge
waren Not und Leid über die Bevölkerung gekommen, Seuchen und
Krankheiten sowie die bis 1683 ständig schwelende Türkengefahr suchten
sie heim. In ihrer Bedrängnis wandten sich die Gläubigen an die
Muttergottes auf dem Taferlberg, wo sie Hilfe oder Heilung erfuhren.
Die zahlreichen, in der Schatzkammer ausgestellten Votivgaben zeugen
von der Hoffnung der zahlreichen Wallfahrer, die sie bis heute in die
Gottesmutter setzen. Ihre Gaben und Spenden trugen und tragen
wesentlich zur Entstehung und Erhaltung des Gotteshauses bei.


An dem von außen eher schlicht wirkenden, frühbarocken Bau arbeiteten
bedeutende Künstler des österreichischen Barock, wie der Architekt
Jakob Prandtauer oder der für die Freskenausstattung verantwortliche
Maler Antonio Beduzzi, die beide auch für das nahe Benediktinerstift
Melk tätig waren, sowie der „Kremser Schmidt". Da das Gebiet bis Ende
des 18. Jahrhunderts zur Diözese Passau gehörte, finden sich aber auch
bayerische Künstler, wie der Bildhauer und Schöpfer des Hochaltars
Joseph Matthias Götz. Auf diese monumentale Schauwand, die den
eigentlichen Gnadenaltar mit dem Gnadenbild umschließt, ist der gesamte
Bau ausgerichtet. Seine reiche Vergoldung, die sich auch im Kirchenraum
und an der Kanzel fortsetzt, trug Maria Taferl im Volksmund den
Beinamen „Die goldene Kirche" ein. Über das Donautal weithin sichtbar
wurde das Landesheiligtum Niederösterreichs anlässlich der
350-Jahr-Feier von Papst Benedikt XVI. auch als „Leuchtturm Gottes"
bezeichnet.

Von den Anfängen der Wallfahrt an bis heute ist die Basilika ein
Anziehungspunkt für viele Menschen und als Landesheiligtum von
Niederösterreich bekannt. Bis zu 300.000 Besucher im Jahr suchen die
Basilika auf.

Die Entstehung der Wallfahrtskirche Maria Taferl ist eng verbunden mit
zwei Begebenheiten aus den Jahren 1633 und 1642. Beide ranken sich um
eine Eiche auf dem Taferlberg, an dessen Stamm eine Tafel mit einem
Kreuz angebracht war. 1642 wurde das Kreuz durch ein Vesperbild (Pieta)
ersetzt. In den Jahren 1658-1661 berichten verschiedene Personen von
Lichterscheinungen sowie Prozessionen weiß gekleideter Engel auf dem
Taferlberg. Der Zustrom der Pilger machte den Bau einer Kirche
notwendig.
Prozessionsstange mit Darstellung des Gnadenbildes im Eichenbaum (um 1730)

Die Grundsteinlegung der Kirche, in die der Eichenbaum mit dem
Gnadenbild einbezogen wurde, erfolgte am 25. April 1660. Die Weihe der
Kirche fand am 29. Juni 1724 statt. An dem barocken Bau arbeiteten
bedeutende Künstler des österreichischen Barocks, wie Jakob Prandtauer,
der für die Freskenausstattung verantwortliche Maler Antonio Beduzzi
sowie der „Kremser Schmidt". Am 15. Dezember 1947 verlieh Papst Pius
XII. der Wallfahrtskirche den Titel einer Basilika minor. Seit mehr als
fünfzig Jahren betreut die Ordensgemeinschaft der Oblaten der
Makellosen Jungfrau Maria (OMI) die Wallfahrt und die örtliche Pfarre.

Stiegenhaus mit Heiligenbilder im linken Kirchturm



Vesperbild von Johann Anton Amorth (um 1690)

Vom östlichen Querschiffarm gelangt man in die Kerzenkapelle, die sich
in den Winkel zwischen Langhaus und Quer-haus schmiegt. Sie wurde
anstelle eines hier befindlichen Zuganges errichtet und bewahrt die
Wallfahrtskirche vor einer erneuten Verrußung. Rechts die Schutzmantel-Madonna.

An der Nordseite der Kirche ist ein sogenanntes Bründl mit einer roten Marmorfigur von Johann Georg Loy aus Scheibbs von 1710.

Krypta von 1976 mit Volksaltar und Tabernakel


Im Inneren der Basilika lohnt die reich gefüllte Schatzkammer einen
Besuch. Hier werden alle, in den rund 350 Jahren gespendeten
Votivgaben, wie edelsteinverzierte Kelche oder kunstvolle
Altarnachbildungen, aufbewahrt. Beeindruckend sind außerdem die
vergoldeten Eichenholz-Beichtstühle, das marmorverzierte Kirchenportal,
die prächtigen Fresken sowie der vorchristliche Opferstein.

Die Schatzkammer ist nicht nur ein Raum, in dem Kostbarkeiten,
Votivgaben, Messutensilien und liturgische Gewänder aufbewahrt werden.
Vielmehr ist sie ein Tresor des Glaubens. Hinter jedem Stück steht eine
persönliche Geschichte, ein Dank oder eine Bitte.

Oberhalb der Sakristei befindet sich die über eine Wendeltreppe und
eine schwere Eisentür mit dem Wappen von Maria Taferl zugängliche
Schatzkammer, der „Tresor des Glaubens" von Maria Taferl. Den wie die
Sakristei mit einer Stichkappentonne überwölbten Raum überzieht eine
farbenfrohe Freskenausstattung, die die Entstehungsgeschichte der
Wallfahrt Maria Taferl erzählt. Die Malereien wurden 1759 von Georg
Albert Punz vollendet und die einzelnen Darstellungen vor einen
goldgelben Hintergrund gesetzt, der mit gemaltem Akanthusstuck
geschmückt ist. Neben den Porträtmedaillons der beiden Hauptpersonen
Pachmann und Schinnagl und der Schilderung ihrer Taten sind u. a.
Darstellungen der Licht- und Engelserscheinungen, aber auch die
Einvernahme der Zeugen sowie Heils- und Wundertaten des Gnadenbildes
von Maria Taferl zu sehen.

In den Kästen aus dem Jahre 1665, die wie die Einrichtung der Sakristei
von Andreas Porrer stammen, sind eine Vielzahl an Votivgaben und
Geschenken, Messutensilien und Gewändern ausgestellt, die einen
Eindruck von der Verehrung des Gnadenbildes und der Blüte der Wallfahrt
Maria Taferl vermitteln. Hinter jeder dieser teils wertvollen Gaben
steckt ein sehr persönliches Anliegen, eine Bitte oder ein Dank der
Pilger an die Gottesmutter.

Ein herrlicher in buntem, volkstümlichem Barock ausgemalter Raum mit
Fresken, die die Entstehung von Maria Taferl zeigen und an den Wänden
Heilungen und Rettungen darstellen. Kerzen mit religiösen Motiven in der „Schatzkammer“ über der Sakristei.

Bemerkenswert sind u. a. das Messgewand,
mit dem 1660 der Überlieferung nach der erste Gottesdienst unter der
Eiche gefeiert wurde und ein Pluviale (Vespermantel) aus Moiré, das mit
Silberstickereien aus dem Brautkleid der Kaiserin Elisabeth (Sissi)
verziert wurde. Mit der Sonderausstellung „Die Votivgaben und Geschenke
des Kaiserhauses" wurde die Schatzkammer nach ihrer Restaurierung am
11. April 2008 wieder eröffnet. Wechselnde Ausstellungen zu
unterschiedlichen Themenbereichen sollen die Vielfalt der Votivgaben
für den Besucher in Zukunft erlebbar machen.

Schatzkammern sind Tresore und Orte zur Aufbewahrung von Kostbarkeiten.
Die Schatzkammer einer Wallfahrtskirche ist aber nicht nur ein Ort zur
Aufbewahrung von Kostbarkeiten, sondern auch ein „Tresor des Glaubens".
Nicht die materielle, künstlerische oder historische Qualität der hier
ausgestellten Gaben bestimmen ihren Wert, sondern die hinter ihnen
stehenden Intentionen. Hinter jeder dieser Votivgaben steht ein höchst
persönliches Anliegen oder Motiv. Mit diesen in vieler Hinsicht
wertvollen Ausstellungsstücken sollte keinesfalls der Anschein erweckt
werden irdische Reichtümer anzuhäufen. Vielmehr soll durch das
Aufbewahren und Ausstellen das Maß an tiefgläubiger Verehrung und
Hingabe an die Gottesmutter bewusst gemacht werden.

MONSTRANZ 1693
70 cm hoch, Silber zum Teil getrieben, vergoldet, reich mit
Edelsteinen, Silberfiligranarbeit und Emailbildern besetzt.
Meisterstempel: Mair Michael / Beschauzeichen: Augsburg
Die vier Emailbilder am Fuß der Monstranz zeigen die Darstellungen:
JESUS AM ÖLBERG (hinten), DIE KREUZIGUNG (rechts), DAS LETZTE ABENDMAHL (vorne), DIE AUFERSTEHUNG (links)
Am 29. September 1693 besuchte Leopold I. Maria Taferl und spendete diese Monstranz.
Leopold I. (Großvater von Kaiserin Maria Theresia)
Geboren am 9. Juni 1640 in Wien
Gestorben am 5. Mai 1705 in Wien
Zweiter Sohn von Kaiser Ferdinand III. und der spanischen Infantin Maria Anna.
1658 bis 1705 Kaiser des heiligen römischen Reiches, sowie König von Ungarn, Böhmen, Kroatien und Slawonien.

Pfarrkirche Maria Taferl - Der „Österreichische Myrrhenberg"
Die Wallfahrt auf dem „Taferlberg" geht auf eine Tradition von
Bittprozessionen zurück, die seit dem späten 16. Jahrhundert zu einer
Tafel mit der Darstellung des Gekreuzigten führten. Diese war an einer
Eiche in der Nähe einer vermutlich vorchristlichen Steinplatte
angebracht. Zur Zeit des 30-jährigen Krieges wurde von wundersamen
Begebenheiten berichtet: 1633 und 1642, als das Holzkreuz durch ein
Vesperbild ersetzt wurde, geschahen wundersame Heilungen,
Gebetserhörungen sowie Licht- und Engelserscheinungen. Dies führte zu
einem gewaltigen Aufschwung der Wallfahrt.
Im Jahr 1660 wurde der Kirchenbau genehmigt, den Jakob Prandtauer 1771
abschloss. Der Bologneser Antonio Beduzzi entwarf das Programm der
Deckenfresken mit Szenen aus dem Leben Mariens und des hl. Josef sowie
aus der Wallfahrtslegende. Joseph Matthias Götz konzipierte den
Hochaltar als „Theatrum sacrum" mit dem integrierten silbernen
Gnadenaltar, der die Gnadenstatue enthält. Die beiden großen

Blick ins Waldviertel

LANDESEHRENMAL
GEWIDMET VOM ÖSTERR. KAMERADSCHAFTSBUND LANDESVERBAND FÜR NIEDERÖSTERREICH 1963

Blick vom Kirchenvorplatz Richtung Donau

Der frühbarocke Kirchenbau mit kreuzförmigen Grundriss und
Doppelturmfassade ist mit dem Blick zum Chor nach Norden ausgerichtet.
Der Bau wurde vermutlich nach einem Modell des Baumeisters Georg
Silbernagel unter der Bauleitung des niederösterreichischen Hof- und
Landschaftsbaumeisters Georg Gerstenbrandt († 1667 oder 1668) begonnen.
Zwischen 1671 und 1673 hatte der Italiener Carlo Lurago die Bauleitung
inne, der um diese Zeit auch mit der Erneuerung des Passauer Doms
beschäftigt war. Mit der Fertigstellung des Baus beauftragte man 1707
Jakob Prandtauer, der bis 1711 die von außen nicht sichtbare, zunächst
in Holz ausgeführte Kuppel über der Vierung durch eine aus Stein
ersetzte.

Das hohe Langhaus unter gekreuzten Satteldächern hat im Süden die
Portalfassade mit Doppelpilastergliederung und über dem Gesimse einen
geschweiften Blendgiebel mit einer Uhr. Die Portalfassade wird von zwei
leicht zurückspringenden Fassadentürmen flankiert. Das Hauptportal ist
mit 1694 und 1947 bezeichnet und hat im gesprengten Giebel ein
Rechteckfenster mit Segmentbogenbekrönung, eine reliefierte
Steinbalustrade und einen schmiedeeisernen Fensterkorb. An den
Längsseiten der Kirche sind hohe Segmentbogenfenster zwischen
Pilastern. Die Stirnseiten des Querhauses haben Lunettenfenster. Der
östliche Turm wurde 1687 erbaut, der westliche 1697. Durch das
umlaufende Gesimse der Kirche werden auch die Türme unterteilt. Die
Türme haben eine Doppelpilastergliederung, Segmentbogenfenster mit
Keilsteinen und Schallfenster mit reliefierten Balustraden und
Zwiebelhelmen. Die zweigeschoßige Sakristei im Norden wurde 1661 erbaut
und ist damit der älteste Bauteil der Kirche. Sie ist niedriger als das
Langhaus und hat Rechteckfenster mit Steckgitter und
Silhouettenpilaster. Im Keller befindet sich eine Krypta.

Die Pfarrkirche steht in weithin sichtbarer Höhenlage auf einer
Terrasse über dem Donautal. Der in Maria Taferl mit einigen Stufen
etwas tiefer liegende Kirchenvorplatz hat Wallfahrtsstände in der
Tradition des 19. Jahrhunderts.



Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag,
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