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Entdecken Sie die Geschichte der Stadt Baden rund um die Sammlung aus den Beständen des Badener Arztes, Schriftstellers, Naturforschers und Kunstfreundes Anton Rollett. Groß und Klein finden hier ihr Lieblingsstück: eine echte Mumie, Fundstücke aus der Römerzeit, ein Stadtmodell um 1550, Kunstwerke der Biedermeierzeit sowie Anekdotisches zur Kur.
Das Rollettmuseum – Niederösterreichs ältestes Museum
Der Grundstock der Sammlung geht auf Anton Franz Rollett zurück
(1778-1842). Der Badener Arzt richtete ein privates Museum ein, das
Naturalien genauso wie Antiquitäten, Handarbeiten und technologische
Produkte umfasste. Die älteste Eintragung in seinem Gästebuch stammt
aus dem Jahr 1810. 1867 schenkte die Familie Rollett die Bestände der
Stadt, die sie 1876 mit dem alten Stadtarchiv vereinigte. Hermann
Rollett (1819-1904), ein Sohn des Museumsgründers, wurde als Leiter
dieser „Städtischen Sammlungen“ bestellt. Er machte sich als Dichter,
Wissenschaftler und Lokalhistoriker einen Namen und erweiterte die
Sammlung wesentlich.
Auch das heutige Museumsgebäude hat seine eigene Geschichte. 1903-1904
als Rathaus der Gemeinde Weikersdorf errichtet, verlor es bei der
Zusammenlegung mit der Stadt Baden im Jahr 1912 seine Funktion und
wurde schließlich der Unterbringung der Städtischen Sammlungen gewidmet.
Dr. Gall's Schädelsammlung
Franz Joseph Gall, geb. 1758 in Tiefenbronn im Schwarzwald, studierte
in Straßburg und Wien Medizin und betätigte sich nach seiner Promotion
(1785) als praktischer Arzt und Forscher. Sein Spezialgebiet war die
damals brandaktuelle Gehirnanatomie. Sein bleibendes Verdienst ist die
Entdeckung der sog. „Lokalisation", d.h., daß die verschiedenen
Gehirnpartien jeweils verschiedene Funktionen ausüben. Von dieser
Erkenntnis leitete er dann die heute eher kurios anmutende Schädellehre
oder Phrenologie ab. Besonders ausgeprägte oder unterentwickelte
Gehirnpartien so meinte Gall - sind an der Schädeldecke als Buckel oder
Vertiefung erkennbar. Als Studienmaterial zur Untermauerung dieser
These besorgte er sich ab 1796 Lebend- und Totenmasken von allem, was
in Wien Rang und Namen hatte, aber auch die Schädel von Selbstmördern,
hingerichteten Verbrechern, Leuten, die im Narrenturm gestorben waren
u.v.a. Heute wissen wir, daß Galls Methode ein Irrweg war - schon
damals stieß seine Lehre auf geteilte Meinungen. Eines Tages stand z.B.
auf Galls Hörsaaltür:
Hier lehrt ein leerer Schädel leere Schädel Schädellehre!
Andererseits aber gab es begeisterte Zustimmung selbst Goethe war von der Schädellehre sehr angetan.
1802 beendete Kaiser Franz die Diskussion in Österreich durch ein
Lehrverbot. Es folgten einige Wanderjahre durch Deutschland und die
Niederlande, wobei Gall versuchte, seine Lehre im Sinn einer
aufgeklärten Humanität auch praktisch anzuwenden: Da Verbrechen
vielfach in krankhaften Veranlagungen des Gehirns begründet seien,
müsse man heilen statt strafen! Ein überraschend moderner Ansatz, und
es gelang dem rührigen Doktor tatsächlich, einige Zuchthäuser in diesem
Sinn zu reformieren.
1807 ließ sich Gall in Paris nieder, wo ihm bis zu seinem Tod im Jahr
1828 ein kontroversielles, aber persönlich erfolgreiches Wirken
beschieden war. Da die Schädel- und Büstensammlung zu umfangreich für
einen Transport war, mußte sie in Wien zurückblei ben
Gall baute sich in Paris eine neue, größere auf, die heute in den
Depots des „Musée de l'homme" verwahrt ist. Die Wiener Bestände wurden
mit Einverständnis Galls 1825 dem Badener Arzt Anton Rollett, der ein
eifriger Anhänger der Phrenologie war, für sein Museum übergeben.
Im Laufe der Jahre wurde die Sammlung um wichtige Stücke vermehrt,
sodaß sie heute 119 Büsten, 78 Schädel und eine Basis, 25 Masken und 20
Wachsmodelle von Menschen- und Tiergehirnen umfaßt. Darunter befinden
sich so seltene Stücke wie die einzige sicher echte Lebendmaske
Napoleons I., eine Totenmaske desselben, ferner Totenmasken des Herzogs
von Reichstadt, der einige Stunden lang Napoleon II. hieß, des 1914
ermordeten Thronfolgerehepaares Franz Ferdinand und Sophie, Gipsabgüsse
der Schädeldecke Ferdinand Raimunds, eine Büste des Wiener Mohren
Angelo Soliman, ein Wachsabguß der Hand der französischen Königin Marie
Antoinette und last, not least der Schädel des Museumsgründers Anton
Rollett!
Die Gall’sche Schädelsammlung. Die Schädel- und Büstensammlung des
Rollettmuseums beherbergt die Überreste der Forschungen des Arztes
Franz Joseph Gall (1758-1828). Durch eine Fehldeutung erlangte seine
Lehre über das Gehirn fragwürdigen Ruhm, er selbst wurde zum gefeierten
Popstar. Der Hype ging so weit, dass europäische Zeitungen nach seinen
Vorträgen von regelrechten „Schädelepidemien“ berichteten. Später wurde
die morbide Sammlung durch Anton Rollett um eine Kollektion von
Körperabdrücken erweitert, darunter eine Lebendmaske Napoleon
Bonapartes. Was es sonst zu sehen gibt: über 200 Totenköpfe und Büsten,
Wachsnachbildungen menschlicher und tierischer Gehirne in
Originalgröße, Ferdinand Raimunds abgegossene Schädeldecke, eine Replik
von Marie Antoinettes Hand, einen Eisbärschädel.
Muskelmensch („Bogenspanner"), fecit Anton Brenek, 1879
Apotheken-Krokodil, ca. 1890 - Geschenk der Heiligengeist-Apotheke
Historische Präsentationstechnik: Auch im ältesten Rollettmuseum hing ein ausgestopftes Krokodil von der Decke!
Mumie eines 50-jähr. Mannes (Ptolemäerzeit – 3./1. Jh. v. Chr.), Fundort: Gizeh, Ankauf 1896 durch Georg Mautner v. Markhof
Sarkophag der Techi (18. Dynastie – 15. Jh. v. Chr.), Fundort: Gizeh, Ankauf 1896 durch Georg Mautner v. Markhof
Junger Uhu
Unfallopfer - tot auf der Straße aufgefunden. Von der Badener
Jägerschaft auf eigene Kosten präpariert und dem Rollettmuseum
gespendet.
Das Rollettkabinett. Die
„Wunderkammer“ des Badener Arztes Anton Rollett (1778-1842) gibt
Einblick in die exzessive Sammellust und den Wissensdurst des 19.
Jahrhunderts. Im Kleinen eröffnet sich eine ganze Welt wertvoller und
nicht minder kurioser Schätze: als Bücher getarnte Kästen mit von Anton
Rollett gesammelten und getrockneten Pflanzen, Schneckenkönige und
Apothekenkrokodile, eine altägyptische Mumie oder die von Zeitgenossen
als besonders „exotisch“ empfundenen Souvenirs der Weltreise des Josef
Frh. von Doblhoff.
Was es sonst zu sehen gibt: eine Reiseapotheke im Miniaturformat, eine
24-bändige „Sammlung weiblicher Handarbeiten“, eine altrömische
Amphore, Anton Rolletts Schreibtisch mit Geheimfach, eine Rose aus dem
Garten des Erzherzog Carl aus Rolletts Rosenherbarium.
Seit 1914 sind das Rollettmuseum und das Stadtarchiv Baden im
ehemaligen Rathaus der Gemeinde Weikersdorf untergebracht. 1903/1904
nach Plänen des Architekten Rudolf Krausz im Stil der deutschen
Renaissance errichtet, verlor es 1912 seine ursprüngliche Funktion,
weil Weikersdorf in die Stadt Baden eingemeindet wurde. Gerade
eröffnet, wurde das Rollettmuseum mit Beginn des 1. Weltkriegs zum
Lebensmittelmagazin und blieb 12 Jahre lang geschlossen. 1926 unter dem
Kustos Dr. Walter Hermann wiedereröffnet, wurde es während des 2.
Weltkriegs erneut geschlossen, während der Besatzungszeit diente der
Keller als Schlachthaus.
1957 wurde das Museum in neuer Einrichtung wiedereröffnet. Reg. Rat
Alfred Frühwald bemühte sich als ehrenamtlicher Leiter um eine Sichtung
und Inventarisierung der Bestände, mit 1995 wurde Dr. Rudolf Maurer als
hauptamtlicher Leiter der Städtischen Sammlungen Rollettmuseum /
Stadtarchiv bestellt. Neben der Neuaufstellung der Sammlungen hat er
mit der Publikationsreihe der Katalogblätter unzählige
wissenschaftliche Arbeiten über Baden verfasst.
Mit der Übernahme durch Dr. Ulrike Scholda 2015 wurden das
Rollettmuseum und das Stadtarchiv Baden in die Abteilung Museen der
Stadt Baden eingegliedert. So werden heute vom Weikersdorfer Platz aus
auch das Beethovenhaus Baden, das Kaiserhaus am Hauptplatz und das
Puppen- und Spielzeugmuseum Baden in der Attems-Villa betreut und
Synergien gefördert.
Frühe Geschichte – Jungsteinzeit, Metallzeiten, römisches Baden
Alte Bekannte. Ein funktionaler Hammer, ein zarter Kupferhalsreif oder
der vertraut wirkende Klang einer Knochenflöte – die
jungsteinzeitlichen Fundstücke aus Badens frühester Besiedelungszeit
vor etwa 5000 Jahren vermögen zu erklären, warum uralte Geschichte
Menschen heute noch fasziniert: weil wir uns in ihr wiederfinden, wenn
wir einen genaueren Blick wagen.
Was es sonst zu sehen gibt: die modischen Gefäße der
jungsteinzeitlichen „Badener Kultur“, steinerne Waffen und Werkzeuge,
Wildkatzen, Webgewichte aus der Hallstattzeit, eine römische
Fußbodenheizung, den polychromen Grabstein eines römischen Legionärs,
Keramiken aus Gallien.
Mittelalter - Burgen, Mauern und Schlupflöcher. 1480 erhob Kaiser
Friedrich III Baden vom Dorf zur Stadt. Damit ging die Berechtigung zum
Bau einer Stadtmauer einher, deren sechs Tore nachts aus
Sicherheitsgründen verschlossen wurden. Die meisten Heurigenbetriebe
waren außerhalb der Mauer angesiedelt. Damit die Badener*innen trotzdem
weiterhin dem Weingenuss frönen konnten, wurde kurzerhand ein
zusätzliches, geheimes Tor eingebaut, das seinem Namen alle Ehre
machte: das berühmte Lumpentürl. Ein gläserner „Schnapshund“ lässt
vermuten, dass der Alkoholkonsum bereits in Zeiten der großen
Ritterburgen eine nicht unbedeutende Rolle gespielt haben muss –
lediglich zum Aufwärmen an kalten Wintertagen, versteht sich. Die
beheizte Kemenate durfte schließlich nur von Frauen und Kindern benutzt
werden…
Was es sonst zu sehen gibt: das hölzerne Stadtmodell von 1900,
steinerne Kanonenkugeln, Skelettfunde aus dem Massengrab in der
Erzherzogin Isabelle-Straße, Wappen und Siegel, die Feuerfahne des
Badener Turmwächters, ein Modell der Höhenburg Rauheneck.
Grab 74: Der 45-55 jährige Mann asiatischer Abstammung dürfte zur
Führungsschicht gehört haben, denn er wurde mit seiner Lanze und seinem
Messer beigesetzt. Als Wegzehrung für die Reise ins Jenseits enthielt
er Teile eines Huhnes. Der Gürtelschnalle haften noch Gewebereste an.
Modell der Stadt Baden (angefertigt ca. 1900), Bauzustand der Stadt ca. 1550
Stationen der Geschichte Badens - Schwierige Zeiten. Dass eine
Stadterhebung nicht nur Vorteile mit sich brachte, sondern auch
Angriffsfläche bot, zeigen Dokumente und Artefakte diverser Kriege,
Seuchen und Brände, mit denen Baden zwischen 1500 und 1800 zu kämpfen
hatte. Grob gesprochen hatte jede Generation mindestens einmal alles
verloren. Dem letzten großflächigen Feuer von 1812 „verdankt“ die
Innenstadt übrigens ihr gleichförmig biedermeierliches Aussehen… Beim
Ausstellungsraum handelt es sich um den ehemaligen Sitzungssaal des
Rathauses der Gemeinde Weikersdorf, ab 1912 Stadtteil von Baden.
Was es sonst zu sehen gibt: die Stadterhebungsurkunde von Kaiser
Friedrich III (Replik), manipulierbare Pfennige, eine alte Semmel aus
napoleonischer Zeit, Hellebarden, die einzig erhaltene Lebendbüste
Wolfgang Amadeus Mozarts.
UHRWERK vom Turm des 1897 demolierten Schlosses Gutenbrunn
Das Werk besitzt eine Ankerhemmung, Sekundenpendel, Viertelstunden- und Stundenschlag
Nach 100jährigem Dornröschenschlaf wurde das schmiedeeiserne Kunstwerk
in den Werkstätten des Stadtmuseums von Traiskirchen restauriert und am
20.2.1998 um 18 Uhr wieder in Gang gesetzt.
Schützenscheibe zum 100jährigen Gedenken des Türkenjahres 1683
Quellen und Bäder – der Kurort Baden - Gesundheitscheck anno dazumal.
Fuhr man im 19. Jahrhundert auf Kur, unterzog man sich naturgemäß einer
ärztlichen Untersuchung. Die Angabe des eigenen Körpergewichts muss
schon damals als schamvolle Angelegenheit wahrgenommen worden sein.
Wieso sonst hätte man eine Waage mit spiegelverkehrtem Ziffernblatt –
sozusagen „mit eingebautem Datenschutz“ – erfunden? Zugleich brachte
der Kurbetrieb aber auch Apparaturen zur Förderung eines positiven
Körperbewusstseins hervor, etwa eine Unterwasser-Version des heutigen
Hometrainers…
Was es sonst zu sehen gibt: Pläne und Grafiken der Badener Quellen und
Thermen, einen historischen Rollstuhl, Arzneimittel vergangener
Epochen, das für Kaiserin Maria Theresia zu „obszöne“ Stadtwappen.
Weinbau - Beim Heurigen. Der Wein hatte schon immer große Bedeutung in
Baden. Dieser kleine Raum geht auf eine Schenkung von Frau Magda Riedl
(1996) zurück und gibt eine umfassende Dokumentation des Lebens der
Großeltern- und Urgroßelterngeneration der Badener Winzer. Keine
archäologische Sensation, doch ein berührender Einblick in das Leben
unserer Vorfahren.
Was es sonst zu sehen gibt: ein keltisches Rebmesser aus Eisen und die
„älteste Weingartenjause Badens“, ein in den Weingärten
wiederentdecktes Geschirr, an die 400 Jahre alt.
Hygieia (röm.-griech. Göttin der Gesundheit)
Relief von Josef Klieber (1773 - 1850) bis 1879 an der Landschaftsapotheke angebracht
Biedermeier - Reich & Schön. Zur Regierungszeit Kaiser Franz I.
florierte die Badener Sommerfrische. Es galt, zu sehen und gesehen zu
werden. Pläne prachtvoll ausgebauter Parks und Gärten, Gemälde von
Frauen in üppigen Kleidern nach der neusten Mode und allerhand
kunstvoll-kitschiger Nippes zeugen noch heute von der biedermeierlichen
Dekadenz der wohlhabenden Schichten des beginnenden 19. Jahrhunderts.
Was es sonst zu sehen gibt: ein Diorama des Schlosses Weilburg, Anton
Rolletts überdimensionalen Insektenkasten, ein verspieltes Nagel-Set
aus Perlmutt, Porzellan-Souvenirs mit Badener Motiven, einen
multifunktionalen Bügeltisch.
Biedermeier-Portaluhr mit Darstellung der Weilburg, um 1825 Holz, Alabaster, Perlmutt
Biedermeier-Säulenuhr, Holz, Alabaster, Messing, Perlmutt 1820/1830
Küchensessel – Bügelbrett
Holzsessel mit Lade unter der Sitzfläche und ausklappbarem Fußschemel.
Die Lehne kann als Bügelbrett über die Sitzfläche vorgeklappt werden
und hat eine mit Scharnier versehene Stütze, die dann auf dem Schemel
einrastet: Platzsparende Lösung für kleine Arbeitsräume! Nach Spuren
von Schraubzwingen von A. Rollett als Arbeitstisch verwendet.
Gesellschaft im Wandel. Baden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
Vom Rauchen und Spucken und … – der Operette. Mit dem Wandel von einem
adeligen zu einem zunehmend bürgerlichen Kurpublikum, veränderte sich
auch die kulturelle und industrielle Landschaft Badens:
Weichselplantagen zur Anfertigung von Pfeifen wurden angelegt, der
Bahnhof ausgebaut und sogar eine Automobilfabrik betrieben. Operette
und Walzer feierten ihre Blüte. Man munkelt gar, eines der
Erfolgsgeheimnisse der neu errichteten Sommerarena sei das aufgehobene
Rauchverbot gewesen – offenbar ein Anreiz für viele Männer, ihre
Gattinnen zum Theaterabend zu begleiten… Der Tabak wurde übrigens nicht
nur geraucht, sondern auch gekaut. Ein historischer Spucknapf zeugt
heute noch von dieser eigentümlichen Körpertechnik.
Was es sonst zu sehen gibt: die Bajonette und Säbel der kaisertreuen
Nationalgarde, ein Modell des Schlosses Gutenbrunn, Notenblätter
berühmter Badener Kompositionen.
Ludwig Hoffmeister, ca. 1830, Café Scheiner, Weilburgstraße, Ölgemälde
Der Herr segne Franz I. für die beschützende Huld.
Schloss Weilburg
Das Modell im Maßstab 1:100 wurde 2015 für die Ausstellung im
Kaiserhaus „Schloss Weilburg in Baden, Symbol einer Liebe" nach dem
Entwurf von Arch. Dipl.-Ing. Paulus Ramstorfer von Modellbau Harry
Schmidt angefertigt.
CHRONOLOGIE November 1918
Oktober 1918 Die spanische
Grippe erreichte in Baden im Oktober 1918 ihren Höhepunkt. Nach den
Matriken der Badener Pfarren fielen der Krankheit im Oktober 1918
insgesamt 44 Personen zum Opfer, während zuvor im September nur eine
und im November noch 8 Personen starben.
16. Oktober 1918 An meine Völker - Manifest Kaiser Karls I.
21. Oktober 1918 Provisorische Nationalversammlung der deutschen Abgeordneten in Wien.
27. Oktober 1918 Aufkündigung des militärischen Bündnisses mit dem Deutschen Reich
31. Oktober 1918 Die ungarische Reichshälfte erklärt den Ausgleich von 1867 für erloschen.
1. November 1918 10.00 Uhr
vormittags: Außerordentliche Gemeinderatssitzung: Bürgermeister Dr.
Trenner verkündet, dass das Armeeoberkommando der Stadt Baden eine
große Anzahl von Lebensmitteln zur Verfügung stellt. Die Vorarbeiten
zur Schaffung einer Nationalgarde sind sofort vorzunehmen. Das
Armeeoberkommando hat sich bereit erklärt, eine entsprechende Anzahl
von Waffen beizustellen.
2. November 1918 Im k.k. Kriegsspital (Barackenlager in der Vöslauerstraße) verlassen Soldaten eigenmächtig ihre Räume.
3. November 1918
Waffenstillstand von Villa Giusti bei Padua zwischen Österreich-Ungarn
und der Entente bzw. Italien. Kaiser Karl legt den militärischen
Oberbefehl nieder. In Baden leerte sich das Hauptquartier, die
Passvorschriften waren bereits aufgegeben. Mit Kisten und Koffern
drängten sich Soldaten an den Schaltern. Die Züge waren voll, selbst
auf der Lokomotive und den Waggondächern saßen massenhaft Soldaten.
4. November 1918 Plünderungen
in Bad Vöslau der dortigen AOK Lager. Bürgermeister Trenner verkündet
im Kurhaus den Abschluss des Waffenstillstandes. Das AOK übergibt
Waffen an die Volkswehr in Baden.
5. November 1918 09.15 Uhr: Konstituierung des Wohlfahrtsausschusses des politischen Bezirks Baden.
Letzte Lebensmittelspende des AOK an die Stadt Baden: 78 Schafe, 49
Schweine, 28 Ferkel, 19 Milchkühe, 1 Kalb, 7 Ochsen,... Plünderungen
und Beschlagnahmungen
6. November 1918 Menschenmassen
und Krawalle am Hauptplatz und vor dem Rathaus, Plünderungen von
Geschäften. Demobilisierung der Land- und Luftstreitkräfte.
7. November 1918 Die Stadtgemeinde Baden beschlagnahmt Naturalien und Lebensmittel des AOK, soweit sie nicht schon verschleppt wurden.
8. November 1918 Die Schuh- und Ledervorräte im Sauerhof werden durch Soldaten geplündert.
9. November 1918 Aufruf an die
Soldaten und Heimkehrer sich der Volkswehr in Baden anzuschließen.
Jeder Volkswehrmann erhält täglich 6 K und freie Verpflegung und wer
keine Unterkunft hatte, auch diese.
11. November 1918
Verzichtserklärung Kaiser Karls I. auf jeden Anteil an den
Staatsgeschäften. Neukonstituierung der Gemeindevertretungen: Den
Gemeinden des politischen Bezirkes Baden wird durch den
Wohlfahrtsausschuss nahegelegt, dass die politischen Parteien
(Großdeutsche Volkspartei, Christlichsoziale Partei,
Sozialdemokratische Arbeiterpartei) zu je einem Drittel in den neuen
Gemeinderäten vertreten sein sollten.
12. November 1918 Ausrufung der Republik Deutschösterreich
Ballett-Tänzerinnen, Franz Vogl (1861-1921)
Ereignisse bis 1955 - Geschichte in Bildern. Zwei Gemälde mit
Darstellungen der beiden Weltkriege bilden eine Klammer für die
prägenden Kriegsereignisse in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
1917 verlegte Kaiser Karl das Armeeoberkommando von Teschen nach Baden.
Die damit verbundene Hoffnung auf einen möglichen Friedensschluss
interpretierte der Maler Carl Probst, indem er Kaiser Karl und den
preußischen Kaiser Wilhelm II mit vertauschten Uniformen abbildete.
Das düstere Gemälde von 1945 lässt nur mehr wenig Spielraum für
Zuversicht: Rauch und Flammen steigen über Badens Gassen empor, der
Himmel ist bedrohlich rot verfärbt. Bis 1955 war Baden Teil der
sowjetischen Besatzungszone. Berührend und erschreckend, in der Vitrine
ist in einem Originalbrief von 1945 über das Kriegsende in Baden zu
lesen.
Was es sonst zu sehen gibt: ein „Doppelbildnis“ von Adolf Hitler und
Andreas Hofer, Artefakte der sowjetischen Besatzungsmacht, ein
Stereoskop mit 3-D-Fotografien um 1900, den Zustand des frühen
Strandbads und viele seltene Fotografien.
Das als Rollettmuseum bekannte Gebäude wurde, nach der am 8. August
1903 erfolgten Grundsteinlegung, am 6. April 1905 als Rathaus
(Amtshaus) der Gemeinde Weikersdorf eröffnet. Es wurde, nach einem 51
Einreichungen jurierenden Wettbewerb, von dem Architekten Rudolf Krausz
(1872–1928) in der Formensprache der deutschen Renaissance entworfen
und baulich ausgeführt von Stadtbaumeister Josef Schmidt (1847–1910).
Nachdem die damals unabhängige Gemeinde Weikersdorf im Jahr 1912 bei
Baden eingemeindet wurde, war das Gebäude zunächst funktionslos. Im
Jahre 1912 wurde mit einer Ausstellung die Nutzung als Museum begonnen.