Stadtmuseum St. Pölten

in Niederösterreich, Jänner 2023

Das Stadtmuseum St. Pölten ist das städtische Museum der niederösterreichischen Landeshauptstadt St. Pölten. Durch Werke von Ernst Stöhr über Charlotte Andri-Hampel bis Hans Ofner schweifen und den Jugendstil St. Pöltens im Stadtmuseum genießen. Interdisziplinäre Ausstellung DIGI DIC von IMA Institut für Medienarchäologie zum Thema digitale Diktatur mit dem Aufruf zur digitalen Selbstverteidigung.

 Stadtmuseum St. Pölten, Jänner 2023

August Bauer: Kaiser Franz Josef, Öl auf Leinwand, 1849
Das Bild des St. Pöltner Malers hing früher im Rathaus.

 Stadtmuseum St. Pölten, Jänner 2023

Kopf des Kaisers Hadrian
Titus Aelius Hadrianus, Regierungszeit: 117-138 wahrscheinlicher Gründer der Stadt Aelium Cetium (St. Pölten) Kopie (Gips) nach dem Marmororiginal im Kärntner Landesmuseum
Maria Saal, Zollfeld: gefunden im Bühnentheater der römischen Stadt Virunum um 125 n.Chr.

 Stadtmuseum St. Pölten, Jänner 2023

In der archäologischen Sammlung werden Funde aus der Ur- und Frühgeschichte im Raum St. Pölten und die römische Vergangenheit der damals Aelium Cetium genannten Stadt präsentiert. Einige Objekte werden mittels computergenerierter 3D-Modelle dargestellt.

Die stadtgeschichtlichen Epochen der heutigen Stadt werden in vielfältiger Weise dargestellt, Schwerpunkt bilden dabei die Verkehrsgeschichte und die Industriegeschichte. Baugeschichtlich werden besonders die Barockzeit und der Jugendstil hervorgehoben.

 Stadtmuseum St. Pölten, Jänner 2023

Rekonstruktion von Befunden aus dem Gräberfeld entlang der heutigen Linzer Straße
Fragment einer Grabstele
Bruchstück einer ursprünglich mindestens 1,5 m hohen Grabstele, die im 4. Jh. als Abdeckung eines Erdgrabes diente. Die Randbordüre war mit Efeuranken verziert. Erhalten sind Reste der im ursprünglich unteren Drittel der Stele angebrachten Grabinschrift mit mindestens 8 Zeilen und der Zapfen für die Verankerung in einem ausgehöhlten Basisblock. Nach der Inschrift - in Zeile 6 ist ein FILI(us), also Sohn, erwähnt handelt es sich um ein Familiengrab der in Zeile 5 genannten VINDI(i) oder VINDI(cii), beide Namensformen sind in der Provinz Noricum belegt. Am Schluss der Inschrift (unterhalb des eigentlichen Schriftfeldes) ist der Beginn einer Altersangabe erhalten: ANN(orum).
Europaplatz 7, Ausgrabung 2005, fortgeschrittenes 2. Jh. bis 1. Drittel 3. Jh. n.Chr.

Erdbestattung einer Frau
Lebensalter: ca. 30-35 Körperhöhe: 1,60 m
Neben starker Karies sind im Gebiss das Vorhandensein von nicht ersetzten Milchmahlzähnen und eine starke Verdrehung einiger Zähne auffällig. Ein Bruch des rechten Schlüsselbeins in der Jugend führte zu einer stark eingeschränkten Funktionalität des rechten Arms, der rechte Oberarmknochen (humerus) ist mit 295 mm um 5 mm kürzer als der linke, auch die rechte Elle (ulna) ist deutlich dünner als die linke. Die vom Armhandikap verursachten Bewegungsabläufe und die Körperhaltung führten zu einer Schädigung der Lendenwirbel, an denen sich knöcherne Fortsätze (Osteophyten) bildeten. Als Beigaben erhielt die Dame drei Glasgefäße, zwei Trinkschalen und ein bei der Bestattung an das rechte Auge gelehntes sog. Tränenfläschchen, sowie ein Tontöpfchen.
Europaplatz 7, Ausgrabung 2005: Grab 19, 2. Hälfte 4. Jh. n.Chr.

Brandgrab
Das Ensemble lokal erzeugter Keramik aus Oberfucha Ton ist typisch für Gräber in Cetium: Das kleine Töpfchen diente als Urne für den Leichenbrand, mindestens vier Teller, von denen drei gut erhalten sind, als Beigaben bzw. Behältnisse von mit dem Toten mitverbrannten Speisen.
Europaplatz 4, 2005/2006, Grab 29, spätes 2. Jh. bis Mitte 3. Jh. n.Chr.

 Stadtmuseum St. Pölten, Jänner 2023

Nachdem seit den 1880er Jahren Archivalien und Gegenstände von historischer Bedeutung systematisch gesichtet worden waren, wurde das Museum im Jahr 1909 im Rathaus eröffnet. Nach mehrmaligen Umzügen wurde es 1976 im dafür adaptierten Karmeliterhof als Stadtmuseum St. Pölten eingerichtet und seitdem mehrmals ausgebaut und erweitert.

 Stadtmuseum St. Pölten, Jänner 2023

Der Karmeliterhof wurde 1707 bis 1712 von Jakob Prandtauer als Karmelitinnenkloster erbaut. Nach Aufhebung des Klosters durch Kaiser Joseph II. diente es 1787 bis 1918 als Kaserne. Von 1964 bis 1985 wurde das Gebäude in mehreren Etappen revitalisiert und wird seither vom Magistrat der Stadt St. Pölten genutzt.

 Stadtmuseum St. Pölten, Jänner 2023

Balduin Hoyel: Die Stadt St. Pölten während der Bauernbelagerung 1597, Öl auf Leinwand, 1623
Stadtansicht von St. Pölten aus der Vogelperspektive mit der Bildunterschrift: „ware aigentsche conterfehung der Kayserliche virtlstadt St. Pölten in Österreich obb wiener wald sampt dero umliegenden wäldern schleßern dörfern wie sie Ao. 1597 von paure pelegert worde"

 Stadtmuseum St. Pölten, Jänner 2023

Josef Hickel: Kaiser Joseph II., Öl auf Leinwand

 Stadtmuseum St. Pölten, Jänner 2023

Schultafel: Die Tausendertafel, späte 1930-iger
Lehrmittelanstalt Graz, Stadtmuseum St. Pölten

 Stadtmuseum St. Pölten, Jänner 2023

ERNST STÖHR (1860-1917)
Als begabter Dichter, ausgezeichneter Musiker und stets nach Neuem strebender Maler ist es Ernst Stöhr, der das Gesamtkunstwerk der Secession in einer Person verkörpert, vielleicht ist er sogar einer der Pioniere des secessionistischen Konzepts "Gesamtkunstwerk". Gemein ist seinen Bildern ihr symbolischer Gehalt, der Ernst Stöhr zu einem Hauptvertreter des österreichischen Symbolismus werden lässt. Als Nachkomme eines Instrumentenmachers wird er am 1. November 1860 im Haus Rathausgasse 2 in St. Pölten als vierter von fünf Söhnen geboren. Die Begabung und Begeisterung für Musik erbt er von seinem Vater Karl, einem Geigenbauer.
Nachdem Stöhr die Realschule in St. Pölten absolviert hat, steht er vor der Entscheidung, welches seiner vielen Talente Dichtung, Musik oder Malerei er beruflich verwerten soll. Er entscheidet sich für die bildende Kunst und nimmt 1877 das Studium der Malerei an der Kunstgewerbeschule in Wien auf. Dort findet er jedoch keine Anregung für seine Kunst, sondern fühlt sich durch das strenge Kopieren von Vorlagen in seinem Schaffensdrang beschnitten, weshalb er bereits 1879 diese Ausbildung vorzeitig beendet. Er schreibt sich auf der Akademie der bildenden Künste ein, beendet aber auch diese Ausbildung nicht.

1895 erregt Ernst Stöhr durch die Organisation der Hörmann-Ausstellung großes Aufsehen.
Als 1897 die "Jungen" unter ihnen Gustav Klimt, Koloman Moser und Carl Moll aus der Genossenschaft austreten und die "Vereinigung Bildender Künstler" gründen, befindet sich Ernst Stöhr unter den 19 Gründungsmitgliedern. Einige seiner Texte werden in der Zeitschrift "Ver Sacrum" abgedruckt. Darüber hinaus schafft Stöhr für "Ver Sacrum" viele Zeichnungen in Verbindung mit Texten, 1899 hat die Secession bereits 60 Mitglieder, und umso größer ist die Ehre, daß das 12. Heft von "Ver Sacrum" ausschließlich Ernst Stöhr gewidmet und von ihm alleine gestaltet ist. Die Rastlosigkeit und der Arbeitseinsatz Stöhrs strapazieren seine ohnehin schwache Gesundheit, er verfällt in Depressionszustände und muss schließlich Hilfe in Nervenheilanstalten suchen. Seine Cousine Fritzi Tirmann wird für viele Jahre zu seinem rettenden Engel und St. Johann am Wocheiner See zum Ruhepunkt. Sie heiratet Stöhr, er kann bei ihr Kraft sammeln und sich ganz auf seine Malerei konzentrieren. Er beginnt mit dem Bau seines eigenen Ateliers direkt am Wocheiner See in einiger Entfernung vom Hotel seiner Frau und richtet es so ein, dass er völlig autonom leben kann. Die Ateliermöbel entwirft Josef Hoffmann. Von seiner neuen Bleibe aus unternimmt er Wanderungen durch die Wocheiner Landschaft, und es entstehen poetische Winterbilder, Nachtszenen unter Mond- und Sternenhimmel, und es hat den Anschein, als habe er seine lang ersehnte Ruhe gefunden.

Stöhrs nervlicher Zustand verschlechtert sich durch den Kriegsbeginn. Durch die Kriegserklärung Italiens im Mai 1915 fällt Stöhr in eine schwere Depression. Am 17. Juni 1917 spielt er das von ihm 1912 für sich selbst komponierte Grablied und wird am folgenden Tag erhängt in der Küche seines Elternhauses aufgefunden. Eine Sonderstellung im Schaffen Stöhrs nehmen seine Bilder in einem schweren, dumpfen Blauton der Farbe des Symbolismus und der Melancholie ein. Im Jahr 1941 schließt die völlig verarmte Witwe Friederike Stöhr mit dem Stadtmuseum St. Pölten einen Leibrentenvertrag, wodurch seiner Heimatstadt, die ihm so viel bedeutet hat, ein Großteil seines Schaffens erhalten bleibt.

Selbstporträt, um 1917 Öl auf Leinwand
Die Arbeit entstand in Stöhrs Atelier in St.Johann am Wocheiner See (Slowenien)

Die Sklavin, 1911 Öl auf Leinwand

 Stadtmuseum St. Pölten, Jänner 2023

Hans Ofner: Tisch und Stuhl aus dem Damenschlafzimmer der Villa Schießl, 1910
Eschenholz mit vergoldeten Wellenstäben, Ausführung: Fa. Siegmund Oppenheim, Wien

Bertold Löffler: Metallarbeit für das Hotel Kaiserin von Österreich, 1914
Mehrfach arbeitete der Wiener Jugendstilkünstler mit dem St. Pöltner Architekten Rudolf Frass zusammen, der das Hotel in der Kremser Gasse entworfen hatte.

 Stadtmuseum St. Pölten, Jänner 2023

JUGEND.STIL in St. Pölten
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Kunst in ganz Europa von einer Erneuerungsbewegung erfasst, die unter dem Begriff "Jugendstil" zu allgemeiner Bekanntheit gelangte und die auch in St. Pölten große Auswirkungen zeigte. Mit einem Paukenschlag führte sich der Jugendstil in der Stadt ein. Kein geringerer als der Erbauer der Wiener Secession, Joseph Maria Olbrich, errichtete 1899 in der Kremsergasse ein Wohnhaus für den Arzt Dr. Hermann Stöhr, das den neuen Stil mit großer Radikalität verkörperte. Der skulptural empfundene Baukörper, der sich über dem Erdgeschoß mächtig vorwölbt, wurde mit floralem Stuck und Metalldekor sowie mit färbigen Glasfenstern versehen. Während die Aufgeschlossenen den Bau enthusiastisch begrüßten, erfanden die Konservativen das Spottwort vom "Haus der chinesischen Gesandtschaft". Manche der jungen Architekten, die eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit dem neuen Stil suchten, absolvierten ihr Studium bei Otto Wagner an der Wiener Akademie. Neben Rudolf Wondracek jun. ist hier vor allem Rudolf Frass zu nennen, dessen 1902 errichtetes "Marienheim" ein frühes Meisterwerk des damals erst 22-jährigen Architekten darstellt. Für das Auftreten Olbrichs in der Stadt war der Maler Ernst Stöhr verantwortlich. Der 1860 in St. Pölten geborene Künstler hatte - als Mitbegründer der Wiener Secession - den Architekten an seinen Bruder vermittelt und selbst an der Gestaltung der Fassade mitgearbeitet.

Neben Stöhr war auch der um elf Jahre jüngere Ferdinand Andri in der Secession vertreten. Der Künstler erregte vor allem mit der Umsetzung bäuerlicher Themen großes Aufsehen. Um 1900 arbeitete Andri, zusammen mit seiner Frau, der Malerin Charlotte Andri-Hampel, häufig in St. Pölten, wo er seine Kindheit und Jugend verbracht hatte. Motive der Stadt und ihrer Umgebung fanden so Eingang in "Ver Sacrum", die Zeitschrift der Secession. Ein großer Teil der Nachlässe der genannten Künstler befindet sich im Stadtmuseum. Zu den Architekten und Malern gesellt sich auch ein Meister des Kunstgewerbes. Hans Ofner, ein Schüler Josef Hoffmannis, war vorrangig auf dem Gebiet der Innenraumgestaltung tätig, wofür sein Hauptwerk, die Ausstattung der Villa Godderidge in Viehofen eindrucksvolles Zeugnis ablegt. Durch diese Künstlerpersönlichkeiten wurde der Jugendstil bis heute prägend für das Erscheinungsbild der Stadt.

Ferdinand Andri: Sechs Groteskenköpfe, 1902, Lindenholz, vergoldet
Die Köpfe wurden in der 15. Ausstellung der Secession erstmals präsentiert und wurden auch auf der ersten Ausstellung der Wiener Werkstätte, die 1904 in Berlin stattfand, gezeigt.

 Stadtmuseum St. Pölten, Jänner 2023

Mit einem Paukenschlag wurde der Jugendstil in der Stadt eingeführt. Kein Geringerer als der Erbauer der Wiener Secession, Joseph Maria Olbrich, errichtete im Jahr 1899 in der Kremser Gasse 41 ein Wohnhaus für den Arzt Hermann Stöhr, das den neuen Stil mit Radikalität verkörperte. Der skulpturale Baukörper wölbt sich über dem Erdgeschoß vor und ist mit floralem Stuck, Metalldekor, farbigen Glasfenstern versehen. Während aufgeschlossene Stadtbewohner den Bau begrüßten, verspotteten die Gegner ihn als Haus der chinesischen Gesandtschaft.

Neben der Jugendstil-Architektur zeigt das Museum viele Kunstwerke von Charlotte Andri-Hampel, Ferdinand Andri, Ernst Stöhr, Hans Ofner und Joseph Maria Olbrich. Manche dieser Bilder wurden in den vergangenen Jahren in Ausstellungen in Wien, Salzburg, Mailand, Montreal, Paris und Den Haag präsentiert. Auf Schautafeln wird auf die Biographien der Künstler und Künstlerinnen eingegangen.

 Stadtmuseum St. Pölten, Jänner 2023

Wilhelm Frass: 2 Putti vom Wachauer Kachelofen St. Pölten, Schilling-Keramik, um 1920/30

 Stadtmuseum St. Pölten, Jänner 2023

Das Museum verteilt sich auf drei Geschoße:
 Im Erdgeschoß befindet sich das Foyer, die Archäologie und ein Stadtgeschichtlicher Rundgang.
 Im ersten Obergeschoß werden der Jugendstil in St. Pölten und Sonderausstellungen präsentiert.
 Im zweiten Obergeschoß befindet sich das NÖ Dokumentationszentrum für Moderne Kunst.

 Stadtmuseum St. Pölten, Jänner 2023

Aufruf zur digitalen Selbstverteidigung
Diese Welt bewegt sich in einer unglaublichen Geschwindigkeit auf eine absolute Monopolisierung der globalen digitalen Player zu. Ein Zustand den es in der Geschichte der Menschheit noch nie gegeben hat. Milliardenschwere Unternehmen in der Digitalwirtschaft treten eine Weltherrschaft an, die in China bereits mit einer monolithischen politischen Macht verknüpft ist. Das Gold - Daten. Das Resultat - die totale Kontrolle, eine von Algorithmen errechnete Bedürfnisschaffungsmaschinerie und der Verlust jeglicher Privatsphäre.

 Stadtmuseum St. Pölten, Jänner 2023

Siemens Wählscheibentelefon, Im Stadtmuseum bis 15.10.1998 in Betrieb, Stadtmuseum St. Pölten 1960

 Stadtmuseum St. Pölten, Jänner 2023

Laufbodenklappkamera COMPUR D.R.P. 258646, Plattenformat 9,5x15 cm, Friedrich Deckel GmbH, ab 1905

 Stadtmuseum St. Pölten, Jänner 2023