Theodor Kery WP 2/3, A-2491 Neufeld/L.
+43/2624/54014 - office@websteiner.com
Stift Geras liegt eingebettet in eine einzigartige Teich-, Wiesen- und Waldlandschaft. Besichtigen Sie die Prunkräume wie den Marmorsaal mit dem großen Deckenfresko von Paul Troger, Kaiserzimmer, Flurgalerie, Vedutensaal und Säulenhalle mit Sonderausstellungen.

„Ad omne opus bonum paratus" - „Zu jedem guten Werk bereit"
So lautet eine Aussage über die Prämonstratenser Chorherren. Sie
spiegelt sich in unserer Kommunität von Geras durchaus wider. Unser
wichtigster Dienst und unser grundlegendes Zeugnis ist durch die
Berufung zu einem Leben in Gemeinschaft nach den evangelischen Räten
und zum gemeinsamen Gotteslob im „Gotteshaus zu Geras" gegeben. Der Hl.
Augustinus (geb. 430), dessen Regel zu befolgen wir uns bemühen, fasst
das auf die Urkirche zurückführende Ideal unseres Lebens in die Worte:
„Das Ziel eures gemeinschaftlichen Lebens ist, einmütig im Haus zu
leben und ein Herz und eine Seele zu sein auf Gott hin." Der Hl.
Norbert von Xanten, der unseren Orden 1120 in Prémontré (vom
lateinischen praemonstratum) gründete, mahnt uns, „dass man ohne Regel
und ohne die Unterweisung der Väter die Gebote des Evangeliums und der
Apostel nicht gänzlich beobachten kann." Im Gegensatz zu den Augustiner
Chorherren und anderen Befolgern der Regel des Hl. Augustinus, ist
unser Orden, in Angleichung an die Zisterzienser, monastisch
gegliedert, das heißt: bei uns gibt es einen Abt, einen Prior und einen
Subprior.
Weitere Strukturen und Einrichtungen unserer Kommunitäten:
An der Seite des Abtes steht der Abtsrat, „Consilium", dessen 6
Mitglieder zu einer Hälfte vom Abt berufen, und zur anderen vom Kapitel
(die Gesamtheit aller feierlichen Professen eines Stiftes) gewählt
werden. In diesem Gremium fallen alle wichtigen, die Gemeinschaft
betreffenden Entscheidungen „in spiritualibus et in temoralibus",
sowohl in spiritueller als auch in materieller Hinsicht. Alle Professen
zusammen machen das Kapitel bzw. die Kanonie oder das Kanoniekapitel
aus. Ihm obliegt es nicht nur, unter dem Vorsitz des Generlabtes den
Abt zu wählen, dieses Kapitel kommt schließlich auch der
Vollversammlung einer nach außen hin als „Körperschaft öffentlichen
Rechts" deklarierten Gemeinschaft ganz besonderer Art gleich.
Die Stationen im Werdegang eines Chorherren sind:
Kennenlernen: Suche nach Lebensgestaltung, Besuche im Kloster
Kandidatur: zeitweises Mitleben und Kontakt halten
Noviziat: mit der Einkleidung beginnt die erste Zeit im Kloster (2 Jahre)
Klerikat: mit der einfachen Profess bindet sich der Novize an die Gemeinschaft für 3 Jahre (Studium, Berufsausbildung)
Profess: Mit der feirlichen Profess bindet sich der Chorherr an die
Gemeinschaft und wird ihr volles Mitglied (danach Priesterweihe und
Einsatz im Arbeitsbereich des Stiftes)
Unsere Mitbrüder stehen als Seelsorger zur Verfügung, und wir sind
stolz „pastores nati" genannt zu werden: Chorherren, deren gleichsam
angeborenes Anliegen die Sorge für das Heil der Menschen ist.

Feststiege
Dem aus Asparn an der Zaya stammenden kunst- und musikliebenden Abt
Nikolaus Zandt (geb. 1679), verdanken wir den prachtvollen Bau des
sogenannten Geraser Neugebäudes. Hier ließ er die repräsentative
Torhalle mit dem Südportal, das von Paul Troger freskierte Treppenhaus
(Fresken jedoch zerstört), den ebenfalls von Troger mit einem
Deckenfresko ausgestatten Marmorsaal (1738 signiert) sowie die
imposanten Gästezimmer bauen, die sowohl der Beherbergung hoher Gäste,
wie etwas Bischöfe, als auch der äbtlichen Repräsentation dienen
sollten. Mit dem Bau beauftragte Zandt den damals bereits
vielbeschäftigten und berühmten Joseph Munggenast (1680-1741), der
damit eines seiner reifen Hauptwerke ablieferte.
Der Bau des Geraser Neugebäudes erstreckte sich von 1736 bis 1740. Das
Aussehen des ehemaligen Stiegenhausfreskos „Triumph der Pallas Athene"
bzw. „Triumph von Weisheit und Mäßigung", welches Paul Troger zwischen
1737 und 1738 schuf, ist uns nur mehr aus einer Ölskizze des
Diözesanmuseums Brixen überliefert.
Da sich die Feststiege beim Eingang eng und hoch darstellt und die
einarmige Treppe zur Galerie erhebt, von wo aus nur mehr eine geringe
Höhe zum Plafond gegeben ist, berücksichtigte Troger diese
Nachsichtigkeit. Wasserschäden hatten im 19. Jahrhundert dieses
kostbare Fresko zerstört.
Auf der Südseite sehen wir als zentrales Gemälde eine Abbildung vom
vorletzten Prälaten der Abtei Klosterbruck, Abt Gregor Lamböck.
Darunter den allerersten Stiftsvorstand des Stiftes Geras, Probst
Mandevin. Unter seiner Leitung wurde der Bau der Stiftskirche
vollendet. Daneben sehen wir das Gemälde von Abt Paul I. Er wurde beim
Generalkapitel in Prémontré vom Ordensgeneral zum ersten Abt des
Stiftes Geras erhoben. An der linken Wandseite sehen wir Abt Hermann
Hohenheiser. Zwei Monate nach dessem Amtsantritt verwüstete ein
Unwetter die ganze Gegend. Der Hagel zerstörte nicht nur die gesamte
Ernte, auch wurden alle Fenster des Stiftes zerstört. An der rechten
Wandseite ist Abt Paul III Gratschmayr abgebildet. Unter seiner Führung
ließ er die Wände der Stiftskirche mit künstlichem Marmor bekleiden und
das Gewölbe mit Frekomalereien von Franz Zoller schmücken. Er ließ all
seine Aufmerksamkeit den umliegenden Pfarren zukommen, so dass sein
eigener Bereich - die Prälatur - sehr kurz kam. So nahm die Ausstattung
des Pauluszimmers fast seine ganze Amtszeit in Anspruch.

Der barocke Marmorsaal ist der
prunkvollste Raum dieses Stiftes. Errichtet wurde er im Zuge einer
Vergrößerung der Abtei in den Jahren 1736 bis 1740 vom Architekten
Joseph Munggenast. Das Hauptbild des Raumes ist das Fresko an der
Decke. Es stellt die ,Wunderbare Brotvermehrung' dar. Christus befindet
sich als Mittelfigur über dem westlichen Kamin des Raumes, wie er
gerade die Fische und die Brote segnet, die ihm ein kleiner Junge
bringt. Zeitgleich ist aber auch die Verteilung des vermehrten Brotes
auf dem ganzen Fresko dargestellt.
Paul Troger hat ein Jahr lang an diesem Fresko gearbeitet. Es ist hier
eine ganz menschliche und lebendige Szene Trogers zu finden. Wir finden
alte, kranke Leute, Junge, Kinder, ja sogar Tiere - Hunde -, sind zu
sehen, die etwas von der Brotvermehrung abbekommen. Es ist alles
luftig, hell und freundlich, und sehr plastisch. Wir finden die
spezielle Farbführung des Paul Troger - seine Lieblingsfarbe war ein
bestimmtes Blau, und Gerüchten zufolge hat er Lapislazuli ganz fein
zerrieben, um ein besonders prachtvolles Blau herzustellen.
Dieses Fresko - und das ist erstaunlich - wurde bis heute noch nie
renoviert. Die leuchtenden Farben sind noch immer die Originalfarben
aus dem Jahr 1738.

Weil Paul Troger einen Großteil dieses Freskos selbst gestaltet hat,
und er auch mit der Arbeit seiner Gehilfen zufrieden war, hat er dieses
Kunstwerk signiert. Auf dem Fresko sehen können Sie die unscheinbar
wirkende Unterschrift auf der Seite der Eingangstüre, und von hier aus
auf der linken Seite gleich oberhalb des Gesimses. Auf dem Kaminbild an
der Eingangsseite sehen Sie die Darstellung der „Hochzeit von Kanaa".
Gegenüber finden wir das Mahl beim Pharisäer Simon, bei dem die
Sünderin erscheint, Jesus mit ihren Tränen die Füße wäscht, sie
trocknet und küsst. Aus prächtigem Marmor bestehen in diesem Saal nur
die Öffnungen der beiden Kamine, alles andere ist so wie in der
Stiftskirche aus Stuckmarmor gefertigt.
Über den vier Intarsientüren des Raumes finden sich Porträts. Wir sehen
auf der Eingangsseite des Saales Kaiserin Elisabeth Christina und ihren
Gemahl Karl VI. Der Saal ist ja 1738 fertiggestellt worden, also zur
Regierungszeit dieses Kaiserpaares. Gegenüber davon sehen wir fiktive
Porträts des Gründerpaares unseres Stiftes, es sind hier Graf und
Gräfin von Pernegg dargestellt, die für die Gründung der beiden Stifte
Geras und Pernegg im 12. Jahrhundert verantwortlich waren.

Der barocke Marmorsaal ist der prunkvollste Raum des Stiftes.
Stiftsbaumeister Josef Mungenast hat ihn auf Anweisung von Abt Nikolaus
Zandt erbaut. Das Deckenfresko stellt die ,Wunderbare Brotvermehrung'
dar. Paul Troger hat eine ganz menschliche und lebendige Szene gemalt.
Zu sehen sind alte, kranke Leute, junge Leute und Kinder sogar Tiere
sind zu sehen. Das Deckenfresko wurde noch nie restauriert. Das
Kaminbild an der Eingangsseite zeigt die Hochzeit von Kanaa und
gegenüber das Mahl beim Pharisäer Simon.

Rezept zur Herstellung von Ringelblumensalbe

Paul Troger gehörte zu den bedeutendsten Freskenmalern des Barock.
Neben dem Motiv der „Wunderbaren Brotvermehrung" hier im Marmorsaal
arbeitete er unter anderem auch in den Stiften Melk, Zwettl, Altenburg,
Seitenstetten und Göttweig.
Geboren wurde der Künstler 1698 im Pustertal in Südtirol. Durch sein
Talent machte er den Bischof von Gurk auf sich aufmerksam. Dieser
ermöglichte dem jungen Troger einen längeren Italienaufenthalt, in
dessen Rahmen er in Venedig und Neapel studierte. Seine künstlerischen
Vorbilder waren vor allem Tintoretto und Raffael.

DIE GESCHICHTE
1153 Gründung des Klosters Geras, gestiftet vorm Grafen Ulrich von Pernegg, die Prämonstratenser kamen aus Selau in Böhmen
1234-1240 nach völliger Zerstörung Wiederaufbau, erster erhaltener Schirmbrief von Friedrich dem Streitbaren
1278 neuerlich völlig zerstört, Wiederaufbau im gotischen Stil, Fenster an der Nordseite
1528-1580 geistliche und wirtschaftliche Schwächung im Gefolge der Reformation, Geras bleibt karholisch
1620 völlige Zerstörung des Stiftes durch Truppen des Dreißigjährigen Krieges, Verschleppung der Priester
1625 Fünf übriggebliebene Ordenspriester beginnen mit dem Wiederaufbau
1650-1674 Abt Westhaus erbaut das Stilt neu
1730 Brand in der Kirche
1730-1746 Abt Nikolaus Zandt:
Ausstattung der Kirche in der heutigen Form, Errichtung des
„Neugebäudes", West- und Mitteltrakt durch Baumeister Munggenast,
Fresken von Paul Troger
1780-1790 Josephinismus: staatliche Beschränkung des Klosterlebens, Aufnahmesperre neuer Pfarren
1939-1945 Beschlagnahme durch den Nationalsozialismus
1945 Plünderung durch russische Besatzungstruppen, danach innerer und äußerer Neuaufbau
1965 II. Vatikanisches Konzil:
Zeitgemäße Erneuerung des Ordenslebens heißt: ständige Rückkehr zu den
Quellen jedes christlichen Lebens und zum Geist des Ursprunges der
einzelnen Institute; zugleich aber Anpassung an die veränderten
Zeitverhältnisse."
1966-1967 Alle Mitbrüder des Ordens arbeiten an der zeitgemäßen Erneuerung des Ordens, jedes Kloster macht Vorschläge
1968 Generalkapitel des Ordens im Juli/August wird die Erneuerung weiterführen
1970 Erster Kurs für
Hinterglasmalerei, in Folge wird das „Kunst- und Bildungszentrum Stift
Geras" gegründet, Ausbau der Fremdenzimmer im Neugebäude und im Meierhof
1980 Eröffnung des „Stiftsrestaurants und Hotel Alter Schüttkasten"
1986-2003 Gesamtrenovierung des Stiftes und Innenrenovierung der Stiftsbasilika
1992-1999 Sanierung und Erneuerung von Kloster Pernegg Eröffnung des „Fasten- und Seminarzentrums"
1992 Neugründung Priorat Fritzlar/Fulda, Deutschland
1998 Neugründung Priorat Itinga/Brasilien
2009 Ausgliederung der Hotelerie (ehemaliger Schüttkasten und Meierhof) und Akademie Geras
2010 Byzantinische Kapelle mit Ikonostase Adaptierung des Neugebäudes Umbau und Eröffnung des Gästehauses

Abt Adolf Heisinger
*7. April 1808, Michaelsberg/Böhmen, † Juni 1859, Geras; Öl auf Leinwand, Signiert „Josephus Pfeiffer", 1856
Mit Abt Adolf Heisinger (1852-1859) gelangte ein ambitionierter und
umsichtiger Mann an die Spitze des seit 1840 vakanten Stiftes Geras.
Der aus dem nordböhmischen Michelsdorf (Michalovice) in der Nähe des
Städtchens Leitmeritz stammende Schustersohn wurde 1828 in Geras
eingekleidet und legte hier am 16. Oktober 1832 seine Profess ab. Nach
seinem Studium in Melk empfing er am 26. Juli 1833 die Priesterweihe.
Aus der Abtwahl vom 22. September 1853 ging er einstimmig als neuer,
47. Abt des Stiftes Geras hervor. Bald erwies er sich als behutsamer
Erneuerer des Klosterlebens, in dem er sorgfältig auf die klösterliche
Hausordnung Einfluss nahm und sich zugleich als tüchtiger Wirtschafter
bewährte. Sein besonderes Interesse galt dabei der Land- und
Forstwirtschaft, weshalb er auch zum Mitglied der k.k.
Landwirtschaftsgesellschaft im Erzherzogtum ob der Enns und im
Herzogtum Salzburg ernannt wurde. Als seine bedeutendste Leistung
können seine Bemühungen um das Klostergut Pernegg angesehen werden: So
übertrug Kaiser Franz Joseph 1854 das Eigentum an den Pernegger
Liegenschaften, das zunächst vom Religionsfonds verwaltet wurde, an
Geras, wodurch die alte Stiftung der Pernegger Grafen erst wieder
intakt geworden ist. Das monumentale Abtbildnis würdigt ausführlich
diese Leistung, indem der Abt auf das betreffende Dokument hinweist: Es
ist dergestalt ins Bild gerückt, das auch sein Inhalt einlesbar wird.
Im Hintergrund rechts ist zudem auch die ehemalige Stiftskirche von
Pernegg eingeblendet. Abt Heisinger war jedoch keine lange
Regierungszeit beschert.
Abt Adolf (* 7. April 1808, Michaelsberg, † Juni 1859, Geras)
Abt Adolf erhielt von Kaiser Franz Joseph die Erlaubnis, dass er als
Abt des Stiftes Geras auch Kloster Pernegg verwalten darf. Er kümmerte
sich vor allem um Land-und Forstwirtschaft.

Kaiser Franz Joseph (* 18. August 1830, Schloss Schönbrunn, † 21. November 1916, ebenda)
In weißer Galauniform und rotweißroter Schärpe, Mitte 19. Jahrhundert, Öl auf Leinwand
Der junge Kaiser Franz Joseph I. (1830-1916), der im Zuge der
Revolutionswirren des Jahres 1848 die Regierungsgeschäfte von seinem
zur Abdankung gezwungenen Onkel, Kaiser Ferdinand dem Gütigen übernahm,
ist auch für das Stift Geras von besonderer Bedeutung. Er übertrug 1854
das Eigentum an den Pernegger Liegenschaften, das zunächst vom
Religionsfonds verwaltet wurde, wieder an Geras. Das Stift stand damals
unter der Leitung von Abt Adolf Heisinger, der 1852 zum Abt gewählt
wurde. Während der gesamten Regentschaft des Kaisers hatte Geras
nachfolgende Äbte: Abt Adolf Heisinger (1852-1859), Abt Julius Plch
(1859-1888), Abt Adrian Zach (1889-4. April 1916)
Abbild von Franz Joseph Kaiser von Österreich (* 18.08.1830 Schönbrunn, † 21.11.1916 Schönbrunn)
Er war für Stift Geras von großer Bedeutung. Er verfügte, dass Pernegg wieder von Geras verwaltet wurde.

Abt Julius Pich (1859-1888)
Abt Julius war in seiner Zeit als Stiftsvorstand vor allem mit dem
Wiederaufbau beschäftigt. So vollendete er den Wiederaufbau des
abgebrannten Pfarrhofes in Eibenstein und unterstützte Schloss
Walkenstein bei Reparaturarbeiten, wo ein Orkan das Blechdach des
Schlosses und die Scheune komplett abgedeckt hatte. Er erneuerte in
Nonndorf an der Wild das Wirtschaftsgebäude, in Ranzern das Wohngebäude
nach Bränden und ebenso Wirtschafts- und Wohngebäude des Pfarrhofes in
Harth. Er unterstütze alle 16 dem Stift inkorporierten Pfarren mit
verschiedenen Herstellungen und Anschaffungen, z.B. Zissersdorf, indem
er den Kirchturm komplett neu erbauen ließ. Die Kirchturmdächer ließ er
in Drosendorf mit Zink, in Nonndorf, Blumau und Göpfritz mit Weißblech,
in Ranzern mit Ziegeln eindecken und Japons als Ganzes in guten Zustand
setzen. Pernegg hat er neben vielen bedeutenden Herstellungen am
Kirchen- und Klostergebäude dem dort herrschenden Wassermangel durch
die Einrichtung einer neuen Wasserleitung mit hydraulischem Wider
(1876) abgeholfen. Er hat den Grundbesitz nicht nur für das Stift Geras
vermehrt, sondern auch für die ihm anvertrauten Pfarren. Ebensolche
Sorgfalt ließ der der Fischzucht in Geras zukommen. Neue Teiche wurden
angelegt und die bestehenden ein Klafter in die Tiefe ausgeschoben und
schadhafte Dämme repariert. Für Geras selbst ließ er 1820 den
Pfarrfriedhof beim Meierhof und dort die Friedhofskapelle erbauen.
Abbild von Abt Julius (1859-1888)
In seine Amtszeit wurden Kirche, Pfarrhöfe, Stift Geras und Kloster
Pernegg repariert, aufgebaut und Instand gesetzt. In Geras ließ er den
Pfarrfriedhof und die Friedhofskapelle errichten.

Abt Adrian Zach - 1889-1916; Öl auf Leinwand, Hans Massmann (?), 1913
Abt Adrian Zach kam 1845 als Lambert Zach im südmährischen Stallek
(Stálky) zur Welt. Der Landwirtssohn wurde bereits 1866 zum
Italienfeldzug eingezogen und konnte erst nach dem Krieg das Gymnasium
in Krems beenden. Daraufhin begann er sein Theologiestudium in Brünn,
das er 1869 abschloss. Im selben Jahr wurde er in Geras eingekleidet
und nahm den Ordensnamen des heiligen Adrian an, der erst 1869
heiliggesprochen wurde. Im Jahr 1873 folgte Zachs Priesterweihe. In der
Folge trat er auch als Stiftskurat, Waldmeister, Lokalienverwalter und
in der Pfarre Kirchberg als Gründer einer landwirtschaftlichen
Gesellschaft in Erscheinung. Im April 1889 erfolgte seine Wahl zum 49.
Abt von Geras. In seinem Wahlspruch „Adversis tempestatibus abstat"
(Widrigen Umständen gegenüber beharrlich) klingt bereits sein
Arbeitsstil durch. Seine Sorge galt der problematischen
landwirtschaftlichen und sozialen Lage des Waldviertels. Er wandte sich
der damals noch jungen Christlich-sozialen Partei zu und vertrat diese
als Reichtagsabgeordneter. Er trat auch als Mentor des späteren
Bundespräsidenten Dr. Wilhelm Miklas in Erscheinung, der zuvor als
Professor und Direktor des benachbarten Horner Gymnasiums tätig war.
Mitten im Kirch und im selben Jahr, in dem Kaiser Franz Joseph starb,
wurde auch Abt Adrian Zach aus dem Leben gerissen (4. April 1916).
Abt Adrian (1889-1916)
Er kümmerte sich um die landwirtschaftliche und soziale Lage des
Waldviertels. Für Geras kümmerte er sich um die Verlegung der
Bahnstrecke, welche anstatt über Geras nach Wolfsbach führen sollte.

Abt Andreas Hayder (1780 - 1786, Öl auf Leinwand)
Abt Andreas Hayder wurde am 18. April 1780 zum Stiftsvorstand gewählt.
Sein Wirken als Abt fiel in die Zeit der Reformen von Kaiser Joseph II.
Bis dahin war der Prämonstratenserorden in Provinzen bzw. Circarien
eingeteilt und unterstanden direkt dem Generalabt von Prémontré. Durch
das Dekret vom 24. März 1781 wurde der Verband mit dem Ordensgeneral
aufgehoben und die „vicarii generalis" abgeschafft. Nach allerhöchsten
Willensmeinung sollten von nun an die Prämonstratenserstifte in den
k.k. Staaten nur eine Korporation für Österreich bilden. Abt Andreas
versuchte, wenn schon eine Rücknahme nicht möglich sei, wenigstens eine
mildernde Modification dieser Verfügung zu erbitten. Dies allerdings
mit wenig Erfolg. Am 7. September 1783 erfolgte die Aufhebung des
Stiftes Pernegg. Ab 1785 durften die Stiftskleriker nicht mehr in ihren
Stiften das theologische Studium absolvieren, sondern mussten dies in
Generalseminarien - sogar in „gleichförmiger" Kleidung wie alle anderen
Seminaristen tun. 1786 verordnete Kaiser Josef II., dass in sämtlichen
Stiften an Stelle der bisherigen Äbte Kommendatärabte eingesetzt werden
sollen. Diese Verfügung drückte den kränklichen Abt darnieder. Er
resigniert 1786.
Abt Andreas (1780-1780)
Abt Andreas hatte es nicht leicht. Joseph II erließ für Stifte und
Klöster, sehr tiefgreifende Verordnungen. So wurde 1783 Pernegg als
Kloster aufgelassen. 1786 verordnete Joseph II, dass sich ein vom Staat
beauftragter Kommandatär um die Angelegenheiten des Klosters kümmern
soll. Diese Anordnung traf den kranken Abt Andreas so sehr, dass er
sein Amt zurücklegte.

Abt Ignaz Hörstelhoffer (1797 - 1813)
Österreichischer Maler, um 1800, Öl auf Leinwand
Abt Ignaz wurde als Carl Hörstelhoffer am 1. November 1745 in der Stadt
Horn geboren. Genau an seinem 18. Geburtstag (1763) trat er bei den
Prämonstratensern im Stift Geras ein. Nachdem er am 6. Jänner 1769 die
Priesterweihe empfangen hatte, rückte er bald in der Klosterhierarchie
auf: Als 35jähriger wurde er zum Prior und Sekretär von Abt Andreas
ernannt, um schließlich 1797 selbst zum 44. Geraser Abt gewählt zu
werden. Die Weihe erfolgte am 31. Dezember 1797 in Sankt Pölten durch
Diözesanbischof Hohenwart. Damit fiel sein Wirken in eine schwierige
Umbruchzeit, die vor allem durch die rigiden josephinischen
Verordnungen und deren Nachwirkungen geprägt wurde. Zu seinen
besonderen Leistungen zählt die Errichtung der Stiftsbibliothek (1805
vollendet) mit den Fresken Josef Winterhalders (1743-1807). Das
vorliegende Gemälde zeigt ihn folglich als Bücherfreund und Förderer
der Wissenschaft und nähert sich so dem Portraittypus der
Spätaufklärung. Es sollte in Geras während seiner Amtszeit nicht an
Bedrohungsszenarios mangeln: Im Zuge der Napoleonischen Kriege kam es
etwa 1810 zu empfindlichen Silberablieferungen, ein Jahr später sollte
eine folgenschwere Inflation auch die Finanzen des Stiftes empfindlich
bedrohen. Der Abt war als umsichtiger Wirtschafter gefordert. Im Jahr
der Bibliotheksvollendung konnte Abt Ignaz auch die Hauslehranstalt des
Stiftes, an der er schon vor seiner Ernennung zum Abt Kanonisches Recht
lehrte, wiedereröffnen. Er verstarb am 27.9.1813 in Geras und wurde in
der von ihm errichteten Stiftsgruft beigesetzt.
Abt Ignaz (1797-1813)
Die Stiftsbibliothek wurde von Abt Ignaz errichtet. Er musste gut
wirtschaften, da 1810 die Steuern erhöht wurden. Er eröffnete wieder
die Hauslehranstalt.

Kaiser Joseph II, * 13.3.1741, Schloss Schönbrunn, † 20.2.1790, Wien
Von 1765 bis 1780 amtierte Joseph, als Mitregent seiner Mutter Maria
Theresia in den Ländern der Habsburgermonarchie. Ab 1780 übte er die
Herrschaft als Erzherzog von Österreich allein aus. Joseph gilt als ein
Exponent des aufgeklärten Absolutismus und setzte ein ehrgeiziges
Reformprogramm in Gang (Josephinismus, Toleranzpatent, Aufhebung der
Leibeigenschaft). Am Ende seines Lebens sah er sich gezwungen,
zahlreiche seine Reformvorhaben wieder zurückzunehmen. Die
Leibeigenschaft der Bauern etwa wurde durch das
Leibeigenschaftsaufhebungspatent am 1. November 1781 aufgehoben. Er
versuchte den Einfluss des Adels und des Klerus zurückzudrängen. Joseph
II. schreckte auch nicht davor zurück, Vermögen der Toten Hand zu
veräußern und den Willen der Stifter zu übergehen. Alle Orden, die im
volkswirtschaftlichen Sinne unproduktiv waren, also keine
Krankenpflege, Schulen usw. betrieben, wurden aufgehoben, ihr Besitz
verstaatlicht. Viele kontemplative Abteien mit zum Teil langer
Tradition wurden geschlossen. Aus dem Erlös der Aufhebungen wurde der
bis ins 20. Jahrhundert bestehende Religionsfonds gegründet, der die
Besoldung der Priester übernahm, die auf diese Weise zu Staatsbeamten
wurden. Auch viele Feiertage und Kirchenfeste wurden abgeschafft,
hauptsächlich um die Zahl der Arbeitstage zu erhöhen. Pfarrsprengel
wurden verkleinert, neue Diözesen wurden gegründet und bestehende mit
den Grenzen der Kronländer in Deckung gebracht.
Joseph II, Römisch-deutscher Kaiser (* 13.3.1741, Schönbrunn, + 20.2.1790, Wien)
Joseph II ließ alle Stifte und Klöster, die nicht Schulen, Krankenpflege oder andere soziale Aktivitäten betrieben, aufheben.

Abt Paul III Gratschmayer (1746 - 1780, Öl auf Leinwand)
Abt Paul II. Gratschmayer übte mit Wohlbedacht, Gottvertrauen und ohne
Furcht sein Amt aus. Er war ein Verehrer der seligsten Jungfrau Maria.
Deshalb ließ er die baufällige Kapelle „Maria Schnee" in der Nähe von
Zissersdorf komplett neu aufbauen und mit schönen Altären und
Paramenten versehen. Die sechs Pfarrkirchen: Blumau, Drosendorf,
Fratting, Japons, Ranzern und Weiktertschlag, denen durch Feuer, Alter
bzw. Baufälligkeit Einsturz drohte, ließ er ebenfalls teils neu
aufbauen, teils erweitern und mit Ausnahme der letzteren von berühmten
Malern wie Zoller, Steiner, Krazer, Stiperger und Altomonte mit
Gemälden und Fresken schmücken.
Der Stiftskirche gab er ein prachtvolles Ansehen. Die Wände ließ er mit
künstlichem Marmor bekleiden, das lange Gewölbe mit schöner
Freskomalerei von Franz Zoller schmücken und zwei Seitenaltäre
errichten. 1770 errichtete er im Stift ein Armenspital und brachte das
herabgekommene städtische Bürgerspital in Drosendorf in guten Zustand.
So viel er für andere getan, so wenig geschah für seine eigene Wohnung
die Prälatur. Einzig das sogenannte Pauluszimmer, zu welchem der
berühmte Steiner die Lebensgeschichte des heiligen Apostels Paulus
malte, war der einzige Gegenstand seiner Sorge. Da er aber immer
„wichtigeren" Entscheidungen den Vortritt ließ, erlebte er die
Fertigstellung dieses Zimmers nicht mehr.
Abt Paul III (1746-1780)
Er ließ die Wallfahrtskirche „Maria Schnee" bei Zissersdorf neu erbauen
und 6 Kirchen mit von berühmten Malern mit Fresken ausstatten. Die
Stiftskirche wurde mit Stuck auskleidet und in der Prälatur das
Pauluszimmer eingerichtet. Ein Armenspital im Stift und das
Bürgerspital in Drosendorf wurden ebenfalls von ihm eingerichtet.

Kaiserin Maria Theresia (*13. Mai 1717 in Wien, † 29. November 1780, ebenda)
1740 trat Erzherzogin Maria Theresia mit nur 23 Jahren die Nachfolge
ihres Vaters, Kaiser Karl VI. an. Maria Theresias Erziehung
konzentrierte sich vor allem auf religiöse Themen, was ihre späteren
Entscheidungen wesentlich beeinflusste. Dass sie Religion als wichtig
ansah, verband sie mit ihren Vorgängern und unterschied ihre Politik
von der ihrer beiden Nachfolger. Die traditionell gute sprachliche
Ausbildung umfasste Unterricht in lateinischer, italienischer und
französischer Sprache. 1743 gelang es den Truppen Maria Theresias, Prag
von den die Bayern unterstützenden Franzosen zu befreien. 1744 griff
Friedrich II. von Preußen erneut an und brach den ein Jahr andauernden
Zweiten Schlesischen Krieg vom Zaun. Nach preußischen Siegen musste
Maria Theresia 1745 im Vertrag von Dresden den Verlust von Schlesien
bestätigen. Der Österreichische Erbfolgekrieg selbst verlief damit
wenig erfolgreich, allerdings hatte die österreichische Seite auch
keine schweren Niederlagen hinzunehmen. Am Anfang ihrer Reformen stand
im Jahr 1742 die Schaffung der Haus-, Hof- und Staatskanzlei als
Behörde mit vor allem außenpolitischen Kompetenzen. Die eigentliche
Reformpolitik setzte dann nach dem Ende des Österreichischen
Erbfolgekrieges ein, unter anderem auch, da angesichts der hohen
Kriegskosten die Reform der Staatsfinanzen besonders dringlich war,
weshalb Maria Theresia die Erhebung zusätzlicher Steuern für die
Regierung und das Militär verkündete. Damit begann eine grundlegende
Neuordnung des österreichischen Steuerwesens. Die nunmehr allgemeine
Steuerpflicht erfasste erstmals auch Adel und Klerus.
Maria Theresia, Kaiserin von Österreich (* 13.05.1717, Wien - † 29.11.1780, Wien)
Durch die vielen Kriege musste Kaiserin Maria Theresia ihre Staatskasse
mit Steuern füllen. Ab 1742 mussten auch Adelige und Klöster Steuern
abliefern.

Abt Hugo Pfennigbauer (1814-1822)
Unter Abt Hugo Pfennigbauer litt das Stift an den Nachwehen des
französischen Krieges. Zwei Teuerungsjahre, 1816 und 1817, schmälerten
das Stiftseinkommen nicht wenig. Im Jahr 1820, am Pfingstfest, während
eines furchtbaren und lange andauernden Gewitters, wie sich eines
ähnlichen die ältesten Leute nicht zu erinnern wussten, der Blitz in
Pernegg den Kirchturm, der seines Gleichen keinen in der Gegend fand,
fuhr, wodurch derselbe gänzlich niederbrannte und das schöne und
harmonische Glockengeläute verloren ging. Zum großen Glück wurde das
Kirchendach, die Kirche und das damit verbundene Klostergebäude
gerettet. Abt Hugo starb am 29. Dezember 1822.
Abbild von Abt Hugo (1814-1822)
1820 traf ein Blitz den Kirchturm von Kloster Pernegg. Dabei wurden die
Glocken zerstört wurden. Zum Glück wurde das Kirchendach, die Kirche
und das Klostergebäude gerettet.

Der Tag im Kloster
„Vor allen Dingen, geliebte Brüder, soll Gott geliebt werden, sodann
der Nächste; denn das sind die Hauptgebote, die uns gegeben worden
sind." AUGUSTINUSREGEL, 1. KAP.
Mahlzeiten (Im Refektorium), Gottesdienst (in der Kirche), Arbeit (nach den Mahlzeiten), Stille & Freizeit
Chorgebet
Frühstück 7.00 Uhr: Laudes
Mittagessen 12.15 Uhr: Mittagshore
Abendessen 18.00 Uhr: Vesper

Glossar - einige Begriffe klösterlichen Lebens
Abt- Aus dem aramäischen „abba"/Vater Anrede Jesu an den hinumlischen Vater (Mc 14,36) Titel eines Klosteroberen.
Abtei - Seit dem 11. Jahrhundert Bezeichnung für ein Kloster, das von einem Abt geleitet wird.
Abtsrat - Ist der enge Beraterstab (Consilium) des Abtes.
Armut - Freiwilliger Verzicht
auf persönliches Eigentum. Bewusste Absage an materielle und
vergängliche Güter nach dem Vorbild Christi, evangelische Räte, eines
der drei Ordensgelübde.
Augustins Aurelius - 354-430, Kirchenlehrer, seit 395 Bischof von Hippo. Verfasser der Augustinusregel.
Augustinus-Regel - Von
Augustinus abgefasst 388(393), die älteste abendländische Mönchsregel.
Die Augustinus-Regel ist Grundlage für viele Orden im Mittelalter, so
auch für die Prämonstratenser, aber auch für die Dominikaner und viele
jüngere Orden.
Bernhard von Clairvaux - Geboren 1090, gestorben am 20.8.1153. Er war enger Freund des hl. Norbert von Xanten.
Chorgebet - Tägliches gemeinsames Beten der Gebetszeiten, wie sie im Stundenbuch aufgezeichnet und meist auch vertont sind
Definitorium - Ist der Beraterstab, vergleichbar einem Vorstand einer modernen Aktiengesellschaft, beim Generalabt
Doppelkloster - Räumliche und
rechtliche Einheit einer Gemeinschaft von z. B. Chorherren und
Chorfrauen bei den Prämonstratensern. Von Anfang an wurden
Prämonstratenserklöster so gegründet (Geras-Pernegg), ab 1147 Trennung
von Männer- und Frauenhäusern.
Einkleidung - Bezeichnung für die feierliche Übergabe des ordensüblichen Ordensgewandes an den Aufnahmebegehrenden. Beginn des Noviziats.
Exemption, exempt - = Befreiung von bischöflicher Aufsicht, Herausnahme aus der allgemeinen kirchlichen Organisation.
Fasten - Zeitweise
Einschränkung oder Enthaltung von bestimmten Dingen des Lebens aus
religiösen Motiven. Die Fastenzeiten: Advent, 40 Tage vor Ostern,
während des Jahres sind jeweils Mittwoch und Freitag Fast- bzw.
Abstinenztage.

Filiation - Ist Abhängigkeitsverhältnis einer neugegründeten Niederlassung von einem Mutterkloster (filia = Tochter).
Gelübde - Einfache Gelübde,
Verpflichtung auf drei Jahre, einem Klosterverband anzugehören. Nach
drei Jahren wird im Abtsrat und im Konvent abgestimmt, ob der einfache
Professe zugelassen werden kann oder nicht. Auch der dreijährig
einfache Professe kann dann frei das Kloster verlassen. Feierliche
Profess bedeutet Bindung auf Lebenszeit durch die Gelübde:
Ehelosigkeit, Armut. Gehorsam, Bekehrung der Sitten.
Generalabt - Oberster
Repräsentant des Ordens der Prämonstratenser. Vorsitz im
Generalkapitel, Vertreter auch dem Vatikan gegenüber. Sitz in Rom.
Generalkapitel - Die in
festgesetzten Zeitabständen (meist alle 6 Jahre) oder außerordentlichen
Zusammenkünfte aller Oberen und je eines Stimmberechtigten (deputatus)
eines Ordenshauses, um gemeinsam zu beraten, die Konstitutionen auf
neuesten Stand zu bringen oder die Neuwahl des Generalabtes und der
Definitoren und Mitglieder anderer Kommissionen (historische,
liturgische, juridische) zu wählen. Das Generalkapitel ist die höchste
gesetzgebende Versammlung des Ordens. Sie gehört seit Gründung zu den
Zisterziensern und Prämonstratensern.
Habit - Vom Lateinischen
habitus = Aussehen. Der Habit ist das Ordenskleid, bestehend aus Tunika
und Skapulier. Es handelt sich dabei um die Übernahme und
Weiterentwicklung der Kleidung der alten Römer.
Hebdomadar - Der Dienst des Vorbeters im Chorgebet für eine Woche (hebdomada).
Infirmar - Bezeichnet jenen Mitbruder, der die Sorge für die Kranken im Kloster übernimmt, die sich in der Infirmerie aufhalten.
Klausur - Das Lateinische
„claudere" heißt abschließen. Die Klausur bezeichnet also den
abgeschlossenen Wohnbereich der Mönche, Nonnen oder Chorherren. Es ist
die Privatsphäre, die nach Möglichkeit von Außenstehenden nicht
betreten werden darf.
Kloster - Das Wort „claustrum"
liegt zugrunde. Kloster ist die Gesamtanlage, die meist durch
Klostermauern von der Außenwelt abgeschirmt wird und wurde.
Komplet - Ist die abendliche Gebetsstunde, mit der der Tag abgeschlossen wird. („completorium")

WINTERKAPELLE DES STIFTES GERAS. FRÜHER WURDEN DIE TAGESGEBETE IM
WINTER HIER ABGEHALTEN, DA ES IN DER BASILIKA VIEL ZU KALT WAR.
Asams verlorene Silbermaria - Nach 1732, Ignaz Lengelacher
Holzskulptur, mit späterer schadhafter Farbfassung
Ignaz Lengelacher schuf mit dieser Holzskulptur eine der
originalgetreuesten Kopien der Silbermaria von Cosmas Damian Asam. Für
Geras kopierte er sogar den Sockel, welcher bei sämtlichen anderen
Nachahmungen nicht berücksichtig wurde. Cosmas Damian Asam erschuf für
das Kurfürstliche Hohe Kollegiatstift Unserer Lieben Frau der
Unbefleckten Empfängnis Mariä in München „eine von purem Silber
kostbare herrliche Statua". Diese Marienstatue maß mit Sockel und
Strahlenkranz fast drei Meter. Die Geraser Kopie in hoher Qualität, die
sich inklusive Sockel sehr genau an den Stich Kurigers hält, hat ein
Fuß-Scheitelmaß von 126 cm. Die Figur wurde zu einem Altar mit
Tabernakel und Rückwand aus den 1950er Jahren sowie nicht zugehörigen
Barockengeln zusammengerückt.
Asams verlorene Silbermadonna, Erste Hälfte 18. Jahrhundert
Das Original war komplett versilbert und 3 Meter hoch. Diese Skulptur ist einen Meter und 26 Zentimeter und mit Ölfarbe bemalt.

Muttergottes erscheint dem seligen Hroznata
Öl auf Leinwand - Hroznata, Märtyrer, * um 1170, + 14.7.1217
Um 1170 geboren, wurde der böhmische Adlige Hroznata bei seiner in
Krakau lebenden Schwester Wojslawa erzogen. Wieder in Böhmen, heiratete
der begabte junge Mann, verlor aber bald seine Frau und seinen Sohn.
Statt der versprochenen Teilnahme an den Kreuzzügen ins Heilige Land
stiftete er um das Jahr 1193 die Prämonstratenser-Abtei Tepl und um
1202 das Schwesternkloster Chotieschau. Später wurde er selbst
Ordensmann in Tepl. Er wurde in Rom von Papst Innozenz III. mit dem
weißen Habit der Prämonstratenser eingekleidet wurde. Wegen seiner
reichen Erfahrung in wirtschaftlichen Fragen ernannte ihn Abt Johannes
zu seinem Stellvertreter und zum Verwalter des Besitzes. Mit ganzer
Kraft setzte sich Hroznata für die Sache der Abtei ein. Deswegen wurde
er von Feinden des Klosters gefangengenommen und in Hohenberg im
Fichtelgebirge (oder Alt-Kinsberg bei Eger) eingekerkert. In der
Gefangenschaft, wo er gefoltert wurde, starb der bekannte
Klostergründer und eifrige Prämonstratenser, treue Verwalter und
unbeugsame Verteidiger des Stiftes am 14. Juli 1217 den Hungertod.
Muttergottes erscheint dem seligen Hroznata, Ölmalerei auf Leinwand
Hroznata war Prämonstratenser Chorherr und Märtyrer. Er stiftete das
Prämonstratenser-Kloster in Tepl. Er wurde gefangen genommen und starb
den Hungertod.


Seliger Jakob Kern - Primiz-Kasel, 1922
1919 traten Prämonstratenser in Tschechien aus deren Klöstern aus und
schlossen sich der Nationalkirche an. Franz Alexander Kern trat als
dessen Stellvertreter in das Stift Geras ein. Am 18. Oktober 1920 wurde
er eingekleidet. Am 23. Juli 1922 wurde er in Wien zum Priester
geweiht. Hier zu sehen das Messgewand, welches er bei seiner ersten
feierlichen Messfeier als Priester getragen hat. (Primiz)

Martin Johann Schmidt (1718-1801)
Der aus Grafenwörth stammende Martin Johann Schmidt bildete sich als
Autodidakt in den Graphiksammlungen der Stifte Dürnstein und Göttweig.
Seit 1749/50 in Krems-Stein ansässig, unterhielt er ein florierendes
Atelier mit einigen Mitarbeitern und Schülern. Zu ihnen zählte auch
Franz Österreicher aus Jhlava/Iglau. Kremser Schmidts Gemälde
entstanden fast ausnahmslos in der Werkstatt und wurden bis nach
Mähren, Ungarn und Slowenien geliefert.
Zu nennen sind vor allem die Altarblätter in Brünn bei den Kartäusern
und Prämonstratensern sowie im Dom, bei den Paulanern in Vranov und in
der Bischofskirche zu Vác. Durch die geographische Lage bot sich die
Donau als Transportweg an; oft wurden die gerollten Leinwandbilder
einfach mit der „Weinfuhr" der klösterlichen Lesehöfe im Herbst
mitgegeben. Der äußerst sesshafte Maler verließ seine engere Heimat nur
sehr selten. Seine spärliche Reisetätigkeit lässt sich am besten für
das Jahr 1777 dokumentieren: Die erste größere Reise führte über Melk,
Seitenstetten, Garsten, Kremsmünster und Lambach nach Salzburg-St.
Peter, alles Abteien, mit denen Schmidt in Geschäftsverbindung stand.
Die weiteste Tour ging nach Ljubljana, wo er die Kapelle im
Gruberpalais ausstattete.

Konstitutionen - Sind die Verfügungen, die Zusammenfassung aller Statuten und Satzungen, die das Leben eines Ordens betreffen und bestimmen.
Konvent - Conventus heißt
Zusammenkunft, Versammlung, ist aber auch gleichzeitig die Bezeichnung
für alle, die einem Kloster durch feierliche Profess angehören und
damit auch Stimmberechtigung haben. Alle feierlichen Professen sind
gleichzeitig gemeinsam die Eigentümer des Klostergutes.
Konversen - Im Mittelalter vor allem bei den Zisterziensern, Bezeichnung der Brüder im Kloster, die ein Handwerk ausübten.
Kreuzgang (=Claustrum")
Die sogenannte „Quadratur", die der Klosterkirche vorgelagert ist. In
Verbindung mit dem Kreuzgang stehen immer entweder der Brunnen oder das
Brunnenhaus. Nach der alten Klosteranlage, vor allem der Zisterzienser
- die von den Prämonstratensern weitgehend übernommen wurde, sind an
den Kreuzgang angebunden: die gemeinsamen Räumlichkeiten wie auch
Kapitelsaal, Refektorium, Kalefaktorium und Dormitorium. Der Name
Kreuzgang rührt davon her, dass früher viele Prozessionen durch das
Claustrum geführt wurden. Solchen Prozessionen wurde das Kreuz
vorangetragen, deshalb die Bezeichnung Kreuzgang.
Laudes - Vom Lateinischen „laus", das Lob, Bezeichnung für das Morgengebet in Gemeinschaft.
Matutin - Ist die Bezeichnung für das Frühgebet, das im Mittelalter in der Nacht verrichtet wurde.
Mönch - Stammt aus dem Griechischen „monos", allein, einzeln und in Einsamkeit lebend.
Mozzetta - Ist ein
geschlossenes Schultermäntelchen mit Zierkapuze, das nach vorne mit
Knöpfen versehen ist. Es ist das Zeichen, dass ein Chorherr die feier
liche Profess bereits abgelegt hat.
Norbert von Xanten - 1080-1134, Ordensgründer der Prämonstratenser, ab 1126 Erzbischof von Magdeburg.
Novize - Ist der Junge, der
Neuling, der nach Probezeit in das Noviziat aufgenommen wird, das
wiederum ein oder zwei Jahre dauert. Er erhält das Ordenskleid bei der
Einkleidung und zu diesem Anlass auch einen Ordensnamen.
Novizenmeister (Magister) - Trägt die Verantwortung und unterrichtet die Novizen.
Offizium - Ist das Pensum der gemeinsamen Chorzeiten, in Geras: Laudes, Mittagshore und Vesper.

Patrimonium - Damit ist jener
Besitz genannt, der über die Generationen die wirtschaftliche
Absicherung einer Gemeinschaft ergibt. Also alle Besitzungen und
Gebäude machen das Patrimonium eines Klosters aus.
Postulant - Ist einer, der auf Probe längere Zeit im Kloster weilt.
Prälat- Prälaten werden in
Österreich jene Abte oder Stiftsvorsteher genannt, zu deren Klöster
früher die Verwaltung der Grundherrschaft gehörte
Prior - Ist der erste des Konvents, der zweite nach dem Abt und sein Stellvertreter.
Priorat - = in einer Abtei die
Wohnung des Priors. Kann auch eine kleinere Ordensgemeinschaft
bezeichnen, die von einer Abtei abhängig, oder bereits ein
selbständiges Priorat ist.
Profess - Besagt öffentliches
Bekenntnis (professio). In den Klöstern wird damit die Ablegung der
Gelübde, der einfachen und der feierlichen bezeichnet.
Provisor - Vom Lateinischen „providere", „vorsehen" = der Verwalter des Klostergutes und gesamten Besitzers.
Refektorium - Gemeinsamer Speisesaal im Kloster, der Ort wo man sich erfrischt durch Essen und Mahlzeit („reficere, refectio")
Regularkanoniker (Chorherren) -
Einrichtung des Gemeinschaftslebens der Kanoniker mit feierlichen
Ordensgelübden. Sie leben nach der Augustinus-Regel und eigenen
Statuten (Konstitutionen).
Rekreation - Gemeinsame Erholung, Gespräch, Spiel, Spaziergang. Der Ort, wo man sich rekreiert heißt ebenfalls Rekreation.
Senior - Ist der Älteste eines Kloster, wobei das Klosteralter, also der Eintritt ins Kloster zählt.
Supprior - Ist der dritte Obere, jener der nach dem Prior kommt.
Vesper - Ist das gemeinsam verrichtete Abendgebet bzw. Abendgesang.
Visitation - Alle 6 Jahre
kommen Visitatoren im Auftrag des Generalabtes und des Definitoriums in
jedes Kloster und befragen jeden Mitbruder, umgekehrt kann auch jedes
Mitglied des Konvents Klagen oder Lob den Visitatoren vortragen, die
darüber einen Visitationsbericht dem Generalabt vorlegen.
Zelle - Lateinisch „cella", die Kammer, der Wohn- und Schlafraum eines Klosterangehörigen.

Abt Michael (1712 - 1729)
Abt Michael verfügte über einen aufgeklärten Geist, humanes Benehmen,
Eifer für die Seelsorge und untadelhaften Lebenswandel. Dadurch erwarb
er Liebe und Achtung bei Groß und Klein, beim Klerus und dem Volke.
Besonders die Seelsorge war ihm ein großes Anliegen. So ließ er von
3.-11.5.1721 in der Stiftskirche eine heilige Mission abhalten. Der
Andrang war so groß, dass die Vorträge unter freiem Himmel abgehalten
wurden und die heilige Kommunion bis in den späten Abend dargereicht
werden musste. Bereits am 21. Juli 1717 organisierte Abt Michael die
Spende des Sakraments der Firmung durch Johann Raimund Graf von
Lamberg, Weihbischof von Passau im Stift Gera an 6000 Personen und
danach am 29. April 1728 durch Dominik Josef Graf von Lamberg,
Fürstbischof von Passau an 2236 Personen. Er versah den Kirchenturm mit
einer Uhr errichtete in der Basilika die beiden Altäre zu Ehren des
Heiligen Norbert von Xanten und des Heiligen Augustinus.
Abt Michael I (1720-1729)
Abt Michael war Seelsorger durch und durch. Er organisierte ein
Missionsfest welches 8 Tage dauerte und zwei Firmungen an denen
insgesamt über 8000 Personen teilnahmen.

Abt Nikolaus (1730-1746)
Nach Mitternacht des 11. Oktobers 1730 brach in der Kirche Feuer aus.
Der Großteil der inneren Kircheneinrichtung, samt der neu angeschafften
Orgel, gingen zugrunde. Abt Nikolaus ließ daher die ganze Kirche mit
Salzburger Marmorplatten pflastern, neue Chorstühle, eine neue Kanzel
und Orgel verfertigen, neue Seitenaltäre errichten und den erst unter
Abt Michael erbauten und unverletzt gebliebenen Hochaltar reich mit
Gold und Farbe verzieren. Abt Nikolaus ließ das innere des
Konventgebäudes restaurieren und gab den Auftrag für die „Äbtegalerie".
1736 legte er den Grundstein zur Erweiterung des Stiftsgebäudes durch
die Erbauung des großen Speisesaal (= Marmorsaal mit Fresko und
Ölgemälden von Paul Troger) und des Gästetraktes. Der Bau wurde 1740
vollendet.
Wegen seiner Kenntnisse wurde der zum „Verordneten der
niederösterreichischen Stände" ernannt. Als die Preussen 1742 in dieser
Gegend von Retz aus große Brandschatzungen ausschrieben, flüchtete Abt
Nikolausmit allen wertvollen Gegenständen nach Lilienfeld, um diese vor
den Plünderungen zu schützen. Sein Konvent blieb in Geras, um dort
weiterhin Unterstützung und Seelsorge für die Bevölkerung anzubieten.
Durch sein gutes Wirtschaften konnten zusätzlich zur ganzen
Bautätigkeit auch wertvolle Bücher für die Bücherei angeschafft werden.
Abt Nikolaus (1730-1746)
1736 legte Abt Nikolaus den Grundstein zur Erweiterung des
Stiftsgebäudes. Er ließ den Marmorsaal errichten und den Gästetrakt,
das sogenannte „Neugebäude".

Weeser-Krell, Linz


Abt Nikolaus Zandt ließ die Feststiege,
Torhalle und Gästehaus errichten. Das Stiegehausfresko von Paul Troger
wurde bei einem Wasserschaden zerstört. Auf der Südseite zu sehen: Abt
Gregor Lamböck Abt des Klosters Bruck. Darunter der erste Probst des
Stiftes Mandevin und der erste Abt des Stiftes Paul I. An der linken
Wandseite ist Abt Hermann Hohenheiser zu sehen. Unter seiner Leitung
verwüstete Hagel die Landschaft und zerstörte alle Fenster des Stiftes.
An der rechten Wandseite ist Abt Paul III Gratschmayr zu sehen. Er ließ
die Kirche mit Stuck und Fresken ausstatten.

Die Äbtegalerie wurde 1731 von Abt Nikolaus Zandt bei Johann Jakob
Pischl in Auftrag gegeben, da es bisher keine vollständige Galerie gab.
Dabei standen die Chorherren des Stiftes Modell, wobei jeder anhand
eines Details auf dem Bild zu identifizieren war.

DAS LEBEN DES HL. NORBERT
1080 Geburt in Genep
1111 kaiserlicher Hofkaplan und Kanoniker von Xanten
1115 Bekehrung, Priesterweihe in Köln
1118-1120 Wanderpredigt
1120 Gründung von Prémontré, weitere Predigt und Klostergrundungen
1126 Bestätigung des Ordens in Rom, Wahl zum Erzbischof von Magdeburg
1132 als Erzbischof und Kanzler des Reiches in Rom
1134 Tod in Magdeburg
1582 von Papst Gregor XIII. heilig gesprochen
1626/27 werden die Gebeine des Heiligen nach Kloster Strahov in Prag überführt



„Porta patet, sed magis cor!"
„Die Tür ist geöffnet, aber noch mehr unser Herz!"
Mit ihrem Motto heißen Sie die Chorherren des nördlichsten Kloster
Österreichs herzlich willkommen. Stift Geras ist ein offenes Haus und
bietet seinen BesucherInnen ein Kunst- und Kulturerlebnis auf dem Boden
einer alten Klostertradition. Lassen Sie sich entführen in eine Welt
barocker Baukunst und klösterlichem Leben. Das Stift Geras blickt auf
eine lange und bewegte Geschichte zurück, das Wirken des
Prämonstratenserordens prägt das Klosterleben bis heute. Eingebettet in
die Geraser Teichlandschaft ist es Wahrzeichen und Fixpunkt einer
idyllischen Umgebung.
Stift Geras wurde von Graf Ulrich II. von Pernegg 1153 als Doppelkloster Geras - Pernegg gegründet.
An der Stelle eines slawischen Friedhofs wurde das Klostergebäude ab
1153 errichtet. In Geras wurden Chorherren aus dem Stift Selau (Želiv,
Tschechien) berufen, in Pernegg Chorfrauen. Die ursprünglich romanische
Stiftskirche Geras mit gotischem Chor wurde 1620 verwüstet und wieder
aufgebaut.

Nach außen hin zeigt sich die Klosteranlage als geschlossenes Ensemble
aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Keine geringeren als Nikolaus de
Balzarin und Josef Munggenast trugen dazu bei. Herzstück ist der
Marmorsaal mit den Fresken von Paul Troger. Im Inneren verbergen sich
die mittelalterlichen Bauteile des Stiftes, wie die gotische
Säulenhalle. Die alten Mauern sind zu Stein gewordene Gebete.
Begeben Sie sich auf eine Entdeckungsreise durch die fast 900-jährige
Kirchen- und Kulturgeschichte des Stiftes. Genießen Sie den meditativen
Gang durch unseren Kräutergarten, wandeln Sie auf den Spuren der
Prämonstratenser Chorherren und erfahren Sie mehr über ihre prominenten
Vertreter Kräuterpfarrer Weidinger und Jakob Franz Kern, der von Papst
Johannes Paul II. bei seinem letzten Wien-Aufenthalt am 21. Juni 1998
selig gesprochen wurde.

FORST- UND LANDWIRTSCHAFT
Die 1940 ha Grundbesitz (davon 22 ha Teiche, 75 ha Felder und Wiesen,
205 ha Pfarrpfründe/Wald und 120 ha Naturpark) bilden die
wirtschaftliche Grundlage für das Stift Geras mit dem Kloster Pernegg
und den 15 inkorporierten Pfarreien. Das Stift trägt für alle Objekte
zur Gänze die Baulast. Ein guter Teil der forstlichen Einnahmen wird
durch den Holzverkauf und durch die Verpachtung der Eigenjagden erzielt.
FISCHZUCHT
Seit der Gründung des Stiftes Geras 1153 ist die Fischzucht
ungebrochene Tradition. Schon im Mittelalter wurden in Geras Teiche
angelegt, die bis heute Biotope mit seltener Tier- und Pflanzenwelt
sind. In über 20 ha Teichfläche werden jährlich ca. 20 Tonnen Karpfen
geerntet. Im ältesten in Betrieb befindlichen Fischhälter (1664) des
süddeutschen Sprachraumes wird in der Adventszeit (Hochsaison) der
Geraser Stiftskarpfen verkauft.

Zu den Kostbarkeiten des Stiftes gehört der unter Abt Nikolaus Zandt
errichtete, sogenannte Marmorsaal über dem Hauptportal. Die Decke wird
von einem prächtigen, signierten Fresko Paul Trogers geschmückt,
welches die wunderbare Brotvermehrung darstellt (1738), die Wände
bestehen aus qualitätvollem Stuckmarmor. Das Deckenfresko ist nie
gereinigt oder restauriert worden, was aber den strahlenden Farben
keinen Abbruch tut. Außerdem finden sich Ölgemälde Trogers über den
beiden Kaminen (die auch kleine Reliefs von der Hand Schletterers
enthalten). Am Rand der Decke befindet sich eine der wenigen Signaturen
Trogers.
Marmorsaal vom Norden

Das Stift Geras blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück,
das pastorale Wirken der Prämonstratenser-Chorherren prägt das
Klosterleben bis heute. Eingebettet in die Geraser Teichlandschaft ist
es Wahrzeichen und Fixpunkt einer idyllischen Umgebung. Stift Geras
wurde von Graf Ulrich II. von Pernegg 1153 als männlicher Teil eines
Doppelklosters gegründet, die Chorfrauen wurden in Pernegg angesiedelt.
Bis etwa 1180 wurde das Klostergebäude, mit Kirche, Schlaf- und
Speisesälen und Küche errichtet. Geras wurde mit Chorherren aus dem
Stift Selau (Želiv, Tschechien) besiedelt, Pernegg mit Chorfrauen aus
Launiowitz (Louňovice pod Blaníkem, Tschechien).
Die Außenfassade der Einfahrt zum Stift, über der der Marmorsaal liegt,
erhielt ihre plastische Ausstattung durch Jakob Christoph Schletterer,
der dort – unter anderem – eine Figurengruppe der göttlichen Tugenden
(Glaube, Liebe und Hoffnung) schuf, die das Portal umgibt, ebenso die
Feststiege.

Die ursprünglich romanische Stiftskirche wurde mehrfach zerstört und
wiederaufgebaut. 1620 wurde die gotisierte Anlage verwüstet, aber noch
während des Dreißigjährigen Krieges begann der Wiederaufbau. Nach außen
hin zeigt sich die Klosteranlage als geschlossenes Ensemble aus dem 17.
und 18. Jahrhundert. Keine geringeren als Nikolaus de Balzarin, Josef
Munggenast und Jakob Schletterer trugen dazu bei. Prunkstück ist der
Marmorsaal mit einem Fresko und Ölbildern von Paul Troger. Im Inneren
des Stiftes verbergen sich noch immer mittelalterliche Bauteile, wie
die gotische Tür zum Archiv. Die alten Mauern sind zu Stein gewordene
Gebete.

Begeben Sie sich auf eine Entdeckungsreise durch die fast mehr als
850jährige Kirchen- und Kulturgeschichte des Stiftes. Besuchen Sie die
1953 zur „basilica minor" erhobene Stiftskirche, zu deren Gestalt auch
Franz Zoller, Josef Hauzinger, Johann Hennevogel, Josef Winterhalder
und zuletzt Thomas Munz beitrugen. Genießen Sie den meditativen Gang
durch unseren Kräutergarten, wandeln Sie auf den Spuren der
Prämons-tratenser Chorherren und erfahren Sie mehr über ihre Vertreter,
wie den Kräuterpfarrer Hermann-Josef Weidinger und den seligen Jakob
Kern.

Die Stiftskirche ist eine romanische Pfeilerbasilika, die später
gotisiert wurde. Über dem barocken Gewölbe sind noch Fensteröffnungen
aus romanischer und gotischer Zeit zu sehen. Der Chorraum hat einen
gotischen 3/8-Schluss. Der Hochaltar ist, nach den Vorschriften der
Prämonstratenser, freistehend, ebenso die Altäre in den Seitenschiffen.

König David an der Orgel

Nach mehreren Bränden wurde die Stiftskirche mit dem Patrozinium Mariä
Geburt im 18. Jahrhundert durch Joseph Munggenast als Architekt und den
Freskomaler Franz Zoller (1726–1779) unter anderem mit einer
Darstellung der Lauretanischen Litanei im Gewölbe barockisiert.
Außerdem befinden sich in der Kirche Gemälde der zwölf Apostel (Schiff)
und Gemälde von sechs Heiligen der Prämonstratenser (Chor).

Sehenswert ist der Hochaltar mit einem Gemälde, auf dem der hl.
Norbert, über den Regelvater Augustinus, von der Ordenspatronin Maria
das Skapulier erhält. Außerdem ist das Gnadenbild der Geraser Madonna
aus dem 15. Jahrhundert zu sehen. Sein gegenwärtiger Zustand basiert
auf der Farbfassung von 1914, die der ursprünglichen von 1731 sehr
ähnlich ist.

Die Prämonstratenser (lateinisch Candidus et Canonicus Ordo
Praemonstratensis, „Weißer und Kanonischer Orden von Prémontré“),
Ordenskürzel O.Praem./OPraem, sind der größte römisch-katholische Orden
regulierter Chorherren. Der Prämonstratenserorden ist ein
Zusammenschluss selbständiger Klöster und wurde im Jahr 1120 von
Norbert von Xanten mit dreizehn Gefährten in Prémontré bei Laon, auf
Fernbesitz der Abtei Prüm, gegründet. Vor allem in Belgien, den
Niederlanden und Polen werden die Prämonstratenser nach ihrem Gründer
auch Norbertijnen bzw. Norbertanie („Norbertiner“) genannt. Der
weibliche Zweig sind die Prämonstratenserinnen. Der dritte Orden sind
die Prämonstratenser-Tertiaren.

Das Kloster wurde 1153 als Tochterkloster von Seelau durch Ekbert und
Ulrich II. von Pernegg gegründet und mit Seelauer Chorherren besiedelt.
Es bildete mit dem zehn Kilometer entfernten Frauenkloster Pernegg ein
Doppelkloster. Das Kloster in Geras wurde zum Teil auf einem alten
slawischen Gräberfeld errichtet, auch der Name stammt wohl aus dem
Slawischen (Jerus ?).
Das Stift wurde nach dem Aussterben der Grafen von Pernegg ein Passauer
Eigenkloster. Bis zur Errichtung des Bistums St. Pölten (unter Kaiser
Joseph II.) lag es auf dem Gebiet des Bistums Passau. Es gehörte den
größten Teil seiner Geschichte zur böhmischen Zirkarie des
Prämonstratenserordens.

Das Altarbild des Kreuzaltars stammt von Josef Hauzinger (1756), an der
Wand links neben dem Kreuzaltar ist ein Wappenstein der Herren von
Kottaun (Kattau?) aus dem 14. Jahrhundert eingelassen.

Die Kanzel besteht aus Stuckmarmor und wurde von Johann Ignaz Hennevogel geschaffen.

In den Seitenschiffen befinden sich zwei weitere Altäre (ein Barbaraaltar im nördlichen, und ein Kreuzaltar im südlichen).

Im letzten Krieg zwischen König Ottokar II. Přemysl und Rudolf von
Habsburg (1278) wurde das Stift geplündert und zerstört, danach war es
völlig verarmt. Zwischen 1419 und 1436 zogen die Hussiten mehrfach
durch Geras und im November 1486 besetzten dann die Ungarn Geras und
Pernegg (außerdem Zwettl und Allentsteig).

In der Reformationszeit war das Kloster nur noch nominell katholisch
und machte eine Krise durch. Schließlich wurden Stift und Stadt Geras
im Dreißigjährigen Krieg mehrfach geplündert und 1620 von Mansfeldschen
Truppen in Brand gesteckt. Einige wenige Chorherren kehrten 1625 aus
der Abtei Strahov (Prag) in die Ruinen zurück und begannen unter dem
aus Westfalen stammenden Abt Benedict Lachen (auch Lacken oder Laachen)
den Wiederaufbau.
Schon unter Abt Peter II. Herkart und besonders unter dem als zweiter
Gründer geltenden Abt Johannes Westhaus wurde, noch während des
Krieges, nicht nur das Kloster wieder aufgebaut, sondern auch die
entvölkerte Umgebung wieder besiedelt.

Anfang des 18. Jahrhunderts brannte die Stiftskirche aus, von der alten
Ausstattung ist vor allem ein Beichtstuhl aus der Zeit des Johannes
Westhaus erhalten. Unter Abt Nikolaus Zandt, der 1730 bis 1746
Künstlerpersönlichkeiten wie Joseph Munggenast als Architekt und Paul
Troger als Freskant ins Waldviertel holte, entstand im Wesentlichen das
heutige Erscheinungsbild. Die Schäden wurden beseitigt, Erweiterungen
und Neugestaltungen vorgenommen.

Die Kanzel in der Kirche besteht aus Stuckmarmor. Dieser war damals, im Gegensatz zu heute, billiger als echter Marmor.

Bei seinem heutigen barocken Erscheinungsbild muss man schon zweimal
hinschauen, um zu erkennen, dass die gesamte Geraser Klosteranlage auf
das Mittelalter zurück geht. Die Stiftskirche und der Kreuzgang mit
seinen angrenzenden Räumen wurden stets auf dem Grundriss der
ursprünglichen Anlage wiederaufgebaut. So befinden sich in der Kirche
unter einer kunstvollen Schicht von Stuck-Marmor noch immer die
wuchtigen Pfeiler der ersten dreischiffigen Basilika aus dem 12.
Jahrhundert. Die Aufteilung der einzelnen Szenen der „Lauretanischen
Litanei“ im Deckenfresko lässt noch die Ansätze der gotischen Gewölbe
erahnen. Seit dem 14. Jahrhundert bringen große Fenster im Osten Licht
in den Chorraum.

Die Orgel der Stiftskirche wurde 1731 von Ignaz Jakob Florian
Casparides gefertigt. Nach einem Umbau 1842 durch Franz Ullmann wurde
sie im Zuge der Kirchenrenovierung 1993 bis 1995 von der Firma Blank
(Herwijnen/NL) restauriert. Das Instrument verfügt über 19 Register,
die Pfeifen sind zum Teil noch original erhalten.

In der Gründungszeit war die Anlage verhältnismäßig groß, aber heute
gehört es zu den kleineren Stiften in Österreich. In Geras werden seit
Jahren bedeutende Kunstkurse veranstaltet, die einigen Einfluss auf
zeitgenössische Künstler hatten. Im 1783 aufgehobenen Kloster Pernegg
wird seit 1995 ein Fasten- und Seminarzentrum durch das Stift Geras
betrieben.

Im 18. Jahrhundert erhielt das Kircheninnere seinen heutigen
Raumeindruck. Gemeinsam mit den Gläubigen sehen sich die Chorherren auf
dem „Weg durch die Zeit“, wie auf einer festlichen Straße. In
Gemeinschaft mit den Aposteln und Heiligen unseres Ordens (dargestellt
in ovalen Medaillons über den Pfeilern) ziehen wir dem letzten Ziel all
unserer Wege entgegen: der himmlischen Gemeinschaft im Dreifaltigen
Gott.
Künstler aller Epochen haben das Geraser Gotteshaus verschönert. In
jüngster Zeit schuf Thomas Munz (1929–2011) einen neuen Hauptaltar.
Sein Bronzeportal erinnert mit einem durchscheinenden Glasfluss an das
Patrozinium der Stiftskirche, „Mariä Geburt“: Die Gottesmutter hat der
Welt den Erlöser geschenkt, Christus, das Licht.

Seit dem Mittelalter betreibt das Stift Geras in nahe gelegenen
Gewässern Fischwirtschaft, dazu wurden z. T. schon im Mittelalter
Fischteiche angelegt. Es gibt auch noch einen der ältesten in Gebrauch
befindlichen Fischkalter.

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erreichte das Stift auch
eine Größe von über 50 Chorherren. Diese Blüte wurde durch Kaiser
Joseph II. beendet, der das Stift Pernegg aufhob, die Zahl der
Chorherren in Geras beschränkte (numerus clausus), die Pfarreien des
Stiftes Pernegg dem Stift Geras übergab und die Errichtung einer Zahl
neuer Pfarreien anordnete. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts ist das
Stift Geras auch der Eigentümer der Gebäude des ehemaligen Stiftes
Pernegg.

Seit 1953 trägt die Stiftskirche den Titel „Basilika minor“. Besonders
am 13. eines jeden Monats kommen die Wallfahrer hierher, um sich der
Fürsprache Unserer Lieben Frau von Geras anzuvertrauen. Ihr Gnadenbild,
das seit einem halben Jahrtausend die Stürme der Zeit überstanden hat,
ist Blickfang und Mittelpunkt des Hochaltares.

Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag,
kann sich gerne dieses Video antun: