Stift Geras

Geras im Waldviertel, Juli 2023

Stift Geras liegt eingebettet in eine einzigartige Teich-, Wiesen- und Waldlandschaft. Besichtigen Sie die Prunkräume wie den Marmorsaal mit dem großen Deckenfresko von Paul Troger, Kaiserzimmer, Flurgalerie, Vedutensaal und Säulenhalle mit Sonderausstellungen.

 Stift Geras, Juli 2023

„Ad omne opus bonum paratus" - „Zu jedem guten Werk bereit"
So lautet eine Aussage über die Prämonstratenser Chorherren. Sie spiegelt sich in unserer Kommunität von Geras durchaus wider. Unser wichtigster Dienst und unser grundlegendes Zeugnis ist durch die Berufung zu einem Leben in Gemeinschaft nach den evangelischen Räten und zum gemeinsamen Gotteslob im „Gotteshaus zu Geras" gegeben. Der Hl. Augustinus (geb. 430), dessen Regel zu befolgen wir uns bemühen, fasst das auf die Urkirche zurückführende Ideal unseres Lebens in die Worte: „Das Ziel eures gemeinschaftlichen Lebens ist, einmütig im Haus zu leben und ein Herz und eine Seele zu sein auf Gott hin." Der Hl. Norbert von Xanten, der unseren Orden 1120 in Prémontré (vom lateinischen praemonstratum) gründete, mahnt uns, „dass man ohne Regel und ohne die Unterweisung der Väter die Gebote des Evangeliums und der Apostel nicht gänzlich beobachten kann." Im Gegensatz zu den Augustiner Chorherren und anderen Befolgern der Regel des Hl. Augustinus, ist unser Orden, in Angleichung an die Zisterzienser, monastisch gegliedert, das heißt: bei uns gibt es einen Abt, einen Prior und einen Subprior.

Weitere Strukturen und Einrichtungen unserer Kommunitäten:
An der Seite des Abtes steht der Abtsrat, „Consilium", dessen 6 Mitglieder zu einer Hälfte vom Abt berufen, und zur anderen vom Kapitel (die Gesamtheit aller feierlichen Professen eines Stiftes) gewählt werden. In diesem Gremium fallen alle wichtigen, die Gemeinschaft betreffenden Entscheidungen „in spiritualibus et in temoralibus", sowohl in spiritueller als auch in materieller Hinsicht. Alle Professen zusammen machen das Kapitel bzw. die Kanonie oder das Kanoniekapitel aus. Ihm obliegt es nicht nur, unter dem Vorsitz des Generlabtes den Abt zu wählen, dieses Kapitel kommt schließlich auch der Vollversammlung einer nach außen hin als „Körperschaft öffentlichen Rechts" deklarierten Gemeinschaft ganz besonderer Art gleich.

Die Stationen im Werdegang eines Chorherren sind:
Kennenlernen: Suche nach Lebensgestaltung, Besuche im Kloster
Kandidatur: zeitweises Mitleben und Kontakt halten
Noviziat: mit der Einkleidung beginnt die erste Zeit im Kloster (2 Jahre)
Klerikat: mit der einfachen Profess bindet sich der Novize an die Gemeinschaft für 3 Jahre (Studium, Berufsausbildung)
Profess: Mit der feirlichen Profess bindet sich der Chorherr an die Gemeinschaft und wird ihr volles Mitglied (danach Priesterweihe und Einsatz im Arbeitsbereich des Stiftes)
Unsere Mitbrüder stehen als Seelsorger zur Verfügung, und wir sind stolz „pastores nati" genannt zu werden: Chorherren, deren gleichsam angeborenes Anliegen die Sorge für das Heil der Menschen ist.

 Stift Geras, Juli 2023

Feststiege
Dem aus Asparn an der Zaya stammenden kunst- und musikliebenden Abt Nikolaus Zandt (geb. 1679), verdanken wir den prachtvollen Bau des sogenannten Geraser Neugebäudes. Hier ließ er die repräsentative Torhalle mit dem Südportal, das von Paul Troger freskierte Treppenhaus (Fresken jedoch zerstört), den ebenfalls von Troger mit einem Deckenfresko ausgestatten Marmorsaal (1738 signiert) sowie die imposanten Gästezimmer bauen, die sowohl der Beherbergung hoher Gäste, wie etwas Bischöfe, als auch der äbtlichen Repräsentation dienen sollten. Mit dem Bau beauftragte Zandt den damals bereits vielbeschäftigten und berühmten Joseph Munggenast (1680-1741), der damit eines seiner reifen Hauptwerke ablieferte.

Der Bau des Geraser Neugebäudes erstreckte sich von 1736 bis 1740. Das Aussehen des ehemaligen Stiegenhausfreskos „Triumph der Pallas Athene" bzw. „Triumph von Weisheit und Mäßigung", welches Paul Troger zwischen 1737 und 1738 schuf, ist uns nur mehr aus einer Ölskizze des Diözesanmuseums Brixen überliefert.
Da sich die Feststiege beim Eingang eng und hoch darstellt und die einarmige Treppe zur Galerie erhebt, von wo aus nur mehr eine geringe Höhe zum Plafond gegeben ist, berücksichtigte Troger diese Nachsichtigkeit. Wasserschäden hatten im 19. Jahrhundert dieses kostbare Fresko zerstört.

Auf der Südseite sehen wir als zentrales Gemälde eine Abbildung vom vorletzten Prälaten der Abtei Klosterbruck, Abt Gregor Lamböck. Darunter den allerersten Stiftsvorstand des Stiftes Geras, Probst Mandevin. Unter seiner Leitung wurde der Bau der Stiftskirche vollendet. Daneben sehen wir das Gemälde von Abt Paul I. Er wurde beim Generalkapitel in Prémontré vom Ordensgeneral zum ersten Abt des Stiftes Geras erhoben. An der linken Wandseite sehen wir Abt Hermann Hohenheiser. Zwei Monate nach dessem Amtsantritt verwüstete ein Unwetter die ganze Gegend. Der Hagel zerstörte nicht nur die gesamte Ernte, auch wurden alle Fenster des Stiftes zerstört. An der rechten Wandseite ist Abt Paul III Gratschmayr abgebildet. Unter seiner Führung ließ er die Wände der Stiftskirche mit künstlichem Marmor bekleiden und das Gewölbe mit Frekomalereien von Franz Zoller schmücken. Er ließ all seine Aufmerksamkeit den umliegenden Pfarren zukommen, so dass sein eigener Bereich - die Prälatur - sehr kurz kam. So nahm die Ausstattung des Pauluszimmers fast seine ganze Amtszeit in Anspruch.

 Stift Geras, Juli 2023

Der barocke Marmorsaal ist der prunkvollste Raum dieses Stiftes. Errichtet wurde er im Zuge einer Vergrößerung der Abtei in den Jahren 1736 bis 1740 vom Architekten Joseph Munggenast. Das Hauptbild des Raumes ist das Fresko an der Decke. Es stellt die ,Wunderbare Brotvermehrung' dar. Christus befindet sich als Mittelfigur über dem westlichen Kamin des Raumes, wie er gerade die Fische und die Brote segnet, die ihm ein kleiner Junge bringt. Zeitgleich ist aber auch die Verteilung des vermehrten Brotes auf dem ganzen Fresko dargestellt.

Paul Troger hat ein Jahr lang an diesem Fresko gearbeitet. Es ist hier eine ganz menschliche und lebendige Szene Trogers zu finden. Wir finden alte, kranke Leute, Junge, Kinder, ja sogar Tiere - Hunde -, sind zu sehen, die etwas von der Brotvermehrung abbekommen. Es ist alles luftig, hell und freundlich, und sehr plastisch. Wir finden die spezielle Farbführung des Paul Troger - seine Lieblingsfarbe war ein bestimmtes Blau, und Gerüchten zufolge hat er Lapislazuli ganz fein zerrieben, um ein besonders prachtvolles Blau herzustellen.
Dieses Fresko - und das ist erstaunlich - wurde bis heute noch nie renoviert. Die leuchtenden Farben sind noch immer die Originalfarben aus dem Jahr 1738.

 Stift Geras, Juli 2023

Weil Paul Troger einen Großteil dieses Freskos selbst gestaltet hat, und er auch mit der Arbeit seiner Gehilfen zufrieden war, hat er dieses Kunstwerk signiert. Auf dem Fresko sehen können Sie die unscheinbar wirkende Unterschrift auf der Seite der Eingangstüre, und von hier aus auf der linken Seite gleich oberhalb des Gesimses. Auf dem Kaminbild an der Eingangsseite sehen Sie die Darstellung der „Hochzeit von Kanaa". Gegenüber finden wir das Mahl beim Pharisäer Simon, bei dem die Sünderin erscheint, Jesus mit ihren Tränen die Füße wäscht, sie trocknet und küsst. Aus prächtigem Marmor bestehen in diesem Saal nur die Öffnungen der beiden Kamine, alles andere ist so wie in der Stiftskirche aus Stuckmarmor gefertigt.

Über den vier Intarsientüren des Raumes finden sich Porträts. Wir sehen auf der Eingangsseite des Saales Kaiserin Elisabeth Christina und ihren Gemahl Karl VI. Der Saal ist ja 1738 fertiggestellt worden, also zur Regierungszeit dieses Kaiserpaares. Gegenüber davon sehen wir fiktive Porträts des Gründerpaares unseres Stiftes, es sind hier Graf und Gräfin von Pernegg dargestellt, die für die Gründung der beiden Stifte Geras und Pernegg im 12. Jahrhundert verantwortlich waren.

 Stift Geras, Juli 2023

Der barocke Marmorsaal ist der prunkvollste Raum des Stiftes. Stiftsbaumeister Josef Mungenast hat ihn auf Anweisung von Abt Nikolaus Zandt erbaut. Das Deckenfresko stellt die ,Wunderbare Brotvermehrung' dar. Paul Troger hat eine ganz menschliche und lebendige Szene gemalt. Zu sehen sind alte, kranke Leute, junge Leute und Kinder sogar Tiere sind zu sehen. Das Deckenfresko wurde noch nie restauriert. Das Kaminbild an der Eingangsseite zeigt die Hochzeit von Kanaa und gegenüber das Mahl beim Pharisäer Simon.

 Stift Geras, Juli 2023

Rezept zur Herstellung von Ringelblumensalbe

 Stift Geras, Juli 2023

Paul Troger gehörte zu den bedeutendsten Freskenmalern des Barock. Neben dem Motiv der „Wunderbaren Brotvermehrung" hier im Marmorsaal arbeitete er unter anderem auch in den Stiften Melk, Zwettl, Altenburg, Seitenstetten und Göttweig.

Geboren wurde der Künstler 1698 im Pustertal in Südtirol. Durch sein Talent machte er den Bischof von Gurk auf sich aufmerksam. Dieser ermöglichte dem jungen Troger einen längeren Italienaufenthalt, in dessen Rahmen er in Venedig und Neapel studierte. Seine künstlerischen Vorbilder waren vor allem Tintoretto und Raffael.

 Stift Geras, Juli 2023

DIE GESCHICHTE
1153 Gründung des Klosters Geras, gestiftet vorm Grafen Ulrich von Pernegg, die Prämonstratenser kamen aus Selau in Böhmen
1234-1240 nach völliger Zerstörung Wiederaufbau, erster erhaltener Schirmbrief von Friedrich dem Streitbaren
1278 neuerlich völlig zerstört, Wiederaufbau im gotischen Stil, Fenster an der Nordseite
1528-1580 geistliche und wirtschaftliche Schwächung im Gefolge der Reformation, Geras bleibt karholisch
1620 völlige Zerstörung des Stiftes durch Truppen des Dreißigjährigen Krieges, Verschleppung der Priester
1625 Fünf übriggebliebene Ordenspriester beginnen mit dem Wiederaufbau
1650-1674 Abt Westhaus erbaut das Stilt neu
1730 Brand in der Kirche
1730-1746 Abt Nikolaus Zandt: Ausstattung der Kirche in der heutigen Form, Errichtung des „Neugebäudes", West- und Mitteltrakt durch Baumeister Munggenast, Fresken von Paul Troger
1780-1790 Josephinismus: staatliche Beschränkung des Klosterlebens, Aufnahmesperre neuer Pfarren
1939-1945 Beschlagnahme durch den Nationalsozialismus
1945 Plünderung durch russische Besatzungstruppen, danach innerer und äußerer Neuaufbau
1965 II. Vatikanisches Konzil: Zeitgemäße Erneuerung des Ordenslebens heißt: ständige Rückkehr zu den Quellen jedes christlichen Lebens und zum Geist des Ursprunges der einzelnen Institute; zugleich aber Anpassung an die veränderten Zeitverhältnisse."
1966-1967 Alle Mitbrüder des Ordens arbeiten an der zeitgemäßen Erneuerung des Ordens, jedes Kloster macht Vorschläge
1968 Generalkapitel des Ordens im Juli/August wird die Erneuerung weiterführen
1970 Erster Kurs für Hinterglasmalerei, in Folge wird das „Kunst- und Bildungszentrum Stift Geras" gegründet, Ausbau der Fremdenzimmer im Neugebäude und im Meierhof
1980 Eröffnung des „Stiftsrestaurants und Hotel Alter Schüttkasten"
1986-2003 Gesamtrenovierung des Stiftes und Innenrenovierung der Stiftsbasilika
1992-1999 Sanierung und Erneuerung von Kloster Pernegg Eröffnung des „Fasten- und Seminarzentrums"
1992 Neugründung Priorat Fritzlar/Fulda, Deutschland
1998 Neugründung Priorat Itinga/Brasilien
2009 Ausgliederung der Hotelerie (ehemaliger Schüttkasten und Meierhof) und Akademie Geras
2010 Byzantinische Kapelle mit Ikonostase Adaptierung des Neugebäudes Umbau und Eröffnung des Gästehauses

 Stift Geras, Juli 2023

Abt Adolf Heisinger
*7. April 1808, Michaelsberg/Böhmen, † Juni 1859, Geras; Öl auf Leinwand, Signiert „Josephus Pfeiffer", 1856

Mit Abt Adolf Heisinger (1852-1859) gelangte ein ambitionierter und umsichtiger Mann an die Spitze des seit 1840 vakanten Stiftes Geras. Der aus dem nordböhmischen Michelsdorf (Michalovice) in der Nähe des Städtchens Leitmeritz stammende Schustersohn wurde 1828 in Geras eingekleidet und legte hier am 16. Oktober 1832 seine Profess ab. Nach seinem Studium in Melk empfing er am 26. Juli 1833 die Priesterweihe. Aus der Abtwahl vom 22. September 1853 ging er einstimmig als neuer, 47. Abt des Stiftes Geras hervor. Bald erwies er sich als behutsamer Erneuerer des Klosterlebens, in dem er sorgfältig auf die klösterliche Hausordnung Einfluss nahm und sich zugleich als tüchtiger Wirtschafter bewährte. Sein besonderes Interesse galt dabei der Land- und Forstwirtschaft, weshalb er auch zum Mitglied der k.k. Landwirtschaftsgesellschaft im Erzherzogtum ob der Enns und im Herzogtum Salzburg ernannt wurde. Als seine bedeutendste Leistung können seine Bemühungen um das Klostergut Pernegg angesehen werden: So übertrug Kaiser Franz Joseph 1854 das Eigentum an den Pernegger Liegenschaften, das zunächst vom Religionsfonds verwaltet wurde, an Geras, wodurch die alte Stiftung der Pernegger Grafen erst wieder intakt geworden ist. Das monumentale Abtbildnis würdigt ausführlich diese Leistung, indem der Abt auf das betreffende Dokument hinweist: Es ist dergestalt ins Bild gerückt, das auch sein Inhalt einlesbar wird. Im Hintergrund rechts ist zudem auch die ehemalige Stiftskirche von Pernegg eingeblendet. Abt Heisinger war jedoch keine lange Regierungszeit beschert.

Abt Adolf (* 7. April 1808, Michaelsberg, † Juni 1859, Geras)
Abt Adolf erhielt von Kaiser Franz Joseph die Erlaubnis, dass er als Abt des Stiftes Geras auch Kloster Pernegg verwalten darf. Er kümmerte sich vor allem um Land-und Forstwirtschaft.

 Stift Geras, Juli 2023

Kaiser Franz Joseph (* 18. August 1830, Schloss Schönbrunn, † 21. November 1916, ebenda)
In weißer Galauniform und rotweißroter Schärpe, Mitte 19. Jahrhundert, Öl auf Leinwand

Der junge Kaiser Franz Joseph I. (1830-1916), der im Zuge der Revolutionswirren des Jahres 1848 die Regierungsgeschäfte von seinem zur Abdankung gezwungenen Onkel, Kaiser Ferdinand dem Gütigen übernahm, ist auch für das Stift Geras von besonderer Bedeutung. Er übertrug 1854 das Eigentum an den Pernegger Liegenschaften, das zunächst vom Religionsfonds verwaltet wurde, wieder an Geras. Das Stift stand damals unter der Leitung von Abt Adolf Heisinger, der 1852 zum Abt gewählt wurde. Während der gesamten Regentschaft des Kaisers hatte Geras nachfolgende Äbte: Abt Adolf Heisinger (1852-1859), Abt Julius Plch (1859-1888), Abt Adrian Zach (1889-4. April 1916)

Abbild von Franz Joseph Kaiser von Österreich (* 18.08.1830 Schönbrunn, † 21.11.1916 Schönbrunn)
Er war für Stift Geras von großer Bedeutung. Er verfügte, dass Pernegg wieder von Geras verwaltet wurde.

 Stift Geras, Juli 2023

Abt Julius Pich (1859-1888)
Abt Julius war in seiner Zeit als Stiftsvorstand vor allem mit dem Wiederaufbau beschäftigt. So vollendete er den Wiederaufbau des abgebrannten Pfarrhofes in Eibenstein und unterstützte Schloss Walkenstein bei Reparaturarbeiten, wo ein Orkan das Blechdach des Schlosses und die Scheune komplett abgedeckt hatte. Er erneuerte in Nonndorf an der Wild das Wirtschaftsgebäude, in Ranzern das Wohngebäude nach Bränden und ebenso Wirtschafts- und Wohngebäude des Pfarrhofes in Harth. Er unterstütze alle 16 dem Stift inkorporierten Pfarren mit verschiedenen Herstellungen und Anschaffungen, z.B. Zissersdorf, indem er den Kirchturm komplett neu erbauen ließ. Die Kirchturmdächer ließ er in Drosendorf mit Zink, in Nonndorf, Blumau und Göpfritz mit Weißblech, in Ranzern mit Ziegeln eindecken und Japons als Ganzes in guten Zustand setzen. Pernegg hat er neben vielen bedeutenden Herstellungen am Kirchen- und Klostergebäude dem dort herrschenden Wassermangel durch die Einrichtung einer neuen Wasserleitung mit hydraulischem Wider (1876) abgeholfen. Er hat den Grundbesitz nicht nur für das Stift Geras vermehrt, sondern auch für die ihm anvertrauten Pfarren. Ebensolche Sorgfalt ließ der der Fischzucht in Geras zukommen. Neue Teiche wurden angelegt und die bestehenden ein Klafter in die Tiefe ausgeschoben und schadhafte Dämme repariert. Für Geras selbst ließ er 1820 den Pfarrfriedhof beim Meierhof und dort die Friedhofskapelle erbauen.

Abbild von Abt Julius (1859-1888)
In seine Amtszeit wurden Kirche, Pfarrhöfe, Stift Geras und Kloster Pernegg repariert, aufgebaut und Instand gesetzt. In Geras ließ er den Pfarrfriedhof und die Friedhofskapelle errichten.

 Stift Geras, Juli 2023

Abt Adrian Zach - 1889-1916; Öl auf Leinwand, Hans Massmann (?), 1913
Abt Adrian Zach kam 1845 als Lambert Zach im südmährischen Stallek (Stálky) zur Welt. Der Landwirtssohn wurde bereits 1866 zum Italienfeldzug eingezogen und konnte erst nach dem Krieg das Gymnasium in Krems beenden. Daraufhin begann er sein Theologiestudium in Brünn, das er 1869 abschloss. Im selben Jahr wurde er in Geras eingekleidet und nahm den Ordensnamen des heiligen Adrian an, der erst 1869 heiliggesprochen wurde. Im Jahr 1873 folgte Zachs Priesterweihe. In der Folge trat er auch als Stiftskurat, Waldmeister, Lokalienverwalter und in der Pfarre Kirchberg als Gründer einer landwirtschaftlichen Gesellschaft in Erscheinung. Im April 1889 erfolgte seine Wahl zum 49. Abt von Geras. In seinem Wahlspruch „Adversis tempestatibus abstat" (Widrigen Umständen gegenüber beharrlich) klingt bereits sein Arbeitsstil durch. Seine Sorge galt der problematischen landwirtschaftlichen und sozialen Lage des Waldviertels. Er wandte sich der damals noch jungen Christlich-sozialen Partei zu und vertrat diese als Reichtagsabgeordneter. Er trat auch als Mentor des späteren Bundespräsidenten Dr. Wilhelm Miklas in Erscheinung, der zuvor als Professor und Direktor des benachbarten Horner Gymnasiums tätig war. Mitten im Kirch und im selben Jahr, in dem Kaiser Franz Joseph starb, wurde auch Abt Adrian Zach aus dem Leben gerissen (4. April 1916).

Abt Adrian (1889-1916)
Er kümmerte sich um die landwirtschaftliche und soziale Lage des Waldviertels. Für Geras kümmerte er sich um die Verlegung der Bahnstrecke, welche anstatt über Geras nach Wolfsbach führen sollte.

 Stift Geras, Juli 2023

Abt Andreas Hayder (1780 - 1786, Öl auf Leinwand)
Abt Andreas Hayder wurde am 18. April 1780 zum Stiftsvorstand gewählt. Sein Wirken als Abt fiel in die Zeit der Reformen von Kaiser Joseph II. Bis dahin war der Prämonstratenserorden in Provinzen bzw. Circarien eingeteilt und unterstanden direkt dem Generalabt von Prémontré. Durch das Dekret vom 24. März 1781 wurde der Verband mit dem Ordensgeneral aufgehoben und die „vicarii generalis" abgeschafft. Nach allerhöchsten Willensmeinung sollten von nun an die Prämonstratenserstifte in den k.k. Staaten nur eine Korporation für Österreich bilden. Abt Andreas versuchte, wenn schon eine Rücknahme nicht möglich sei, wenigstens eine mildernde Modification dieser Verfügung zu erbitten. Dies allerdings mit wenig Erfolg. Am 7. September 1783 erfolgte die Aufhebung des Stiftes Pernegg. Ab 1785 durften die Stiftskleriker nicht mehr in ihren Stiften das theologische Studium absolvieren, sondern mussten dies in Generalseminarien - sogar in „gleichförmiger" Kleidung wie alle anderen Seminaristen tun. 1786 verordnete Kaiser Josef II., dass in sämtlichen Stiften an Stelle der bisherigen Äbte Kommendatärabte eingesetzt werden sollen. Diese Verfügung drückte den kränklichen Abt darnieder. Er resigniert 1786.

Abt Andreas (1780-1780)
Abt Andreas hatte es nicht leicht. Joseph II erließ für Stifte und Klöster, sehr tiefgreifende Verordnungen. So wurde 1783 Pernegg als Kloster aufgelassen. 1786 verordnete Joseph II, dass sich ein vom Staat beauftragter Kommandatär um die Angelegenheiten des Klosters kümmern soll. Diese Anordnung traf den kranken Abt Andreas so sehr, dass er sein Amt zurücklegte.

 Stift Geras, Juli 2023

Abt Ignaz Hörstelhoffer (1797 - 1813)
Österreichischer Maler, um 1800, Öl auf Leinwand

Abt Ignaz wurde als Carl Hörstelhoffer am 1. November 1745 in der Stadt Horn geboren. Genau an seinem 18. Geburtstag (1763) trat er bei den Prämonstratensern im Stift Geras ein. Nachdem er am 6. Jänner 1769 die Priesterweihe empfangen hatte, rückte er bald in der Klosterhierarchie auf: Als 35jähriger wurde er zum Prior und Sekretär von Abt Andreas ernannt, um schließlich 1797 selbst zum 44. Geraser Abt gewählt zu werden. Die Weihe erfolgte am 31. Dezember 1797 in Sankt Pölten durch Diözesanbischof Hohenwart. Damit fiel sein Wirken in eine schwierige Umbruchzeit, die vor allem durch die rigiden josephinischen Verordnungen und deren Nachwirkungen geprägt wurde. Zu seinen besonderen Leistungen zählt die Errichtung der Stiftsbibliothek (1805 vollendet) mit den Fresken Josef Winterhalders (1743-1807). Das vorliegende Gemälde zeigt ihn folglich als Bücherfreund und Förderer der Wissenschaft und nähert sich so dem Portraittypus der Spätaufklärung. Es sollte in Geras während seiner Amtszeit nicht an Bedrohungsszenarios mangeln: Im Zuge der Napoleonischen Kriege kam es etwa 1810 zu empfindlichen Silberablieferungen, ein Jahr später sollte eine folgenschwere Inflation auch die Finanzen des Stiftes empfindlich bedrohen. Der Abt war als umsichtiger Wirtschafter gefordert. Im Jahr der Bibliotheksvollendung konnte Abt Ignaz auch die Hauslehranstalt des Stiftes, an der er schon vor seiner Ernennung zum Abt Kanonisches Recht lehrte, wiedereröffnen. Er verstarb am 27.9.1813 in Geras und wurde in der von ihm errichteten Stiftsgruft beigesetzt.

Abt Ignaz (1797-1813)
Die Stiftsbibliothek wurde von Abt Ignaz errichtet. Er musste gut wirtschaften, da 1810 die Steuern erhöht wurden. Er eröffnete wieder die Hauslehranstalt.

 Stift Geras, Juli 2023

Kaiser Joseph II, * 13.3.1741, Schloss Schönbrunn, † 20.2.1790, Wien
Von 1765 bis 1780 amtierte Joseph, als Mitregent seiner Mutter Maria Theresia in den Ländern der Habsburgermonarchie. Ab 1780 übte er die Herrschaft als Erzherzog von Österreich allein aus. Joseph gilt als ein Exponent des aufgeklärten Absolutismus und setzte ein ehrgeiziges Reformprogramm in Gang (Josephinismus, Toleranzpatent, Aufhebung der Leibeigenschaft). Am Ende seines Lebens sah er sich gezwungen, zahlreiche seine Reformvorhaben wieder zurückzunehmen. Die Leibeigenschaft der Bauern etwa wurde durch das Leibeigenschaftsaufhebungspatent am 1. November 1781 aufgehoben. Er versuchte den Einfluss des Adels und des Klerus zurückzudrängen. Joseph II. schreckte auch nicht davor zurück, Vermögen der Toten Hand zu veräußern und den Willen der Stifter zu übergehen. Alle Orden, die im volkswirtschaftlichen Sinne unproduktiv waren, also keine Krankenpflege, Schulen usw. betrieben, wurden aufgehoben, ihr Besitz verstaatlicht. Viele kontemplative Abteien mit zum Teil langer Tradition wurden geschlossen. Aus dem Erlös der Aufhebungen wurde der bis ins 20. Jahrhundert bestehende Religionsfonds gegründet, der die Besoldung der Priester übernahm, die auf diese Weise zu Staatsbeamten wurden. Auch viele Feiertage und Kirchenfeste wurden abgeschafft, hauptsächlich um die Zahl der Arbeitstage zu erhöhen. Pfarrsprengel wurden verkleinert, neue Diözesen wurden gegründet und bestehende mit den Grenzen der Kronländer in Deckung gebracht.

Joseph II, Römisch-deutscher Kaiser (* 13.3.1741, Schönbrunn, + 20.2.1790, Wien)
Joseph II ließ alle Stifte und Klöster, die nicht Schulen, Krankenpflege oder andere soziale Aktivitäten betrieben, aufheben.

 Stift Geras, Juli 2023

Abt Paul III Gratschmayer (1746 - 1780, Öl auf Leinwand)
Abt Paul II. Gratschmayer übte mit Wohlbedacht, Gottvertrauen und ohne Furcht sein Amt aus. Er war ein Verehrer der seligsten Jungfrau Maria. Deshalb ließ er die baufällige Kapelle „Maria Schnee" in der Nähe von Zissersdorf komplett neu aufbauen und mit schönen Altären und Paramenten versehen. Die sechs Pfarrkirchen: Blumau, Drosendorf, Fratting, Japons, Ranzern und Weiktertschlag, denen durch Feuer, Alter bzw. Baufälligkeit Einsturz drohte, ließ er ebenfalls teils neu aufbauen, teils erweitern und mit Ausnahme der letzteren von berühmten Malern wie Zoller, Steiner, Krazer, Stiperger und Altomonte mit Gemälden und Fresken schmücken.

Der Stiftskirche gab er ein prachtvolles Ansehen. Die Wände ließ er mit künstlichem Marmor bekleiden, das lange Gewölbe mit schöner Freskomalerei von Franz Zoller schmücken und zwei Seitenaltäre errichten. 1770 errichtete er im Stift ein Armenspital und brachte das herabgekommene städtische Bürgerspital in Drosendorf in guten Zustand. So viel er für andere getan, so wenig geschah für seine eigene Wohnung die Prälatur. Einzig das sogenannte Pauluszimmer, zu welchem der berühmte Steiner die Lebensgeschichte des heiligen Apostels Paulus malte, war der einzige Gegenstand seiner Sorge. Da er aber immer „wichtigeren" Entscheidungen den Vortritt ließ, erlebte er die Fertigstellung dieses Zimmers nicht mehr.

Abt Paul III (1746-1780)
Er ließ die Wallfahrtskirche „Maria Schnee" bei Zissersdorf neu erbauen und 6 Kirchen mit von berühmten Malern mit Fresken ausstatten. Die Stiftskirche wurde mit Stuck auskleidet und in der Prälatur das Pauluszimmer eingerichtet. Ein Armenspital im Stift und das Bürgerspital in Drosendorf wurden ebenfalls von ihm eingerichtet.

 Stift Geras, Juli 2023

Kaiserin Maria Theresia (*13. Mai 1717 in Wien, † 29. November 1780, ebenda)
1740 trat Erzherzogin Maria Theresia mit nur 23 Jahren die Nachfolge ihres Vaters, Kaiser Karl VI. an. Maria Theresias Erziehung konzentrierte sich vor allem auf religiöse Themen, was ihre späteren Entscheidungen wesentlich beeinflusste. Dass sie Religion als wichtig ansah, verband sie mit ihren Vorgängern und unterschied ihre Politik von der ihrer beiden Nachfolger. Die traditionell gute sprachliche Ausbildung umfasste Unterricht in lateinischer, italienischer und französischer Sprache. 1743 gelang es den Truppen Maria Theresias, Prag von den die Bayern unterstützenden Franzosen zu befreien. 1744 griff Friedrich II. von Preußen erneut an und brach den ein Jahr andauernden Zweiten Schlesischen Krieg vom Zaun. Nach preußischen Siegen musste Maria Theresia 1745 im Vertrag von Dresden den Verlust von Schlesien bestätigen. Der Österreichische Erbfolgekrieg selbst verlief damit wenig erfolgreich, allerdings hatte die österreichische Seite auch keine schweren Niederlagen hinzunehmen. Am Anfang ihrer Reformen stand im Jahr 1742 die Schaffung der Haus-, Hof- und Staatskanzlei als Behörde mit vor allem außenpolitischen Kompetenzen. Die eigentliche Reformpolitik setzte dann nach dem Ende des Österreichischen Erbfolgekrieges ein, unter anderem auch, da angesichts der hohen Kriegskosten die Reform der Staatsfinanzen besonders dringlich war, weshalb Maria Theresia die Erhebung zusätzlicher Steuern für die Regierung und das Militär verkündete. Damit begann eine grundlegende Neuordnung des österreichischen Steuerwesens. Die nunmehr allgemeine Steuerpflicht erfasste erstmals auch Adel und Klerus.

Maria Theresia, Kaiserin von Österreich (* 13.05.1717, Wien - † 29.11.1780, Wien)
Durch die vielen Kriege musste Kaiserin Maria Theresia ihre Staatskasse mit Steuern füllen. Ab 1742 mussten auch Adelige und Klöster Steuern abliefern.

 Stift Geras, Juli 2023

Abt Hugo Pfennigbauer (1814-1822)
Unter Abt Hugo Pfennigbauer litt das Stift an den Nachwehen des französischen Krieges. Zwei Teuerungsjahre, 1816 und 1817, schmälerten das Stiftseinkommen nicht wenig. Im Jahr 1820, am Pfingstfest, während eines furchtbaren und lange andauernden Gewitters, wie sich eines ähnlichen die ältesten Leute nicht zu erinnern wussten, der Blitz in Pernegg den Kirchturm, der seines Gleichen keinen in der Gegend fand, fuhr, wodurch derselbe gänzlich niederbrannte und das schöne und harmonische Glockengeläute verloren ging. Zum großen Glück wurde das Kirchendach, die Kirche und das damit verbundene Klostergebäude gerettet. Abt Hugo starb am 29. Dezember 1822.

Abbild von Abt Hugo (1814-1822)
1820 traf ein Blitz den Kirchturm von Kloster Pernegg. Dabei wurden die Glocken zerstört wurden. Zum Glück wurde das Kirchendach, die Kirche und das Klostergebäude gerettet.

 Stift Geras, Juli 2023

Der Tag im Kloster
„Vor allen Dingen, geliebte Brüder, soll Gott geliebt werden, sodann der Nächste; denn das sind die Hauptgebote, die uns gegeben worden sind." AUGUSTINUSREGEL, 1. KAP.

Mahlzeiten (Im Refektorium), Gottesdienst (in der Kirche), Arbeit (nach den Mahlzeiten), Stille & Freizeit

Chorgebet
Frühstück 7.00 Uhr: Laudes
Mittagessen 12.15 Uhr: Mittagshore
Abendessen 18.00 Uhr: Vesper

 Stift Geras, Juli 2023

Glossar - einige Begriffe klösterlichen Lebens
Abt- Aus dem aramäischen „abba"/Vater Anrede Jesu an den hinumlischen Vater (Mc 14,36) Titel eines Klosteroberen.
Abtei - Seit dem 11. Jahrhundert Bezeichnung für ein Kloster, das von einem Abt geleitet wird.
Abtsrat - Ist der enge Beraterstab (Consilium) des Abtes.
Armut - Freiwilliger Verzicht auf persönliches Eigentum. Bewusste Absage an materielle und vergängliche Güter nach dem Vorbild Christi, evangelische Räte, eines der drei Ordensgelübde.
Augustins Aurelius - 354-430, Kirchenlehrer, seit 395 Bischof von Hippo. Verfasser der Augustinusregel.
Augustinus-Regel - Von Augustinus abgefasst 388(393), die älteste abendländische Mönchsregel. Die Augustinus-Regel ist Grundlage für viele Orden im Mittelalter, so auch für die Prämonstratenser, aber auch für die Dominikaner und viele jüngere Orden.
Bernhard von Clairvaux - Geboren 1090, gestorben am 20.8.1153. Er war enger Freund des hl. Norbert von Xanten.
Chorgebet - Tägliches gemeinsames Beten der Gebetszeiten, wie sie im Stundenbuch aufgezeichnet und meist auch vertont sind
Definitorium - Ist der Beraterstab, vergleichbar einem Vorstand einer modernen Aktiengesellschaft, beim Generalabt
Doppelkloster - Räumliche und rechtliche Einheit einer Gemeinschaft von z. B. Chorherren und Chorfrauen bei den Prämonstratensern. Von Anfang an wurden Prämonstratenserklöster so gegründet (Geras-Pernegg), ab 1147 Trennung von Männer- und Frauenhäusern.
Einkleidung - Bezeichnung für die feierliche Übergabe des ordensüblichen Ordensgewandes an den Aufnahmebegehrenden. Beginn des Noviziats.
Exemption, exempt - = Befreiung von bischöflicher Aufsicht, Herausnahme aus der allgemeinen kirchlichen Organisation.
Fasten - Zeitweise Einschränkung oder Enthaltung von bestimmten Dingen des Lebens aus religiösen Motiven. Die Fastenzeiten: Advent, 40 Tage vor Ostern, während des Jahres sind jeweils Mittwoch und Freitag Fast- bzw. Abstinenztage.

 Stift Geras, Juli 2023

Filiation - Ist Abhängigkeitsverhältnis einer neugegründeten Niederlassung von einem Mutterkloster (filia = Tochter).
Gelübde - Einfache Gelübde, Verpflichtung auf drei Jahre, einem Klosterverband anzugehören. Nach drei Jahren wird im Abtsrat und im Konvent abgestimmt, ob der einfache Professe zugelassen werden kann oder nicht. Auch der dreijährig einfache Professe kann dann frei das Kloster verlassen. Feierliche Profess bedeutet Bindung auf Lebenszeit durch die Gelübde: Ehelosigkeit, Armut. Gehorsam, Bekehrung der Sitten.
Generalabt - Oberster Repräsentant des Ordens der Prämonstratenser. Vorsitz im Generalkapitel, Vertreter auch dem Vatikan gegenüber. Sitz in Rom.
Generalkapitel - Die in festgesetzten Zeitabständen (meist alle 6 Jahre) oder außerordentlichen Zusammenkünfte aller Oberen und je eines Stimmberechtigten (deputatus) eines Ordenshauses, um gemeinsam zu beraten, die Konstitutionen auf neuesten Stand zu bringen oder die Neuwahl des Generalabtes und der Definitoren und Mitglieder anderer Kommissionen (historische, liturgische, juridische) zu wählen. Das Generalkapitel ist die höchste gesetzgebende Versammlung des Ordens. Sie gehört seit Gründung zu den Zisterziensern und Prämonstratensern.
Habit - Vom Lateinischen habitus = Aussehen. Der Habit ist das Ordenskleid, bestehend aus Tunika und Skapulier. Es handelt sich dabei um die Übernahme und Weiterentwicklung der Kleidung der alten Römer.
Hebdomadar - Der Dienst des Vorbeters im Chorgebet für eine Woche (hebdomada).
Infirmar - Bezeichnet jenen Mitbruder, der die Sorge für die Kranken im Kloster übernimmt, die sich in der Infirmerie aufhalten.
Klausur - Das Lateinische „claudere" heißt abschließen. Die Klausur bezeichnet also den abgeschlossenen Wohnbereich der Mönche, Nonnen oder Chorherren. Es ist die Privatsphäre, die nach Möglichkeit von Außenstehenden nicht betreten werden darf.
Kloster - Das Wort „claustrum" liegt zugrunde. Kloster ist die Gesamtanlage, die meist durch Klostermauern von der Außenwelt abgeschirmt wird und wurde.
Komplet - Ist die abendliche Gebetsstunde, mit der der Tag abgeschlossen wird. („completorium")

 Stift Geras, Juli 2023

WINTERKAPELLE DES STIFTES GERAS. FRÜHER WURDEN DIE TAGESGEBETE IM WINTER HIER ABGEHALTEN, DA ES IN DER BASILIKA VIEL ZU KALT WAR.

Asams verlorene Silbermaria - Nach 1732, Ignaz Lengelacher
Holzskulptur, mit späterer schadhafter Farbfassung

Ignaz Lengelacher schuf mit dieser Holzskulptur eine der originalgetreuesten Kopien der Silbermaria von Cosmas Damian Asam. Für Geras kopierte er sogar den Sockel, welcher bei sämtlichen anderen Nachahmungen nicht berücksichtig wurde. Cosmas Damian Asam erschuf für das Kurfürstliche Hohe Kollegiatstift Unserer Lieben Frau der Unbefleckten Empfängnis Mariä in München „eine von purem Silber kostbare herrliche Statua". Diese Marienstatue maß mit Sockel und Strahlenkranz fast drei Meter. Die Geraser Kopie in hoher Qualität, die sich inklusive Sockel sehr genau an den Stich Kurigers hält, hat ein Fuß-Scheitelmaß von 126 cm. Die Figur wurde zu einem Altar mit Tabernakel und Rückwand aus den 1950er Jahren sowie nicht zugehörigen Barockengeln zusammengerückt.

Asams verlorene Silbermadonna, Erste Hälfte 18. Jahrhundert
Das Original war komplett versilbert und 3 Meter hoch. Diese Skulptur ist einen Meter und 26 Zentimeter und mit Ölfarbe bemalt.

 Stift Geras, Juli 2023

Muttergottes erscheint dem seligen Hroznata
Öl auf Leinwand - Hroznata, Märtyrer, * um 1170, + 14.7.1217

Um 1170 geboren, wurde der böhmische Adlige Hroznata bei seiner in Krakau lebenden Schwester Wojslawa erzogen. Wieder in Böhmen, heiratete der begabte junge Mann, verlor aber bald seine Frau und seinen Sohn. Statt der versprochenen Teilnahme an den Kreuzzügen ins Heilige Land stiftete er um das Jahr 1193 die Prämonstratenser-Abtei Tepl und um 1202 das Schwesternkloster Chotieschau. Später wurde er selbst Ordensmann in Tepl. Er wurde in Rom von Papst Innozenz III. mit dem weißen Habit der Prämonstratenser eingekleidet wurde. Wegen seiner reichen Erfahrung in wirtschaftlichen Fragen ernannte ihn Abt Johannes zu seinem Stellvertreter und zum Verwalter des Besitzes. Mit ganzer Kraft setzte sich Hroznata für die Sache der Abtei ein. Deswegen wurde er von Feinden des Klosters gefangengenommen und in Hohenberg im Fichtelgebirge (oder Alt-Kinsberg bei Eger) eingekerkert. In der Gefangenschaft, wo er gefoltert wurde, starb der bekannte Klostergründer und eifrige Prämonstratenser, treue Verwalter und unbeugsame Verteidiger des Stiftes am 14. Juli 1217 den Hungertod.

Muttergottes erscheint dem seligen Hroznata, Ölmalerei auf Leinwand
Hroznata war Prämonstratenser Chorherr und Märtyrer. Er stiftete das Prämonstratenser-Kloster in Tepl. Er wurde gefangen genommen und starb den Hungertod.

 Stift Geras, Juli 2023

 Stift Geras, Juli 2023

Seliger Jakob Kern - Primiz-Kasel, 1922
1919 traten Prämonstratenser in Tschechien aus deren Klöstern aus und schlossen sich der Nationalkirche an. Franz Alexander Kern trat als dessen Stellvertreter in das Stift Geras ein. Am 18. Oktober 1920 wurde er eingekleidet. Am 23. Juli 1922 wurde er in Wien zum Priester geweiht. Hier zu sehen das Messgewand, welches er bei seiner ersten feierlichen Messfeier als Priester getragen hat. (Primiz)

 Stift Geras, Juli 2023

Martin Johann Schmidt (1718-1801)
Der aus Grafenwörth stammende Martin Johann Schmidt bildete sich als Autodidakt in den Graphiksammlungen der Stifte Dürnstein und Göttweig. Seit 1749/50 in Krems-Stein ansässig, unterhielt er ein florierendes Atelier mit einigen Mitarbeitern und Schülern. Zu ihnen zählte auch Franz Österreicher aus Jhlava/Iglau. Kremser Schmidts Gemälde entstanden fast ausnahmslos in der Werkstatt und wurden bis nach Mähren, Ungarn und Slowenien geliefert.

Zu nennen sind vor allem die Altarblätter in Brünn bei den Kartäusern und Prämonstratensern sowie im Dom, bei den Paulanern in Vranov und in der Bischofskirche zu Vác. Durch die geographische Lage bot sich die Donau als Transportweg an; oft wurden die gerollten Leinwandbilder einfach mit der „Weinfuhr" der klösterlichen Lesehöfe im Herbst mitgegeben. Der äußerst sesshafte Maler verließ seine engere Heimat nur sehr selten. Seine spärliche Reisetätigkeit lässt sich am besten für das Jahr 1777 dokumentieren: Die erste größere Reise führte über Melk, Seitenstetten, Garsten, Kremsmünster und Lambach nach Salzburg-St. Peter, alles Abteien, mit denen Schmidt in Geschäftsverbindung stand. Die weiteste Tour ging nach Ljubljana, wo er die Kapelle im Gruberpalais ausstattete.

 Stift Geras, Juli 2023

Konstitutionen - Sind die Verfügungen, die Zusammenfassung aller Statuten und Satzungen, die das Leben eines Ordens betreffen und bestimmen.
Konvent - Conventus heißt Zusammenkunft, Versammlung, ist aber auch gleichzeitig die Bezeichnung für alle, die einem Kloster durch feierliche Profess angehören und damit auch Stimmberechtigung haben. Alle feierlichen Professen sind gleichzeitig gemeinsam die Eigentümer des Klostergutes.
Konversen - Im Mittelalter vor allem bei den Zisterziensern, Bezeichnung der Brüder im Kloster, die ein Handwerk ausübten.
Kreuzgang (=Claustrum")
Die sogenannte „Quadratur", die der Klosterkirche vorgelagert ist. In Verbindung mit dem Kreuzgang stehen immer entweder der Brunnen oder das Brunnenhaus. Nach der alten Klosteranlage, vor allem der Zisterzienser - die von den Prämonstratensern weitgehend übernommen wurde, sind an den Kreuzgang angebunden: die gemeinsamen Räumlichkeiten wie auch Kapitelsaal, Refektorium, Kalefaktorium und Dormitorium. Der Name Kreuzgang rührt davon her, dass früher viele Prozessionen durch das Claustrum geführt wurden. Solchen Prozessionen wurde das Kreuz vorangetragen, deshalb die Bezeichnung Kreuzgang.
Laudes - Vom Lateinischen „laus", das Lob, Bezeichnung für das Morgengebet in Gemeinschaft.
Matutin - Ist die Bezeichnung für das Frühgebet, das im Mittelalter in der Nacht verrichtet wurde.
Mönch - Stammt aus dem Griechischen „monos", allein, einzeln und in Einsamkeit lebend.
Mozzetta - Ist ein geschlossenes Schultermäntelchen mit Zierkapuze, das nach vorne mit Knöpfen versehen ist. Es ist das Zeichen, dass ein Chorherr die feier liche Profess bereits abgelegt hat.
Norbert von Xanten - 1080-1134, Ordensgründer der Prämonstratenser, ab 1126 Erzbischof von Magdeburg.
Novize - Ist der Junge, der Neuling, der nach Probezeit in das Noviziat aufgenommen wird, das wiederum ein oder zwei Jahre dauert. Er erhält das Ordenskleid bei der Einkleidung und zu diesem Anlass auch einen Ordensnamen.
Novizenmeister (Magister) - Trägt die Verantwortung und unterrichtet die Novizen.
Offizium - Ist das Pensum der gemeinsamen Chorzeiten, in Geras: Laudes, Mittagshore und Vesper.

 Stift Geras, Juli 2023

Patrimonium - Damit ist jener Besitz genannt, der über die Generationen die wirtschaftliche Absicherung einer Gemeinschaft ergibt. Also alle Besitzungen und Gebäude machen das Patrimonium eines Klosters aus.
Postulant - Ist einer, der auf Probe längere Zeit im Kloster weilt.
Prälat- Prälaten werden in Österreich jene Abte oder Stiftsvorsteher genannt, zu deren Klöster früher die Verwaltung der Grundherrschaft gehörte
Prior - Ist der erste des Konvents, der zweite nach dem Abt und sein Stellvertreter.
Priorat - = in einer Abtei die Wohnung des Priors. Kann auch eine kleinere Ordensgemeinschaft bezeichnen, die von einer Abtei abhängig, oder bereits ein selbständiges Priorat ist.
Profess - Besagt öffentliches Bekenntnis (professio). In den Klöstern wird damit die Ablegung der Gelübde, der einfachen und der feierlichen bezeichnet.
Provisor - Vom Lateinischen „providere", „vorsehen" = der Verwalter des Klostergutes und gesamten Besitzers.
Refektorium - Gemeinsamer Speisesaal im Kloster, der Ort wo man sich erfrischt durch Essen und Mahlzeit („reficere, refectio")
Regularkanoniker (Chorherren) - Einrichtung des Gemeinschaftslebens der Kanoniker mit feierlichen Ordensgelübden. Sie leben nach der Augustinus-Regel und eigenen Statuten (Konstitutionen).
Rekreation - Gemeinsame Erholung, Gespräch, Spiel, Spaziergang. Der Ort, wo man sich rekreiert heißt ebenfalls Rekreation.
Senior - Ist der Älteste eines Kloster, wobei das Klosteralter, also der Eintritt ins Kloster zählt.
Supprior - Ist der dritte Obere, jener der nach dem Prior kommt.
Vesper - Ist das gemeinsam verrichtete Abendgebet bzw. Abendgesang.
Visitation - Alle 6 Jahre kommen Visitatoren im Auftrag des Generalabtes und des Definitoriums in jedes Kloster und befragen jeden Mitbruder, umgekehrt kann auch jedes Mitglied des Konvents Klagen oder Lob den Visitatoren vortragen, die darüber einen Visitationsbericht dem Generalabt vorlegen.
Zelle - Lateinisch „cella", die Kammer, der Wohn- und Schlafraum eines Klosterangehörigen.

 Stift Geras, Juli 2023

Abt Michael (1712 - 1729)
Abt Michael verfügte über einen aufgeklärten Geist, humanes Benehmen, Eifer für die Seelsorge und untadelhaften Lebenswandel. Dadurch erwarb er Liebe und Achtung bei Groß und Klein, beim Klerus und dem Volke. Besonders die Seelsorge war ihm ein großes Anliegen. So ließ er von 3.-11.5.1721 in der Stiftskirche eine heilige Mission abhalten. Der Andrang war so groß, dass die Vorträge unter freiem Himmel abgehalten wurden und die heilige Kommunion bis in den späten Abend dargereicht werden musste. Bereits am 21. Juli 1717 organisierte Abt Michael die Spende des Sakraments der Firmung durch Johann Raimund Graf von Lamberg, Weihbischof von Passau im Stift Gera an 6000 Personen und danach am 29. April 1728 durch Dominik Josef Graf von Lamberg, Fürstbischof von Passau an 2236 Personen. Er versah den Kirchenturm mit einer Uhr errichtete in der Basilika die beiden Altäre zu Ehren des Heiligen Norbert von Xanten und des Heiligen Augustinus.

Abt Michael I (1720-1729)
Abt Michael war Seelsorger durch und durch. Er organisierte ein Missionsfest welches 8 Tage dauerte und zwei Firmungen an denen insgesamt über 8000 Personen teilnahmen.

 Stift Geras, Juli 2023

Abt Nikolaus (1730-1746)
Nach Mitternacht des 11. Oktobers 1730 brach in der Kirche Feuer aus. Der Großteil der inneren Kircheneinrichtung, samt der neu angeschafften Orgel, gingen zugrunde. Abt Nikolaus ließ daher die ganze Kirche mit Salzburger Marmorplatten pflastern, neue Chorstühle, eine neue Kanzel und Orgel verfertigen, neue Seitenaltäre errichten und den erst unter Abt Michael erbauten und unverletzt gebliebenen Hochaltar reich mit Gold und Farbe verzieren. Abt Nikolaus ließ das innere des Konventgebäudes restaurieren und gab den Auftrag für die „Äbtegalerie". 1736 legte er den Grundstein zur Erweiterung des Stiftsgebäudes durch die Erbauung des großen Speisesaal (= Marmorsaal mit Fresko und Ölgemälden von Paul Troger) und des Gästetraktes. Der Bau wurde 1740 vollendet.

Wegen seiner Kenntnisse wurde der zum „Verordneten der niederösterreichischen Stände" ernannt. Als die Preussen 1742 in dieser Gegend von Retz aus große Brandschatzungen ausschrieben, flüchtete Abt Nikolausmit allen wertvollen Gegenständen nach Lilienfeld, um diese vor den Plünderungen zu schützen. Sein Konvent blieb in Geras, um dort weiterhin Unterstützung und Seelsorge für die Bevölkerung anzubieten. Durch sein gutes Wirtschaften konnten zusätzlich zur ganzen Bautätigkeit auch wertvolle Bücher für die Bücherei angeschafft werden.

Abt Nikolaus (1730-1746)
1736 legte Abt Nikolaus den Grundstein zur Erweiterung des Stiftsgebäudes. Er ließ den Marmorsaal errichten und den Gästetrakt, das sogenannte „Neugebäude".

 Stift Geras, Juli 2023

Weeser-Krell, Linz

 Stift Geras, Juli 2023

 Stift Geras, Juli 2023

Abt Nikolaus Zandt ließ die Feststiege, Torhalle und Gästehaus errichten. Das Stiegehausfresko von Paul Troger wurde bei einem Wasserschaden zerstört. Auf der Südseite zu sehen: Abt Gregor Lamböck Abt des Klosters Bruck. Darunter der erste Probst des Stiftes Mandevin und der erste Abt des Stiftes Paul I. An der linken Wandseite ist Abt Hermann Hohenheiser zu sehen. Unter seiner Leitung verwüstete Hagel die Landschaft und zerstörte alle Fenster des Stiftes. An der rechten Wandseite ist Abt Paul III Gratschmayr zu sehen. Er ließ die Kirche mit Stuck und Fresken ausstatten.

 Stift Geras, Juli 2023

Die Äbtegalerie wurde 1731 von Abt Nikolaus Zandt bei Johann Jakob Pischl in Auftrag gegeben, da es bisher keine vollständige Galerie gab. Dabei standen die Chorherren des Stiftes Modell, wobei jeder anhand eines Details auf dem Bild zu identifizieren war.

 Stift Geras, Juli 2023

DAS LEBEN DES HL. NORBERT
1080 Geburt in Genep
1111 kaiserlicher Hofkaplan und Kanoniker von Xanten
1115 Bekehrung, Priesterweihe in Köln
1118-1120 Wanderpredigt
1120 Gründung von Prémontré, weitere Predigt und Klostergrundungen
1126 Bestätigung des Ordens in Rom, Wahl zum Erzbischof von Magdeburg
1132 als Erzbischof und Kanzler des Reiches in Rom
1134 Tod in Magdeburg
1582 von Papst Gregor XIII. heilig gesprochen
1626/27 werden die Gebeine des Heiligen nach Kloster Strahov in Prag überführt

 Stift Geras, Juli 2023

 Stift Geras, Juli 2023

 Stift Geras, Juli 2023

„Porta patet, sed magis cor!"
„Die Tür ist geöffnet, aber noch mehr unser Herz!"

Mit ihrem Motto heißen Sie die Chorherren des nördlichsten Kloster Österreichs herzlich willkommen. Stift Geras ist ein offenes Haus und bietet seinen BesucherInnen ein Kunst- und Kulturerlebnis auf dem Boden einer alten Klostertradition. Lassen Sie sich entführen in eine Welt barocker Baukunst und klösterlichem Leben. Das Stift Geras blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück, das Wirken des Prämonstratenserordens prägt das Klosterleben bis heute. Eingebettet in die Geraser Teichlandschaft ist es Wahrzeichen und Fixpunkt einer idyllischen Umgebung.

Stift Geras wurde von Graf Ulrich II. von Pernegg 1153 als Doppelkloster Geras - Pernegg gegründet.
An der Stelle eines slawischen Friedhofs wurde das Klostergebäude ab 1153 errichtet. In Geras wurden Chorherren aus dem Stift Selau (Želiv, Tschechien) berufen, in Pernegg Chorfrauen. Die ursprünglich romanische Stiftskirche Geras mit gotischem Chor wurde 1620 verwüstet und wieder aufgebaut.

 Stift Geras, Juli 2023

Nach außen hin zeigt sich die Klosteranlage als geschlossenes Ensemble aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Keine geringeren als Nikolaus de Balzarin und Josef Munggenast trugen dazu bei. Herzstück ist der Marmorsaal mit den Fresken von Paul Troger. Im Inneren verbergen sich die mittelalterlichen Bauteile des Stiftes, wie die gotische Säulenhalle. Die alten Mauern sind zu Stein gewordene Gebete.

Begeben Sie sich auf eine Entdeckungsreise durch die fast 900-jährige Kirchen- und Kulturgeschichte des Stiftes. Genießen Sie den meditativen Gang durch unseren Kräutergarten, wandeln Sie auf den Spuren der Prämonstratenser Chorherren und erfahren Sie mehr über ihre prominenten Vertreter Kräuterpfarrer Weidinger und Jakob Franz Kern, der von Papst Johannes Paul II. bei seinem letzten Wien-Aufenthalt am 21. Juni 1998 selig gesprochen wurde.

 Stift Geras, Juli 2023

FORST- UND LANDWIRTSCHAFT
Die 1940 ha Grundbesitz (davon 22 ha Teiche, 75 ha Felder und Wiesen, 205 ha Pfarrpfründe/Wald und 120 ha Naturpark) bilden die wirtschaftliche Grundlage für das Stift Geras mit dem Kloster Pernegg und den 15 inkorporierten Pfarreien. Das Stift trägt für alle Objekte zur Gänze die Baulast. Ein guter Teil der forstlichen Einnahmen wird durch den Holzverkauf und durch die Verpachtung der Eigenjagden erzielt.

FISCHZUCHT
Seit der Gründung des Stiftes Geras 1153 ist die Fischzucht ungebrochene Tradition. Schon im Mittelalter wurden in Geras Teiche angelegt, die bis heute Biotope mit seltener Tier- und Pflanzenwelt sind. In über 20 ha Teichfläche werden jährlich ca. 20 Tonnen Karpfen geerntet. Im ältesten in Betrieb befindlichen Fischhälter (1664) des süddeutschen Sprachraumes wird in der Adventszeit (Hochsaison) der Geraser Stiftskarpfen verkauft.

 Stift Geras, Juli 2023

Zu den Kostbarkeiten des Stiftes gehört der unter Abt Nikolaus Zandt errichtete, sogenannte Marmorsaal über dem Hauptportal. Die Decke wird von einem prächtigen, signierten Fresko Paul Trogers geschmückt, welches die wunderbare Brotvermehrung darstellt (1738), die Wände bestehen aus qualitätvollem Stuckmarmor. Das Deckenfresko ist nie gereinigt oder restauriert worden, was aber den strahlenden Farben keinen Abbruch tut. Außerdem finden sich Ölgemälde Trogers über den beiden Kaminen (die auch kleine Reliefs von der Hand Schletterers enthalten). Am Rand der Decke befindet sich eine der wenigen Signaturen Trogers.

Marmorsaal vom Norden

 Stift Geras, Juli 2023

Das Stift Geras blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück, das pastorale Wirken der Prämonstratenser-Chorherren prägt das Klosterleben bis heute. Eingebettet in die Geraser Teichlandschaft ist es Wahrzeichen und Fixpunkt einer idyllischen Umgebung. Stift Geras wurde von Graf Ulrich II. von Pernegg 1153 als männlicher Teil eines Doppelklosters gegründet, die Chorfrauen wurden in Pernegg angesiedelt. Bis etwa 1180 wurde das Klostergebäude, mit Kirche, Schlaf- und Speisesälen und Küche errichtet. Geras wurde mit Chorherren aus dem Stift Selau (Želiv, Tschechien) besiedelt, Pernegg mit Chorfrauen aus Launiowitz (Louňovice pod Blaníkem, Tschechien).

Die Außenfassade der Einfahrt zum Stift, über der der Marmorsaal liegt, erhielt ihre plastische Ausstattung durch Jakob Christoph Schletterer, der dort – unter anderem – eine Figurengruppe der göttlichen Tugenden (Glaube, Liebe und Hoffnung) schuf, die das Portal umgibt, ebenso die Feststiege.

 Stift Geras, Juli 2023

Die ursprünglich romanische Stiftskirche wurde mehrfach zerstört und wiederaufgebaut. 1620 wurde die gotisierte Anlage verwüstet, aber noch während des Dreißigjährigen Krieges begann der Wiederaufbau. Nach außen hin zeigt sich die Klosteranlage als geschlossenes Ensemble aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Keine geringeren als Nikolaus de Balzarin, Josef Munggenast und Jakob Schletterer trugen dazu bei. Prunkstück ist der Marmorsaal mit einem Fresko und Ölbildern von Paul Troger. Im Inneren des Stiftes verbergen sich noch immer mittelalterliche Bauteile, wie die gotische Tür zum Archiv. Die alten Mauern sind zu Stein gewordene Gebete.

 Stift Geras, Juli 2023

Begeben Sie sich auf eine Entdeckungsreise durch die fast mehr als 850jährige Kirchen- und Kulturgeschichte des Stiftes. Besuchen Sie die 1953 zur „basilica minor" erhobene Stiftskirche, zu deren Gestalt auch Franz Zoller, Josef Hauzinger, Johann Hennevogel, Josef Winterhalder und zuletzt Thomas Munz beitrugen. Genießen Sie den meditativen Gang durch unseren Kräutergarten, wandeln Sie auf den Spuren der Prämons-tratenser Chorherren und erfahren Sie mehr über ihre Vertreter, wie den Kräuterpfarrer Hermann-Josef Weidinger und den seligen Jakob Kern.

 Stift Geras, Juli 2023

Die Stiftskirche ist eine romanische Pfeilerbasilika, die später gotisiert wurde. Über dem barocken Gewölbe sind noch Fensteröffnungen aus romanischer und gotischer Zeit zu sehen. Der Chorraum hat einen gotischen 3/8-Schluss. Der Hochaltar ist, nach den Vorschriften der Prämonstratenser, freistehend, ebenso die Altäre in den Seitenschiffen.

 Stift Geras, Juli 2023

König David an der Orgel

 Stift Geras, Juli 2023

Nach mehreren Bränden wurde die Stiftskirche mit dem Patrozinium Mariä Geburt im 18. Jahrhundert durch Joseph Munggenast als Architekt und den Freskomaler Franz Zoller (1726–1779) unter anderem mit einer Darstellung der Lauretanischen Litanei im Gewölbe barockisiert. Außerdem befinden sich in der Kirche Gemälde der zwölf Apostel (Schiff) und Gemälde von sechs Heiligen der Prämonstratenser (Chor).

 Stift Geras, Juli 2023

Sehenswert ist der Hochaltar mit einem Gemälde, auf dem der hl. Norbert, über den Regelvater Augustinus, von der Ordenspatronin Maria das Skapulier erhält. Außerdem ist das Gnadenbild der Geraser Madonna aus dem 15. Jahrhundert zu sehen. Sein gegenwärtiger Zustand basiert auf der Farbfassung von 1914, die der ursprünglichen von 1731 sehr ähnlich ist.

 Stift Geras, Juli 2023

Die Prämonstratenser (lateinisch Candidus et Canonicus Ordo Praemonstratensis, „Weißer und Kanonischer Orden von Prémontré“), Ordenskürzel O.Praem./OPraem, sind der größte römisch-katholische Orden regulierter Chorherren. Der Prämonstratenserorden ist ein Zusammenschluss selbständiger Klöster und wurde im Jahr 1120 von Norbert von Xanten mit dreizehn Gefährten in Prémontré bei Laon, auf Fernbesitz der Abtei Prüm, gegründet. Vor allem in Belgien, den Niederlanden und Polen werden die Prämonstratenser nach ihrem Gründer auch Norbertijnen bzw. Norbertanie („Norbertiner“) genannt. Der weibliche Zweig sind die Prämonstratenserinnen. Der dritte Orden sind die Prämonstratenser-Tertiaren.

 Stift Geras, Juli 2023

Das Kloster wurde 1153 als Tochterkloster von Seelau durch Ekbert und Ulrich II. von Pernegg gegründet und mit Seelauer Chorherren besiedelt. Es bildete mit dem zehn Kilometer entfernten Frauenkloster Pernegg ein Doppelkloster. Das Kloster in Geras wurde zum Teil auf einem alten slawischen Gräberfeld errichtet, auch der Name stammt wohl aus dem Slawischen (Jerus ?).

Das Stift wurde nach dem Aussterben der Grafen von Pernegg ein Passauer Eigenkloster. Bis zur Errichtung des Bistums St. Pölten (unter Kaiser Joseph II.) lag es auf dem Gebiet des Bistums Passau. Es gehörte den größten Teil seiner Geschichte zur böhmischen Zirkarie des Prämonstratenserordens.

 Stift Geras, Juli 2023

Das Altarbild des Kreuzaltars stammt von Josef Hauzinger (1756), an der Wand links neben dem Kreuzaltar ist ein Wappenstein der Herren von Kottaun (Kattau?) aus dem 14. Jahrhundert eingelassen.

 Stift Geras, Juli 2023

Die Kanzel besteht aus Stuckmarmor und wurde von Johann Ignaz Hennevogel geschaffen.

 Stift Geras, Juli 2023

In den Seitenschiffen befinden sich zwei weitere Altäre (ein Barbaraaltar im nördlichen, und ein Kreuzaltar im südlichen).

 Stift Geras, Juli 2023

Im letzten Krieg zwischen König Ottokar II. Přemysl und Rudolf von Habsburg (1278) wurde das Stift geplündert und zerstört, danach war es völlig verarmt. Zwischen 1419 und 1436 zogen die Hussiten mehrfach durch Geras und im November 1486 besetzten dann die Ungarn Geras und Pernegg (außerdem Zwettl und Allentsteig).

 Stift Geras, Juli 2023

In der Reformationszeit war das Kloster nur noch nominell katholisch und machte eine Krise durch. Schließlich wurden Stift und Stadt Geras im Dreißigjährigen Krieg mehrfach geplündert und 1620 von Mansfeldschen Truppen in Brand gesteckt. Einige wenige Chorherren kehrten 1625 aus der Abtei Strahov (Prag) in die Ruinen zurück und begannen unter dem aus Westfalen stammenden Abt Benedict Lachen (auch Lacken oder Laachen) den Wiederaufbau.

Schon unter Abt Peter II. Herkart und besonders unter dem als zweiter Gründer geltenden Abt Johannes Westhaus wurde, noch während des Krieges, nicht nur das Kloster wieder aufgebaut, sondern auch die entvölkerte Umgebung wieder besiedelt.

 Stift Geras, Juli 2023

Anfang des 18. Jahrhunderts brannte die Stiftskirche aus, von der alten Ausstattung ist vor allem ein Beichtstuhl aus der Zeit des Johannes Westhaus erhalten. Unter Abt Nikolaus Zandt, der 1730 bis 1746 Künstlerpersönlichkeiten wie Joseph Munggenast als Architekt und Paul Troger als Freskant ins Waldviertel holte, entstand im Wesentlichen das heutige Erscheinungsbild. Die Schäden wurden beseitigt, Erweiterungen und Neugestaltungen vorgenommen.

 Stift Geras, Juli 2023

Die Kanzel in der Kirche besteht aus Stuckmarmor. Dieser war damals, im Gegensatz zu heute, billiger als echter Marmor.

 Stift Geras, Juli 2023

Bei seinem heutigen barocken Erscheinungsbild muss man schon zweimal hinschauen, um zu erkennen, dass die gesamte Geraser Klosteranlage auf das Mittelalter zurück geht. Die Stiftskirche und der Kreuzgang mit seinen angrenzenden Räumen wurden stets auf dem Grundriss der ursprünglichen Anlage wiederaufgebaut. So befinden sich in der Kirche unter einer kunstvollen Schicht von Stuck-Marmor noch immer die wuchtigen Pfeiler der ersten dreischiffigen Basilika aus dem 12. Jahrhundert. Die Aufteilung der einzelnen Szenen der „Lauretanischen Litanei“ im Deckenfresko lässt noch die Ansätze der gotischen Gewölbe erahnen. Seit dem 14. Jahrhundert bringen große Fenster im Osten Licht in den Chorraum.

 Stift Geras, Juli 2023

Die Orgel der Stiftskirche wurde 1731 von Ignaz Jakob Florian Casparides gefertigt. Nach einem Umbau 1842 durch Franz Ullmann wurde sie im Zuge der Kirchenrenovierung 1993 bis 1995 von der Firma Blank (Herwijnen/NL) restauriert. Das Instrument verfügt über 19 Register, die Pfeifen sind zum Teil noch original erhalten.

 Stift Geras, Juli 2023

In der Gründungszeit war die Anlage verhältnismäßig groß, aber heute gehört es zu den kleineren Stiften in Österreich. In Geras werden seit Jahren bedeutende Kunstkurse veranstaltet, die einigen Einfluss auf zeitgenössische Künstler hatten. Im 1783 aufgehobenen Kloster Pernegg wird seit 1995 ein Fasten- und Seminarzentrum durch das Stift Geras betrieben.

 Stift Geras, Juli 2023

Im 18. Jahrhundert erhielt das Kircheninnere seinen heutigen Raumeindruck. Gemeinsam mit den Gläubigen sehen sich die Chorherren auf dem „Weg durch die Zeit“, wie auf einer festlichen Straße. In Gemeinschaft mit den Aposteln und Heiligen unseres Ordens (dargestellt in ovalen Medaillons über den Pfeilern) ziehen wir dem letzten Ziel all unserer Wege entgegen: der himmlischen Gemeinschaft im Dreifaltigen Gott.

Künstler aller Epochen haben das Geraser Gotteshaus verschönert. In jüngster Zeit schuf Thomas Munz (1929–2011) einen neuen Hauptaltar. Sein Bronzeportal erinnert mit einem durchscheinenden Glasfluss an das Patrozinium der Stiftskirche, „Mariä Geburt“: Die Gottesmutter hat der Welt den Erlöser geschenkt, Christus, das Licht.

 Stift Geras, Juli 2023

Seit dem Mittelalter betreibt das Stift Geras in nahe gelegenen Gewässern Fischwirtschaft, dazu wurden z. T. schon im Mittelalter Fischteiche angelegt. Es gibt auch noch einen der ältesten in Gebrauch befindlichen Fischkalter.

 Stift Geras, Juli 2023

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erreichte das Stift auch eine Größe von über 50 Chorherren. Diese Blüte wurde durch Kaiser Joseph II. beendet, der das Stift Pernegg aufhob, die Zahl der Chorherren in Geras beschränkte (numerus clausus), die Pfarreien des Stiftes Pernegg dem Stift Geras übergab und die Errichtung einer Zahl neuer Pfarreien anordnete. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts ist das Stift Geras auch der Eigentümer der Gebäude des ehemaligen Stiftes Pernegg.

 Stift Geras, Juli 2023

Seit 1953 trägt die Stiftskirche den Titel „Basilika minor“. Besonders am 13. eines jeden Monats kommen die Wallfahrer hierher, um sich der Fürsprache Unserer Lieben Frau von Geras anzuvertrauen. Ihr Gnadenbild, das seit einem halben Jahrtausend die Stürme der Zeit überstanden hat, ist Blickfang und Mittelpunkt des Hochaltares.

 Stift Geras, Juli 2023



Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun: