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Das Stift Seitenstetten (lateinisch Abbatia B.M.V. Assumptae apud Seitenstetten) ist eine Abtei der Benediktiner (OSB) in Seitenstetten an der Moststraße im Mostviertel (Niederösterreich). Das wirtschaftliche Fundament des früheren Kollegiats- und späteren Benediktinerstiftes Seitenstetten bildeten die Schenkungen des Udalscale (Udalschalk) im Jahr 1112 und des Magdeburger Erzbischofs Wichmann von Seeburg um 1180.

Erinnerung an Julius Raab (Bundeskanzler), den Staatsvertragskanzler.
Weitere berühmte Absolventen des Gymnasium Seitenstetten sind unter
anderem Wilhelm Miklas (Bundespräsident), Alois Mock (Außenminister),
Michael Memelauer (Bischof von St. Pölten), Franz Žak (Bischof von St.
Pölten), Anton Leichtfried (Weihbischof von St. Pölten).

Im imposanten „Vierkanter Gottes“ erleben Sie kulturelle
Zeitgeschichte. Das atemberaubende Ensemble des Stiftes Seitenstetten
mit seiner barocken Kirche und seiner Kunstsammlung lockt Gäste von nah
und fern. Entdecken Sie architektonische und künstlerische Schätze
sowie die Themengärten im Historischen Hofgarten.

Vom Stiftsportal zur Kirche
Bei unserem Kloster handelt es sich um einen doppelquadratischen
zentralen Steigerungsbau mit vier Höfen, dessen Wegarchitektur direkt
zum Altarraum (zum Allerheiligsten im Tabernakel) führt: Die Kirche,
der wichtigste Raum, wird mit dem einzigen Turm der Anlage
ausgezeichnet. Die Mitte jeder Seite des 160 x 90 Meter großen
Vierkanters nimmt ein besonders schön ausgestatteter Raum ein: das
Sommerrefektorium im Osten, die Bibliothek im Süden, der
Promulgationssaal im Westen und der Marmorsaal im Norden.
Beginnen Sie Ihren Rundgang vor dem Hauptportal des Stiftes. Das Stift
ist so angelegt, dass man über drei Stiegen (am Klosterberg, vor der
Kirche und dem Altarraum) und drei Räume (Vorplatz, Stiftshof,
Kirchenschiff) vor den Tabernakel geführt wird. Die Portale sind
einladend nach innen abgeschrägt. Zur Erklärung und Weiterführung ist
der plastische Schmuck angeordnet: Auf dem Weg der Tugenden findet der
Mensch zu Gott, die Heiligen sind ihm dabei Vorbild und Begleiter.

Die Stiftskirche
Bau: frühgotische, dreischiffige Kirche mit Kreuzrippengewölbe aus der Zeit um 1300, barockisiert 1670-1706.
Stuck: vom Seitenstettener Maurermeister Stephan Ober (1677).
Die Deckengemälde von Johann Ritsch aus Säusenstein (1702) wurden bei
der letzten Renovierung wieder freigelegt und zum Teil durch den akad.
Maler Gustav Krämer ergänzt.
Altäre und Kanzel: vom Tischlermeister Maximilian Peckh aus
Seitenstetten (Altaraufbau) sowie Franz Joseph Feuchtmeier aus Linz und
Br. Marian Rittinger aus Garsten (Figuren).
Kreuzwegbilder: von Adolf Stanzel (1860).
Orgel: von der Fa. Reinisch-Pirchner (Steinach in Tirol 1989). Letzte Innenrestaurierung 1974-83. Generalreinigung 1997.

Kurzer geschichtlicher Überblick
1112 gründete der Edelfreie Udiskalk von Stille und Heft ein
Mönchskloster, in das er Benediktiner aus Göttweig berief und dem er,
seine Verwandten und auch (1186) Erzbischof Wichmann von Magdeburg
Schenkungen machten. Bald nach der Gründung wurden dem Kloster von
Passauer Bischöfen auch die Urpfarren Wolfsbach und Aschbach
übertragen. Aus diesen entwickelten sich im Laufe der Zeit 14 dem
Kloster inkorporierte Pfarreien. Nach einem Brand 1250 entstand noch
vor 1300 die gegenwärtige Abteikirche, an deren Nord- und Westseite
sich die Klosterbauten anschmiegten. 1718-1747 wurde unter den
Baumeistern Josef Munggenast und Gerhard Hayberger (ab 1741) der
jetzige Klosterbau errichtet. Zwischen 1985 und 1992 wurde das gesamte
Kloster durchgehend restauriert (NÖ-Landesausstellung 1988).

Rundgang durch die Stiftskirche
Eingangsbereich unter dem Turm: Fresken mit Szenen aus dem
Tempel zur Einstimmung beim Betreten des Gotteshauses.
Rechte Ecke: Taufbrunnen Taufe. an der Decke biblische Szenen zur
Linke Ecke (Schriftenstand): Analog zum Taufbrunnen an der Südseite
stand hier an der Nordseite früher der Beichtstuhl. Daher nehmen die
Deckenbilder auf die Beichte Bezug.
Unter dem Orgelchor sind Heilige aus dem Benediktinerorden und vier Tugenden Demut, Glaube, Hoffnung und Liebe, dargestellt.
Hauptschiff: Das Deckengewölbe öffnet uns gleichsam einen Blick in den
Himmel zur heiligsten Dreifaltigkeit (über dem Hochaltar), zu den
Aposteln, Evangelisten und Kirchenvätern, zu deren und der Erzengel
Symbolen sowie zu den Engelchören.
Die Kanzel mit den drei
göttlichen Personen an der Brüstung und dem Bußprediger Johannes d.
Täufer auf dem Schalldeckel betont die Wichtigkeit des Wortes Gottes.
Der Hochaltar ist Maria, der
Patronin des Hauses, gewidmet. Sie geht der Kirche voran zum
dreifaltigen Gott im Himmel. Bilder von Carl Reselfeldt (Garsten).
Statuen der Ordenspatrone Benedikt & Scholastika (unten), die
Apostel Petrus und Paulus (oben) sowie darüber der Erzengel Michael.
Bilder in den Bogenfeldern unter dem Gewölbe der Apsis: Vorbilder für das eucharistische Opfermahl: Mannabrot vom
Himmel, Melchisedek, Priester mit Schaubroten, das Opfer Abels, Abraham
und Isaak, Kundschafter mit einer Traube aus dem Gelobten Land.
Wandtapeten von Andreas Rudroff nach Entwürfen seines Meisters Johann
Martin Schmidt (Kremser Schmidt"): Thematik wie oben bei den Bildern in
den Bogenfeldern, als deren Ersatz sie nach der zeitweiligen Übermalung
gedacht waren. Im Uhrzeigersinn, rechts beginnend: Abraham muss seinen
Sohn nicht opfern; David überführt die Bundeslade nach Jerusalem; Jakob
träumt von der Himmelsleiter; die Israeliten werden durch den Blick zur
ehernen Schlange geheilt; der Priesterkönig Melchisedek opfert Brot und
Wein; Noah opfert nach der Sintflut. Supraporten (ober den Türen) mit
Szenen aus dem Marienleben von Joh. Martin Schmidt.
Im Bereich der Kommunionbank: Gedenksteine für Äbte.

Der Vierkanter Gottes
1112 gründete Udalschalk – oder Udiskalk – an der heutigen Stelle ein
Mönchskloster, dem er seinen ganzen Erbbesitz in Seitenstetten, in
Grünbach, Heft und in Stille (im heutigen Oberösterreich) widmete.

Seitenstetten liegt an der Voralpenbundesstraße (122) ungefähr in der
Mitte zwischen Amstetten und Steyr. Der eigene Bahnhof „St.
Peter-Seitenstetten“ (Westbahnstrecke) liegt ca. 2,5 km vom Ort
entfernt.
1114 zogen Benediktiner aus Göttweig in die neue Stiftung ein. 1116
weihte Bischof Ulrich von Passau, ein Verwandter von Udalschalk, die
neue Stiftskirche und verlieh dem Stift die ausgedehnte Pfarrei
Aschbach. 1142 erhielt das Stift auch die große Pfarrei Wolfsbach. Aus
diesen zwei Großpfarren gingen alle vierzehn Pfarreien hervor, die das
Stift heute noch betreut.

Um 1180 schenkte Erzbischof Wichmann von Magdeburg dem Stifte die
ausdehnten Waldungen an der Ybbs, mit der Auflage, dort eine Zelle zu
errichten und ständig Gottesdienst zu feiern. Aus dem
Gründungsjahrhundert stammt auch bereits der erste Hinweis auf eine
Klosterschule in Seitenstetten.
Trotz mancher Rückschläge durch zwei Klosterbrände und durch
Besitzstreitigkeiten nahm das Kloster einen allmählichen Aufschwung.
1347 zählte der Konvent 22 Mitglieder. Nach längerer Verfallszeit
setzte sich mit Abt Benedikt I., der vorher Schottenprior in Wien
gewesen war, auch in Seitenstettten die Melker Reform durch und brachte
einen Aufschwung des religiösen und kulturellen Lebens. Dieser Abt ließ
1440 auf dem Sonntagberg eine Kapelle erbauen und weihen und begründete
damit die Sonntagberger Wallfahrt unter der Obhut des Stiftes. Der
Ungarnsturm des Matthias Corvinus, die Türkensteuern, vor allem aber
die Reformation, setzten dem Sift hart zu. Die Zahl der Brüder nahm
rasch ab.

Die Grundlage des gemeinsamen Lebens bildet die Ordensregel des hl.
Benedikt (480-547), die oftmals mit dem Imperativ „ora et labora" bete
und arbeite" zusammengefasst wird. Zu den Aufgaben gehört die Seelsorge
und die Arbeit in einem humanistisch-neusprachlichen Gymnasium.
Berühmte Schüler aus dem Stiftsgymnasium Seitenstetten waren
Bundespräsident Wilhelm Miklas, Bundeskanzler Ing. Julius Raab,
Außenminister Dr. Alois Mock, Bischof Dr. Franz Zak und Weihbischof
Anton Leichtfried.


Erst Abt Christoph Held (1572/1602), vom kaiserlichen Klosterrat
kräftig unterstützt, leitete die geistige Wiedergeburt ein. Unter den
folgenden Äbten hielt die Barockkunst Einzug. Baiern und Schwaben
erhöhten den Mitgliederstand des Konventes. Aber erst nach dem
Dreißigjährigen Krieg gelang es Abt Gabriel Sauer (1648/74), das Stift
wirtschaftlich zu festigen und den Konvent religiös auf einen Höhepunkt
zu führen. Auch eine große Bautätigkeit konnte nun einsetzen:

Benediktaaltar: Vor der Barockisierung war hier eine eigene, vom
Seitenschiff abgetrennte Kapelle. Altar von Georg Leopold Höhenwaldt
(1690). Glasschrein mit Reliquien der hl. Benedikta aus römischen
Katakomben. Statuen: hl. Benedikta (Mitte), hl. Cäcilia u. hl. Apolonia
(li), hl. Barbara u. hl. Dorothea (re) als jungfräuliche Märtyrinnen.
Stuckarbeiten von Johann Baptist Spaz aus Linz. Bilder an der Decke:
Sinnbilder für Martyrium und Jungfräulichkeit.

Reliquien der hl. Benedikta aus römischen Katakomben

Abt Benedikt II. Abelzhauser (1687/1717) ließ durch Jakob Prandtauer
die herrliche Wallfahrtskirche zur Hlst. Dreifaltigkeit auf dem
Sonntagberg errichten. 1718 bis 1747 wurde der heutige barocke
Stiftsbau errichtet. Die Mittel dazu lieferten vor allem das
Kupferbergwerk in der Radmer (Steiermark) und das Messinghüttenwerk
Reichraming (Oberösterreich).
Nach der schweren Zeit des Josephinismus und der Franzosenkriege
erlangte das Stift um die Jahrhundertwende seine höchste Blüte. Abt
Theodor Springer (1920/58) führte das Stift aus der Wirtschaftskrise
nach dem ersten Weltkrieg heraus und rettete das Stift ohne Aufhebung
durch den Zweiten Weltkrieg.

Unter Abt Albert Kurzwernhart (1962/84) wurden am Sonntagberg, in den
übrigen Pfarrkirchen, vor allem aber in der Stiftskirche umfangreiche
Renovierungsarbeiten durchgeführt!
Von 1985-1991 wurde unter Abt Berthold Heigl (1984-2013) das gesamte
Klostergebäude außen vom Keller bis zum Dach restauriert und von 1987
bis heute in verscheidenen Etappen der gesamte Meierhof.

Fresken im südlichen Seitenschiff (re): Szenen aus dem Leben Mariens und heiliger Frauen.
Marienaltar (Verwandtschaft Jesu): Bilder von Wolf Nikolaus Thurmann
aus Waidhofen a. d. Ybbs: Joachim und Anna (Eltern Mariens) halten ein
Bild Mariens mit dem Jesukind („Passauer Mariahilfkind"), darunter eine
Darstellung des alten Klosters; oben Johannes d. Täufer als Kind.
Statuen: hl. Elisabeth und hl. Zacharias (Eltern Johannes d. T.).
Grabplatte: für den Stifter des Klosters Udalschalk (Udiskalk) von Stille und Heft.
Antoniusaltar (Franziskanerheilige): Bilder von W. N. Thurmann: hl.
Antonius v. Padua und Klara v. Assisi. Statuen: hl. Franz v. Assisi
(li) und hl. Johannes von Capestrano (re), Prediger in der Zeit der
Türkenbelagerung, 1690 heiliggesprochen.
Benediktuskapelle (Beichtkapelle): ehemals Kapelle d. Sterbepatronin
Barbara für die Grablegung der Herren von Salaberg (bei Stadt Haag).
Frühbarocker Altar (um 1640) mit einem Bild des hl. Benedikt und seiner
Schwester Scholastika von Anton Stern (1866). Statuen: hl. Ägid und hl.
Elisabeth (li), hl. Leonhard und hl. Katharina (re), hl. Michael, ganz
oben). An der Rückwand der Kapelle: leerer Grabstein für die
Salaberger. Darunter Beicht- und Ausspracheraum.
Michaelsaltar (Erzengel): Bilder von Carl v. Reselfeldt aus Garsten:
Erzengel Michael und Schutzengel. Statuen: Erzengel Gabriel (mit
Zepter) und Raphael (mit Fisch).
Gruftkapelle: mit Bildern von Maria Sturm (1951): Auferstehung Christi,
Bilderfries mit dem Todesengel, der Mönche aus den ver-schiedensten
Situationen zu Gott heimruft. Steintafeln mit den Namen aller seit 1866
verstorbenen Konventmitglieder.
Kreuzaltar: Altar von Johann Jakob Pocorni aus Garsten.
Reliquienschrein für einen Kreuzpartikel. Figur der schmerzhaften
Mutter. Engelfiguren und Heiligenstatuen von Feuchtmeier: hl. Maurus
und hl. Helena (li), hl. Bernhard von Clairvaux und hl. Hedwig (re),
Stuckarbeiten von J. B. Spaz, Bilder an der Decke: Wert und Verehrung
des heiligen Kreuzes.
Fresken im nördlichen Seitenschiff (li): Szenen aus dem Leiden Christi, Martyrien heiliger Männer.
Dreifaltigkeitsaltar: Bilder von W.N. Thurmann: Sonntagberger
Gnadenbild und Auge Gottes. Statuen der Theologen Augustinus (li) und
Thomas von Aquin (re).
Josefsaltar: Bilder von W.N. Thurmann: hl. Josef mit Jesuskind und
Maria, darüber Gottvater, der den Hl. Geist sendet. Statuen der Diakone
Stephanus (li) und Laurentius (re).
Armeseelenaltar: Bilder von C. Reselfeldt: Der Gekreuzigte als Erlöser
der „Armen Seelen" und Maria als Schmerzensmutter. Statuen: Apostel
Johannes und Maria Magdalena, die Heiligen beim Kreuz.











Benediktinerklöster in Östereich und ihre Gründungsjahre
Nahezu jedes Benediktinerkloster betreut eine eigene Wallfahrtskirche.
Erzabtei St. Peter, Salzburg um 680 - Maria Plain, 1652
Abtei Kremsmünster, Oberösterreich 777 - Adlwang, um 1300
Abtei Michaelbeuern, Salzburg um 680 - Maria im Mösl zu Arnsdorf, nach 1200
Abtei Lambach, Oberösterreich 1056 - Stadl-Paura, 1714
Abtei Admont, Steiermark 1074 - Frauenberg, um 1400
Abtei Lambrecht, Steiermark 1076 - Mariazell, 1157
Abtei Melk, Niederösterreich 1089 - Kolomani-Wallfahrt, ab 1014
Abtei St. Paul im Lavanttal, Kärnten 1091 - Johannes- & Josefsbergkirche, um 1300/1590
Abtei Göttweig, Niederösterreich 1083 Benediktiner seit 1094 - Mauer bei Melk, 1096
Abtei Seitenstetten, Niederösterreich 1112 - Sonntagberg, 1440
Abtei Fiecht, Tirol 1138 - Georgenberg, um 950
Abtei Altenburg, Niederösterreich 1144 - Maria Dreieichen, um 1656
Abtei unserer lieben Frau zu den Schotten, Wien 1155
Abtei Seckau, Steiermark 1883 - St. Marein bei Knittelfeld, 1140

Gotisches Portal - Baudenkmal des 14. Jahrhunderts
Auf dem höchsten Punkt des Spitzbogens dieses Portals liegt eine
gekennzeichnete Bodenplatte des Marmorsaales. Im 1. Stock gibt es im
ganzen Haus keine Stufen. Es wird daher angenommen, dass von hier aus
die Höhenberechnung des 1. Stockwerkes erfolgte. Die Spitze dieses
Torbogens bestimmt somit die obere Ebene der gesamten barocken Anlage.
Das Portal enthält die älteste bekannte Darstellung des Stiftswappens
in Farbe und ein Wappen, das auf Abt Rudolf II. (1349-1354) hindeutet.
1969 wurde das zugemauerte Portal wieder freigelegt und restauriert.

Ritterkapelle: Der Bau aus dem
12. Jhd. wird im Mittelalter „Marienkapelle", seit der Barockzeit
„Ritterkapelle" genannt. Frühgotisches Gewölbe aus der Zeit um 1250,
Barockisierung 1677 durch Stephan Ober. 1987/88 Neugestaltung als
Chorkapelle. Der Altarraum wird von der Zahl Sieben bestimmt. Madonna
aus Stein (1440).
Romanische Apsis der Ritterkapelle mit Rundbogenfries, Zahnschnitt, Blendarkaden und kleinen, schrägen Fensteröffnungen.

Zur Abteistiege (1741-46) kommt
man vom Kreuzgang aus durch das rote gotische Portal. Das Nordportal im
Großen Stiftshof führt direkt zur Treppe mit einem Eisengitter von Adam
Kühn aus Stein an der Donau. Das Stiegenhaus wurde bei der Übernahme
der Bauleitung durch Gotthard Hayberger aus Steyr neu geplant.
Gestaltungsprinzipien sind die Zahlen drei und vier: 3 Treppenflügel, 3
Geschoße, 3 Fenster (3x2 Nischen), 4 Jahreszeiten (in 4 der 6 Nischen),
4 Elemente (im Stuck bei Gewölbeansätzen), 4 Erdteile (im Fresko). Die
Rokoko-Stuckarbeiten stammen von Franz Kirschner aus St. Pölten, die
Stiegengeländer von Ferdinand Steinböck aus Eggenburg. Das Deckenfresko
hat Bartolomeo Altemonte gemalt (1744). Es stellt den Triumph des hl.
Benedikt dar: Demut und Gehorsam führen den Ordensvater in den Himmel,
die vier Erdteile Europa (N), Asien (O), Afrika (S) und Amerika (W)
huldigen ihm.

Deckenfresko der Abteistiege von Bartolomeo Altomonte „Triumph des hl. Ordensvaters Benedikt"
Zentrum: HL. BENEDIKT in
Cuculle mit Regelbuch und Abtstab auf Apollowagen. Ein Putto greift in
das Speichenrad, zwei weitere schweben mit Mitra, Pektorale und Ring
voran
Gehorsam mit Gesetzestafeln zieht gemeinsam mit
der Demut tabgelegte Krone) den Sonnenwagen
Posaunenengel Fama Ruhmi verkündet den Ruhm des hl. Benedikt
Nordseite: EUROPA mit Krone im Hermelinpelz, zu Füllen auf einem Polster der österreichische Herzogshut
Fortuna mit Füllhom, Garten- und Feldfrüchten (Symbole der körperlichen Arbeit) und
Pegasus, dem Dichterpferd (Symbol der geistigen Arbeit)
Putto mit Petrusschlüsseln, Peterskuppel, Papstkrone (Tiara), Papstkreuz und Hirtenstab
Panier mit Doppeladler und Harnisch
Ostseite: ASIEN mit Raucherfass, zwei Gefäßen mit Spezereien
Putto treibt mit seiner Peitsche ein Kamel an, drei Ballen liegen dabei
Putto betrachtet Panier und Lanzen aus dem Orient
Südseite: AFRIKA mit Pfauenfeder und Palmwedel. Zu ihren Füßen
Löwe, der hinten und vorne von Skorpionen bedroht wird
Putto bündelt das Sonnenlicht in einem Brennglas und bestrahit damit Afrika
Zwel Warenballen, dazwischen Elefantenzähne (Elfenbein)
Pfeil, Bogen und Köcher als Waffen
Westseite: AMERIKA mit Sonnenschirm
Schiff mit nur einem Ballen und als charakteristische Tiere Papagel und Affe, ais Waffe nur ein Speer
Putto beschwichtigt den das Maul aufreißenden Alligator

Stift Seitenstetten, Öl auf Leinwand, Österr., um 1700

Martin Johann Schmidt, genannt „Kremser Schmidt",
geboren am 25. September 1718 in Grafenwörth; gestorben am 28. Juni
1801 in Stein an der Donau war neben Franz Anton Maulbertsch der
herausragendste Maler des österreichischen Spätbarock. Gleichzeitig ist
er wohl der einzige aus Niederösterreich stammende Barockmaler
internationalen Formats.

Er war der Sohn des Bildhauers Johann Schmidt (1688/89-1761), der auch
sein erster Lehrer war, bis er sich als Schüler Johann Gottlieb
Starmayr (1724-1767) zuwandte. Starmayr lebt in Dürnstein und nahm
„Kremser Schmidt" als Gesellen mit nach Retz um den Retzer Stadtsaal
auszugestalten.
Die meiste Zeit seines Lebens verbrachte Schmidt in seinem Elternhaus
in Stein bei Krems, das bis in die heutige Zeit erhalten ist. Von dort
aus arbeitete er hauptsächlich an Klöstern und Kirchen der Umgebung.
Aufgrund persönlicher Kontakte erhielt er die ersten großen Aufträge
für die Pfarrkirche in Stein (1751) und die (heutige) Piaristenkirche
in Krems an der Donau (1756).
Nach Seitenstetten kam der Ruf durch P. Joseph Schaukegl,
wahrscheinlich auf Vermittlung seines Bruders (P. Urban), welcher Pater
in Göttweig war. In Seitenstetten arbeitete er am Gästezimmer Nr. 1,
dem heutigen Maturasaal zwischen 1732 und 1758. Schon 1759 erhält er
den Auftrag für das Sommerrefektorium (1759-1763). Dies war sein erstes
Hauptwerk und begründete seinen Ruf, der sich sehr schnell verbreitete.
Obwohl er keine akademische Kunstausbildung genossen hatte, wurde er
1768 (und zwar als Historienmaler) in der Wiener Akademie aufgenommen
die Aufnahmestücke <Das Urteil des König Midas› und <Venus
in der Schmiede des Vulkans> befinden sich heute im Belvedere in
Wien.

Ab 1754 finden sich Aufzeichnungen zu einer länger andauernden
Beziehung zum Stift Seitenstetten wo er laufend Aufträge auszuführen
hatte. Aus dem Jahr 1760 finden sich Einträge in Küchenbücher über
einen 3 monatigen Aufenthalt, den „Kremser Schmidt" wohl, unter
Anleitung von P. Joseph Schaukegl, zu Studien für die großen
historischen Darstellungen der Stiftsgründung und für Bildnisse des
regierenden Abtes Dominik Gusmann und seiner unmittelbaren Vorgänger
verwendete.
Die Fertigstellung der großen Gemälde für das Sommerrefektorium in
Seitenstetten erfolgte in den nachfolgenden Jahren. Nicht zuletzt seine
zum Teil recht volkstümlichen Motive verhalfen ihm bereits zu Lebzeiten
zu großer Beliebtheit. Darüber hinaus war er ein bedeutender Zeichner
und hinterließ zahlreiche Radierungen. Seine Hauptschaffensperiode
reicht bis in die späten 1770er Jahre. Wird in der Spätzeit Maulpertsch
(1724-1798) in eine fast abstrakte Farbigkeit wechseln, so kehrt
„Kremser Schmidt" wieder in ein intensiveres Hell-Dunkel,
gekennzeichnet durch seine charakteristische Rottönung, zurück. Ob
große Altarbilder oder das kleine Andachtsbild, so entwickelt er fast
durchgehend einen sehr persönlichen Pinselstrich.
In seinen letzten 15 Lebensjahren entstehen Andachtsbilder und
Betschemel Bilder für Seitenstetten, Göttweig, Kremsmünster, Spitz und
viele andere Klöster und Kirchen in großer Zahl. Trotzdem übernimmt
„Kremser Schmidt" bis zu seinen letzten Lebensjahren Aufträge für große
Bilder. Insgesamt sind von ihm 2000 Ölbilder nachgewiesen. Dazu kommt
ein großes zeichnerisches und druckgraphisches Lebenswerk.

Richtung Westen liegt die Gemäldesammlung des Stiftes (1. und 2.
Stock). Es handelt sich hierbei um die umfangreichste Stiftsgalerie
Österreichs. Besonderheiten in der Galerie sind z.B. die 30 gotischen
Werke, Bilder holländischer und italienische Künstler (z.B. Teniers,
Cipper, Bazzani, Solimena, Magnasco) sowie von Daniel Gran, Paul
Troger, Joh. Martin Schmidt, Martin u. Bartolomeo Altomonte, Franz
Maulpertsch, Albrecht Dürer u.a.

Der Hochaltar auf dem Sonntagberg
GESTALTET VON MELCHIOR HEFELE, 1757 VOLLENDET
Die Schnitzarbeiten stammen von Jakob Christoph Schletterer, die
Messingrelief von Hefele selbst. Thema des Werkes ist das Wirken des
Dreifaltigen Gottes in der Geschichte und im Jetzt.

Abt Leopold (1114-1138)
Der erste Abt unseres Klosters hieß Leopold und nicht Gundacher, wie
auf dem barocken Gemälde aus dem 17. Jh. irrtümlich angegeben. Leopold
war vorher Mönch Göttweig und kam um 1114 mit dem Gründungskonvent nach
Seitenstetten. Es gibt sogar Hinweise, dass der damalige Göttweiger Abt
Nanzo aus der Seitenstettner Gegend stammte. Leopold stand dem Kloster
Seitenstetten 24 Jahre vor, 1121 wird er noch Prior genannt, allerdings
wurde Seitenstetten unter ihm zur Abtei erhoben, denn als er 1138
stirbt, wird er in den Göttweiger Annalen als Liupoldus abbas
bezeichnet.

Der Stifter Udalschalk
Wahrscheinlich ließ sich schon Udalschalks Vater in unserer Gegend
nieder. Woher er kam, ist noch ungeklärt. Es sind zwei Söhne und eine
Tochter bekannt, wobei Udalschalk Seitenstetten bekam, sein Bruder,
dessen Namen wir nicht kennen, die Herrschaft Url im oberen Urlgebiet,
und die Tochter Helena die Lehensherrschaft über die Bauern an der
mittleren und oberen Treffling. Udalschalk wurde nicht nur zum Stifter
des Benediktinerklosters Seitenstetten, der Haustradition gemäß soll er
hier in jungen Jahren auch Mönch geworden sein.

Abt Konrad IV. (1290-1308)
Konrad stammte zwar aus Admont, war aber in Seitenstetten eingetreten
und wurde hier am 25. Juli 1290 zum Abt gewählt. In der damals
schwierigen wirtschaftlichen Situation mit mehr als 300 Pfund Pfennig
Schulden und dem Kloster entzogenen Gütern ließ er sich durch Abt
Heinrich von Admont beraten. Abt Konrad entwickelte sich zu einem
hervorragenden Wirtschafter. Trotz seiner Bautätigkeit und zahlreicher
Ankäufe von Liegenschaften zahlte er nicht nur die Schulden ab, sondern
hinterließ bei seinem Tod 1308 die hohe Summe von 1500 Pfund Wiener
Pfennige.

Das älteste Urbar
Im 12. Jh. hatte das Stift durch Erzbischof Wichmann von Magdeburg und
andere Wohltäter noch weitere Güter erhalten. Um einen Überblick über
die Einkünfte zu gewinnen, legte Abt Konrad ein Urbar
(Abgabenverzeichnis) an. Seitenstetten war damals Grundherr für etwa
800 Bauernhöfe. An Roggen konnte es über 500 Metzen verlangen, an Hafer
1.900 Metzen, an Weizen 40 Metzen und Gerste 30 Metzen. Ferner hatte
das Stift Anspruch auf über 18.000 Eier, mehr als 5.000 Käse, 2.000
Hühner, etwa 450 Gänse und 500 Schinken.

In der vom Kustos des Stiftes, P. Martin Mayrhofer eindrucksvoll aufbereiteten Stiftsgalerie
mehr als 1000 Kunstwerke, hauptsächlich Bilder ausgestellt. Die Schau
ermöglicht ein „Eintauchen“ in die Lebenswelt zahlreicher Künstler von
der Antike bis jetzt und ist vor allem aufgrund der zahlreichen
Vergleiche, die zwischen den unterschiedlichen Epochen angestellt
werden können, von höchstem Interesse. Unter den auf 4500m²
ausgestellten Werken findet man bekannte Künstler, wie Paul Troger,
Alessandro Magnasco, G. Bazzani, oder Daniel Gran. Für die moderne
Malerei sind unter anderem Werner Berg, Maria Lassnig, Wotruba, Josef
Pillhofer oder Wilhelm Kaiser vertreten. Ein intensiver Streifzug durch
das künstlerische Schaffen europäischer Kunst wird hier möglich.
Phaeton mit dem Sonnenwagen, Öl auf Leinwand, Francesco Solimena (1657–1747)

Abt Gundacher (1318-1324)
Gundacker war ein Neffe des Abtes Heinrich von Admont, ist dort
Gastmeister gewesen und hatte ein Studium der Philosophie absolviert.
1314 berief man ihn als Abt nach Mondsee, das er sanierte und zu neuer
Blüte führte. 1318 wurde er zum Abt von Seitenstetten berufen. Er hatte
ein historisches Interesse und sammelte wichtige Quellen zur
Klostergeschichte. Abt Gundacker wurde nach seinem Tod in der
Marienkapelle (Ritterkapelle) vor dem Altar beigesetzt. Wir können
dafür nur die Zeit zwischen 24. Juli 1323 und 25. März 1324 angeben.

Der Codex Gundaceri und die Urkunden
Diese von Abt Gundacher verfasste, im Stiftsarchiv erhaltene, wertvolle
Handschrift enthält ein Kopialbuch (Sammlung der Urkunden, die seit dem
Bestand des Stiftes im Klosterarchiv vorhanden waren) sowie eine
Gründungsgeschichte und einen Äbtekatalog - also einen geschichtlichen
Abriss über den Stifter, seine Familie und die ersten Abte. Außerdem
sind ab der Regierungszeit Gundachers auch die meisten Professurkunden
erhalten (1318 Ditricus Erbinger) und ebenso die erste Urkunde über
eine Gebetsverbrüderung (1319 mit Gleink), der später noch 120 weitere
folgten.

Der Abt und die Liturgie
Von diesem Abt ist auch eine besondere Sorge für den Gottesdienst
überliefert. Der von ihm selbst verfasste Äbtekatalog enthält die
Nachricht, dass Gundacher „eine vollständige und vorzügliche
Ausstattung fur die Messfeier" (wahrscheinlich liturgische Geräte,
Bücher und Paramente) erwarb. Außerdem habe er für das Kloster
Reliquien von der Hand der hl. Margaretha erworben. Damit dürfte er
eine besondere Verehrung dieser Heiligen in Seitenstetten eingeführt
haben.

Abt Benedikt I. (1437-1441)
Benedikt stammte aus Bayern, war Mönch im Wiener Schottenkloster
gewesen und wurde 1437 durch den Passauer Bischof als Abt nach
Seitenstetten berufen. Den Vorschriften der Melker Reform Rechnung
tragend ließ er in der Nähe des Klosters zwei größere Fischteiche
anlegen. Auch stattete er den Kapitelsaal neu aus. Abt Benedikt starb
am Fest des hl. Apostels Matthäus 1441 und wurde in der Marienkapelle
beim Altar beigesetzt. Sein Andenken bewahrt eine schlichte Grabtafel
an der Rückwand der Ritterkapelle.
* * *
Der Promulgationssaal für Festveranstaltungen, Konzerte und Schulfeiern
(Promulgation": Schulschlussfeier) wurde 1747 errichtet, allerdings
erst 1814 in klassizistischem Stil vollendet.

Eine sagenhafte Vorgeschichte
Wie der mit ihm persönlich bekannte Dominikaner Johannes Nider 1436/37
in einem Erbauungsbuch schrieb, besaß Benedikt vor seinem
Klostereintritt teuflische Bücher und war als Schwarzkünstler,
Spaßmacher, Schauspieler und Gaukler angesehen. Durch das Gebet seiner
frommen Schwester bekehrte er sich und bat bei verschiedenen Klöstern
um das Ordenskleid. Wegen dieses Vorlebens, seiner riesenhaften Gestalt
und seines furchterregenden Äußeren wurde ihm dieses jedoch mehrfach
verweigert, ehe ihn das Schottenstift aufnahm.
Salvatorverehrung und Sonntagberg
Abt Benedikt führte in Seitenstetten die Salvatorverehrung ein. In
Krenstetten hat sich die halbfigürliche Darstellung des
Schmerzensmannes erhalten und auch im Kapitelsaal fand sich bei der
Ausgrabung 1986 das Bild des Schmerzensmannes. Auch errichtete Abt
Benedikt 1440 eine Kapelle auf dem „Salvatorberg" (in monte
salvatoris). Damit begründete der Abt die Wallfahrt auf den
Sonntagberg, weil er jedoch schon ein Jahr darauf starb, konnte sich
diese Salvatorverehrung nicht durchsetzen und wurde bald durch die
Dreifaltigkeitsverehrung ersetzt.

Das Kreuz mit dem Turm - Der schiefe Turm von Seitenstetten
Durch die bewegte Baugeschichte des Stiftes Seitenstetten – vor allem
durch die deutliche Absenkung des Hofniveaus in der Barockzeit - wurden
die Fundamente des mittelalterlichen Turmes stark gefordert. Die über 7
Jahrhunderte entstandene Neigung des (leicht) schiefen Turmes muss nun
aufwändig gesichert und stabilisiert werden. Das ist unser Kreuz mit
dem Turm.
Die gesamte Kirche wurde 3D vermessen. Beim Längsschnitt der Kirche
zeigt sich eindeutig, dass sich der Turm nach Westen, also zum Hof
neigt. Je nach Messung und Definition der vertikalen Turmachse beträgt
demnach die Gesamtschiefstellung ca. 43 cm (von der obersten Ebene bis
zum Kirchenniveau). Aus den vor gewonnenen Erkenntnissen ist eindeutig
ablesbar, dass der Turm eine deutliche Neigung Richtung Hof, also nach
Westen aufweist. Die Schiefstellung ist mit etwa 0,8° im unteren,
älteren Bereich und 0,5° im Bereich des Turmhelmes durchaus deutlich.

Mit der Kirche ums Kreuz
Schon 2019 wurde unserem Kirchturm sein beeindruckendes Kreuz
abgenommen. Die Konstruktion ist über die Jahrhunderte in die Jahre
gekommen und musste nun aufwändig restauriert werden.
Mit der „Zeitkapsel" durch die Jahrhunderte
Bei der Restaurierung wurde im Turmkreuz eine sogenannte Zeitkapsel
entdeckt. In der Stiftsbibliothek werden die einmaligen historischen
Inhalte dieser Schatulle ausgestellt, die vor Jahrhunderten versteckt
wurden. Lassen Sie sich auf eine Zeitreise in vergangene Epochen und
die Botschaften von damals entführen!

Abt Christoph Held (1572-1602)
Christoph Held stammte aus Ingolstadt, war Mönch von Kremsmünster,
Pfarrer in Falkenstein und wurde durch den kaiserlichen Klosterrat
eingesetzt. Er musste erst in den Geist der katholischen Reform
hineinwachsen. 1573 und 1575 waren die Visitationen mit den Zuständen
im Stift noch nicht zufrieden. Um 1580 begann er, den protestantischen
Pfarrern und Schlossherren der Umgebung energisch Widerstand zu
leisten. Für das Wiedererstarken des Konventes sprachen 23 Professen
und zwei als Abte nach Gleink und Kleinmariazell berufene Mönche. Als
Abt Christoph 1602 starb, hatte er das Stift aus der Krise gerettet.

Das Stift zur Zeit der Reformation
Abt Christoph führte den Konvent zum katholischen Glauben zurück.
Verglichen mit der langen Krise in den Pfarren des Umlandes war diese
im Stift selbst mit sieben Jahren kurz, aber heftig gewesen. Der
schwache Abt Elias, unter dem es zu einem ersten Sittenverfall kam,
wurde nach drei Jahren abgesetzt. Unter Abt Domitian folgte eine Phase
der Erholung und Restauration, der aber nur zwei Jahre gegönnt waren.
Ebenso lange regierte Michael Bruckfelder, der durch den Passauer
Bischof Abt geworden war, sich aber als arger Fehlgriff erwies;
Tiefpunkt waren die Ereignisse um die sogenannte „Prälaten-Hochzeit“.
Die Bauernunruhen von 1597
Da Abt Christoph viele abhanden gekommene Grundstücke, Zehente, Dienste
und Rechte reklamierte, zog er sich den Hass der Bauern zu. Bei den
Unruhen von 1597 verhielt er sich jedoch geschickt. Damals hoben etwa
8.000 Bauern den evangelischen St. Peterer Schlossherren Seemann von
Mangern aus und belagerten anschließend das Stift. Abt Christoph bat um
Schonung, bewirtete die Bauern mit Wein und Brot und erhielt
Unterstützung durch die Beredsamkeit des Biberbacher Schmiedes, sodass
das Stift verschont wurde.

Abt Benedikt Abelzhauser (1687-1717)
Geboren 1635 in München als Sohn eines Rechtsgelehrten, ist er 1656 in
Seitenstetten eingetreten. Nach Studienjahren in Salzburg folgten 1661
die Priesterweihe, dann neuerliche Studien und 1666 die Promotion zum
Doktor der Theologie. Er wurde Professor und Dekan an der Theologischen
Fakultät und Präpositus des fürsterzbischöflichen Seminars in Salzburg,
verfasste als aszetischer Schriftsteller mehrere Werke. Bei der Abtwahl
1687 war er Superior am Sonntagberg. In seiner Regierungszeit bis 1717
studierten in Salzburg 25 Kleriker, wo auch die Patres Coelestin Pley,
Karl Gschwandtner und Udiscale Hueber wirkten dort als
Universitätsprofessoren.

Bergsturz und Türkennot
Zwei gefährliche Ereignisse überstand Pater Benedikt: In seiner Zeit
als Vorsteher des Priesterseminars begrub in Salzburg ein Felssturz vom
Mönchsberg mehrere Häuser, darunter auch das Seminar. 19 Alumnen fanden
den Tod, viele wurden verwundet, Abelzhauser aber war in Maria
Einsiedeln auf einer Wallfahrt. Als im Sommer 1683 die Türken Wien
belagerten und Streifscharen bis ins westliche Mostviertel kamen,
flüchtete ein Großteil des Konventes nach Westen, Abelzhauser aber
blieb am Sonntagberg und setzte auf das Gebet.
Stiftkirche und Wallfahrtsbasilika
Gleich nach der Amtsübernahme begann Abt Benedikt 1690 mit der
Barockisierung der Stiftskirche, die sich bis 1711 hinzog und dem
Gotteshaus zu Deckenfresken, neuer Inneneinrichtung, einem erhöhten
Kirchturm mit neuen Glocken und reichem Portalschmuck verhalf. Ebenso
erteilte dieser Abt im Jahre 1705 an Jakob Prandtauer den Auftrag zum
Bau der neuen Basilika am Sonntagberg, deren Fertigstellung er aber
nicht mehr erlebte.

Abt Paul de Vitsch (1729-1747)
Abt Paul stammte aus einer adeligen Familie in Steyr, war 55-jähriger
Pfarrer in Wolfsbach und wollte die Wahl zum Abt zunächst nicht
annehmen. Mit dem gesamten Rechnungswesen der Stände übernahm er als
erster Seitenstettner Abt ein öffentliches Amt im Landhaus. Abt Paul
trieb den Stiftsbau voran und baute auch an den Herrschaftshäusern in
Tulbing und Ybbsitz und am Pfarrhof Aschbach. Seit Weihnachten 1745
fühlte sich der Abt krank. Dank seiner Energie kam er aber weiter
seinen vielfältigen Verpflichtungen als Abt und Abgeordneter nach und
führte auch den Stiftsbau zu Ende, ehe er im März 1747 starb.

Der Marmorsaal, der frühere Festsaal des Nordtraktes, ist mit einem
Deckenfresko von Paul Troger (1735) ausgestattet. Thema: Vereinbarkeit
des religiösen Lebens mit Kunst und Wissenschaft.
Deckenfresko im Marmorsaal von Paul Troger

Kupferbergwerk und Messingerzeugung
Im Jahre 1739 überließen die Eltern von P. Coelestin Lang dem Stift
ihre Anteile am Kupferbergbau in der Radmer und der Messinghütte
Reichraming. Abt Paul als klugem Wirtschafter gelang es, die anderen
Teilhaber auszubezahlen, die Schulden zu tilgen und die Gewerke
ertragreich ausbauen. So hat der Abt nicht nur den Stiftsbau vollendet,
sondern auch die Grundlage für dessen künftige Ausstattung geschaffen.
Radmer und Reichramming blieben dem Stift bis ins frühe 19. Jh. eine
wichtige wirtschaftliche Stütze.
Der Stiftsbau
Abt Paulus wurde zum Motor des Stiftsbaus. Im Anschluss an den schon
vom Vorgänger errichteten Konventtrakt wurde bis 1734 die Nordseite
gebaut, 1740 war die Bibliothek im Rohbau fertig. 1741 starb der
Baumeister Joseph Munggenast, Gotthard Hayberger aus Steyr wurde sein
Nachfolger und plante Abteistiege und Westtrakt neu. 1744 wurde das
alte Neugebäude abgebrochen und im März 1747 war das Stift im Rohbau
fertig. Daneben entstanden 1735 im Abteisaal, 1740/41 in der Bibliothek
und 1744 über der Abteistiege Deckenfresken.

Abt Ludwig Ströhmer (1852-1867)
Ludwig Ströhmer stammte aus Linz, war 1839 eingetreten und zuletzt
Konviktspräfekt und Gymnasialprofessor. Er bemühte sich um die Hebung
der klösterlichen Disziplin, legte die Gebetszeiten so, dass alle
Mönche daran teilnehmen konnten, und war selbst Vorbild beim Chorgebet.
Durch Sparsamkeit sanierte er die Finanzen, was die Renovierungen der
Stiftskirche und aller Fassaden ermöglichte. Obwohl bereits leidend,
nahm der Abt 1867 die Wahl zum Abgeordneten in den NÖ. Landtag an,
starb aber noch im selben Jahr.

Der Abt wegen Ordensangelegenheiten in Rom
1852 hatte Pius IX. eine Apostolische Visitation aller Ordenshäuser
Österreichs angeordnet. Lambach war gegen den Willen seiner
Konventualen zu einem Musterkloster für jene geworden, die sich
freiwillig einer Reform anschließen wollten. So sandte 1858 eine
Äbteversammlung Ludwig Ströhmer zum Papst, wo er deren Anliegen
erfolgreich vertrat. Man hatte um freie Abtwahl, den Übertritt in ein
anderes Ordenshaus nur mit Erlaubnis der Oberen und die Belassung des
Stiftungsvermögens bei den jeweiligen Häusern gebeten.
Ausbau des Gymnasiums
Abt Ludwig Ströhmer, der selber in dem seit 1814 über
Öffentlichkeitsrecht verfügenden Gymnasium unterrichtet hatte,
bereitete seit 1860 dessen Erweiterung zum Obergymnasium vor. Es wurden
junge Patres zum Lehramtsstudium geschickt, Lehrmittel angeschafft und
die Bibliothek ergänzt. So erwirkte der Abt im Mai 1866 die
Genehmigung, den Unterricht im Studienjahr 1866/67 in fünf Klassen zu
erteilen und in den darauf folgenden Jahren je eine weitere
Oberstufenklasse zu eröffnen.

Spieltisch der alten Orgel der Stiftskirche 1883
Erbaut von Johann Lachmayr. Im Jahr 1876 erfolgte ein Umbau bzw. eine
Erweiterung des Werkes von Josef Unterberger. Sie war in Verwendung bis
1988.

Die barocke Stiftsbibliothek -
Die Bibliothek ist der herausragende Saal im Zentrum des Südtraktes mit
einer Einrichtung des Wiener Kunsttischlers Jakob Gäbruckner. Die
Bücher sind einheitlich in weißes Schweinsleder gebunden.
Die Stiftsbibliothek Seitenstetten beeindruckt mit einer
außerordentlichen Sammlung, die das literarische Erbe des Stifts
widerspiegelt. Sie beinhaltet mittelalterliche Handschriften und eine
reiche Auswahl an barocken Druckwerken, die alle Sparten der damaligen
Wissenschaften abdecken. Besonderen Schwerpunkt legen die Bestände aus
dem 19. und 20. Jh. auf Naturwissenschaften und klassische Philologie.
Diese wertvollen Werke sind von unschätzbarem Wert und bieten einen
tiefen Einblick in die wissenschaftliche und kulturelle Entwicklung
jener Zeit. Die Bibliothek ist somit ein unverzichtbares Zentrum des
Wissens und der Forschung, das die historische Kontinuität und die
intellektuellen Errungenschaften des Stifts sichert und bewahrt.

Abt Theodor Springer (1920-1958)
Er wurde 1885 in Behamberg geboren, war der leibliche Bruder seines
Vorgängers Abt Hugo und zuletzt Gymnasialprofessor. In seine Zeit
fielen schwierige Jahre, so mussten nach der Inflation zur Sanierung
der stiftlichen Finanzen die Hälfte der Inkunabeln und die wertvollsten
Handschriften verkauft werden. Es wurden aber auch Räume für die
Kleriker und das Internat geschaffen, die Außenrenovierung der Basilika
am Sonntagberg eingeleitet und der kriegszerstörte Wiener Hof
aufgebaut. An einem Märztag 1958 frühmorgens fand man den Abt
entschlafen im Bett.

Die Bibliothek wird von einem Fresko von Paul Troger (1741) gekrönt,
das die Vision von der Öffnung des Buches mit den sieben Siegeln aus
der Offenbarung des Johannes darstellt.

Das klösterliche Leben
1922 wurden in Seitenstetten die Laienbrüder wieder eingeführt -
innerhalb von 15 Jahren traten 20 Brüder ein. Abt Theodor warb bei
seinen Mitbrüdern für die Umsetzung einer von Rom gewünschten
strengeren Observanz. Er wurde im Februar 1931 zum ersten Abtpräses der
neu errichteten Österreichischen-Benediktiner-Kongregation gewählt und
später in diesem Amt viermal bestätigt. Visitationen lobten die
Regeldisziplin von Seitenstetten, dessen Konvent 1938 mit 84
Mitgliedern den Höchststand seiner Geschichte erreichte.
Die Kriegsjahre
Das blühende Aufbauwerk macht der Zweite Weltkrieg zunichte: Über 5
Jahre durfte kein Noviziat geführt werden, sechs Konventualen sind im
Krieg gefallen, 28 Mitbrüder waren eingerückt, ein Mitbruder saß wegen
antinazistischer Äußerungen in Stein, andere waren mit Predigtverbot
belegt, das Gymnasium war aufgehoben, das Kloster wurde ständig von
Enteignung und Aufhebung bedroht. Im Stift waren unter anderem eine
Heimschule und Umsiedlungslager einquartiert, im Juli 1942 musste das
gesamte Gebäude mit Blausäure entwest werden.

Abt Berthold Heigl (1984-2012)
Berthold Heigl wurde in Ybbsitz als Bauernsohn geboren, trat 1966 in
das Stift ein und war bei seiner Abtwahl Leiter des Juvenats und
Novizenmeister. Ab seiner Abtwahl pflegte er gute Kontakte zum Land NÖ
und konnte für geplante Renovierungsarbeiten entsprechende Förderungen
erreichen. Nach der Landesausstellung von 1988 gingen die
Renovierungen, Aktivitäten und Ausstellungen weiter, zehrten aber auch
an der Gesundheit des Abtes, sodass er Ende des Jubiläumsjahres 2012
wegen eines sich stets verschlimmernden Herzleidens das Amt niederlegen
musste.

„OSB - Oh sie bauen"
Abt Berthold leitet eine große Stiftsrenovierung ein, die nach Jahren,
Fronten und Höfen gegliedert war und von freiwilligen Helfern und
Spendern unterstützt wurde. 1985 bis 1990 wurden alle Fassaden
renoviert, dazu kamen die Restaurierung der Abteistiege und Sicherung
des Deckenfreskos in der Bibliothek, die Adaptierung der Ritterkapelle,
eine neue Orgel für die Stiftskirche, die Renovierung des Meierhofes,
der Sakristei und des Theatersaales, eine Erweiterung der
Gemäldegalerie und Generalsanierung des Gymnasiums sowie die
Renovierung der Friedhofskirche St. Veit.
Kunst und Mönchtum an der Wiege Österreichs
Unter diesem Titel erreichte 1988 die Nö. Landesausstellung in
Seitenstetten fast 250.000 Besucher. Andere Ausstellungen widmeten sich
dem Kremser Schmidt, Julius Raab und den Künstlerfamilien Altomonte und
Bassano. An neuen Angeboten wurden geschaffen: 1993 das Bildungshaus
St. Benedikt, 1996 der Historische Hofgarten, 1997 das Jugendhaus
Schacherhof und 2002 das Haus Gennesaret. 2009 feierte die Gemeinde und
2012 das Benediktinerstift Seitenstetten ihr 900-Jahr-Jubiläum mit
jeweils einer Sonderausstellung.

Baugeschichte Stift Seitenstetten
160 x 90 x 24,5 Meter (L x B x H)
14.750 m² Dachfläche
619.500 Dachziegel (42 Stk. pro m²)
9.817.600 Ziegel (400 Stk. m³)
Über den ersten Klosterbau ist wenig bekannt; Ritterkapelle und andere
Bauteile (romanisches Doppelfenster hinter dem Benediktaaltar) reichen
in die Zeit vor dem Klosterbrand von 1250. 1254-1300 Bau der heutigen
Stiftskirche; die meisten Klosterbauten waren allerdings aus Holz.
Brand von 1348, danach bis 1480 im Bereich des Kreuzganges ein Steinbau
mit Ziegeldächern. Abt Placidus Bernhard (1627-48) bricht in der
Stiftskirche den Lettner (Raumbarriere zwischen Mönchen und Laien) ab
und zeiht den Orgelchor ein. Unter Abt Gabriel Sauer (1648-74)
Sakristei, Neugebäude und Barockisierung der Stiftskirche.
Klosterneubau unter den Äbten Ambros Prevenhuber (1717-29) und Paul de
Vitsch (1729-47) durch Joseph Munggenast und Gotthard Hayberger.

Hofgarten - Kommt und seht

Historischer Hofgarten Stift Seitenstetten
Heute gliedert sich der neue Hofgarten in 5 Teilräume, die jeweils
einer Epoche gewidmet sind. Der vorhandene Baumbestand, überwiegend
Obstbäume, wird weitgehend in das neue Gesamtkonzept übernommen und
stellt heute das räumliche Gerüst des Gartens dar. Neugepflanzte
Obstbäume in alten, traditionellen Sorten ergänzen das reichhaltige
Sortiment. Ein Beispiel ist der „Braunauer Rosmarin“, eine Apfelsorte,
die bereits 1851 in Oberösterreich beschrieben wird. Die bestehenden,
älteren Obstbäume in den Blumenwiesen bilden eine räumliche Klammer
über den gesamten Hofgarten und gliedern gleichzeitig die Fläche in
ihre unterschiedlichen Teilbereiche. Im Frühjahr bringen unzählige
Zwiebel- und Knollenpflanzen wie Dichternarzissen, Schneeglöckchen und
Blausternchen frische Farben in die Obstbaumwiesen.
EINGANGSBEREICH - Erinnerung an das 19. Jahrhundert
BAROCKGARTEN - Erinnerung an das barocke Parterre
ROSENGARTEN - Sammlung historischer Rosen
THEMENGÄRTEN - Rast für Körper und Seele
NUTZGARTEN - Die wirtschaftliche Nutzung der Gegenwart
KRÄUTERGARTEN - Erinnerung an die klösterliche Tradition des Mittelalters

Der Barockgarten
An die Zeit des Barockgartens erinnern uns heute vier schlicht
gehaltene Rasenparterreflächen. Ein schmales, den Wegrändern folgendes
Band aus rötlichem Ziegelsplitt ist mit einer niederen Hecke aus
dunkelgrünem Einfassungsbuchs abgegrenzt. Aufwendige
Broderieverzierungen fehlen, da es keine gesicherten Anhaltspunkte
gibt, wie sie tatsächlich einmal bestanden haben mögen. Die nun
gewählte schlichte Ausgestaltung lässt die heute immer noch bestehenden
Spuren der barocken Vergangenheit, die alten Steinvasen und das
steinerne Wasserbecken im Zentrum deutlich zur Wirkung kommen. Alle
Elemente wurden restauriert und zeigen sich in ihrem neuen Glanz.
Farben wurden in diesem Gartenraum sehr zurückhaltend eingesetzt. Der
helle Farbton der Vasen und Wege kontrastiert mit dem hellen Grün des
Rasens, dem dunklen Grün der Buchshecke und dem rötlichen Ziegelton des
Splittbandes. Die Blütenfarbe Weiß wird durch Weichselbäumchen und
Hortensien an den Aufgangswegen zum erhöht stehenden Meierhof
eingebracht.
Weiters zieren im Frühjahr weiße Zwiebelpflanzen wie Dichternarzissen,
Schneeglöckchen und Scilla die Böschungswiese, während im Sommer
Lorbeer in dekorativen Tontöpfen das Parterre bereichern. Eine einfache
Feldahornhecke und eine niedere Obstpalmette grenzen den barocken
Bereich des Hofgartens von den umliegenden Teilen räumlich ab. Tritt
man durch das prächtige Eingansportal in den Hofgarten, ist der nun
wiederum plätschernde Brunnen im Zentrum des barocken Parterres bereits
zu erkennen.
DER BAROCKGARTEN - Ausdruck des absolutistischen Weltbildes
Barocke Gartenanlagen sind Teil des architektonischen Gesamtkonzeptes
der Herrscher des 17. und 18. Jahrhunderts. Es galt durch strenge
Formen die Natur zu bändigen, Macht zu demonstrieren und Raum für
opulente Feste zu schaffen.
Ein zentraler Punkt des Hofgartens: Der Springbrunnen

Ein romantisch verwilderter und unterschiedlich genutzter Garten ist
1994 für das Stift Seitenstetten der Ausgangspunkt für eine fundierte
Revitalisierung des von einer Mauer umschlossenen Hofgartens. Zu den
Millenniumsfeiern 1996 erstrahlte der Garten in neuem Glanz. Seither
konnte er schon tausenden Gästen seine Geschichte erzählen! Gartentage
– Gartenfeste – Frühlingsausstellungen sind gegenwärtig die
spannendsten Beiträge zu einer hoffentlich noch langen
Hofgartentradition….
Der Kräutergarten
Er erinnert an die Tradition der Klöster im Mittelalter. In einem
leicht abgesenkten und daher geschützten Bereich entlang der
Gartenmauer befinden sich rechteckige Beetflächen, in denen neben
allgemein bekannten Gewürz- und Heilkräutern wie Ringelblume, Fenchel
oder Eibisch auch seltene Arten wie der kirgisische Oregano oder die
Ingwer-Minze kultiviert werden. Einige alte Kartoffelsorten sollen auf
die lange Tradition des „Erdapfels“ in Seitenstetten aufmerksam machen.
Bereits 1621 wird der Anbau dieser aus der „Neuen Welt“ eingeführten
Frucht urkundlich erwähnt. An der Gartenmauer, die durch vertiefte
Nischen gegliedert ist, werden alte Apfel- und Birnensorten wie der
„Kronprinz Rudolph“ (Steiermark, um 1860) oder die Sorte „Alexander
Lucas“, (Frankreich, 1870) auf einfachen hölzernen Spalieren gezogen.
Die Abgrenzung zum anschließenden Parterrebereich bildet ein
freistehendes Obstspalier. Alte Sorten von Pfingstrosen schmücken die
Böschung in den Farben rot, rosa und weiß.

Landschaftlicher Teil – 19. Jahrhundert
Zunächst befindet sich der Besucher in einem Bereich des Gartens, der
dem 19. Jahrhundert zuzuordnen und daher landschaftlich geprägt ist.
Alte Obstbäume, einzelne Sträucher und Strauchgruppen umschließen
größere Wiesenflächen. Längliche Beete mit wechselnder farbiger
Ausgestaltung begleiten den in der Mittelachse verlaufenden Hauptweg.
Auf der rechten Seite befindet sich das Prunkstück dieses Gartenteils,
das alte Glashaus aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Es wurde
fachgerecht von den Handwerkern des Stiftes nach alten Konzepten
restauriert und dient nun wieder der Anzucht der Blumen- und
Gemüsejungpflanzen sowie der Überwinterung der südländischen Gewächse
und traditioneller Fuchsiensorten. Besondere Aufmerksamkeit verdient
die wiederhergestellte ursprüngliche Kanalheizung, die früher in
Glashäusern dieser Art üblich war.
Der Rosengarten
Der Rosengarten mit einer umfangreichen Kollektion von 110 vorwiegend
historischen Strauch- und Kletterrosen wurde als ein neuer Gartenteil
in den historischen Hofgarten aufgenommen. Die Rosengewächse sind mit
Stauden und Clematis zu schönen Farbkombinationen arrangiert. Ein
dezentes Rankgerüst dient den Kletterpflanzen als Halterung. Umgeben
ist der Rosengarten von einer mit Obstbäumen bestandenen Blumenwiese,
in der im Frühjahr Zwiebelpflanzen und später seltene Wildrosen blühen.
Ein farbiges Staudenbeet an der etwas tiefer liegenden Gartenmauer
rundet diesen prächtigen und artenreichen Gartenteil ab.

Wirtschaftlich genutzter Garten
Der letzte Gartenraum ist der wirtschaftlichen Nutzung gewidmet. Von
hier aus wird das Stift wie eh und je mit frischem Gemüse und Obst
versorgt. Salat, Paradeiser und Erdbeeren füllen die Beete, aber auch
einige Reservepflanzen für den Zierteil des Hofgartens, oder
Schnittrosen zum Schmuck der Altäre verleihen diesem Teil ein sehr
gefälliges Aussehen. Die Mittelachse des gesamten Gartens wird hier von
alten Kirschbäumen begleitet. Eine Lagerhalle wird durch eine Reihe
säulenförmiger Hainbuchen architektonisch an den Hofgarten angebunden.
Daneben befindet sich ein kleines Dörrhaus, in dem – auch heute noch –
Obst veredelt wird. Unter Beibehaltung seiner bescheidenen Art wurde es
hergerichtet und mit einem kleinen, davor liegenden, Bauerngärtchen
bereichert.

Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag,
kann sich gerne dieses Video antun: