5-Elemente-Museum

im Schloss Rothschild in Waidhofen/Ybbs, Mai 2023

Hier erwartet Sie Stadtgeschichte, auf die etwas andere Art aufbereitet. Feuer, Wasser, Erde, Holz und Metall sind die Themenbereiche, die Sie durch das Museum begleiten. Ältere Semester bekommen eine Verjüngungskur, indem sie ihre Erinnerungen an die Kindheit in der Mostviertler Spielzeugwelt auffrischen.

Das Schloss Rothschild oder Schloss Waidhofen liegt in der Stadt Waidhofen an der Ybbs im südwestlichen Niederösterreich.
Bergfried mit Glaskubus - Erbaut Ende des 14. Jahrhunderts, Erweiterung mit Glaskubus 2006.

 5-Elemente-Museum im Schloss Rothschild, Mai 2023

Die 5 Elemente der Eisenwurzen
Es gehört zum menschlichen Denken, die Welt aus ihren Grundbestandteilen heraus zu erklären. Diese antiken Lehren haben sich sowohl im Abendland als auch im Orient und in Asien entwickelt. Sie ordnen alle Erscheinungsformen des Lebens den fünf Elementen zu: Erde, Feuer, Holz, Metall und Wasser. Das Zusammenspiel dieser 5 Elemente prägt seit Jahrhunderten das Leben der Menschen im westlichen Niederösterreich und dem Wirtschaftsraum der Eisenwurzen. Das Eisen des Erzberges wurde in den Schmelzöfen und Schmiedewerkstätten des Voralpenlandes verarbeitet, wobei das Wasser die Hämmer antrieb. Aus den Wäldern kam die Holzkohle für die Schmiedefeuer. Die fruchtbare Erde des Voralpenlandes lieferte Proviant für die Bergleute und der rege Handel mit diesen Gütern machte Waidhofen an der Ybbs zur wohlhabenden Stadt. Eine Industrielandschaft wurde geschaffen, die der Region eine Fülle an Schätzen hinterlassen hat.

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Erde ist das Element, das die Grundlage einer Stadt bildet. Erde liefert Baustoffe, lässt den Wald wachsen und bietet Nahrung. Waidhofen war das Zentrum des Provianthandels und sicherte sich in seinem Drei-Meilen-Bezirk die Herrschaft und den Zugriff auf die Produkte des Umlands. Die Stadt war wohlhabend durch den Handel. Mit gehobener Lebenskultur und der prächtigen Architektur ihrer Häuser demonstrierten die Bewohner ihr Selbstbewusstsein. Auch nach dem Ende des Provianthandels sind die bäuerlichen Betriebe und der Wochenmarkt eine wichtige Basis des städtischen Lebens.

Modell der historischen Stadt
Das vom ehemaligen Stadtarchivar Friedrich Richter und seinen Schülern gebaute Modell der Stadt Waidhofen zeigt die mittelalterliche Stadt um 1500. Einhundert Jahre früher wurde sie von ihrem Grundherrn, dem Freisinger Bischof Berthold von Wehingen mit starken Mauern und Wehrtürmen befestigt. Besonders die sensible Schwarzbachfront im Süden wurde mit einer Doppelmauer geschützt. Die Dreiecksform der Innenstadt mit ihren abgewinkelten Stadtausfahrten prägt noch heute das Bau- und Verkehrsgeschehen Waidhofens. Von den Türmen sind nur noch einige Wenige vorhanden, da sie im 19. Jahrhundert der Modernisierung der Stadt weichen mussten.

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Die Waidhofner
Die Lage der Stadt Waidhofen an der Ybbs und die Eisenverarbeitung in ihren Gewerbebetrieben ermöglichten es den Bewohnern schon früh zu Wohlstand zu gelangen. Zum Stand der Bürger gehörten auch die Gebildeten, Ärzte, Advokaten und Amtsträger. In diesen Gruppen entwickelte sich eine eigene „bürgerliche" Kultur. Fleiß und Sparsamkeit statt Verschwendung und die langfristige Planung des wirtschaftlichen Handelns ermöglichten jenen Wohlstand, den man dann auch gerne zeigte. Die prächtigen Trachten und die Goldhauben der Frauen sind ein Inbegriff dieses Bürgerstolzes. Wie man heute noch am Stadtbild erkennen kann, waren die Bürger auch offen für neue Einflüsse in der Architektur, oder gegenüber neuen religiösen und geistigen Ideen. Die unteren Schichten, die sich aus Handwerksgesellen, Knechten, Armen oder sogar Kriminellen zusammensetzten, werden, wie in vielen anderen Städten kaum dokumentiert. Dennoch zeigt die Existenz eines Bürgerspitals und eines Siechenhauses, dass es bedürftige Einwohner in großer Anzahl gab. Heute ist Waidhofen eine Stadt der vielen Möglichkeiten. Menschen, die durch eigene Entscheidung oder Vertreibung und Flucht in unsere Stadt kommen, erweitern diese Möglichkeiten, indem sie ihre Geschichte und Kultur mitbringen und mit uns teilen. Die Bürger in der Stadt sowie die Bewohner der Dörfer auf den Anhöhen leben diese Identität aus städtischer Weltoffenheit und bodenständiger Kultur und genießen die hohe Lebensqualität Waidhofens.

Die so genannte Linzer Goldhaube ist ein prunkvolles Accessoire der weiblichen Festtagstracht im Süden Deutschlands und im nördlichen Österreich. Der Ursprung liegt im Krems- und Steyrtal. Ab dem 18. Jahrhundert trugen sowohl die Ehefrauen der Sensengewerken als auch reiche Städterinnen sie als Statussymbol, das in der Familie vererbt wurde. Im Rahmen der wieder belebten Trachtenkultur wird heute das Herstellen einer Goldhaube wieder in Kursen gelehrt. Etwa 500 Arbeitsstunden muss man für die filigrane Handarbeit rechnen, ist dann aber Besitzerin einer besonderen Kostbarkeit. Die Frauen des Goldhaubenverein Waidhofen tragen ihre Goldhauben bei kirchlichen Festtagen.

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Eisen ist das Namen gebende Produkt der Eisenwurzen. Über Jahrhunderte war die Eisenwurzen Europas wichtigste Eisen produzierende und verarbeitende Region und Waidhofen einer der Hauptorte. Messer, Sensen und Kleineisenwaren wurden hier gefertigt und vertrieben. Auch im Zinngießerhandwerk war Waidhofen weit im Umkreis berühmt. Metall ist auch das Symbol der Herrschaft. Die Rechtsprechung mit Eisen und Schwert, der Schwertarm als Marktzeichen und die metallenen Waffen waren die Symbole der Stadt, ihrer Wehrhaftigkeit und ihrer Selbstverwaltung.

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Die Zunftzeichen befanden sich ursprünglich in den Gasthäusern der Stadt und markierten die Räumlichkeiten, in denen die Versammlungen der verschiedensten Handwerkszünfte stattfanden. Ein Großteil des gesellschaftlichen Lebens der Handwerkszünfte spielte sich in diesen Gasthäusern ab, und der Wirt als Herbergsvater hatte auch eine bedeutende soziale Funktion. So fanden zum Beispiel die Feierlichkeiten des Aufdingens [Aufnahme eines Lehrjungen in das Handwerk], des Freisprechens, sowie die Ernennung zum Meister im Rahmen der jeweiligen Handwerksversammlungen in den Gasthäusern statt.

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Schlosserzunft
Das Schlosserhandwerk ist einer der vielfältigsten metallverarbeitenden Berufe. Früher waren die Schlosser für alle Arten von Beschlägen und Türschlössern, aber auch Gittern zuständig. Dabei verband sich die wichtige Funktion eines Schlosses zunehmend mit dem Wunsch nach künstlerischer Ausgestaltung. Auch die Büchsenmacher gehörten zur Schlosserzunft, wobei mehrere Schlosserzünfte verschiedener Gemeinden nur einen Büchsenmacher finanzierten. Die Feuerwaffen dieser Büchsenmacher waren zu aufwändig in der Produktion und wurden daher nur von wenigen Adeligen oder wohlbetuchten Bürgern in Auftrag gegeben.

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Plattnerhandwerk
Am Übergang vom 13. zum 14. Jahrhundert kam es zur Arbeitsteilung im Schmiedehandwerk. Die Produktionsprozesse wurden kleinteiliger und spezialisierter. Zu diesen Spezialisten gehörten auch die Plattner, die Rüstungen und Harnische herstellten. Mit großer Kenntnis der Anatomie passten sie die Rüstungen dem jeweiligen Auftraggeber an. Dabei war es notwendig eine Balance zwischen Gewicht, Schutzfunktion und Tragekomfort zu erzielen. Die Hochblüte erreichte das Handwerk um 1500 als viele Plattner zu Metallkünstlern geworden waren, die geschwärzte oder bläulich erhitzte Harnische herstellten und diese aufwändig verzierten.

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Willkommensbecher in der Form eines Zweimastseglers. Nachbildung eines Zinngefäßes aus dem 17. Jhdt.

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In Waidhofen/Ybbs können zwischen 1553 und 1896 mehrere Zinngießer, auch Kandlmacher genannt, nachgewiesen werden. Sie stellten aus Zinn vor allem Schüsseln, Krüge, Kannen, Teller, Flaschen, Leuchter und viele an-dere Gerätschaften des täglichen Lebens her. Zinn wurde in verschiedenen Qualitäten hergestellt, je nach Menge des für die Legierung verwendeten Bleis. Da die Verwendung von Blei bei allen Gebrauchsgegenständen, die zur Nahrungsaufnahme dienten, äußerst streng limitiert war, wachte ein Kontrollsystem über die Kennzeichnung der Qualität und deren nachhaltige Sicherung.

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Die ursprünglich mittelalterliche Burg mit Baukern aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts war jahrhundertelang Sitz der freisingischen Pfleger. Der berühmteste Besitzer des Schlosses war Albert Salomon Anselm von Rothschild (1844–1911), der es ab 1875 zum Sitz der Verwaltung seiner ausgedehnten Güter machte. Auf seine Veranlassung hin fand unter Mitwirkung des Wiener Dombaumeisters Friedrich von Schmidt (1825–1891) ein tiefgreifender neugotischer Umbau statt.

Heute im Besitz der Stadt, wurde das Gebäude bis 2007 einer grundlegenden Renovierung unterzogen, im Rahmen derer durch den Architekten Hans Hollein neue architektonische Akzente gesetzt wurden. Heute beherbergt es neben verschiedenen anderen Einrichtungen der Stadt Waidhofen das, sich der Geschichte der Stadt widmende „5e-Museum“.

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  HAFTBEDINGUNGEN - Wolf Ebenperger
Aus der kaiserlichen Reiterei als Kurier kommend, trat er als Stadtschreiber am 16. Mai 1553 den Dienst in Waidhofen an der Ybbs an. Er bekleidete dieses Amt 25 Jahre lang und wurde 1578 Mitglied des Rates der Stadt. Er war überzeugter Protestant. In erster Ehe war er mit Margarete Tätzel aus einem hoch angesehenen Bürgerhaus und 1572 in zweiter Ehe mit der adeligen Dorothea Pinter von der Au verheiratet. Aus beiden Ehen stammten fünf Söhne und eine Tochter. Er war eine außerordentliche Führerpersönlichkeit, die zielstrebig seine persönlichen Dinge als auch die Anliegen der Stadt vertrat. Er brachte es auch zu einem beachtlichen Reichtum.
Zur Zeit der Reformation waren 90 Prozent der Waidhofener Protestanten. Die Einwohner erreichten durch die Eisenverarbeitung und den Handel einen gewissen Wohlstand. Große Brände und Hochwasser brachten aber dann Armut. Durch die Strenge der Amtsführung des Rates, die Streitigkeiten mit der Kirche, mit dem Grundherrn und dem Pfleger - wie immer ging es um Macht und Geld -brachte die in Not geratenen Bürger dazu zu revoltieren. So kamen bischöfliche und landesfürstliche Kommissionen, um nach dem Rechten zu sehen. Am 26. September 1587 setzte man den gesamten evangelischen Rat ab und begann mit den Verhören. Die Anklage lautete auf Missachtung der bischöflich-freisingischen und kaiserlichen Autorität, Amtsmissbrauch, Verursachung von Aufständen, Unterschlagung von Müdelgeldern, Verschwendung von Stadteinkünften und vieles mehr. Dem gesamten Rat wurde eine Geldstrafe von 32.000 Talern auferlegt. Ebenperger musste davon die Hälfte zahlen und wurde außerdem noch zum Tode verurteilt. Dieses Urteil wurde vom Kaiser in lebenslängliche Haft umgewandelt. Er wurde von der Schranne weg in Eisen gelegt und sofort hier in den Schlossturm gebracht, wo er auch starb.
In dieser Zeit der härter zugreifenden Gegenreformation und dies war wohl der eigentliche Grund seiner Verurteilung - starb Ebenperger nach Meinung vieler Experten als Märtyrer seines Glaubens.

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HAFTBEDINGUNGEN - Ausschnitte aus Wolf Ebenpergers Briefen aus dem Kerker:
Er schreibt am 20. Juli 1588, dass er seit 41 Wochen in dem „fenckhnuß verstrickht" - im Gefängnis gefesselt - und in dieser großen Hitze am Verschmachten sei. Er habe noch kein einziges Mal, seit er sich hier befindet, Kopf und Körper waschen können. Er sei ein „madensackh", was so viel wie ein menschlicher Leib in einem Sack, an dem die Maden nagen, bedeutet. Er „bittet verner in aller christlicher diemueth (Demut)" um ein frisches Gewand, da die „lebendig unsauberkbait" - damit ist das Ungeziefer gemeint, ihm große Beschwerden verursacht. Er schreibt darüber „mit stätter unaufhorlicher Pein also gemarter werden, do Ich doch sonsten das leben vill lieber aufgeben und verlasset wolet".

Er fleht immer wieder, dass ihm die eisernen Fußfesseln abgenommen werden, da er bereits wunde Füße habe. Er bittet um ein „Fußwasser" zur Linderung der Schmerzen. Auf einem Zettel, der bei den Briefen lag, steht, dass am Samstag vor Jakobi 1588 Neumond war und dass am Sonntag danach, den 24. Juli, und am Montag und Dienstag „mich der sandt ankhommen und hardt geplagt" hat und Mittwoch abends dann das „Staindl" abgegangen ist. Danach erfolgte eine Besserung, für die er Gott Lob und Dank sagte. Er wollte Hilfe und Arznei für seine Nierensteinkolik und schrieb daher an die Frau des Pflegers. Er erhielt aber weder Antwort noch Medikamente, auch nicht den Tee, um den er bat.

In seinem letzten erhaltenen Brief aus dem Gefängnis vom 3. Dezember 1588, der nur sehr kurz ist, etwas mehr als eine halbe Seite lang, schreibt er: „tag und nacht mein ellendes und schwäres leben im frost, eisnen pannden, und grossen khom(m)er", dass er Tag und Nacht bei Frost mit eisernen Fesseln und großem Kummer zubringen muss, bittet er Gott gnädig um Erbarmen, man möge ihn von diesem schweren Kreuz befreien - „disem schwären creytz und ellend schier entledigen........ mein not in dieser schwären keltten" - bittet er vorsprechen zu dürfen, da er der Kälte wegen so steife Finger habe, dass er die Feder nicht mehr halten könne.

Dieser Brief ist sein letztes schriftliches Lebenszeichen aus dem Gefängnis, das erhalten ist. Er muss aber den Winter doch noch überlebt haben. Er wurde nämlich zu alten Erbangelegenheiten befragt und das war wahrscheinlich der Grund für das Schreibzeug in der Zelle. Seine Stellungnahmen dazu sind im Ratsprotokoll vom 5. Mai 1589 erhalten. Vermutlich ist er danach seinem Leiden, hervorgerufen durch die elenden Haftbedingungen, erlegen. Bis zu seinem Tod hat er also ungefähr 18 Monate in diesem Gefängnis unter fürchterlichen Zuständen dahinvegetiert.

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In der weltlichen Gerichtsbarkeit wurde die Folter bei uns im späteren Mittelalter, ja bis weit in die Neuzeit hinein praktiziert. Sie entwickelte sich als geeignetes Mittel im Strafverfahren und wurde meist so definiert: ein von einem Richter rechtmäßig in Gang gebrachtes Verhör unter Anwendung körperlicher Zwangsmittel zum Zwecke der Erforschung der Wahrheit über ein Verbrechen. Nach mittelalterlicher Auffassung konnte eine Verurteilung entweder auf Grund der Aussage zweier glaubwürdiger Augenzeugen oder auf Grund eines Geständnisses erfolgen. Um die Wahrheit vom Delinquenten zu erfahren, wurde ein strafrechtliches Verhör oder - wie es hieß - eine peinliche Befragung, sprich Folter, meist Marter und Tortur, durchgeführt. Die Folter selbst war keine Strafe, sondern eine Maßnahme des Strafrechtsverfahrens und sollte eine Entscheidungsgrundlage liefern. Diese peinlichen Befragungen erfolgten in den Folterkammern. Die Existenz einer Folterkammer, die sich hier im Schlossturm befand, ist nachgewiesen und diente dem freisingischen Blutgericht zur vermeintlichen Wahrheitsfindung.

FOLTERMETHODEN
Beim Pendel wurden dem Angeklagten die Hände auf den Rücken gebunden, dann ein über eine Rolle laufendes Seil um seine Hände geschlungen. An diesem Seil wurde der Angeklagte in die Höhe gezogen und eine Weile hängen gelassen. Beim zweiten Grad der Folter wurde ein Gewicht an die Füße gehängt. Beim dritten Grad ein noch schwereres Gewicht. Diese hatten eine starke Verrenkung und Auskegeln der Glieder zur Folge.

Das Strecken oder das „Aufziehen auf einer Leiter" gehörte ebenfalls zum zweiten Grad der Folter. Dem Angeklagten wurden die Hände am oberen Ende der Leiter festgebunden. Die Hände wurden rückwärts über den Kopf hochgezogen, bis beide Arme ausgestreckt waren und dann wurde der zu Befragende mit den Füßen nach unten gezogen. Um die Folter zu verstärken, konnte der Scharfrichter brennende Kerzen an den Leib des Inquisiten halten.

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Die Daumenschraube besteht aus zwei flachen Eisen, die mit spitzen Knöpfen ausgestattet sind. Diese Knöpfe sind versetzt auf der Innenseite der Eisen festgemacht. Die zwei Eisen werden durch Schraubenspindeln und Schraubenmuttern zusammengehalten. An einer Schraubenmutter ist der Schraubenschlüssel angebracht. Wird dieser gedreht, werden die beiden Eisen und damit die eingeklemmten Finger zusammengedrückt.

Der Prügeltisch diente für jene Straftaten, die durch Verstümmelung gesühnt werden sollten, die sogenannten. „lybstraffen", wie das Abschneiden oder Anschneiden von Körperteilen z. B. Ohren, Zunge, weiters für Auspeitschen oder Brandmarken. Das „Schwemmen" war eine besonders schreckliche Art der Folter. Mit einer Art Birne wurde der Mund aufgespreizt und Wasser mit Gewalt eingeflößt bis die Organe versagten. Der Mundartbegriff „mir steigen die Grausbirnen auf" stammt von dieser Methode. Die Delinquenten wurden angeschnallt, um die Torturen an ihnen durchführen zu können.

Dem Ideenreichtum und der Grausamkeit der peinlichen Befragung oder auch hochnotpeinlichen Befragung waren keine Grenzen gesetzt. Die so Befragten mussten unsagbare Qualen erduldet haben und man hat wahrscheinlich nach einiger Zeit ohnedies alles gestanden. Die Folter wurde schon von jeher von allen Völkern als Verhörmethode eingesetzt, entwickelte sich jedoch regional höchst unterschiedlich. Schriftlich beurkundet ist die peinliche Befragung 1532 unter Kaiser Karl V. in der reichseinheitlichen Halsgerichtsordnung, der so genannten Constitutio Criminalis Carolina. Unter Maria Theresia wurden viele Foltermetoden abgeschafft und die weiterhin erlaubten in der Constitutio Criminalis Thersiana 1769 zusammengefasst. Nicht gefoltert werden durften Kinder, schwangere Frauen und alte Menschen. Gegner gab es immer schon. Einer von ihnen war der reformierte Pfarrer Anton Praetorius, er sagte ihr schon 1602 den Kampf an. Er bezeichnete die Folter als barbarisch, unmenschlich und ungerecht. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde jede Art von Folter verboten.

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ZUNFTGERICHTSBARKEIT
Die Zünfte, das heißt der der Zunft vorstehende Meister durfte bei kleineren Delikten wie Trunkenheit, Raufereien in Gasthäusern, Missachtung der Kleidervorschriften, Fernbleiben vom Arbeitsplatz, Nichterscheinen zum Gottesdienst und ähnlichem Strafen verhängen. Die festgesetzten Handwerksstrafen mussten je nach Schwere des Vergehens mit einem halben bis vier Pfund Wachs oder ein bis zwei Krügel Wein abgegolten werden. Für die Gesellen waren diese Beträge recht schmerzhaft, denn sie bekamen von ihren Meistern Kost, Logis, Kleidung und nur einen bescheidenen Geldbetrag.

NIEDERGERICHTSBARKEIT
Diese Gerichtsbarkeit stand dem Richter und Rat der Stadt zu. Hier wurden auch die meisten Fälle abgehandelt, denn die häufigsten Delikte waren Raufereien mit oder ohne Körperverletzungen, Ehrenbeleidigungen, Ehebruch und uneheliche Kinder von Mägden, Gotteslästerungen und Alkoholdelikte. Das Stadtgericht konnte zu Geldstrafen, Strafarbeit, Pranger- und Ehrenstrafen, zum Stadtverweis sowie Arrest verurteilen. Die vielen kleinen Delikte und Streitigkeiten, die vor dem Stadtgericht ausgetragen wurden, hat man meist mit einer Geldbuße belegt. Dies war daher auch eine gute Einnahmequelle für die Stadt. Am Anfang des 19. Jahrhunderts - nach dem Ausscheiden aus dem freisingischen Herrschaftsbereich - wurde ein k.k. Bezirkscollegialgericht im Schloss installiert, das die Aufgaben der Stadt übernahm.

LANDGERICHTSBARKEIT
Das Rädern war wohl eine der qualvollsten Todesarten. Es wurde an Mördern und Räubern, meist Männern, vollstreckt. Männer wurden zu blutigen Todesstrafen verurteilt. Der auf spitzen Scheitern liegende nackte Körper des Delinquenten wurde durch eine vorgeschriebene Anzahl von Schlägen mit einem Wagenrad massakriert. Der geschun-dene Körper wurde dann zum Sterben auf ein Rad geflochten. Als besondere Gnade galt es, wenn der Scharfrichter ihm mit einem Stoß das Genick brach und ihn so tötete. Gerädert wurde in Waidhofen Hans Grienwaldt, vulgo der Zigeunerhansl. In der Ratssitzung vom 23. August 1651 verliest der Stadtrichter Johann Häckhl ein „Decret" von der fürstlichen Herrschaft, dass am künftigen Freitag der arretierte Hans Grienwaldt mit dem Rad zum Tode befördert werden soll.

Enthaupten war die Strafe für Todschlag und Raub und im Wege der Gnade für jede andere Missetat. Für den Scharfrichter stellte das Enthaupten die schwierigste Aufgabe dar. Er musste dem Verurteilten mit einem Schlag von hinten den Kopf abschlagen. Dabei musste er das Schwert mit beiden Händen führen und mit einer Körperdrehung den Schwung holen.     Die Verurteilung und Hinrichtung der Maria Wahlnerin: Sie beging ein Kapitalverbrechen ein Judicium capital und wurde vom Richter und Rat der Stadt und dem Bannrichter zum Tode durch das Beil des Scharfrichters verurteilt.

Hängen galt als die häufigste Todesstrafe. In unserer Stadt gab es einen Galgenplatz, wo diese Strafen vollzogen wurden. Auf der sogenannten Burgbannzeichnung von Lorenz Thurman sie zeigt Waidhofen in der Mitte des 16. Jahrhunderts ist die Kapelle und der Galgen sichtbar. Die Galgenplätze waren auch Richtstätten und lagen jeweils außerhalb der Stadt. Beim Bau der Kronprinz Rudolf-Bahn im Bereich des Patertals fand man bei den Bauarbeiten viele Totenschädel und Gebeine. Da die Verbrecher nicht in geweihter Erde begraben werden durften, verscharrte man sie einfach unter dem Galgen. Die Hinrichtungen waren immer öffentliche schaurige Schauspiele und lockten viele Leute an. Das ganz hatte einen volksfestähnlichen Charakter. Genau so interessierte man sich auch für die Gerichtstage von Malefizprozessen die auf der Schranne abgehalten wurden.
Weitere Todesstrafen waren: Verbrennen, Ertränken, lebendig Begraben, Erdrosseln, Einmauern, Pfählen, Spießen usw.

Dem freisingischen Pfleger wurde die Aufgabe zuteil, bei den Malefizprozessen - für schwere Verbrechen - das Urteil zu sprechen. Der Prozess wurde in Fällen wie bei Mord, Kindstötung, Brandstiftung und Raub auch unter Mitwirkung von landesfürstlichen Bannrichtern und Bürgern der Stadt als Schöffen geführt. Bei diesen Prozessen wurde auch die Folter angedroht und angewandt. In manchen Fällen genügte schon das Zeigen der Foltergeräte, um ein Geständnis zu bekommen. Die Strafen waren je nach Delikt Gefängnis, schwere Leibstrafen und auch die Todesstrafe. Die gebräuchlichsten Formen der Todesstrafe waren Rädern, Köpfen, Aufhängen und „Verhungernlassen".

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BÄCKERSCHUPFEN
Der Bäcker, dem nachgewiesen wurde, dass er sein erzeugtes Brot mit zu geringem Gewicht oder aus schlechtem Mehl verkaufte, wurde zum sogenannten „Schupfen" verurteilt. Diese Strafe war ungemein demütigend und peinlich. Die Vollziehung der Strafe war ein reines Volksfest. Vom Richter und Rat in Waidhofen wurde folgender Beschluss gefasst: Die Müller haben den Bäckern gutes weißes Mehl mit dem richtigen Maß zu liefern und die Bäcker haben die Semmeln mit dem richtigen Gewicht zu backen. Bei zuwider handeln werden sie mit dem „Schupfen" bestraft.

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Schloss Waidhofen liegt auf einem Konglomeratfelsen über dem Fluss Ybbs, im Mündungszwickel zwischen Ybbs und Schwarzbach. Es bildet die Spitze eines spitzwinkeligen Dreiecks, dessen Fläche der historischen, ehemals befestigten Innenstadt von Waidhofen an der Ybbs entspricht. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich das noch heute durch Mauern und den Turm des ehemaligen Zeughauses befestigte Areal der Stadtpfarrkirche. Diese Gebäude bilden gemeinsam, vor allem wenn man mit der Bahn oder dem PKW von Amstetten kommt, das beeindruckendste Ensemble der Stadt.

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Die Haftbedingungen, im Gefängnis hier im Turm, waren im 16. Jahrhundert unmenschlich. Im Sommer war es in diesen Verliesen unbeschreiblich heiß und im Winter eiskalt. Die Häftlinge waren angekettet und hatten meist eiserne Fesseln an Händen und Füßen. Die hygienischen Verhältnisse waren schrecklich und alles war voll Ungeziefer. Die Briefe Wolf Ebenpergers, der hier im Jahr 1588 eingesperrt war, um eine lebenslange Haftstrafe zu verbüßen, schrieb an den Pfleger Christof von Murhammer. Zwölf Briefe sind im Stadtarchiv von Waidhofen an der Ybbs erhalten und geben uns eine genaue Schil derung der Zustände. Der ehemalige Stadtschreiber und Führer der Protestanten, ein gebildeter Mann, schildert wortgewandt und bildhaft die Situation.

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Die Kontrolle des Feuers war ein wichtiger Schritt in der Entstehung menschlicher Kulturen und Zivilisationen. Eisenerzeugung und Eisenverarbeitung ohne Feuer sind undenkbar. Sowohl Schmiede als auch Köhler arbeiten mit Feuer. Feuer spielt für Städte eine entscheidende Rolle. Stadtbrände und Kriege bedrohten mit ihrem Feuer eine Stadt, wie man auf den „Franzosenbildern" erkennen kann. Feuer steht für Fanatismus, aber auch Aufklärung und Vertreibung aller Arten von Aberglauben. Das Licht ist Zeichen des Glaubens und Symbol des Heiligen.

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Der Zweite Weltkrieg
Unter großem Jubel hatte Waidhofen 1938 dem Anschluss an das Deutsche Reich zugestimmt, nur um ein Jahr später die ersten Gefallenen des Krieges betrauern zu müssen. Die Erfolgsmeldungen des „Boten von der Ybbs" täuschten die Bevölkerung lange über die Verluste und den Niedergang des „tausendjährigen" Reichs hinweg. Obwohl Waidhofen Bahnknotenpunkt war, war es doch kein primäres Angriffsziel der Alliierten, da es keine kriegswichtige Industrie hatte. So fielen erst Ende 1944 Bomben auf die Stadt und forderten Todesopfer. Dennoch spielte Waidhofen als NS-Musterstadt eines ehrgeizigen Bürgermeisters und letztes Hauptquartier der Heeresgruppe Süd unter Generaloberst Lothar Rendulic eine wichtige Rolle. Erst am 7. Mai kapitulierte Rendulic vor den Amerikanern, bevor am 9. Mai die sowjetischen Besatzer einzogen. Die im Lager Sandhof in Windhag inhaftierten Juden und politischen Gefangenen wurden in grausamen Todesmärschen verlagert und zu Tode gehetzt. Viele Soldaten aber auch Zivilisten nutzten die nahe oberösterreichische Grenze, um noch in die amerikanische Besatzungszone zu entkommen.

So fängt es für gewöhnlich an: Es findet sich ein Dunkelmann, der von geheimen Quellen flüstert und von gewissem Wissen wispert, bis er, durch Lügen vorbereitet, Gerüchte ausstreut und verbreitet: Die Dinge schienen schlecht zu stehn und könnten leicht noch schiefer gehn. Ganz B-Stadt sei ein Trümmerfeld, der Krieg verschlinge unser Geld, man denke nur mal an die Währung, an Überbomber und Ernährung, an Rohstoffnot und U.S.A., an Riesentanks und Cholera.. Das Herz könnt einem dabei brechen. Doch solle man nicht drüber sprechen.
Du, Volksgenosse, hast erfaßt, was Du von dem zu halten hast, der flüsternd durch den Alltag kriecht.
Sieh ihn Dir an: Wer flüstert, lügt!

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Osmanenkriege - Die erste Bedrohung durch die Osmanen erreichte Waidhofen 1532. Als Vorhut verbreiteten Akindschi-Reitertruppen Angst und Schrecken in den umliegenden Dörfern. Bewaffnete Bürger zogen ihnen entgegen und vertrieben sie. Die zurückgelassenen Pferde und Beutestücke ermöglichten den Bau des Stadtturms als Zeichen des Sieges.

Bauernaufstände - 1597 hatten sich Mostviertler Bauern im Haager Bund organisiert, um gegen die Unterdrückung durch Robotleistungen und Zehent zu protestieren. Gegen die Anordnung des freisingischen Pflegers Christoph Murhammer ließen die Einwohner die Bauern in die Stadt ein, versorgten sie mit Lebensmitteln und wurden dadurch verschont.

Die Napoleonischen Kriege - Zu den Schätzen des Museums zählt ein Gemäldezyklus, der die mehrmalige Besetzung der Stadt im Zuge der Napoleonischen Kriege [1800 bis 1806] darstellt. Er vermittelt nicht nur eine sehr genaue Vorstellung davon, was Krieg in diesen Zeiten für die Bevölkerung bedeutete, sondern ist auch als baugeschichtliche Quelle wichtig. Zwei Autodidakten überlieferten diese einzigartigen Geschichtsquellen, die durch schriftliche Chroniken aus dem Stadtarchiv ergänzt werden. Sebald Grünschachner und Johann Engleitner dokumentieren die „freiwillige" Unterwerfung der Bürger, die zur Kenntnis nehmen mussten, dass mittelalterliche Wehrmauern keinen Schutz gegen die Artillerie des 19. Jahrhunderts boten.

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Der ewige Konkurrent
Der Blick über die Ybbs zeigt den blühenden Waidhofner Ortsteil Zell, der als sonniges Siedlungsgebiet besonders beliebt bei den Einwohnern ist. Doch das war nicht immer so. Erst 1972 wurde die selbstständige Gemeinde Zell nach Waidhofen eingemeindet. Die ursprünglich dem Hochstift Passau untergeordnete Herrschaft Gleiß, zu der auch Zell gehörte, wechselte im Lauf der Jahrhunderte oft ihre Besitzer. Für die Waidhofner blieben die Probleme jedoch stets dieselben. Bürger der Stadt, die sich den Steuern in Waidhofen entziehen wollten, siedelten in Zell und im 16. und 17. Jahrhundert war Zell Zufluchtsort für Protestanten, die aus Waidhofen ausgewiesen wurden. Außerdem blieb der konkurrierende Eisenhandel ein ständiges wirtschaftliches Ärgernis.

Mehrere Versuche des Hochstifts Freising, die Herrschaft Gleiß zu kaufen, blieben ergebnislos. Besonders der Bau des Zeller Schlosses als neuen Verwaltungssitz genau gegenüber der Stadtburg der Freisinger Bischöfe und die Markterhebung Zells 1690 unter den Fürsten von Montecuccoli belasteten das Verhältnis zwischen den beiden Gemeinden erheblich. Am heftigsten entzündeten sich die Querelen, wenn es um die Bau- und Unterhaltskosten für die damals einzige Brücke ging. Noch 1898, als die heutige Zeller Hochbrücke errichtet wurde, verweigerte der Waidhofner Stadtrat die Beteiligung an den Kosten. Heute ist Zell der Ortsteil Waidhofens mit den meisten Bewohnern und durch 7 Brücken und Stege mit der Stadt eng verbunden.

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Reformationsstadt- Junge Waidhofner kamen in Wittenberg in Kontakt mit Martin Luther und seinen Mitstreitern und begeisterten sich für seine Thesen. Schnell verbreitete sich das protestantische Gedankengut und machte aus Waidhofen eine Stadt der Reformation. Die Wirkung war umso größer, weil sie verbunden war mit einer lange schwelenden Opposition gegen den bischöflichen Stadtherrn und seine Pfleger. 1587 schließlich eskalierte der Streit, als der Stadtschreiber Wolf Ebenperger das Mohrenwappen vom Stadttor entfernen und durch landesfürstliche Insignien ersetzen ließ. Eine Kommission setzte den Stadtrat ab und verurteilte ihn zu lebenslanger Haft. Viele protestantische Familien wanderten aus.

Lutherbibel von 1729

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Tabernakelschrank mit barocken Monstranzen
Die sakralen Exponate weisen auf die starke Belebung der Prozessionen und Wallfahrten hin. Auch in der barocken Ausgestaltung vieler Kirchen und Klöster unserer Region manifestierte sich dieses neue religiöse Gefühl.

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Gegenreformation
Die Absetzung und Verurteilung des protestantischen Stadtrats 1587 hatte für die Waidhofner Bürger eine Zeit der Repressionen zur Folge. Dabei ging es nicht nur um die zwangsweise Rekatholisierung, sondern auch um den Versuch, die grundherrschaftlichen Rechte des Freisinger Bischofs wieder durchzusetzen. Wer sich nicht zur katholischen Lehre bekennen wollte, verlor seine Bürgerrechte und wurde ausgewiesen. Der wirtschaftliche Aderlass für die Stadt war enorm. Erst im 17. Jahrhundert wurde die kirchliche Reorganisation durch eine Reihe gut ausgebildeter Pfarrherren auf maßvolle Weise und mit vorgelebter Überzeugungskraft vorangetrieben.

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Eine Stadt am Fluss, wie Waidhofen, lebt vom und mit dem Wasser. Die Ybbs diente als Transportweg (Flößerei), ihre Seitenbäche als Antrieb für die Hämmer. Heute ist die Ybbs Standort für mehrere Kraftwerke, die den Strom für Waidhofen erzeugen. Die Brücken und Stege verbinden die beiden Stadtteile und sind beliebtes Motiv für Künstler. Für die Hygiene waren Wasserversorgung und Abwasserentsorgung wichtig und die Stadt ist heute stolz auf ihr gutes Trinkwasser. Bäder und Heilanstalten förderten die touristische Entwicklung Waidhofens.

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Der Wald war der Reichtum der Eisenwurzen. Mit Holzkohle speiste man die Schmiedefeuer. Städte waren auf die Versorgung mit Holz angewiesen - als Heiz- und Baumaterial, aber auch als Werkstoff. Auch viele Gewerbe wie Seifensieder, Bäcker und Bierbrauer brauchten Holz als Brennstoff. Als Werkstoff für Tischler, Drechsler oder Binder war Holz die Grundlage für Nutzgegenstände oder Luxusmöbel. Holz prägt Waidhofen weiter vom Holzspielzeug der museumseigenen Spielzeugsammlung bis zu den immer noch in der Stadt präsenten Holz verarbeitenden Betrieben.

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Holzbearbeitung - Holz ist noch heute einer der wichtigsten Rohstoffe der Welt, der durch sein Nachwachsen geradezu unerschöpflich scheint und daher zu den nachhaltigsten Energiequellen und Grundstoffen zählt. Die grundlegenden Werkzeuge der verschiedenen Handwerkssparten der Holz verarbeitenden Branchen wie Zimmerer, Tischler oder Fassbinder haben sich bis heute wenig verändert. Sie wurden lediglich durch moderne Maschinen erweitert. Waidhofen ist in der glücklichen Lage, sogar noch zwei Fassbinder im Ort zu haben, die dieses fast vergessene Handwerk ausüben.

 5-Elemente-Museum im Schloss Rothschild, Mai 2023

Möbel als Glanzstücke des Wohnens
Die älteste Aufzeichnung über das Inventar der bischöflichen Burg Waidhofen stammt aus dem Jahr 1313.
Der spätgotische Stollenschrank des Museums zählt zu den ältesten Schaustücken und stammt aus dem Jagdhaus des Barons Rothschild in Atschreith. Möbel aus Hartholz waren im 17. und 18. Jahrhundert dem Adel und städtischen Patriziat vorbehalten. Vor allem Truhen dienten zur Aufbewahrung von Kleidung, ergänzt durch Wirtschaftsmöbel und Schränke. Die Massenherstellung von kostspieligeren Möbeln wie Glasschränke, Spieltische und Kommoden wurde erst mit dem Aufstieg des Bürgertums im 19. Jahrhundert üblich.

Bäuerliche Möbel - Relativ lange unbeeinflusst vom Stilwandel blieben die bäuerlichen Kästen und Truhen des Ybbstaler Voralpenlandes. Die zweckmäßigen Möbel wurden ab dem 16. Jahrhundert gerne mit floralen oder religiösen Malereien verziert.

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Lundby Puppenhaus „Stockholm"
Seit 1949 produzierte das schwedische Unternehmen „Lundby" Puppenhäuser und Möbel, in den 1960/70er Jahren verbreiteten sie schwedisches Wohngefühl weltweit. Die Villa „Stockholm" wurde 1976-1984 produziert.
Das Haus stammt von Familie Bader, Waidhofen/ Ybbs. Der Unterstock mit Garten wurde von Friederike Kaltenbrunner ergänzt. Die BewohnerInnen sind Lundby, Town Square, Ari und Caco Puppenhauspuppen sowie Schleich-Tiere.

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Nachgebaute Biedermeierstube 1975-1992

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Kaufmannsladen um 1940

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Bürgerstube un 1900

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Mizzi Miel, verh. Sitz (1923-1995)
Das blaue Emaillegeschirr stammt aus Mizzis Elternhaus in der Weyrerstraße. Sie war eine Schulfreundin von Hilde Kaltenbrunner in der Handelsschule.

Gisi von Lazarini (1900-1971)
Puppenküche der Baronesse von Lazarini, der gehbehinderten Enkelin des Bürgermeisters Baron Plenker, nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Küche von Fam. Putzer gekauft, drei Generationen Kinder der Familie spielten damit, bis nur mehr das Gehäuse und die Kredenz erhalten waren. Fam. Kaltenbrunner rekonstruierte und baute die restlichen Möbel, der Messingherd von Otto Kaltenbrunner ist sogar beheizbar.

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Konditorei - von Familie Kaltenbrunner, Puppenköpfe 19. Jh.

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Mostviertler Spielzeugwelt - Ausgewählte Stücke der Sammlung Kaltenbrunner und der Sammlung Wilhelm laden ein, in kindliche Fantasiewelten einzutauchen.

 5-Elemente-Museum im Schloss Rothschild, Mai 2023

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1875 wurde das Waidhofner Schloss vom mächtigen österreichischen Bankier Albert Salomon Anselm Freiherr von Rothschild (1844–1911) gleichzeitig mit den ehemaligen Herrschaften Waidhofen an der Ybbs, Gaming und Enzersfeld um 2,9 Millionen Gulden gekauft. Er wurde damit zum größten Landbesitzer (31.000 ha) in Niederösterreich. Nach dem Tode Albert Rothschilds 1911 (damals der reichste Mann Europas) übernahm sein Sohn Louis Nathaniel Freiherr von Rothschild (1882–1955), Präsident der Creditanstalt und einer der einflussreichsten Männer der Monarchie, die Besitzungen. 1938 wurde er von der SS verhaftet. Für seine Ausreise erpresste man ein enormes Lösegeld, Schloss und Landbesitz wurden enteignet und gingen in Staatsbesitz (Reichsforstmeister) über.

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Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun: